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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

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§. 183. Zeit. 3. Civile Zeitrechnung. (Fortsetzung.)
verit drückt das Wesen der civilen Zeitrechnung aus, in-
dem eigentlich vor der Geburtsstunde das zwanzigste Jahr
noch nicht vollendet ist. -- Die Worte non enim majori etc.
wollen sagen: wenn das Gesetz wörtlich einen major XX
annis,
also die Überschreitung dieses Lebensjahres erfor-
derte, nicht die bloße Vollendung, so würde die Manu-
mission erst am folgenden Tage (den 2. Januar) zulässig
seyn (§ 182); so spricht aber das Gesetz nicht. -- Dies
supremus
ist derselbe, welcher in L. 15 de div. temp.
praescr.
der novissimus dies hieß (p), hier also der Ge-
burtstag.



Daß nach dieser Erklärung, die auch schon von An-
deren gegeben ist (q), die Manumissionsfähigkeit auf die-
selbe Weise berechnet wird, wie die Usucapion, sehe ich
als eine wichtige Bestätigung derselben an. Denn in bei-
den Rechtsinstituten ist die Rede von dem Erwerb eines

Jan. stillschweigend von post sex-
tam noctis
trennt, und unmit-
telbar mit posse manumittere
verbindet, welches folgenden Sinn
giebt: nach Mitternacht, und zwar
im Lauf des 31. Decembers. Al-
lein diese Trennung ist willkühr-
lich, da die Worte post sextam
noctis pridie Kal.
eine untrenn-
bar zusammenhängende Zeitbe-
stimmung enthalten: sie ist in-
consequent, da er die vollkommen
ähnlich redende L. 7 de usurp.
anders und richtig erklärt. In
dieser L. 7 freylich war eine an-
dere Construction ganz unmöglich
durch das unmittelbar vorherge-
hende parallele hora VI. diei Kal.
Jan.
(p) Erb erklärt S. 200. 201
den novissimus dies in L. 15 de
div. temp. pr.
richtig, S. 207 den
supremus falsch, ohneeinen Grund
dieser Verschiedenheit der Erklä-
rung anzugeben.
(q) So von Unterholzner
S. 209. -- Donellus § 3 hat die-
selbe Meynung, deutet sie aber
nur an, ohne Ausführung.

§. 183. Zeit. 3. Civile Zeitrechnung. (Fortſetzung.)
verit drückt das Weſen der civilen Zeitrechnung aus, in-
dem eigentlich vor der Geburtsſtunde das zwanzigſte Jahr
noch nicht vollendet iſt. — Die Worte non enim majori etc.
wollen ſagen: wenn das Geſetz wörtlich einen major XX
annis,
alſo die Überſchreitung dieſes Lebensjahres erfor-
derte, nicht die bloße Vollendung, ſo würde die Manu-
miſſion erſt am folgenden Tage (den 2. Januar) zuläſſig
ſeyn (§ 182); ſo ſpricht aber das Geſetz nicht. — Dies
supremus
iſt derſelbe, welcher in L. 15 de div. temp.
praescr.
der novissimus dies hieß (p), hier alſo der Ge-
burtstag.



Daß nach dieſer Erklärung, die auch ſchon von An-
deren gegeben iſt (q), die Manumiſſionsfähigkeit auf die-
ſelbe Weiſe berechnet wird, wie die Uſucapion, ſehe ich
als eine wichtige Beſtätigung derſelben an. Denn in bei-
den Rechtsinſtituten iſt die Rede von dem Erwerb eines

Jan. ſtillſchweigend von post sex-
tam noctis
trennt, und unmit-
telbar mit posse manumittere
verbindet, welches folgenden Sinn
giebt: nach Mitternacht, und zwar
im Lauf des 31. Decembers. Al-
lein dieſe Trennung iſt willkühr-
lich, da die Worte post sextam
noctis pridie Kal.
eine untrenn-
bar zuſammenhängende Zeitbe-
ſtimmung enthalten: ſie iſt in-
conſequent, da er die vollkommen
ähnlich redende L. 7 de usurp.
anders und richtig erklärt. In
dieſer L. 7 freylich war eine an-
dere Conſtruction ganz unmöglich
durch das unmittelbar vorherge-
hende parallele hora VI. diei Kal.
Jan.
(p) Erb erklärt S. 200. 201
den novissimus dies in L. 15 de
div. temp. pr.
richtig, S. 207 den
supremus falſch, ohneeinen Grund
dieſer Verſchiedenheit der Erklä-
rung anzugeben.
(q) So von Unterholzner
S. 209. — Donellus § 3 hat die-
ſelbe Meynung, deutet ſie aber
nur an, ohne Ausführung.
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[375/0389] §. 183. Zeit. 3. Civile Zeitrechnung. (Fortſetzung.) verit drückt das Weſen der civilen Zeitrechnung aus, in- dem eigentlich vor der Geburtsſtunde das zwanzigſte Jahr noch nicht vollendet iſt. — Die Worte non enim majori etc. wollen ſagen: wenn das Geſetz wörtlich einen major XX annis, alſo die Überſchreitung dieſes Lebensjahres erfor- derte, nicht die bloße Vollendung, ſo würde die Manu- miſſion erſt am folgenden Tage (den 2. Januar) zuläſſig ſeyn (§ 182); ſo ſpricht aber das Geſetz nicht. — Dies supremus iſt derſelbe, welcher in L. 15 de div. temp. praescr. der novissimus dies hieß (p), hier alſo der Ge- burtstag. Daß nach dieſer Erklärung, die auch ſchon von An- deren gegeben iſt (q), die Manumiſſionsfähigkeit auf die- ſelbe Weiſe berechnet wird, wie die Uſucapion, ſehe ich als eine wichtige Beſtätigung derſelben an. Denn in bei- den Rechtsinſtituten iſt die Rede von dem Erwerb eines (o) (p) Erb erklärt S. 200. 201 den novissimus dies in L. 15 de div. temp. pr. richtig, S. 207 den supremus falſch, ohneeinen Grund dieſer Verſchiedenheit der Erklä- rung anzugeben. (q) So von Unterholzner S. 209. — Donellus § 3 hat die- ſelbe Meynung, deutet ſie aber nur an, ohne Ausführung. (o) Jan. ſtillſchweigend von post sex- tam noctis trennt, und unmit- telbar mit posse manumittere verbindet, welches folgenden Sinn giebt: nach Mitternacht, und zwar im Lauf des 31. Decembers. Al- lein dieſe Trennung iſt willkühr- lich, da die Worte post sextam noctis pridie Kal. eine untrenn- bar zuſammenhängende Zeitbe- ſtimmung enthalten: ſie iſt in- conſequent, da er die vollkommen ähnlich redende L. 7 de usurp. anders und richtig erklärt. In dieſer L. 7 freylich war eine an- dere Conſtruction ganz unmöglich durch das unmittelbar vorherge- hende parallele hora VI. diei Kal. Jan.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/389>, abgerufen am 23.11.2024.