Io. Manlius führt in seinen Collectaneis Theol. Tom. II. p. 187. ein merckwürdiges Exempel davon an, wie ein sonst gelehrter Mann, Namens Helzer, in die Sclaverey dieser Greuel so tieff verfallen war, daß er endlich wegen ver- übter Schandthaten zu Constantz dem Hencker in die Hände gefallen. Als dieser Unglückselige bereits auf dem Richtplatz war, und eben solte abgethan werden; bezeugte er unter andern vor allen Anwesenden, daß er sich öfters entschlossen habe, von diesen Greueln abzustehen, und sich zu GOtt zu wenden: aber er sey von ihnen, als von starcken Ketten, so hart gefangen gehal- ten und verstrickt worden, daß er nicht habe kön- nen los werden, sondern sey immer wieder zu-
rück
voluptatis avidae libidines temere et effrenate ad potiundum incitarentur. Hinc patriae proditio- nes, hinc rerum publicarum eversiones, hinc cum hostibus clandestina colloquiae nasci: nullum denique scelus, nullum malum facinus esse, ad quod suscipiendum non libido voluptatis impelleret: stupra vero, et adulte- ria, et omne tale flagitium, nullis aliis illecebris excitari, nisi voluptatis. Cumque homini sive natura, sive quis Deus nihil mente praestabilius dedisset, huic divino muneri ac dono nihil esse tam inimicum, quam voluptatem. Nec enim libidine dom nante temperantiae locum esse; neque omnino in voluptatis regno virtutem posse consistere - - quo circa nihil esse tam dete- stabile, tamque pestiferum, quam voluptatem, si quidem ea, cum major esset atque longior, omne animi lumen exstingueret - - Impedit enim con- silium voluptas, rationi inimica, ac mentis prae- stringit oculos, nec habet ullum cum virtute commercium.
(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
Io. Manlius fuͤhrt in ſeinen Collectaneis Theol. Tom. II. p. 187. ein merckwuͤrdiges Exempel davon an, wie ein ſonſt gelehrter Mann, Namens Helzer, in die Sclaverey dieſer Greuel ſo tieff verfallen war, daß er endlich wegen ver- uͤbter Schandthaten zu Conſtantz dem Hencker in die Haͤnde gefallen. Als dieſer Ungluͤckſelige bereits auf dem Richtplatz war, und eben ſolte abgethan werden; bezeugte er unter andern vor allen Anweſenden, daß er ſich oͤfters entſchloſſen habe, von dieſen Greueln abzuſtehen, und ſich zu GOtt zu wenden: aber er ſey von ihnen, als von ſtarcken Ketten, ſo hart gefangen gehal- ten und verſtrickt worden, daß er nicht habe koͤn- nen los werden, ſondern ſey immer wieder zu-
ruͤck
voluptatis avidæ libidines temere et effrenate ad potiundum incitarentur. Hinc patriæ proditio- nes, hinc rerum publicarum everſiones, hinc cum hoſtibus clandeſtina colloquiæ naſci: nullum denique ſcelus, nullum malum facinus esſe, ad quod ſuſcipiendum non libido voluptatis impelleret: ſtupra vero, et adulte- ria, et omne tale flagitium, nullis aliis illecebris excitari, niſi voluptatis. Cumque homini ſive natura, ſive quis Deus nihil mente præſtabilius dedisſet, huic divino muneri ac dono nihil esſe tam inimicum, quam voluptatem. Nec enim libidine dom nante temperantiæ locum esſe; neque omnino in voluptatis regno virtutem posſe conſiſtere ‒ ‒ quo circa nihil eſſe tam dete- ſtabile, tamque peſtiferum, quam voluptatem, ſi quidem ea, cum major esſet atque longior, omne animi lumen exſtingueret ‒ ‒ Impedit enim con- ſilium voluptas, rationi inimica, ac mentis præ- ſtringit oculos, nec habet ullum cum virtute commercium.
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(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
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Io. Manlius fuͤhrt in ſeinen Collectaneis
Theol. Tom. II. p. 187. ein merckwuͤrdiges
Exempel davon an, wie ein ſonſt gelehrter Mann,
Namens Helzer, in die Sclaverey dieſer Greuel
ſo tieff verfallen war, daß er endlich wegen ver-
uͤbter Schandthaten zu Conſtantz dem Hencker
in die Haͤnde gefallen. Als dieſer Ungluͤckſelige
bereits auf dem Richtplatz war, und eben ſolte
abgethan werden; bezeugte er unter andern vor
allen Anweſenden, daß er ſich oͤfters entſchloſſen
habe, von dieſen Greueln abzuſtehen, und ſich
zu GOtt zu wenden: aber er ſey von ihnen,
als von ſtarcken Ketten, ſo hart gefangen gehal-
ten und verſtrickt worden, daß er nicht habe koͤn-
nen los werden, ſondern ſey immer wieder zu-
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potiundum incitarentur. Hinc patriæ proditio-
nes, hinc rerum publicarum everſiones,
hinc cum hoſtibus clandeſtina colloquiæ
naſci: nullum denique ſcelus, nullum malum
facinus esſe, ad quod ſuſcipiendum non libido
voluptatis impelleret: ſtupra vero, et adulte-
ria, et omne tale flagitium, nullis aliis illecebris
excitari, niſi voluptatis. Cumque homini ſive
natura, ſive quis Deus nihil mente præſtabilius
dedisſet, huic divino muneri ac dono nihil esſe
tam inimicum, quam voluptatem. Nec enim
libidine dom nante temperantiæ locum esſe;
neque omnino in voluptatis regno virtutem
posſe conſiſtere ‒ ‒ quo circa nihil eſſe tam dete-
ſtabile, tamque peſtiferum, quam voluptatem, ſi
quidem ea, cum major esſet atque longior, omne
animi lumen exſtingueret ‒ ‒ Impedit enim con-
ſilium voluptas, rationi inimica, ac mentis præ-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/98>, abgerufen am 16.02.2025.
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