Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.§. 203. Ungültigkeit der juristischen Thatsachen. (Fortsetzung.). nichtige Verhältniß convalescirt nicht, ist aber auch keinHinderniß der gegenwärtigen Entstehung einer gültigen Ehe. So ist es in allen hier angegebenen Fällen ohne Ausnahme, und bey einigen derselben wird sogar aus- drücklich bemerkt, daß es nur so anzusehen sey. Wenn nämlich der Provinzialbeamte während der factisch beste- henden Ehe sein Amt niederlegt, so bleiben die früher er- zeugten Kinder unehelich (v); eben so die Kinder, die in einer Ehe erzeugt sind, wozu der Vater eines Ehegatten nicht consentirt hatte, wenngleich dieser Vater nachher ge- storben ist (w); hat die Frau vor ihres Vaters Consens Ehebruch begangen, so hat der Mann in der Anklage nicht die Vorrechte eines Ehemannes (x). Es entsteht also gar nicht Convalescenz des früheren nichtigen Verhältnis- ses, sondern überall eine neue Ehe, durch das Vorherge- gangene nur nicht verhindert. -- Wenn ein Sohn in vä- terlicher Gewalt oder ein Sklave oder ein Deportirter ein Fideicommiß bestellt, dann aber emancipirt, freygelassen, in die Civität hergestellt wird, und nun erweislich die Ab- sicht, daß dieses Fideicommiß bestehe, fortdauert, so ist dasselbe allerdings wirksam; darin liegt aber nicht Conva- (v) L. 65 § 1 de ritu nupt. (23. 2.) " .. post depositum officium, si in eadem voluntate perseverat, justas nuptias ef- fici: et ideo postea liberos na- tos ex justo matrimonio, legi- timos esse." (w) L. 11 de statu hom. (1.5.) "Paulus respondit, eum qui vi- vente patre et ignorante de conjunctione filiae conceptus est, licet post mortem avi na- tus sit, justum filium ei, ex quo conceptus est, esse non vi- deri." (x) L. 13 § 6 ad L. J. de
adult. (48. 5.). §. 203. Ungültigkeit der juriſtiſchen Thatſachen. (Fortſetzung.). nichtige Verhältniß convalescirt nicht, iſt aber auch keinHinderniß der gegenwärtigen Entſtehung einer gültigen Ehe. So iſt es in allen hier angegebenen Fällen ohne Ausnahme, und bey einigen derſelben wird ſogar aus- drücklich bemerkt, daß es nur ſo anzuſehen ſey. Wenn nämlich der Provinzialbeamte während der factiſch beſte- henden Ehe ſein Amt niederlegt, ſo bleiben die früher er- zeugten Kinder unehelich (v); eben ſo die Kinder, die in einer Ehe erzeugt ſind, wozu der Vater eines Ehegatten nicht conſentirt hatte, wenngleich dieſer Vater nachher ge- ſtorben iſt (w); hat die Frau vor ihres Vaters Conſens Ehebruch begangen, ſo hat der Mann in der Anklage nicht die Vorrechte eines Ehemannes (x). Es entſteht alſo gar nicht Convalescenz des früheren nichtigen Verhältniſ- ſes, ſondern überall eine neue Ehe, durch das Vorherge- gangene nur nicht verhindert. — Wenn ein Sohn in vä- terlicher Gewalt oder ein Sklave oder ein Deportirter ein Fideicommiß beſtellt, dann aber emancipirt, freygelaſſen, in die Civität hergeſtellt wird, und nun erweislich die Ab- ſicht, daß dieſes Fideicommiß beſtehe, fortdauert, ſo iſt daſſelbe allerdings wirkſam; darin liegt aber nicht Conva- (v) L. 65 § 1 de ritu nupt. (23. 2.) „ .. post depositum officium, si in eadem voluntate perseverat, justas nuptias ef- fici: et ideo postea liberos na- tos ex justo matrimonio, legi- timos esse.” (w) L. 11 de statu hom. (1.5.) „Paulus respondit, eum qui vi- vente patre et ignorante de conjunctione filiae conceptus est, licet post mortem avi na- tus sit, justum filium ei, ex quo conceptus est, esse non vi- deri.” (x) L. 13 § 6 ad L. J. de
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§. 203. Ungültigkeit der juriſtiſchen Thatſachen. (Fortſetzung.).
nichtige Verhältniß convalescirt nicht, iſt aber auch kein
Hinderniß der gegenwärtigen Entſtehung einer gültigen
Ehe. So iſt es in allen hier angegebenen Fällen ohne
Ausnahme, und bey einigen derſelben wird ſogar aus-
drücklich bemerkt, daß es nur ſo anzuſehen ſey. Wenn
nämlich der Provinzialbeamte während der factiſch beſte-
henden Ehe ſein Amt niederlegt, ſo bleiben die früher er-
zeugten Kinder unehelich (v); eben ſo die Kinder, die in
einer Ehe erzeugt ſind, wozu der Vater eines Ehegatten
nicht conſentirt hatte, wenngleich dieſer Vater nachher ge-
ſtorben iſt (w); hat die Frau vor ihres Vaters Conſens
Ehebruch begangen, ſo hat der Mann in der Anklage
nicht die Vorrechte eines Ehemannes (x). Es entſteht alſo
gar nicht Convalescenz des früheren nichtigen Verhältniſ-
ſes, ſondern überall eine neue Ehe, durch das Vorherge-
gangene nur nicht verhindert. — Wenn ein Sohn in vä-
terlicher Gewalt oder ein Sklave oder ein Deportirter ein
Fideicommiß beſtellt, dann aber emancipirt, freygelaſſen,
in die Civität hergeſtellt wird, und nun erweislich die Ab-
ſicht, daß dieſes Fideicommiß beſtehe, fortdauert, ſo iſt
daſſelbe allerdings wirkſam; darin liegt aber nicht Conva-
(v) L. 65 § 1 de ritu nupt.
(23. 2.) „ .. post depositum
officium, si in eadem voluntate
perseverat, justas nuptias ef-
fici: et ideo postea liberos na-
tos ex justo matrimonio, legi-
timos esse.”
(w) L. 11 de statu hom. (1.5.)
„Paulus respondit, eum qui vi-
vente patre et ignorante de
conjunctione filiae conceptus
est, licet post mortem avi na-
tus sit, justum filium ei, ex
quo conceptus est, esse non vi-
deri.”
(x) L. 13 § 6 ad L. J. de
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