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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

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§. 143. Schenkung. Einleitung. (Fortsetzung.)
eines Rechts, sey es Eigenthum oder Schuldforderung,
welcher unentgeldlich, also ohne eigene Aufopferung, ge-
schieht, so daß der Schuldner schon durch die Natur die-
ses Erwerbs (d) reicher wird, heißt lucrativa causa (e).
Die Neueren pflegen, im Gegensatz derselben, die Erwer-
bungen, welche nicht unentgeldlich geschehen, als onerosa
causa
zu bezeichnen, aber nicht richtig, da onerosum bey
den Römischen Schriftstellern nur das Lästige, Unbequeme
bezeichnet, welcher Begriff von jenem sehr verschieden
ist (f). -- Daher ist denn in jeder Schenkung zugleich eine
lucrativa causa enthalten, aber nicht umgekehrt, indem es
dabey sehr oft an einer Person welche schenkt, also auch
an der Absicht zu schenken, gänzlich fehlt. In unsren
Rechtsquellen wird als lucrativa causa, außer der Schen-

(d) Nämlich auch durch einen
wohlfeilen Kauf wird allerdings
der Käufer reicher, da es aber
nicht in der allgemeinen Natur
des Geschäfts, sondern in den zu-
fälligen Umständen des einzelnen
Falles liegt, so wird deshalb nie-
mals der vortheilhafte Kauf eine
Iucrativa causa genannt.
(e) So bey erworbenem Ei-
genthum: L. 13 § 5 de act. emti
(19. 1.), L. 4 § 29. 31 de doli
exc.
(44. 4.), L. 7 § 3 de public.

(6. 2.) -- Bey Obligationen: L. 17.
19 de O. et A. (44. 7.), L. 108
§ 4 de leg. 1 (30. un.).
-- Es
heißt auch lucrativa adquisitio,
ja selbst lucrativa res. L. 4 § 31
de doli exc. (44. 4.), Paulus V.

11 § 5. -- Eine nicht hierher ge-
hörende Nebenbedeutung von lu-
crativa causa,
oder lucrifaciendi
causa possidere
u. s. w. ist die
der unredlichen Gewinnsucht. So
bey dem Diebstahl. L. 1 § 3 L. 54
§ 1 de furtis
(47. 2.). Eben so
bey der alten pro herede usu-
capio. Gajus II. § 56. 57. L. 2
§ 1 pro her. (41. 5.), L. 5. L. 33
§ 1 de usurp.
(41. 3.).
(f) Brissonius v. Onerosus.
Wer eine Sache, die ihm unbrauch-
bar ist, theuer verkauft, wird dar-
über sehr vergnügt seyn, und kein
Römer würde sein Geschäft ein
onerosum negotium nennen;
nach dem Sprachgebrauch der
Neueren ist es allerdings ein sol-
ches, weil er doch das Eigenthum
der Sache weggiebt.

§. 143. Schenkung. Einleitung. (Fortſetzung.)
eines Rechts, ſey es Eigenthum oder Schuldforderung,
welcher unentgeldlich, alſo ohne eigene Aufopferung, ge-
ſchieht, ſo daß der Schuldner ſchon durch die Natur die-
ſes Erwerbs (d) reicher wird, heißt lucrativa causa (e).
Die Neueren pflegen, im Gegenſatz derſelben, die Erwer-
bungen, welche nicht unentgeldlich geſchehen, als onerosa
causa
zu bezeichnen, aber nicht richtig, da onerosum bey
den Römiſchen Schriftſtellern nur das Läſtige, Unbequeme
bezeichnet, welcher Begriff von jenem ſehr verſchieden
iſt (f). — Daher iſt denn in jeder Schenkung zugleich eine
lucrativa causa enthalten, aber nicht umgekehrt, indem es
dabey ſehr oft an einer Perſon welche ſchenkt, alſo auch
an der Abſicht zu ſchenken, gänzlich fehlt. In unſren
Rechtsquellen wird als lucrativa causa, außer der Schen-

(d) Nämlich auch durch einen
wohlfeilen Kauf wird allerdings
der Käufer reicher, da es aber
nicht in der allgemeinen Natur
des Geſchäfts, ſondern in den zu-
fälligen Umſtänden des einzelnen
Falles liegt, ſo wird deshalb nie-
mals der vortheilhafte Kauf eine
Iucrativa causa genannt.
(e) So bey erworbenem Ei-
genthum: L. 13 § 5 de act. emti
(19. 1.), L. 4 § 29. 31 de doli
exc.
(44. 4.), L. 7 § 3 de public.

(6. 2.) — Bey Obligationen: L. 17.
19 de O. et A. (44. 7.), L. 108
§ 4 de leg. 1 (30. un.).
— Es
heißt auch lucrativa adquisitio,
ja ſelbſt lucrativa res. L. 4 § 31
de doli exc. (44. 4.), Paulus V.

11 § 5. — Eine nicht hierher ge-
hörende Nebenbedeutung von lu-
crativa causa,
oder lucrifaciendi
causa possidere
u. ſ. w. iſt die
der unredlichen Gewinnſucht. So
bey dem Diebſtahl. L. 1 § 3 L. 54
§ 1 de furtis
(47. 2.). Eben ſo
bey der alten pro herede usu-
capio. Gajus II. § 56. 57. L. 2
§ 1 pro her. (41. 5.), L. 5. L. 33
§ 1 de usurp.
(41. 3.).
(f) Brissonius v. Onerosus.
Wer eine Sache, die ihm unbrauch-
bar iſt, theuer verkauft, wird dar-
über ſehr vergnügt ſeyn, und kein
Römer würde ſein Geſchäft ein
onerosum negotium nennen;
nach dem Sprachgebrauch der
Neueren iſt es allerdings ein ſol-
ches, weil er doch das Eigenthum
der Sache weggiebt.
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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/25>, abgerufen am 21.11.2024.