du noch einen Tag ausser JEsu Christo leben? GOtt will nicht den Tod des Sünders, aber wol der Sünde: du aber wilt (GOtt zu Leid und Trotz) der Sünden Leben und deiner Seelen Tod! O de- rowegen kündige doch allen Sünden den Krieg an! Wache, bete, kämpffe bis du obgesieget! Ey warum woltest du nicht alles, was GOttes Feind, alles, so | da dem Sinn und Lehre JEsu zuwieder, auch für deine Feinde erklären? Denn
1) Träume nicht in GOttes Gunst und Frie- den zu seyn, so lange du Freundschaft hältst mit seinem Feinde. Lasse dich die schmeichelnde Sün- de nicht verführen; scheinets jetzt eitel Gold und Honig, so ists desto gefährlicher, und liefert die Seele dem ewigen Tode über. Die Lüste haben dem Adam und uns allen einen tödtlichen Streich versetzt, uns von GOtt getrennt, und erregen gar zu böse Verwirrungen.
2) Bedencke, wenn jemand im Sinn hätte dich zu ermorden, wenn er dir deine Aecker und Re- ben verderbete, oder eine ziemliche Summa Gel- des raubete; wie sehr würdest du ihn hassen? Aber welches sind denn die rechten Mörder und Diebe? Die Fleisches-Lust ists mit allen ihren Arten und Ausbrüchen: diese stehlen nicht nur die süsse Em- pfindung der Huld GOttes, und so viele himmlische Segen und Gnaden-Gaben, sondern GOtt und den Himmel selbst, daß du weder an GOtt noch Chri- sto und seiner Seligkeit einen Theil haben kannst: solst du dis nicht hassen? So dich jemand grob und empfindlich beleidigte, oder deine Ehre und guten Namen verletzte: wie würdest du aufbren- nen? (welches zwar abermal nicht Christlich wä- re: denn Rachgier, Geitz und Stoltz müssen so wol als fleischliche Begierden gecreutziget werden.) Jndeß siehe doch! diese greiffen dich so gar an dei-
ner
B b b 2
C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
du noch einen Tag auſſer JEſu Chriſto leben? GOtt will nicht den Tod des Suͤnders, aber wol der Suͤnde: du aber wilt (GOtt zu Leid und Trotz) der Suͤnden Leben und deiner Seelen Tod! O de- rowegen kuͤndige doch allen Suͤnden den Krieg an! Wache, bete, kaͤmpffe bis du obgeſieget! Ey warum wolteſt du nicht alles, was GOttes Feind, alles, ſo | da dem Sinn und Lehre JEſu zuwieder, auch fuͤr deine Feinde erklaͤren? Denn
1) Traͤume nicht in GOttes Gunſt und Frie- den zu ſeyn, ſo lange du Freundſchaft haͤltſt mit ſeinem Feinde. Laſſe dich die ſchmeichelnde Suͤn- de nicht verfuͤhren; ſcheinets jetzt eitel Gold und Honig, ſo iſts deſto gefaͤhrlicher, und liefert die Seele dem ewigen Tode uͤber. Die Luͤſte haben dem Adam und uns allen einen toͤdtlichen Streich verſetzt, uns von GOtt getrennt, und erregen gar zu boͤſe Verwirrungen.
2) Bedencke, wenn jemand im Sinn haͤtte dich zu ermorden, wenn er dir deine Aecker und Re- ben verderbete, oder eine ziemliche Summa Gel- des raubete; wie ſehr wuͤrdeſt du ihn haſſen? Aber welches ſind denn die rechten Moͤrder und Diebe? Die Fleiſches-Luſt iſts mit allen ihren Arten und Ausbruͤchen: dieſe ſtehlen nicht nur die ſuͤſſe Em- pfindung der Huld GOttes, und ſo viele himmliſche Segen und Gnaden-Gaben, ſondern GOtt und den Himmel ſelbſt, daß du weder an GOtt noch Chri- ſto und ſeiner Seligkeit einen Theil haben kannſt: ſolſt du dis nicht haſſen? So dich jemand grob und empfindlich beleidigte, oder deine Ehre und guten Namen verletzte: wie wuͤrdeſt du aufbren- nen? (welches zwar abermal nicht Chriſtlich waͤ- re: denn Rachgier, Geitz und Stoltz muͤſſen ſo wol als fleiſchliche Begierden gecreutziget werden.) Jndeß ſiehe doch! dieſe greiffen dich ſo gar an dei-
ner
B b b 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0775"n="755"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
du noch einen Tag auſſer JEſu Chriſto leben?<lb/>
GOtt will nicht den Tod des Suͤnders, aber wol<lb/>
der Suͤnde: du aber wilt (GOtt zu Leid und Trotz)<lb/>
der Suͤnden Leben und deiner Seelen Tod! O de-<lb/>
rowegen kuͤndige doch allen Suͤnden den Krieg an!<lb/>
Wache, bete, kaͤmpffe bis du obgeſieget! Ey<lb/>
warum wolteſt du nicht alles, was GOttes Feind,<lb/>
alles, ſo | da dem Sinn und Lehre JEſu zuwieder,<lb/>
auch fuͤr deine Feinde erklaͤren? Denn</p><lb/><p>1) Traͤume nicht in GOttes Gunſt und Frie-<lb/>
den zu ſeyn, ſo lange du Freundſchaft haͤltſt mit<lb/>ſeinem Feinde. Laſſe dich die ſchmeichelnde Suͤn-<lb/>
de nicht verfuͤhren; ſcheinets jetzt eitel Gold und<lb/>
Honig, ſo iſts deſto gefaͤhrlicher, und liefert die<lb/>
Seele dem ewigen Tode uͤber. Die Luͤſte haben<lb/>
dem Adam und uns allen einen toͤdtlichen<lb/>
Streich verſetzt, uns von GOtt getrennt, und<lb/>
erregen gar zu boͤſe Verwirrungen.</p><lb/><p>2) Bedencke, wenn jemand im Sinn haͤtte dich<lb/>
zu ermorden, wenn er dir deine Aecker und Re-<lb/>
ben verderbete, oder eine ziemliche Summa Gel-<lb/>
des raubete; wie ſehr wuͤrdeſt du ihn haſſen? Aber<lb/>
welches ſind denn die rechten Moͤrder und Diebe?<lb/>
Die Fleiſches-Luſt iſts mit allen ihren Arten und<lb/>
Ausbruͤchen: dieſe ſtehlen nicht nur die ſuͤſſe Em-<lb/>
pfindung der Huld GOttes, und ſo viele himmliſche<lb/>
Segen und Gnaden-Gaben, ſondern GOtt und<lb/>
den Himmel ſelbſt, daß du weder an GOtt noch Chri-<lb/>ſto und ſeiner Seligkeit einen Theil haben kannſt:<lb/>ſolſt du dis nicht haſſen? So dich jemand grob<lb/>
und empfindlich beleidigte, oder deine Ehre und<lb/>
guten Namen verletzte: wie wuͤrdeſt du aufbren-<lb/>
nen? (welches zwar abermal nicht Chriſtlich waͤ-<lb/>
re: denn Rachgier, Geitz und Stoltz muͤſſen ſo<lb/>
wol als fleiſchliche Begierden gecreutziget werden.)<lb/>
Jndeß ſiehe doch! dieſe greiffen dich ſo gar an dei-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b b 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ner</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[755/0775]
C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
du noch einen Tag auſſer JEſu Chriſto leben?
GOtt will nicht den Tod des Suͤnders, aber wol
der Suͤnde: du aber wilt (GOtt zu Leid und Trotz)
der Suͤnden Leben und deiner Seelen Tod! O de-
rowegen kuͤndige doch allen Suͤnden den Krieg an!
Wache, bete, kaͤmpffe bis du obgeſieget! Ey
warum wolteſt du nicht alles, was GOttes Feind,
alles, ſo | da dem Sinn und Lehre JEſu zuwieder,
auch fuͤr deine Feinde erklaͤren? Denn
1) Traͤume nicht in GOttes Gunſt und Frie-
den zu ſeyn, ſo lange du Freundſchaft haͤltſt mit
ſeinem Feinde. Laſſe dich die ſchmeichelnde Suͤn-
de nicht verfuͤhren; ſcheinets jetzt eitel Gold und
Honig, ſo iſts deſto gefaͤhrlicher, und liefert die
Seele dem ewigen Tode uͤber. Die Luͤſte haben
dem Adam und uns allen einen toͤdtlichen
Streich verſetzt, uns von GOtt getrennt, und
erregen gar zu boͤſe Verwirrungen.
2) Bedencke, wenn jemand im Sinn haͤtte dich
zu ermorden, wenn er dir deine Aecker und Re-
ben verderbete, oder eine ziemliche Summa Gel-
des raubete; wie ſehr wuͤrdeſt du ihn haſſen? Aber
welches ſind denn die rechten Moͤrder und Diebe?
Die Fleiſches-Luſt iſts mit allen ihren Arten und
Ausbruͤchen: dieſe ſtehlen nicht nur die ſuͤſſe Em-
pfindung der Huld GOttes, und ſo viele himmliſche
Segen und Gnaden-Gaben, ſondern GOtt und
den Himmel ſelbſt, daß du weder an GOtt noch Chri-
ſto und ſeiner Seligkeit einen Theil haben kannſt:
ſolſt du dis nicht haſſen? So dich jemand grob
und empfindlich beleidigte, oder deine Ehre und
guten Namen verletzte: wie wuͤrdeſt du aufbren-
nen? (welches zwar abermal nicht Chriſtlich waͤ-
re: denn Rachgier, Geitz und Stoltz muͤſſen ſo
wol als fleiſchliche Begierden gecreutziget werden.)
Jndeß ſiehe doch! dieſe greiffen dich ſo gar an dei-
ner
B b b 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/775>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.