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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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§. 108. Altersstufen. Infantes. (Fortsetzung.)

IV. Die Prozeßführung, der Unmündige mag nun
Kläger oder Beklagter seyn, ist wegen des ungewissen
Ausgangs stets ein gefährliches Geschäft; daher ist dazu
der Unmündige fähig nur mit Genehmigung des Tutors (n).

V. Eigenthum erwerben kann der Unmündige auch
allein, weil er dadurch nur reicher wird. Veräußern
kann er nur mit dem Tutor, weil er dadurch sein Ver-
mögen vermindert (o). -- So konnte also namentlich die
Freylassung eines Sklaven von dem Unmündigen nur mit
dem Tutor gemeinschaftlich vorgenommen werden (p).

VI. Sponsalien schließen kann der Unmündige für
sich allein (q), welches so zu erklären ist. Steht er in
väterlicher Gewalt, so ist er ohnehin, auch unabhängig
von dem unreifen Alter, an des Vaters Einwilligung streng
gebunden. Ist er unabhängig, so konnte freylich die Ge-
nehmigung des Tutors nicht aushelfen, da diese sich nur
auf das Vermögen bezieht, womit die Sponsalien nicht in
Verbindung stehen. Man möchte also, nach der Analogie

8.), L. 9 § 2 de auctor. (26. 8.),
L. 14 § 8 L. 15 de solut.
(46. 3.).
(n) L. 1 § 2. 4 de admin. (26.
7.). Vgl. § 107. Num. 1.
(o) § 2 J. quib. alienare (2.
8.), L. 9 pr. § 2 de auctor. (26.
8.), L. 11 de adquir. rer. dom.

(41. 1.). -- Die erste Hälfte der
Regel kommt nicht leicht rein für
sich zur Anwendung. Denn grün-
det sich der Erwerb auf ein feyer-
liches Geschäft, wie die Manci-
pation, so konnte wohl niemals
der Unmündige ohne Tutor da-
bey überhaupt auftreten, so daß
hierin Gewinn und Verlust kei-
nen Unterschied machte; entsteht
er aber durch Besitz, wie bey der
Tradition, so kommen die etwas
modificirten Regeln vom Besitz-
erwerb (s. u. Num. VIII.) zur An-
wendung.
(p) L. 24 de manum. vind.
(40. 2.), L. 30 § 1. 2. 3. 4 de fid.
lib.
(40. 5.), L. 9 § 1 de auctor.

(26. 8.).
(q) L. 14 de sponsal. (23. 1.).
Vgl. oben § 107. Num. 4.
§. 108. Altersſtufen. Infantes. (Fortſetzung.)

IV. Die Prozeßführung, der Unmündige mag nun
Kläger oder Beklagter ſeyn, iſt wegen des ungewiſſen
Ausgangs ſtets ein gefährliches Geſchäft; daher iſt dazu
der Unmündige fähig nur mit Genehmigung des Tutors (n).

V. Eigenthum erwerben kann der Unmündige auch
allein, weil er dadurch nur reicher wird. Veräußern
kann er nur mit dem Tutor, weil er dadurch ſein Ver-
mögen vermindert (o). — So konnte alſo namentlich die
Freylaſſung eines Sklaven von dem Unmündigen nur mit
dem Tutor gemeinſchaftlich vorgenommen werden (p).

VI. Sponſalien ſchließen kann der Unmündige für
ſich allein (q), welches ſo zu erklären iſt. Steht er in
väterlicher Gewalt, ſo iſt er ohnehin, auch unabhängig
von dem unreifen Alter, an des Vaters Einwilligung ſtreng
gebunden. Iſt er unabhängig, ſo konnte freylich die Ge-
nehmigung des Tutors nicht aushelfen, da dieſe ſich nur
auf das Vermögen bezieht, womit die Sponſalien nicht in
Verbindung ſtehen. Man möchte alſo, nach der Analogie

8.), L. 9 § 2 de auctor. (26. 8.),
L. 14 § 8 L. 15 de solut.
(46. 3.).
(n) L. 1 § 2. 4 de admin. (26.
7.). Vgl. § 107. Num. 1.
(o) § 2 J. quib. alienare (2.
8.), L. 9 pr. § 2 de auctor. (26.
8.), L. 11 de adquir. rer. dom.

(41. 1.). — Die erſte Hälfte der
Regel kommt nicht leicht rein für
ſich zur Anwendung. Denn grün-
det ſich der Erwerb auf ein feyer-
liches Geſchäft, wie die Manci-
pation, ſo konnte wohl niemals
der Unmündige ohne Tutor da-
bey überhaupt auftreten, ſo daß
hierin Gewinn und Verluſt kei-
nen Unterſchied machte; entſteht
er aber durch Beſitz, wie bey der
Tradition, ſo kommen die etwas
modificirten Regeln vom Beſitz-
erwerb (ſ. u. Num. VIII.) zur An-
wendung.
(p) L. 24 de manum. vind.
(40. 2.), L. 30 § 1. 2. 3. 4 de fid.
lib.
(40. 5.), L. 9 § 1 de auctor.

(26. 8.).
(q) L. 14 de sponsal. (23. 1.).
Vgl. oben § 107. Num. 4.
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[45/0057] §. 108. Altersſtufen. Infantes. (Fortſetzung.) IV. Die Prozeßführung, der Unmündige mag nun Kläger oder Beklagter ſeyn, iſt wegen des ungewiſſen Ausgangs ſtets ein gefährliches Geſchäft; daher iſt dazu der Unmündige fähig nur mit Genehmigung des Tutors (n). V. Eigenthum erwerben kann der Unmündige auch allein, weil er dadurch nur reicher wird. Veräußern kann er nur mit dem Tutor, weil er dadurch ſein Ver- mögen vermindert (o). — So konnte alſo namentlich die Freylaſſung eines Sklaven von dem Unmündigen nur mit dem Tutor gemeinſchaftlich vorgenommen werden (p). VI. Sponſalien ſchließen kann der Unmündige für ſich allein (q), welches ſo zu erklären iſt. Steht er in väterlicher Gewalt, ſo iſt er ohnehin, auch unabhängig von dem unreifen Alter, an des Vaters Einwilligung ſtreng gebunden. Iſt er unabhängig, ſo konnte freylich die Ge- nehmigung des Tutors nicht aushelfen, da dieſe ſich nur auf das Vermögen bezieht, womit die Sponſalien nicht in Verbindung ſtehen. Man möchte alſo, nach der Analogie (m) (n) L. 1 § 2. 4 de admin. (26. 7.). Vgl. § 107. Num. 1. (o) § 2 J. quib. alienare (2. 8.), L. 9 pr. § 2 de auctor. (26. 8.), L. 11 de adquir. rer. dom. (41. 1.). — Die erſte Hälfte der Regel kommt nicht leicht rein für ſich zur Anwendung. Denn grün- det ſich der Erwerb auf ein feyer- liches Geſchäft, wie die Manci- pation, ſo konnte wohl niemals der Unmündige ohne Tutor da- bey überhaupt auftreten, ſo daß hierin Gewinn und Verluſt kei- nen Unterſchied machte; entſteht er aber durch Beſitz, wie bey der Tradition, ſo kommen die etwas modificirten Regeln vom Beſitz- erwerb (ſ. u. Num. VIII.) zur An- wendung. (p) L. 24 de manum. vind. (40. 2.), L. 30 § 1. 2. 3. 4 de fid. lib. (40. 5.), L. 9 § 1 de auctor. (26. 8.). (q) L. 14 de sponsal. (23. 1.). Vgl. oben § 107. Num. 4. (m) 8.), L. 9 § 2 de auctor. (26. 8.), L. 14 § 8 L. 15 de solut. (46. 3.).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/57>, abgerufen am 27.11.2024.