Sattler, Basilius: Zwo Predigten, gehalten uber der Leich weiland der durchleuchtigen hochgebornen Fürstin und Frawen, Frawen Dorothea, gebornen zu Sachsen, Hertzogin zu Braunschweig und Lüneburg etc. Wolfenbüttel, 1587.Es ist vns angeboren / vnd in die Natur gepflantzt / das ein Ehegemahel das ander / Eltern die Kinder / vnd Kinder die Eltern klagen vnd beweinen / vnd eins vber des andern abscheid trawrig vnd betrübet werde. Schreibet man doch von einem Turtelteublein / wenn es seinen Ehegaten verloren / so samle es sich nicht wieder mit einer andern Turteltauben / sitze auch nicht mehr auff einem grünem / sondern stets auff einem dürren Zweig / vnd trincke kein Wasser / es sey denn zuuor geglümet vnd betrübet. Wenn einem Vogel seine Jungen genommen werden / wie fleugt er hin vnd wieder / vnd zirpst / vnd beklaget sich auff seine weise. So sollen ja wir Menschen dißfals nicht gröber sein / als die vnuernunfftigen Thier. Aber sonderlich sollen wir hierin folgen GOttes Wort / das solches nicht allein nicht verbeut / Sondern auch fordert. Es wil GOtt / das ein Christ den andern / vnd sonderlich ein Verwandter den andern / ein Ehegemahel das ander / Eltern jhre Kinder / vnd Kinder jhre Eltern lieben sollen. Sölche liebe nun kan es nicht lassen / das sie sich nicht betrübe / wenn einer des andern beraubet wird / vnd entberen mus. Darumb hören wir hie / das der grosse Man vnd Prophet GOttes Abraham seine Hausfrawen klaget vnd beweinet. Desgleichen zeuget im folgenden Capitel der heilige Geist von dem frommen Isaac / das er lange zeit vmb seine Mutter getrawret / vnd sich nicht habe zufrieden geben / vnd solch leid recht vberwinden können / bis jhn entlich GOtt im Ehestande mit seiner lieben Hausfrawen der Rebecca wol versorget / da stehet erst / Er ward getrö- Es ist vns angeboren / vnd in die Natur gepflantzt / das ein Ehegemahel das ander / Eltern die Kinder / vnd Kinder die Eltern klagen vnd beweinen / vnd eins vber des andern abscheid trawrig vnd betrübet werde. Schreibet man doch von einem Turtelteublein / wenn es seinen Ehegaten verloren / so samle es sich nicht wieder mit einer andern Turteltauben / sitze auch nicht mehr auff einem grünem / sondern stets auff einem dürren Zweig / vnd trincke kein Wasser / es sey denn zuuor geglümet vnd betrübet. Wenn einem Vogel seine Jungen genommen werden / wie fleugt er hin vnd wieder / vnd zirpst / vnd beklaget sich auff seine weise. So sollen ja wir Menschen dißfals nicht gröber sein / als die vnuernunfftigen Thier. Aber sonderlich sollen wir hierin folgen GOttes Wort / das solches nicht allein nicht verbeut / Sondern auch fordert. Es wil GOtt / das ein Christ den andern / vnd sonderlich ein Verwandter den andern / ein Ehegemahel das ander / Eltern jhre Kinder / vnd Kinder jhre Eltern lieben sollen. Sölche liebe nun kan es nicht lassen / das sie sich nicht betrübe / wenn einer des andern beraubet wird / vnd entberen mus. Darumb hören wir hie / das der grosse Man vnd Prophet GOttes Abraham seine Hausfrawen klaget vnd beweinet. Desgleichen zeuget im folgenden Capitel der heilige Geist von dem frommen Isaac / das er lange zeit vmb seine Mutter getrawret / vnd sich nicht habe zufrieden geben / vnd solch leid recht vberwinden können / bis jhn entlich GOtt im Ehestande mit seiner lieben Hausfrawen der Rebecca wol versorget / da stehet erst / Er ward getrö- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0030"/> <p>Es ist vns angeboren / vnd in die Natur gepflantzt / das ein Ehegemahel das ander / Eltern die Kinder / vnd Kinder die Eltern klagen vnd beweinen / vnd eins vber des andern abscheid trawrig vnd betrübet werde. Schreibet man doch von einem Turtelteublein / wenn es seinen Ehegaten verloren / so samle es sich nicht wieder mit einer andern Turteltauben / sitze auch nicht mehr auff einem grünem / sondern stets auff einem dürren Zweig / vnd trincke kein Wasser / es sey denn zuuor geglümet vnd betrübet. Wenn einem Vogel seine Jungen genommen werden / wie fleugt er hin vnd wieder / vnd zirpst / vnd beklaget sich auff seine weise. So sollen ja wir Menschen dißfals nicht gröber sein / als die vnuernunfftigen Thier.</p> <p>Aber sonderlich sollen wir hierin folgen GOttes Wort / das solches nicht allein nicht verbeut / Sondern auch fordert. Es wil GOtt / das ein Christ den andern / vnd sonderlich ein Verwandter den andern / ein Ehegemahel das ander / Eltern jhre Kinder / vnd Kinder jhre Eltern lieben sollen. Sölche liebe nun kan es nicht lassen / das sie sich nicht betrübe / wenn einer des andern beraubet wird / vnd entberen mus.</p> <p>Darumb hören wir hie / das der grosse Man vnd Prophet GOttes Abraham seine Hausfrawen klaget vnd beweinet. Desgleichen zeuget im folgenden Capitel der heilige Geist von dem frommen Isaac / das er lange zeit vmb seine Mutter getrawret / vnd sich nicht habe zufrieden geben / vnd solch leid recht vberwinden können / bis jhn entlich GOtt im Ehestande mit seiner lieben Hausfrawen der Rebecca wol versorget / da stehet erst / Er ward getrö- </p> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
Es ist vns angeboren / vnd in die Natur gepflantzt / das ein Ehegemahel das ander / Eltern die Kinder / vnd Kinder die Eltern klagen vnd beweinen / vnd eins vber des andern abscheid trawrig vnd betrübet werde. Schreibet man doch von einem Turtelteublein / wenn es seinen Ehegaten verloren / so samle es sich nicht wieder mit einer andern Turteltauben / sitze auch nicht mehr auff einem grünem / sondern stets auff einem dürren Zweig / vnd trincke kein Wasser / es sey denn zuuor geglümet vnd betrübet. Wenn einem Vogel seine Jungen genommen werden / wie fleugt er hin vnd wieder / vnd zirpst / vnd beklaget sich auff seine weise. So sollen ja wir Menschen dißfals nicht gröber sein / als die vnuernunfftigen Thier.
Aber sonderlich sollen wir hierin folgen GOttes Wort / das solches nicht allein nicht verbeut / Sondern auch fordert. Es wil GOtt / das ein Christ den andern / vnd sonderlich ein Verwandter den andern / ein Ehegemahel das ander / Eltern jhre Kinder / vnd Kinder jhre Eltern lieben sollen. Sölche liebe nun kan es nicht lassen / das sie sich nicht betrübe / wenn einer des andern beraubet wird / vnd entberen mus.
Darumb hören wir hie / das der grosse Man vnd Prophet GOttes Abraham seine Hausfrawen klaget vnd beweinet. Desgleichen zeuget im folgenden Capitel der heilige Geist von dem frommen Isaac / das er lange zeit vmb seine Mutter getrawret / vnd sich nicht habe zufrieden geben / vnd solch leid recht vberwinden können / bis jhn entlich GOtt im Ehestande mit seiner lieben Hausfrawen der Rebecca wol versorget / da stehet erst / Er ward getrö-
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