die Sünden bleiben immer als Fluchmesser in der Seelen stecken. Aller Wust der Unsauberkeit wim- melt in dir, und du wirst sehen, welchen du mit deinem halsstarrigen Eigensinn durchstochen hast? Offenb. 1, 7. Wie oft thust du des Fleisches Wil- len! Wie viele Christo widrige Gedancken ereig- nen sich nicht in dir! Wie wenig hassest du was die heilige Schrift verwirft! Wie unandächtig bist du im Gebet? Wie wenig schickest du dich ins Lei- den! Wie sehr scheuest du das blutige Ringen wi- der die Sünde? Hebr. 12, 4. Wie verblendet dich die Eigenliebe, daß du gleich meinest, die Sün- de sey überwunden, die sich doch nur ein bisgen verborgen hält; daher ruckts so langsam mit dem Glauben und Liebe fort, und das neue Wesen sie- het so gar schlecht aus.
Derowegen must du dich demüthigen vor Chri- sto, einen Eckel an dir selbst haben, an GOtt stets hangen, und frischen Muth fassen. Pauli Lär- mengeschrey schalle immer in die Ohren: tödte, tödte! schreye auch mit einem hefftigen Lobge- schrey zu GOtt, so oft er dich von einem Fall zu- rück ziehet; gehe viel mit Christo um, siehe ihm zu, wie er die Sünde getödtet, und bete im Creutz, daß es ein gesegnet heilig Mittel seyn möge al- les abzuschneiden.
Besinne dich wohl! Suchst du alle deine Nei- gungen auf, sie mögen dir noch so viel Gewinn, Nutzen, Ansehen, oder Wohllust bringen; es sey Falschheit, Verleumdung, Groll, Hochmuth, Geitz oder unreine Lüste und schnöde Unzuchts- flammen? erkennest du deren Greuel? gibst du sie bey Christo kläglich und wehmüthig an? zie- hest du sie hervor ins Licht seines Angesichts? zäumest du dein Fleisch? thust du ihm schmertz- lich wehe, also, daß du dem wüsten Unthier nie-
mals
III. Th. Betr. der Unreinigk. B b b
C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
die Suͤnden bleiben immer als Fluchmeſſer in der Seelen ſtecken. Aller Wuſt der Unſauberkeit wim- melt in dir, und du wirſt ſehen, welchen du mit deinem halsſtarrigen Eigenſinn durchſtochen haſt? Offenb. 1, 7. Wie oft thuſt du des Fleiſches Wil- len! Wie viele Chriſto widrige Gedancken ereig- nen ſich nicht in dir! Wie wenig haſſeſt du was die heilige Schrift verwirft! Wie unandaͤchtig biſt du im Gebet? Wie wenig ſchickeſt du dich ins Lei- den! Wie ſehr ſcheueſt du das blutige Ringen wi- der die Suͤnde? Hebr. 12, 4. Wie verblendet dich die Eigenliebe, daß du gleich meineſt, die Suͤn- de ſey uͤberwunden, die ſich doch nur ein bisgen verborgen haͤlt; daher ruckts ſo langſam mit dem Glauben und Liebe fort, und das neue Weſen ſie- het ſo gar ſchlecht aus.
Derowegen muſt du dich demuͤthigen vor Chri- ſto, einen Eckel an dir ſelbſt haben, an GOtt ſtets hangen, und friſchen Muth faſſen. Pauli Laͤr- mengeſchrey ſchalle immer in die Ohren: toͤdte, toͤdte! ſchreye auch mit einem hefftigen Lobge- ſchrey zu GOtt, ſo oft er dich von einem Fall zu- ruͤck ziehet; gehe viel mit Chriſto um, ſiehe ihm zu, wie er die Suͤnde getoͤdtet, und bete im Creutz, daß es ein geſegnet heilig Mittel ſeyn moͤge al- les abzuſchneiden.
Beſinne dich wohl! Suchſt du alle deine Nei- gungen auf, ſie moͤgen dir noch ſo viel Gewinn, Nutzen, Anſehen, oder Wohlluſt bringen; es ſey Falſchheit, Verleumdung, Groll, Hochmuth, Geitz oder unreine Luͤſte und ſchnoͤde Unzuchts- flammen? erkenneſt du deren Greuel? gibſt du ſie bey Chriſto klaͤglich und wehmuͤthig an? zie- heſt du ſie hervor ins Licht ſeines Angeſichts? zaͤumeſt du dein Fleiſch? thuſt du ihm ſchmertz- lich wehe, alſo, daß du dem wuͤſten Unthier nie-
mals
III. Th. Betr. der Unreinigk. B b b
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C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
die Suͤnden bleiben immer als Fluchmeſſer in der
Seelen ſtecken. Aller Wuſt der Unſauberkeit wim-
melt in dir, und du wirſt ſehen, welchen du mit
deinem halsſtarrigen Eigenſinn durchſtochen haſt?
Offenb. 1, 7. Wie oft thuſt du des Fleiſches Wil-
len! Wie viele Chriſto widrige Gedancken ereig-
nen ſich nicht in dir! Wie wenig haſſeſt du was
die heilige Schrift verwirft! Wie unandaͤchtig biſt
du im Gebet? Wie wenig ſchickeſt du dich ins Lei-
den! Wie ſehr ſcheueſt du das blutige Ringen wi-
der die Suͤnde? Hebr. 12, 4. Wie verblendet dich
die Eigenliebe, daß du gleich meineſt, die Suͤn-
de ſey uͤberwunden, die ſich doch nur ein bisgen
verborgen haͤlt; daher ruckts ſo langſam mit dem
Glauben und Liebe fort, und das neue Weſen ſie-
het ſo gar ſchlecht aus.
Derowegen muſt du dich demuͤthigen vor Chri-
ſto, einen Eckel an dir ſelbſt haben, an GOtt ſtets
hangen, und friſchen Muth faſſen. Pauli Laͤr-
mengeſchrey ſchalle immer in die Ohren: toͤdte,
toͤdte! ſchreye auch mit einem hefftigen Lobge-
ſchrey zu GOtt, ſo oft er dich von einem Fall zu-
ruͤck ziehet; gehe viel mit Chriſto um, ſiehe ihm
zu, wie er die Suͤnde getoͤdtet, und bete im Creutz,
daß es ein geſegnet heilig Mittel ſeyn moͤge al-
les abzuſchneiden.
Beſinne dich wohl! Suchſt du alle deine Nei-
gungen auf, ſie moͤgen dir noch ſo viel Gewinn,
Nutzen, Anſehen, oder Wohlluſt bringen; es ſey
Falſchheit, Verleumdung, Groll, Hochmuth,
Geitz oder unreine Luͤſte und ſchnoͤde Unzuchts-
flammen? erkenneſt du deren Greuel? gibſt du
ſie bey Chriſto klaͤglich und wehmuͤthig an? zie-
heſt du ſie hervor ins Licht ſeines Angeſichts?
zaͤumeſt du dein Fleiſch? thuſt du ihm ſchmertz-
lich wehe, alſo, daß du dem wuͤſten Unthier nie-
mals
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/773>, abgerufen am 16.02.2025.
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