Savigny, Friedrich Carl von: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Heidelberg, 1814.deren Wege zu demselben Ziel, welchem die Freunde Daß nun diese Gemeinschaft des bürgerlichen 1) Nämlich die gegenwärtigen Vorschläge eines neu einzu-
führenden Gesetzbuchs sind lediglich veranlaßt durch den Zustand der Länder, worin bis jetzt das gemeine Recht oder der Code galt, und ich habe stillschweigend angenommen, daß der Vorschlag selbst nicht weiter gehe als diese seine Veranlassung. Sollte aber auch Oesterreich und Preussen darin mitbegriffen seyn, so wäre allerdings von der politischen Seite diese Vollständigkeit sehr zu loben, aber für diese Länder selbst wäre wohl zu bedenken, was oben (Abschn. 8.) in anderer Rücksicht gegen die Abschaffung ihrer Gesetzbücher gesagt worden ist. deren Wege zu demſelben Ziel, welchem die Freunde Daß nun dieſe Gemeinſchaft des bürgerlichen 1) Nämlich die gegenwärtigen Vorſchläge eines neu einzu-
führenden Geſetzbuchs ſind lediglich veranlaßt durch den Zuſtand der Länder, worin bis jetzt das gemeine Recht oder der Code galt, und ich habe ſtillſchweigend angenommen, daß der Vorſchlag ſelbſt nicht weiter gehe als dieſe ſeine Veranlaſſung. Sollte aber auch Oeſterreich und Preuſſen darin mitbegriffen ſeyn, ſo wäre allerdings von der politiſchen Seite dieſe Vollſtändigkeit ſehr zu loben, aber für dieſe Länder ſelbſt wäre wohl zu bedenken, was oben (Abſchn. 8.) in anderer Rückſicht gegen die Abſchaffung ihrer Geſetzbücher geſagt worden iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0162" n="152"/> deren Wege zu demſelben Ziel, welchem die Freunde<lb/> des allgemeinen Geſetzbuchs nachſtreben, aus dem<lb/> bürgerlichen Recht nämlich eine gemeinſame Angele-<lb/> genheit der Nation, und damit zugleich eine neue<lb/> Befeſtigung ihrer Einheit zu machen; nur führt un-<lb/> ſre Anſicht vollſtändiger dahin, indem ſie in der That<lb/> alle Deutſchen Lande umfaßt, während durch das<lb/> vorgeſchlagene Geſetzbuch Deutſchland in drey große<lb/> Ländermaſſen zerfallen würde, die durch das bürger-<lb/> liche Recht ſogar ſchärfer als vorhin geſchieden wä-<lb/> ren: Oeſterreich nämlich, Preußen, und die Länder<lb/> des Geſetzbuchs <note place="foot" n="1)">Nämlich die gegenwärtigen Vorſchläge eines neu einzu-<lb/> führenden Geſetzbuchs ſind lediglich veranlaßt durch den Zuſtand<lb/> der Länder, worin bis jetzt das gemeine Recht oder der Code<lb/> galt, und ich habe ſtillſchweigend angenommen, daß der Vorſchlag<lb/> ſelbſt nicht weiter gehe als dieſe ſeine Veranlaſſung. Sollte aber<lb/> auch Oeſterreich und Preuſſen darin mitbegriffen ſeyn, ſo wäre<lb/> allerdings von der politiſchen Seite dieſe Vollſtändigkeit ſehr zu<lb/> loben, aber für dieſe Länder ſelbſt wäre wohl zu bedenken, was<lb/> oben (Abſchn. 8.) in anderer Rückſicht gegen die Abſchaffung ihrer<lb/> Geſetzbücher geſagt worden iſt.</note>.</p><lb/> <p>Daß nun dieſe Gemeinſchaft des bürgerlichen<lb/> Rechts in allen wirklichen Einrichtungen anerkannt<lb/> und vorausgeſetzt werde, halte ich eben wegen jener<lb/> durch ſie mit zu begründenden Vereinigung für eine<lb/> der wichtigſten Angelegenheiten der Nation. Wie es<lb/> keine Preuſſiſche und Bairiſche Sprache oder Litera-<lb/> tur giebt, ſondern eine Deutſche, ſo iſt es auch mit<lb/> den Urquellen unſres Rechts und mit deren geſchicht-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [152/0162]
deren Wege zu demſelben Ziel, welchem die Freunde
des allgemeinen Geſetzbuchs nachſtreben, aus dem
bürgerlichen Recht nämlich eine gemeinſame Angele-
genheit der Nation, und damit zugleich eine neue
Befeſtigung ihrer Einheit zu machen; nur führt un-
ſre Anſicht vollſtändiger dahin, indem ſie in der That
alle Deutſchen Lande umfaßt, während durch das
vorgeſchlagene Geſetzbuch Deutſchland in drey große
Ländermaſſen zerfallen würde, die durch das bürger-
liche Recht ſogar ſchärfer als vorhin geſchieden wä-
ren: Oeſterreich nämlich, Preußen, und die Länder
des Geſetzbuchs 1).
Daß nun dieſe Gemeinſchaft des bürgerlichen
Rechts in allen wirklichen Einrichtungen anerkannt
und vorausgeſetzt werde, halte ich eben wegen jener
durch ſie mit zu begründenden Vereinigung für eine
der wichtigſten Angelegenheiten der Nation. Wie es
keine Preuſſiſche und Bairiſche Sprache oder Litera-
tur giebt, ſondern eine Deutſche, ſo iſt es auch mit
den Urquellen unſres Rechts und mit deren geſchicht-
1) Nämlich die gegenwärtigen Vorſchläge eines neu einzu-
führenden Geſetzbuchs ſind lediglich veranlaßt durch den Zuſtand
der Länder, worin bis jetzt das gemeine Recht oder der Code
galt, und ich habe ſtillſchweigend angenommen, daß der Vorſchlag
ſelbſt nicht weiter gehe als dieſe ſeine Veranlaſſung. Sollte aber
auch Oeſterreich und Preuſſen darin mitbegriffen ſeyn, ſo wäre
allerdings von der politiſchen Seite dieſe Vollſtändigkeit ſehr zu
loben, aber für dieſe Länder ſelbſt wäre wohl zu bedenken, was
oben (Abſchn. 8.) in anderer Rückſicht gegen die Abſchaffung ihrer
Geſetzbücher geſagt worden iſt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |