Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang. Unterschieds ist schon oben (§ 124) angegeben worden. --Die Unmöglichkeit kann nun gegründet seyn in der Natur der Handlung, worauf das Rechtsverhältniß gerichtet ist, so z. B. wenn Einer verspricht, unmittelbar vor seinem Tode (cum morietur) nach Alexandrien zu kommen (i). Sie kann aber ferner gegründet seyn in der Beschaffenheit des Rechtsverhältnisses selbst, und dahin gehören folgende Fälle. Wenn der Niesbrauch gegeben wird für die Zeit unmittelbar vor dem Tode des Fructuars, so ist er un- möglich, weil er gleich in dem folgenden Augenblick wieder aufhören muß, also niemals genossen werden kann (k). Eben so war es, wenn einem Sklaven im Testament die Freyheit gegeben wurde für die Zeit seines Todes, oder für eine so entfernte Zeit, daß er sie gar nicht erleben konnte (l); denn die Freyheit hat nur Werth, insofern sie (i) L. 46 § 1 de V. O. (45. 1.). Man möchte einwenden, der Ster- bende sey eben so wenig fähig Geld zu zahlen. Allein diese Hand- lung, als etwas Momentanes, ist von Seiten des Sterbenden we- nigstens nicht undenkbar, und kann in jedem Fall von dem Er- ben nachgeholt werden, ohne ihren Werth und Character zu verän- dern, jene versprochene Reise war etwas ganz Persönliches. Ist die für die Todeszeit versprochene Handlung zwar auch zeitraubend, aber nicht persönlich, wie z. B. ein Hausbau, so war die Stipu- lation auch ungültig, da nur der Erbe sie erfüllen konnte: Justi- nian gestattete sie, so wie die post mortem. L. 15 C. de contr. et comm. stip. (8. 38.). (k) L. 51 de usufructu (7. 1.), L. 5 de usu et usufr. leg. (33. 2.). -- Außerdem konnte ein Nies- brauch gegeben werden ex die, wenigstens gewiß durch Legat; bey den andern Entstehungsarten war die Möglichkeit wegen der besondern Form derselben streitig (Fragm. Vat. § 49. 50), für das neueste Recht ist es gewiß möglich. (l) L. 4 § 1 de statulib. (40.7.),
L. 17 pr. L. 61 pr. de man. test. (40. 4.), L. 107 § 1 de leg. 1 (30. un.) -- Über L. 4 § 1 cit. vgl. oben § 124. d. i., und § 121. t. Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. Unterſchieds iſt ſchon oben (§ 124) angegeben worden. —Die Unmoͤglichkeit kann nun gegründet ſeyn in der Natur der Handlung, worauf das Rechtsverhältniß gerichtet iſt, ſo z. B. wenn Einer verſpricht, unmittelbar vor ſeinem Tode (cum morietur) nach Alexandrien zu kommen (i). Sie kann aber ferner gegründet ſeyn in der Beſchaffenheit des Rechtsverhältniſſes ſelbſt, und dahin gehören folgende Fälle. Wenn der Niesbrauch gegeben wird für die Zeit unmittelbar vor dem Tode des Fructuars, ſo iſt er un- möglich, weil er gleich in dem folgenden Augenblick wieder aufhören muß, alſo niemals genoſſen werden kann (k). Eben ſo war es, wenn einem Sklaven im Teſtament die Freyheit gegeben wurde für die Zeit ſeines Todes, oder für eine ſo entfernte Zeit, daß er ſie gar nicht erleben konnte (l); denn die Freyheit hat nur Werth, inſofern ſie (i) L. 46 § 1 de V. O. (45. 1.). Man möchte einwenden, der Ster- bende ſey eben ſo wenig fähig Geld zu zahlen. Allein dieſe Hand- lung, als etwas Momentanes, iſt von Seiten des Sterbenden we- nigſtens nicht undenkbar, und kann in jedem Fall von dem Er- ben nachgeholt werden, ohne ihren Werth und Character zu verän- dern, jene verſprochene Reiſe war etwas ganz Perſönliches. Iſt die für die Todeszeit verſprochene Handlung zwar auch zeitraubend, aber nicht perſönlich, wie z. B. ein Hausbau, ſo war die Stipu- lation auch ungültig, da nur der Erbe ſie erfüllen konnte: Juſti- nian geſtattete ſie, ſo wie die post mortem. L. 15 C. de contr. et comm. stip. (8. 38.). (k) L. 51 de usufructu (7. 1.), L. 5 de usu et usufr. leg. (33. 2.). — Außerdem konnte ein Nies- brauch gegeben werden ex die, wenigſtens gewiß durch Legat; bey den andern Entſtehungsarten war die Möglichkeit wegen der beſondern Form derſelben ſtreitig (Fragm. Vat. § 49. 50), für das neueſte Recht iſt es gewiß möglich. (l) L. 4 § 1 de statulib. (40.7.),
L. 17 pr. L. 61 pr. de man. test. (40. 4.), L. 107 § 1 de leg. 1 (30. un.) — Über L. 4 § 1 cit. vgl. oben § 124. d. i., und § 121. t. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0228" n="216"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältniſſe. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Entſtehung und Untergang.</fw><lb/> Unterſchieds iſt ſchon oben (§ 124) angegeben worden. —<lb/> Die Unmoͤglichkeit kann nun gegründet ſeyn in der Natur<lb/> der Handlung, worauf das Rechtsverhältniß gerichtet iſt,<lb/> ſo z. B. wenn Einer verſpricht, unmittelbar vor ſeinem<lb/> Tode (<hi rendition="#aq">cum morietur</hi>) nach Alexandrien zu kommen <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 46 § 1 <hi rendition="#i">de V. O.</hi></hi> (45. 1.).<lb/> Man möchte einwenden, der Ster-<lb/> bende ſey eben ſo wenig fähig<lb/> Geld zu zahlen. Allein dieſe Hand-<lb/> lung, als etwas Momentanes, iſt<lb/> von Seiten des Sterbenden we-<lb/> nigſtens nicht undenkbar, und<lb/> kann in jedem Fall von dem Er-<lb/> ben nachgeholt werden, ohne ihren<lb/> Werth und Character zu verän-<lb/> dern, jene verſprochene Reiſe war<lb/> etwas ganz Perſönliches. Iſt die<lb/> für die Todeszeit verſprochene<lb/> Handlung zwar auch zeitraubend,<lb/> aber nicht perſönlich, wie z. B.<lb/> ein Hausbau, ſo war die Stipu-<lb/> lation auch ungültig, da nur der<lb/> Erbe ſie erfüllen konnte: Juſti-<lb/> nian geſtattete ſie, ſo wie die<lb/><hi rendition="#aq">post mortem. <hi rendition="#i">L.</hi> 15 <hi rendition="#i">C. de contr.<lb/> et comm. stip.</hi></hi> (8. 38.).</note>.<lb/> Sie kann aber ferner gegründet ſeyn in der Beſchaffenheit<lb/> des Rechtsverhältniſſes ſelbſt, und dahin gehören folgende<lb/> Fälle. Wenn der Niesbrauch gegeben wird für die Zeit<lb/> unmittelbar vor dem Tode des Fructuars, ſo iſt er un-<lb/> möglich, weil er gleich in dem folgenden Augenblick wieder<lb/> aufhören muß, alſo niemals genoſſen werden kann <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 51 <hi rendition="#i">de usufructu</hi> (7. 1.),<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 5 <hi rendition="#i">de usu et usufr. leg.</hi></hi> (33. 2.).<lb/> — Außerdem konnte ein Nies-<lb/> brauch gegeben werden <hi rendition="#aq">ex die,</hi><lb/> wenigſtens gewiß durch Legat;<lb/> bey den andern Entſtehungsarten<lb/> war die Möglichkeit wegen der<lb/> beſondern Form derſelben ſtreitig<lb/> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Fragm. Vat.</hi></hi> § 49. 50), für das<lb/> neueſte Recht iſt es gewiß möglich.</note>.<lb/> Eben ſo war es, wenn einem Sklaven im Teſtament die<lb/> Freyheit gegeben wurde für die Zeit ſeines Todes, oder<lb/> für eine ſo entfernte Zeit, daß er ſie gar nicht erleben<lb/> konnte <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 4 § 1 <hi rendition="#i">de statulib.</hi> (40.7.),<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 17 <hi rendition="#i">pr. L.</hi> 61 <hi rendition="#i">pr. de man. test.</hi><lb/> (40. 4.), <hi rendition="#i">L.</hi> 107 § 1 <hi rendition="#i">de leg.</hi> 1<lb/> (30. un.</hi>) — Über <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 4 § 1 cit.</hi><lb/> vgl. oben § 124. <hi rendition="#aq">d. i.,</hi> und § 121. <hi rendition="#aq">t.</hi></note>; denn die Freyheit hat nur Werth, inſofern ſie<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [216/0228]
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
Unterſchieds iſt ſchon oben (§ 124) angegeben worden. —
Die Unmoͤglichkeit kann nun gegründet ſeyn in der Natur
der Handlung, worauf das Rechtsverhältniß gerichtet iſt,
ſo z. B. wenn Einer verſpricht, unmittelbar vor ſeinem
Tode (cum morietur) nach Alexandrien zu kommen (i).
Sie kann aber ferner gegründet ſeyn in der Beſchaffenheit
des Rechtsverhältniſſes ſelbſt, und dahin gehören folgende
Fälle. Wenn der Niesbrauch gegeben wird für die Zeit
unmittelbar vor dem Tode des Fructuars, ſo iſt er un-
möglich, weil er gleich in dem folgenden Augenblick wieder
aufhören muß, alſo niemals genoſſen werden kann (k).
Eben ſo war es, wenn einem Sklaven im Teſtament die
Freyheit gegeben wurde für die Zeit ſeines Todes, oder
für eine ſo entfernte Zeit, daß er ſie gar nicht erleben
konnte (l); denn die Freyheit hat nur Werth, inſofern ſie
(i) L. 46 § 1 de V. O. (45. 1.).
Man möchte einwenden, der Ster-
bende ſey eben ſo wenig fähig
Geld zu zahlen. Allein dieſe Hand-
lung, als etwas Momentanes, iſt
von Seiten des Sterbenden we-
nigſtens nicht undenkbar, und
kann in jedem Fall von dem Er-
ben nachgeholt werden, ohne ihren
Werth und Character zu verän-
dern, jene verſprochene Reiſe war
etwas ganz Perſönliches. Iſt die
für die Todeszeit verſprochene
Handlung zwar auch zeitraubend,
aber nicht perſönlich, wie z. B.
ein Hausbau, ſo war die Stipu-
lation auch ungültig, da nur der
Erbe ſie erfüllen konnte: Juſti-
nian geſtattete ſie, ſo wie die
post mortem. L. 15 C. de contr.
et comm. stip. (8. 38.).
(k) L. 51 de usufructu (7. 1.),
L. 5 de usu et usufr. leg. (33. 2.).
— Außerdem konnte ein Nies-
brauch gegeben werden ex die,
wenigſtens gewiß durch Legat;
bey den andern Entſtehungsarten
war die Möglichkeit wegen der
beſondern Form derſelben ſtreitig
(Fragm. Vat. § 49. 50), für das
neueſte Recht iſt es gewiß möglich.
(l) L. 4 § 1 de statulib. (40.7.),
L. 17 pr. L. 61 pr. de man. test.
(40. 4.), L. 107 § 1 de leg. 1
(30. un.) — Über L. 4 § 1 cit.
vgl. oben § 124. d. i., und § 121. t.
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