Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang. Ferner ist das materielle Verhältniß der Schenkung formlosen Fideicommissen (Ul- pian. XXV. 2). Dennoch wur- den, selbst damals, ähnliche Fälle wie der hier beschriebene als Fi- deicommisse aufrecht erhalten; dono galt für fideicommitto. L. 75 pr. L. 77 § 26 de leg. 2 (31. un.) (§ 170. cc). (h) Die unbefangene Betrach-
tung der Stellen selbst setzt diese Erklärung außer Zweifel. Die L. 4 C. de don. causa mortis (8. 57.) geht aus von der Bemer- kung, die alten Juristen seyen im Streit gewesen, ob jene Schen- kungen die Natur der Legate oder vielmehr der Schenkungen unter Lebenden hätten. Daran knüpft Ju- stinian lediglich die Entscheidung, die Insinuation sey dazu niemals unentbehrlich, sondern es könne Je- der, anstatt derselben, Fünf Zeu- gen zuziehen. -- § 1 J. de don. (2. 7.) sagt zuerst: "Hae m. c. donationes ad exemplum lega- torum redactae sunt per om- nia," welches gefährlich genug aussieht. Dann fährt aber die Stelle fort: die alten Juristen seyen darüber im Streit gewe- sen; und nun folgt: "a nobis constitutum est, ut per omnia fere legatis connumeretur." Daraus geht dieser Sinn im Gan- zen hervor: Wir haben in allen, unter den alten Juristen streitigen, Fragen für die Gleichheit entschieden, so daß daraus in den meisten und wichtigsten Punkten über- Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. Ferner iſt das materielle Verhältniß der Schenkung formloſen Fideicommiſſen (Ul- pian. XXV. 2). Dennoch wur- den, ſelbſt damals, ähnliche Fälle wie der hier beſchriebene als Fi- deicommiſſe aufrecht erhalten; dono galt für fideicommitto. L. 75 pr. L. 77 § 26 de leg. 2 (31. un.) (§ 170. cc). (h) Die unbefangene Betrach-
tung der Stellen ſelbſt ſetzt dieſe Erklärung außer Zweifel. Die L. 4 C. de don. causa mortis (8. 57.) geht aus von der Bemer- kung, die alten Juriſten ſeyen im Streit geweſen, ob jene Schen- kungen die Natur der Legate oder vielmehr der Schenkungen unter Lebenden hätten. Daran knüpft Ju- ſtinian lediglich die Entſcheidung, die Inſinuation ſey dazu niemals unentbehrlich, ſondern es könne Je- der, anſtatt derſelben, Fünf Zeu- gen zuziehen. — § 1 J. de don. (2. 7.) ſagt zuerſt: „Hae m. c. donationes ad exemplum lega- torum redactae sunt per om- nia,” welches gefährlich genug ausſieht. Dann fährt aber die Stelle fort: die alten Juriſten ſeyen darüber im Streit gewe- ſen; und nun folgt: „a nobis constitutum est, ut per omnia fere legatis connumeretur.” Daraus geht dieſer Sinn im Gan- zen hervor: Wir haben in allen, unter den alten Juriſten ſtreitigen, Fragen für die Gleichheit entſchieden, ſo daß daraus in den meiſten und wichtigſten Punkten über- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0280" n="266"/> <fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältniſſe. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Entſtehung und Untergang.</fw><lb/> <p>Ferner iſt das materielle Verhältniß der Schenkung<lb/> auf den Todesfall zu den Legaten zu beſtimmen; die Gleich-<lb/> heit oder Ungleichheit der auf beide anzuwendenden Rechts-<lb/> regeln. Einiges hatten hierüber ſchon die Kaiſer beſtimmt;<lb/> wie weit man hierin überhaupt gehen ſolle, war unter<lb/> den Juriſten ſtreitig; ſo fand die Sache Juſtinian. Er<lb/> entſchied ſich für die Meynung Derjenigen unter den alten<lb/> Juriſten, welche den höheren Grad der Gleichſtellung ver-<lb/> theidigten, und ſprach dieſen ſeinen Willen auf zwiefache<lb/> Weiſe aus. Erſtlich indem er in die Digeſten nur die<lb/> Stellen der von ihm gebilligten Partey der alten Juriſten<lb/> aufnahm, die der Gegenpartey wegließ; Zweytens indem<lb/> er im Codex und in den Inſtitutionen die höhere Gleich-<lb/> heit als allgemeines Reſultat ausſprach <note xml:id="seg2pn_55_1" next="#seg2pn_55_2" place="foot" n="(h)">Die unbefangene Betrach-<lb/> tung der Stellen ſelbſt ſetzt dieſe<lb/> Erklärung außer Zweifel. Die<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 4 <hi rendition="#i">C. de don. causa mortis</hi></hi> (8.<lb/> 57.) geht aus von der Bemer-<lb/> kung, die alten Juriſten ſeyen im<lb/> Streit geweſen, ob jene Schen-<lb/> kungen die Natur der Legate oder<lb/> vielmehr der Schenkungen unter<lb/> Lebenden hätten. Daran knüpft Ju-<lb/> ſtinian lediglich die Entſcheidung,<lb/> die Inſinuation ſey dazu niemals<lb/> unentbehrlich, ſondern es könne Je-<lb/> der, anſtatt derſelben, Fünf Zeu-<lb/> gen zuziehen. — § 1 <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">J. de don.</hi></hi><lb/> (2. 7.) ſagt zuerſt: <hi rendition="#aq">„Hae m. c.<lb/> donationes ad exemplum lega-<lb/> torum redactae sunt <hi rendition="#i">per om-<lb/> nia,</hi>”</hi> welches gefährlich genug<lb/> ausſieht. Dann fährt aber die<lb/> Stelle fort: die alten Juriſten<lb/> ſeyen darüber im Streit gewe-<lb/> ſen; und nun folgt: <hi rendition="#aq">„a nobis<lb/> constitutum est, ut <hi rendition="#i">per omnia</hi><lb/><hi rendition="#k">fere</hi> legatis connumeretur.”</hi><lb/> Daraus geht dieſer Sinn im Gan-<lb/> zen hervor: Wir haben in allen,<lb/><hi rendition="#g">unter den alten Juriſten<lb/> ſtreitigen</hi>, Fragen für die<lb/> Gleichheit entſchieden, ſo daß<lb/> daraus <hi rendition="#g">in den meiſten und<lb/> wichtigſten Punkten über-</hi></note>. Die Rechts-<lb/><note xml:id="seg2pn_54_2" prev="#seg2pn_54_1" place="foot" n="(g)">formloſen Fideicommiſſen (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Ul-<lb/> pian</hi>. XXV.</hi> 2). Dennoch wur-<lb/> den, ſelbſt damals, ähnliche Fälle<lb/> wie der hier beſchriebene als Fi-<lb/> deicommiſſe aufrecht erhalten;<lb/><hi rendition="#aq">dono</hi> galt für <hi rendition="#aq">fideicommitto.<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 75 <hi rendition="#i">pr. L.</hi> 77 § 26 <hi rendition="#i">de leg.</hi> 2<lb/> (31. un.) (§ 170. cc).</hi></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [266/0280]
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
Ferner iſt das materielle Verhältniß der Schenkung
auf den Todesfall zu den Legaten zu beſtimmen; die Gleich-
heit oder Ungleichheit der auf beide anzuwendenden Rechts-
regeln. Einiges hatten hierüber ſchon die Kaiſer beſtimmt;
wie weit man hierin überhaupt gehen ſolle, war unter
den Juriſten ſtreitig; ſo fand die Sache Juſtinian. Er
entſchied ſich für die Meynung Derjenigen unter den alten
Juriſten, welche den höheren Grad der Gleichſtellung ver-
theidigten, und ſprach dieſen ſeinen Willen auf zwiefache
Weiſe aus. Erſtlich indem er in die Digeſten nur die
Stellen der von ihm gebilligten Partey der alten Juriſten
aufnahm, die der Gegenpartey wegließ; Zweytens indem
er im Codex und in den Inſtitutionen die höhere Gleich-
heit als allgemeines Reſultat ausſprach (h). Die Rechts-
(g)
(h) Die unbefangene Betrach-
tung der Stellen ſelbſt ſetzt dieſe
Erklärung außer Zweifel. Die
L. 4 C. de don. causa mortis (8.
57.) geht aus von der Bemer-
kung, die alten Juriſten ſeyen im
Streit geweſen, ob jene Schen-
kungen die Natur der Legate oder
vielmehr der Schenkungen unter
Lebenden hätten. Daran knüpft Ju-
ſtinian lediglich die Entſcheidung,
die Inſinuation ſey dazu niemals
unentbehrlich, ſondern es könne Je-
der, anſtatt derſelben, Fünf Zeu-
gen zuziehen. — § 1 J. de don.
(2. 7.) ſagt zuerſt: „Hae m. c.
donationes ad exemplum lega-
torum redactae sunt per om-
nia,” welches gefährlich genug
ausſieht. Dann fährt aber die
Stelle fort: die alten Juriſten
ſeyen darüber im Streit gewe-
ſen; und nun folgt: „a nobis
constitutum est, ut per omnia
fere legatis connumeretur.”
Daraus geht dieſer Sinn im Gan-
zen hervor: Wir haben in allen,
unter den alten Juriſten
ſtreitigen, Fragen für die
Gleichheit entſchieden, ſo daß
daraus in den meiſten und
wichtigſten Punkten über-
(g) formloſen Fideicommiſſen (Ul-
pian. XXV. 2). Dennoch wur-
den, ſelbſt damals, ähnliche Fälle
wie der hier beſchriebene als Fi-
deicommiſſe aufrecht erhalten;
dono galt für fideicommitto.
L. 75 pr. L. 77 § 26 de leg. 2
(31. un.) (§ 170. cc).
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