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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Beylage VIII.
erkannt worden (a). Indessen hat dieselbe niemals zu ei-
ner allgemeinen Restitution der Soldaten wegen Rechts-
unwissenheit geführt, sondern nur zu einzelnen, allerdings
wichtigen, Begünstigungen, worüber jetzt eine Übersicht
gegeben werden soll.

Eine derselben ist zu einer regelmäßigen Rechtsform aus-
gebildet worden, und kommt also nicht mehr als Restitu-
tionsgrund in Betracht; es ist das Soldatentestament, des-
sen privilegirte Gültigkeit ausdrücklich durch die Rechts-
unkunde der Soldaten begründet wird (b).

Soldaten werden restituirt, wenn sie die Frist zur adi-
tio
einer hereditas versäumen (c), oder zur agnitio einer
Bonorum Possessio (d).

Wenn sie aus Unkunde eine sehr verschuldete Erbschaft
antraten, so erhielten sie dagegen im früheren Recht Re-
stitution (e). Diese hat Justinian dadurch entbehrlich ge-
macht, daß er allgemein, nicht blos für Soldaten, das
Inventarium einführte, wodurch der Erbe von den die
Erbschaft übersteigenden Schulden frey wird. Für dieses

(a) L. 22 pr. C. de j. delib.
(6. 30.). "arma etenim magis
quam jura scire milites, sacra-
tissimus Legislator existimavit.
(b) L. 1 pr. de test. mil. (29.
1.). "simplicitati eorum con-
sulendum existimavi." -- pr. J.
de militari test.
(2. 11.). "pro-
pter nimiam imperitiam."
(c) L. 9 § 1 h. t. Ohne Zwei-
fel sprach die Stelle von einer
cretio, und ist daher interpolirt.
Im Justinianischen Recht muß sie
verstanden werden von einer Erb-
einsetzung, bedingt durch den An-
tritt innerhalb eines bestimmten
Zeitraums, also dem Wesen nach
der alten cretio ähnlich.
(d) L. 1 C. de restit. mil.
(2. 51.).
(e) § 5 J. de hered. qual. (2.
19.), L. 22 pr. C. de j. delib.

(6. 30.).

Beylage VIII.
erkannt worden (a). Indeſſen hat dieſelbe niemals zu ei-
ner allgemeinen Reſtitution der Soldaten wegen Rechts-
unwiſſenheit geführt, ſondern nur zu einzelnen, allerdings
wichtigen, Begünſtigungen, worüber jetzt eine Überſicht
gegeben werden ſoll.

Eine derſelben iſt zu einer regelmäßigen Rechtsform aus-
gebildet worden, und kommt alſo nicht mehr als Reſtitu-
tionsgrund in Betracht; es iſt das Soldatenteſtament, deſ-
ſen privilegirte Gültigkeit ausdruͤcklich durch die Rechts-
unkunde der Soldaten begründet wird (b).

Soldaten werden reſtituirt, wenn ſie die Friſt zur adi-
tio
einer hereditas verſäumen (c), oder zur agnitio einer
Bonorum Possessio (d).

Wenn ſie aus Unkunde eine ſehr verſchuldete Erbſchaft
antraten, ſo erhielten ſie dagegen im früheren Recht Re-
ſtitution (e). Dieſe hat Juſtinian dadurch entbehrlich ge-
macht, daß er allgemein, nicht blos für Soldaten, das
Inventarium einführte, wodurch der Erbe von den die
Erbſchaft überſteigenden Schulden frey wird. Für dieſes

(a) L. 22 pr. C. de j. delib.
(6. 30.). „arma etenim magis
quam jura scire milites, sacra-
tissimus Legislator existimavit.
(b) L. 1 pr. de test. mil. (29.
1.). „simplicitati eorum con-
sulendum existimavi.” — pr. J.
de militari test.
(2. 11.). „pro-
pter nimiam imperitiam.”
(c) L. 9 § 1 h. t. Ohne Zwei-
fel ſprach die Stelle von einer
cretio, und iſt daher interpolirt.
Im Juſtinianiſchen Recht muß ſie
verſtanden werden von einer Erb-
einſetzung, bedingt durch den An-
tritt innerhalb eines beſtimmten
Zeitraums, alſo dem Weſen nach
der alten cretio ähnlich.
(d) L. 1 C. de restit. mil.
(2. 51.).
(e) § 5 J. de hered. qual. (2.
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[438/0450] Beylage VIII. erkannt worden (a). Indeſſen hat dieſelbe niemals zu ei- ner allgemeinen Reſtitution der Soldaten wegen Rechts- unwiſſenheit geführt, ſondern nur zu einzelnen, allerdings wichtigen, Begünſtigungen, worüber jetzt eine Überſicht gegeben werden ſoll. Eine derſelben iſt zu einer regelmäßigen Rechtsform aus- gebildet worden, und kommt alſo nicht mehr als Reſtitu- tionsgrund in Betracht; es iſt das Soldatenteſtament, deſ- ſen privilegirte Gültigkeit ausdruͤcklich durch die Rechts- unkunde der Soldaten begründet wird (b). Soldaten werden reſtituirt, wenn ſie die Friſt zur adi- tio einer hereditas verſäumen (c), oder zur agnitio einer Bonorum Possessio (d). Wenn ſie aus Unkunde eine ſehr verſchuldete Erbſchaft antraten, ſo erhielten ſie dagegen im früheren Recht Re- ſtitution (e). Dieſe hat Juſtinian dadurch entbehrlich ge- macht, daß er allgemein, nicht blos für Soldaten, das Inventarium einführte, wodurch der Erbe von den die Erbſchaft überſteigenden Schulden frey wird. Für dieſes (a) L. 22 pr. C. de j. delib. (6. 30.). „arma etenim magis quam jura scire milites, sacra- tissimus Legislator existimavit. (b) L. 1 pr. de test. mil. (29. 1.). „simplicitati eorum con- sulendum existimavi.” — pr. J. de militari test. (2. 11.). „pro- pter nimiam imperitiam.” (c) L. 9 § 1 h. t. Ohne Zwei- fel ſprach die Stelle von einer cretio, und iſt daher interpolirt. Im Juſtinianiſchen Recht muß ſie verſtanden werden von einer Erb- einſetzung, bedingt durch den An- tritt innerhalb eines beſtimmten Zeitraums, alſo dem Weſen nach der alten cretio ähnlich. (d) L. 1 C. de restit. mil. (2. 51.). (e) § 5 J. de hered. qual. (2. 19.), L. 22 pr. C. de j. delib. (6. 30.).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/450>, abgerufen am 22.11.2024.