und gottesfürchtigen Freund um sich hat, der ihn mit GOttes Wort fleißig ermahnet, zu solchen Sünden verleiten kann, durch welche er vor GOtt und allen zuchtliebenden Menschen zu schanden wird. Auch hat Satan bey denen, so allein sind, offtmals einen grossen Eingang, daß er sie aufs greulichste sichten, und ihnen mit seinen Versu- chungen hefftig zusetzen kann. Summa, wer al- lein ist, mag leicht von jemand überwältiget wer- den.
Mancher begehet greuliche Sünden, ohne ein- mal zu wissen, daß es so grob gefehlt sey, weil er niemanden hat, den er darüber fragen dürffe. Mancher zappelt in seinem Jammer, wäre gern draus, hat aber keinen Glaubens-und Gebets- freund, der ihm hülfliche Hand biete: Will ge- schweigen, daß die wenigsten wissen, wie der be- gangene Fehler zu verbessern sey. Ein Uebel, daß man nicht länger in sich selbst verschließt und versteckt, sondern einem weisen Freund, in GOtt offenbaret, ist halb gehoben; ein entlastetes Ge- wissen bekommt Ruhe, Freyheit von Satansban- den, und Krafft im Wege der Gottseligkeit fortzu- wandern mit Lust und Freudigkeit.
Und warum wolte man doch das nicht thun? es ist ja noch wol ein frommer weiser Mann un- ter den Predigern und andern zu finden. Warum sich schämen? Fürs erste, kann man ja wol hin- ten herum Rath fragen, ohne sich bloß zu geben, wen es angehe? Hernach, gesetzt auch, man komme durch sein Geständniß in einige Gering- achtung: ists nicht besser den Seelenfrieden der Weltehre vorzuziehen, als eine eingeschlossene Hertzensquaal und nagenden Wurm in sich lei- den, und zuletzt gar verderben? Wann der König
oder
Anhang zum dritten Theil,
und gottesfuͤrchtigen Freund um ſich hat, der ihn mit GOttes Wort fleißig ermahnet, zu ſolchen Suͤnden verleiten kann, durch welche er vor GOtt und allen zuchtliebenden Menſchen zu ſchanden wird. Auch hat Satan bey denen, ſo allein ſind, offtmals einen groſſen Eingang, daß er ſie aufs greulichſte ſichten, und ihnen mit ſeinen Verſu- chungen hefftig zuſetzen kann. Summa, wer al- lein iſt, mag leicht von jemand uͤberwaͤltiget wer- den.
Mancher begehet greuliche Suͤnden, ohne ein- mal zu wiſſen, daß es ſo grob gefehlt ſey, weil er niemanden hat, den er daruͤber fragen duͤrffe. Mancher zappelt in ſeinem Jammer, waͤre gern draus, hat aber keinen Glaubens-und Gebets- freund, der ihm huͤlfliche Hand biete: Will ge- ſchweigen, daß die wenigſten wiſſen, wie der be- gangene Fehler zu verbeſſern ſey. Ein Uebel, daß man nicht laͤnger in ſich ſelbſt verſchließt und verſteckt, ſondern einem weiſen Freund, in GOtt offenbaret, iſt halb gehoben; ein entlaſtetes Ge- wiſſen bekommt Ruhe, Freyheit von Satansban- den, und Krafft im Wege der Gottſeligkeit fortzu- wandern mit Luſt und Freudigkeit.
Und warum wolte man doch das nicht thun? es iſt ja noch wol ein frommer weiſer Mann un- ter den Predigern und andern zu finden. Warum ſich ſchaͤmen? Fuͤrs erſte, kann man ja wol hin- ten herum Rath fragen, ohne ſich bloß zu geben, wen es angehe? Hernach, geſetzt auch, man komme durch ſein Geſtaͤndniß in einige Gering- achtung: iſts nicht beſſer den Seelenfrieden der Weltehre vorzuziehen, als eine eingeſchloſſene Hertzensquaal und nagenden Wurm in ſich lei- den, und zuletzt gar verderben? Wann der Koͤnig
oder
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Anhang zum dritten Theil,
und gottesfuͤrchtigen Freund um ſich hat, der ihn
mit GOttes Wort fleißig ermahnet, zu ſolchen
Suͤnden verleiten kann, durch welche er vor GOtt
und allen zuchtliebenden Menſchen zu ſchanden
wird. Auch hat Satan bey denen, ſo allein ſind,
offtmals einen groſſen Eingang, daß er ſie aufs
greulichſte ſichten, und ihnen mit ſeinen Verſu-
chungen hefftig zuſetzen kann. Summa, wer al-
lein iſt, mag leicht von jemand uͤberwaͤltiget wer-
den.
Mancher begehet greuliche Suͤnden, ohne ein-
mal zu wiſſen, daß es ſo grob gefehlt ſey, weil er
niemanden hat, den er daruͤber fragen duͤrffe.
Mancher zappelt in ſeinem Jammer, waͤre gern
draus, hat aber keinen Glaubens-und Gebets-
freund, der ihm huͤlfliche Hand biete: Will ge-
ſchweigen, daß die wenigſten wiſſen, wie der be-
gangene Fehler zu verbeſſern ſey. Ein Uebel,
daß man nicht laͤnger in ſich ſelbſt verſchließt und
verſteckt, ſondern einem weiſen Freund, in GOtt
offenbaret, iſt halb gehoben; ein entlaſtetes Ge-
wiſſen bekommt Ruhe, Freyheit von Satansban-
den, und Krafft im Wege der Gottſeligkeit fortzu-
wandern mit Luſt und Freudigkeit.
Und warum wolte man doch das nicht thun?
es iſt ja noch wol ein frommer weiſer Mann un-
ter den Predigern und andern zu finden. Warum
ſich ſchaͤmen? Fuͤrs erſte, kann man ja wol hin-
ten herum Rath fragen, ohne ſich bloß zu geben,
wen es angehe? Hernach, geſetzt auch, man
komme durch ſein Geſtaͤndniß in einige Gering-
achtung: iſts nicht beſſer den Seelenfrieden der
Weltehre vorzuziehen, als eine eingeſchloſſene
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/716>, abgerufen am 22.11.2024.
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