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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

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§. 203. Ungültigkeit der juristischen Thatsachen. (Fortsetzung.)
rung auf den früheren Abschluß dergestalt zurück wirkt,
daß das bisher gültige Geschäft nunmehr vernichtet wird.
Mehrere Römische Juristen haben diese Vernichtung als
Regel anerkannt, und diese Anerkennung ist in die Dige-
sten übergegangen (g); allgemein aber war bey ihnen diese
Anerkennung nicht (h). Auch finden sich daneben andere
Stellen, welche gegen die unbedingte Annahme jener Re-
gel warnen (i), also auf zahlreiche und wichtige Ausnah-
men hindeuten.

Betrachten wir in dieser Beziehung einzelne Rechtsver-
hältnisse, so finden wir eben so viele und wichtige Fälle
der Anwendung jener angeblichen Regel, als der daneben
behaupteten Ausnahme. Eine gültig geschlossene Ehe wurde
dadurch vernichtet, daß ein Ehegatte späterhin die Civität
oder die Freyheit verlor: der spätere Wahnsinn dagegen
stört die fortdauernde Gültigkeit nicht; beide Umstände
aber, wenn sie zur Zeit der geschlossenen Ehe vorhanden
gewesen wären, würden die Entstehung derselben unmög-

(g) L. 3 § 2 de his quae pro
non scriptis
(34. 8.) " .. Nam
quae in eam causam pervene-
runt, a qua incipere non po-
terant, pro non scriptis haben-
tur."
Vgl. L. 16 ad L. Aquil.
(9. 2.).
(h) L. 98 pr. de V. O. (45. 1.)
" .. et maxime secundum illo-
rum opinionem,
qui etiam ea,
quae recte constiterunt, resol-
vi putant,
cum in eum casum
reciderunt, a quo non potuis-
sent consistere."
(i) L. 85 § 1 de R. J. (50. 17.)
"Non est novum, ut, quae se-
mel utiliter constituta sunt, du-
rent, licet ille casus exstiterit,
a quo initium capere non po-
tuerunt." L. 140 § 2 de V. O.
(45. 1.) "Etsi placeat, exstin-
gui obligationem, si in eum
casum inciderit, a quo incipere
non potest: non tamen hoc in
omnibus verum est."
§ 14 J. de
leg.
(2. 20.).

§. 203. Ungültigkeit der juriſtiſchen Thatſachen. (Fortſetzung.)
rung auf den früheren Abſchluß dergeſtalt zurück wirkt,
daß das bisher gültige Geſchäft nunmehr vernichtet wird.
Mehrere Römiſche Juriſten haben dieſe Vernichtung als
Regel anerkannt, und dieſe Anerkennung iſt in die Dige-
ſten übergegangen (g); allgemein aber war bey ihnen dieſe
Anerkennung nicht (h). Auch finden ſich daneben andere
Stellen, welche gegen die unbedingte Annahme jener Re-
gel warnen (i), alſo auf zahlreiche und wichtige Ausnah-
men hindeuten.

Betrachten wir in dieſer Beziehung einzelne Rechtsver-
hältniſſe, ſo finden wir eben ſo viele und wichtige Fälle
der Anwendung jener angeblichen Regel, als der daneben
behaupteten Ausnahme. Eine gültig geſchloſſene Ehe wurde
dadurch vernichtet, daß ein Ehegatte ſpäterhin die Civität
oder die Freyheit verlor: der ſpätere Wahnſinn dagegen
ſtört die fortdauernde Gültigkeit nicht; beide Umſtände
aber, wenn ſie zur Zeit der geſchloſſenen Ehe vorhanden
geweſen wären, würden die Entſtehung derſelben unmög-

(g) L. 3 § 2 de his quae pro
non scriptis
(34. 8.) „ .. Nam
quae in eam causam pervene-
runt, a qua incipere non po-
terant, pro non scriptis haben-
tur.”
Vgl. L. 16 ad L. Aquil.
(9. 2.).
(h) L. 98 pr. de V. O. (45. 1.)
„ .. et maxime secundum illo-
rum opinionem,
qui etiam ea,
quae recte constiterunt, resol-
vi putant,
cum in eum casum
reciderunt, a quo non potuis-
sent consistere.”
(i) L. 85 § 1 de R. J. (50. 17.)
„Non est novum, ut, quae se-
mel utiliter constituta sunt, du-
rent, licet ille casus exstiterit,
a quo initium capere non po-
tuerunt.” L. 140 § 2 de V. O.
(45. 1.) „Etsi placeat, exstin-
gui obligationem, si in eum
casum inciderit, a quo incipere
non potest: non tamen hoc in
omnibus verum est.”
§ 14 J. de
leg.
(2. 20.).
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[553/0567] §. 203. Ungültigkeit der juriſtiſchen Thatſachen. (Fortſetzung.) rung auf den früheren Abſchluß dergeſtalt zurück wirkt, daß das bisher gültige Geſchäft nunmehr vernichtet wird. Mehrere Römiſche Juriſten haben dieſe Vernichtung als Regel anerkannt, und dieſe Anerkennung iſt in die Dige- ſten übergegangen (g); allgemein aber war bey ihnen dieſe Anerkennung nicht (h). Auch finden ſich daneben andere Stellen, welche gegen die unbedingte Annahme jener Re- gel warnen (i), alſo auf zahlreiche und wichtige Ausnah- men hindeuten. Betrachten wir in dieſer Beziehung einzelne Rechtsver- hältniſſe, ſo finden wir eben ſo viele und wichtige Fälle der Anwendung jener angeblichen Regel, als der daneben behaupteten Ausnahme. Eine gültig geſchloſſene Ehe wurde dadurch vernichtet, daß ein Ehegatte ſpäterhin die Civität oder die Freyheit verlor: der ſpätere Wahnſinn dagegen ſtört die fortdauernde Gültigkeit nicht; beide Umſtände aber, wenn ſie zur Zeit der geſchloſſenen Ehe vorhanden geweſen wären, würden die Entſtehung derſelben unmög- (g) L. 3 § 2 de his quae pro non scriptis (34. 8.) „ .. Nam quae in eam causam pervene- runt, a qua incipere non po- terant, pro non scriptis haben- tur.” Vgl. L. 16 ad L. Aquil. (9. 2.). (h) L. 98 pr. de V. O. (45. 1.) „ .. et maxime secundum illo- rum opinionem, qui etiam ea, quae recte constiterunt, resol- vi putant, cum in eum casum reciderunt, a quo non potuis- sent consistere.” (i) L. 85 § 1 de R. J. (50. 17.) „Non est novum, ut, quae se- mel utiliter constituta sunt, du- rent, licet ille casus exstiterit, a quo initium capere non po- tuerunt.” L. 140 § 2 de V. O. (45. 1.) „Etsi placeat, exstin- gui obligationem, si in eum casum inciderit, a quo incipere non potest: non tamen hoc in omnibus verum est.” § 14 J. de leg. (2. 20.).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/567>, abgerufen am 24.11.2024.