kürtzen manchem das Leben, der sonst wegen sei- ner starcken Leibesbeschaffenheit ein höher Alter hätte erreichen können als kein Hirsch.
4) Auf gleiche Weise ists so unbesonnen als an- züglich geredt, wenn man spricht: ein solcher Trieb der Natur sey nothwendig, und müsse um der Fortpflantzung willen da seyn. Denn warum solte eine heilige Begierde, die Zahl der Liebhaber JEsu CHristi zu vermehren, oder auch nur eine vernünftige Begierde sein Geschlecht fortzupflan- tzen, Erben zu haben und seines gleichen zu sehen, bey einem weisen Mann nicht so viel vermögen, als ein viehischer Trieb der Natur? Die ersten Menschen im Paradies waren mit Schönheit, Ge- sundheit und Keuschheit geschmücket, wusten von keiner sündlichen Lust, und waren wie sichtbare, beliebte Engel; darum schämeten sie sich nicht na- ckend zu seyn; die Neigung und Kraft in ihnen, so zur Fortpflantzung ihres Geschlechts dienete, war als eine reine Quelle. Allein der Satan, der grosse Unfläter, hat diese edle Quelle mit allerley Unrath erfüllet, und das heili- ge Liebesfeuer stinckeud gemacht. Muß denn das verfällene Ebenbild GOttes nicht auch in die- sem Stück wieder aufgerichtet werden, in allen, die nicht zum Teufel ins ewige Feuer wollen? JEsus will und muß das Hertz erneuern mit sei- ner Begierde, Liebe und Neigungen im heiligen Geist. Es ist kein besser Bild, einen gottgefälli- gen Ehestand vorzustellen, als wenn man zwey Hertzen an einander gefüget und flammend mah- let, und über denselben das dritte mit einem hellen Schein umgeben, mit einer Krone gezieret und mit dem Nahmen JEsu bezeichnet, mit der Beyschrifft: in JEsu eins, oder: geheiliget in
dem
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C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
kuͤrtzen manchem das Leben, der ſonſt wegen ſei- ner ſtarcken Leibesbeſchaffenheit ein hoͤher Alter haͤtte erreichen koͤnnen als kein Hirſch.
4) Auf gleiche Weiſe iſts ſo unbeſonnen als an- zuͤglich geredt, wenn man ſpricht: ein ſolcher Trieb der Natur ſey nothwendig, und muͤſſe um der Fortpflantzung willen da ſeyn. Denn warum ſolte eine heilige Begierde, die Zahl der Liebhaber JEſu CHriſti zu vermehren, oder auch nur eine vernuͤnftige Begierde ſein Geſchlecht fortzupflan- tzen, Erben zu haben und ſeines gleichen zu ſehen, bey einem weiſen Mann nicht ſo viel vermoͤgen, als ein viehiſcher Trieb der Natur? Die erſten Menſchen im Paradies waren mit Schoͤnheit, Ge- ſundheit und Keuſchheit geſchmuͤcket, wuſten von keiner ſuͤndlichen Luſt, und waren wie ſichtbare, beliebte Engel; darum ſchaͤmeten ſie ſich nicht na- ckend zu ſeyn; die Neigung und Kraft in ihnen, ſo zur Fortpflantzung ihres Geſchlechts dienete, war als eine reine Quelle. Allein der Satan, der groſſe Unflaͤter, hat dieſe edle Quelle mit allerley Unrath erfuͤllet, und das heili- ge Liebesfeuer ſtinckeud gemacht. Muß denn das verfaͤllene Ebenbild GOttes nicht auch in die- ſem Stuͤck wieder aufgerichtet werden, in allen, die nicht zum Teufel ins ewige Feuer wollen? JEſus will und muß das Hertz erneuern mit ſei- ner Begierde, Liebe und Neigungen im heiligen Geiſt. Es iſt kein beſſer Bild, einen gottgefaͤlli- gen Eheſtand vorzuſtellen, als wenn man zwey Hertzen an einander gefuͤget und flammend mah- let, und uͤber denſelben das dritte mit einem hellen Schein umgeben, mit einer Krone gezieret und mit dem Nahmen JEſu bezeichnet, mit der Beyſchrifft: in JEſu eins, oder: geheiliget in
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C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
kuͤrtzen manchem das Leben, der ſonſt wegen ſei-
ner ſtarcken Leibesbeſchaffenheit ein hoͤher Alter
haͤtte erreichen koͤnnen als kein Hirſch.
4) Auf gleiche Weiſe iſts ſo unbeſonnen als an-
zuͤglich geredt, wenn man ſpricht: ein ſolcher Trieb
der Natur ſey nothwendig, und muͤſſe um der
Fortpflantzung willen da ſeyn. Denn warum
ſolte eine heilige Begierde, die Zahl der Liebhaber
JEſu CHriſti zu vermehren, oder auch nur eine
vernuͤnftige Begierde ſein Geſchlecht fortzupflan-
tzen, Erben zu haben und ſeines gleichen zu ſehen,
bey einem weiſen Mann nicht ſo viel vermoͤgen,
als ein viehiſcher Trieb der Natur? Die erſten
Menſchen im Paradies waren mit Schoͤnheit, Ge-
ſundheit und Keuſchheit geſchmuͤcket, wuſten von
keiner ſuͤndlichen Luſt, und waren wie ſichtbare,
beliebte Engel; darum ſchaͤmeten ſie ſich nicht na-
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ſo zur Fortpflantzung ihres Geſchlechts dienete,
war als eine reine Quelle. Allein der Satan,
der groſſe Unflaͤter, hat dieſe edle
Quelle mit allerley Unrath erfuͤllet, und das heili-
ge Liebesfeuer ſtinckeud gemacht. Muß denn
das verfaͤllene Ebenbild GOttes nicht auch in die-
ſem Stuͤck wieder aufgerichtet werden, in allen,
die nicht zum Teufel ins ewige Feuer wollen?
JEſus will und muß das Hertz erneuern mit ſei-
ner Begierde, Liebe und Neigungen im heiligen
Geiſt. Es iſt kein beſſer Bild, einen gottgefaͤlli-
gen Eheſtand vorzuſtellen, als wenn man zwey
Hertzen an einander gefuͤget und flammend mah-
let, und uͤber denſelben das dritte mit einem
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/745>, abgerufen am 22.11.2024.
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