Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. IV. Verletzung. wurde die Formel theils schon im Edict vorgefunden, theilsnach den Bedürfnissen des einzelnen Falles vom Prätor neu entworfen (a); diese letzten heißen dann in factum ex- ceptiones (b), ähnlich den für einzelne Fälle erfundenen Klagen (§ 217.). -- Ferner entspringen sie, eben so wie die Klagen, theils aus dem Civilrecht (lex und quod le- gis vicem obtinet), theils aus dem prätorischen Recht (c). -- Endlich kommt auch bey ihnen der Fall vor, daß schon bekannte, mit individuellen Namen bezeichnete Exceptionen späterhin auf neue Fälle ausgedehnt wurden, und auch hier wird das Verhältniß einer solchen Erweiterung mit (a) Gajus IV. § 118. "Excep- tiones autem alias in edicto Praetor habet propositas, alias causa cognita accommodat." (b) Fragm. Vat. § 310 "ne- que Cinciae legis exceptio ob- stat, neque in factum: si non donationis causa mancipavi vel promisi me daturum." -- L. 4 § 32 de doli exc. (44. 4.) ex- ceptione in factum comparata vel doli mali." Vgl. L. 4 § 16 eod., L. 14. 23 de exc. (44. 1.), und viele andere Stellen. -- Diese in factum exceptiones entspre- chen also ganz den improvisirten in factum actiones (§ 217); es würde jedoch unrichtig seyn, die Ähnlichkeit so weit durchführen zu wollen, als ob die übrigen Excep- tionen in jus conceptae, also mit einer juris civilis intentio verse- hen gewesen wären. Auch die L. Cinciae exc. wurde gewiß so gefaßt: nisi contra L. Cinciam factum sit, hatte also eine that- sächliche Fassung. (c) Gajus IV. § 118 (unmittel-
telbar nach den in Note a abge- druckten Worten): "Quae omnes vel ex legibus, vel ex his quae legis vicem obtinent, vel ex ju- risdictione Praetoris proditae sunt." Eben so § 7 J. de exc. (4. 13.). -- Die Worte der L. 3 de exc. (44. 1.) "si quid contra LL., Senatusve consultum fac- tum esse dicetur" dürfen nicht so verstanden werden, als wenn jemals eine wirkliche Exception so ausgedrückt worden wäre; es ist blos die collective Bezeichnung der exc. L. Cinciae, Sc. Macedonia- ni u. s. w. Eben so bey Gajus IV. § 121. Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung. wurde die Formel theils ſchon im Edict vorgefunden, theilsnach den Bedürfniſſen des einzelnen Falles vom Prätor neu entworfen (a); dieſe letzten heißen dann in factum ex- ceptiones (b), ähnlich den für einzelne Fälle erfundenen Klagen (§ 217.). — Ferner entſpringen ſie, eben ſo wie die Klagen, theils aus dem Civilrecht (lex und quod le- gis vicem obtinet), theils aus dem prätoriſchen Recht (c). — Endlich kommt auch bey ihnen der Fall vor, daß ſchon bekannte, mit individuellen Namen bezeichnete Exceptionen ſpäterhin auf neue Fälle ausgedehnt wurden, und auch hier wird das Verhältniß einer ſolchen Erweiterung mit (a) Gajus IV. § 118. „Excep- tiones autem alias in edicto Praetor habet propositas, alias causa cognita accommodat.” (b) Fragm. Vat. § 310 „ne- que Cinciae legis exceptio ob- stat, neque in factum: si non donationis causa mancipavi vel promisi me daturum.” — L. 4 § 32 de doli exc. (44. 4.) ex- ceptione in factum comparata vel doli mali.” Vgl. L. 4 § 16 eod., L. 14. 23 de exc. (44. 1.), und viele andere Stellen. — Dieſe in factum exceptiones entſpre- chen alſo ganz den improviſirten in factum actiones (§ 217); es würde jedoch unrichtig ſeyn, die Ähnlichkeit ſo weit durchführen zu wollen, als ob die übrigen Excep- tionen in jus conceptae, alſo mit einer juris civilis intentio verſe- hen geweſen wären. Auch die L. Cinciae exc. wurde gewiß ſo gefaßt: nisi contra L. Cinciam factum sit, hatte alſo eine that- ſächliche Faſſung. (c) Gajus IV. § 118 (unmittel-
telbar nach den in Note a abge- druckten Worten): „Quae omnes vel ex legibus, vel ex his quae legis vicem obtinent, vel ex ju- risdictione Praetoris proditae sunt.” Eben ſo § 7 J. de exc. (4. 13.). — Die Worte der L. 3 de exc. (44. 1.) „si quid contra LL., Senatusve consultum fac- tum esse dicetur” dürfen nicht ſo verſtanden werden, als wenn jemals eine wirkliche Exception ſo ausgedrückt worden wäre; es iſt blos die collective Bezeichnung der exc. L. Cinciae, Sc. Macedonia- ni u. ſ. w. Eben ſo bey Gajus IV. § 121. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0184" n="170"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältniſſe. Kap. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Verletzung.</fw><lb/> wurde die Formel theils ſchon im Edict vorgefunden, theils<lb/> nach den Bedürfniſſen des einzelnen Falles vom Prätor<lb/> neu entworfen <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Gajus</hi> IV. § 118. „Excep-<lb/> tiones autem alias in edicto<lb/> Praetor habet propositas, alias<lb/> causa cognita accommodat.”</hi></note>; dieſe letzten heißen dann <hi rendition="#aq">in factum ex-<lb/> ceptiones</hi> <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Fragm. Vat.</hi> § 310 „<hi rendition="#i">ne-<lb/> que</hi> Cinciae legis exceptio ob-<lb/> stat, <hi rendition="#i">neque</hi> in factum: <hi rendition="#i">si non<lb/> donationis causa mancipavi vel<lb/> promisi me daturum.</hi>” — <hi rendition="#i">L.</hi> 4<lb/> § 32 <hi rendition="#i">de doli exc.</hi> (44. 4.) ex-<lb/> ceptione in factum comparata<lb/><hi rendition="#i">vel</hi> doli mali.”</hi> Vgl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 4 § 16<lb/><hi rendition="#i">eod., L.</hi> 14. 23 <hi rendition="#i">de exc.</hi></hi> (44. 1.),<lb/> und viele andere Stellen. — Dieſe<lb/><hi rendition="#aq">in factum exceptiones</hi> entſpre-<lb/> chen alſo ganz den improviſirten<lb/><hi rendition="#aq">in factum actiones</hi> (§ 217); es<lb/> würde jedoch unrichtig ſeyn, die<lb/> Ähnlichkeit ſo weit durchführen zu<lb/> wollen, als ob die übrigen Excep-<lb/> tionen <hi rendition="#aq">in jus conceptae,</hi> alſo mit<lb/> einer <hi rendition="#aq">juris civilis intentio</hi> verſe-<lb/> hen geweſen wären. Auch die<lb/><hi rendition="#aq">L. Cinciae exc.</hi> wurde gewiß ſo<lb/> gefaßt: <hi rendition="#aq">nisi contra L. Cinciam<lb/> factum sit,</hi> hatte alſo eine that-<lb/> ſächliche Faſſung.</note>, ähnlich den für einzelne Fälle erfundenen<lb/> Klagen (§ 217.). — Ferner entſpringen ſie, eben ſo wie<lb/> die Klagen, theils aus dem Civilrecht (<hi rendition="#aq">lex</hi> und <hi rendition="#aq">quod le-<lb/> gis vicem obtinet</hi>), theils aus dem prätoriſchen Recht <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Gajus</hi> IV.</hi> § 118 (unmittel-<lb/> telbar nach den in Note <hi rendition="#aq">a</hi> abge-<lb/> druckten Worten): <hi rendition="#aq">„Quae omnes<lb/> vel <hi rendition="#i">ex legibus</hi>, vel ex his <hi rendition="#i">quae<lb/> legis vicem obtinent,</hi> vel ex <hi rendition="#i">ju-<lb/> risdictione Praetoris</hi> proditae<lb/> sunt.”</hi> Eben ſo § 7 <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">J. de exc.</hi></hi><lb/> (4. 13.). — Die Worte der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 3<lb/><hi rendition="#i">de exc.</hi> (44. 1.) „si quid contra<lb/> LL., Senatusve consultum fac-<lb/> tum esse dicetur”</hi> dürfen nicht<lb/> ſo verſtanden werden, als wenn<lb/> jemals eine wirkliche Exception ſo<lb/> ausgedrückt worden wäre; es iſt<lb/> blos die collective Bezeichnung der<lb/><hi rendition="#aq">exc. L. Cinciae, Sc. Macedonia-<lb/> ni</hi> u. ſ. w. Eben ſo bey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Gajus</hi> IV.</hi><lb/> § 121.</note>. —<lb/> Endlich kommt auch bey ihnen der Fall vor, daß ſchon<lb/> bekannte, mit individuellen Namen bezeichnete Exceptionen<lb/> ſpäterhin auf neue Fälle ausgedehnt wurden, und auch<lb/> hier wird das Verhältniß einer ſolchen Erweiterung mit<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [170/0184]
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung.
wurde die Formel theils ſchon im Edict vorgefunden, theils
nach den Bedürfniſſen des einzelnen Falles vom Prätor
neu entworfen (a); dieſe letzten heißen dann in factum ex-
ceptiones (b), ähnlich den für einzelne Fälle erfundenen
Klagen (§ 217.). — Ferner entſpringen ſie, eben ſo wie
die Klagen, theils aus dem Civilrecht (lex und quod le-
gis vicem obtinet), theils aus dem prätoriſchen Recht (c). —
Endlich kommt auch bey ihnen der Fall vor, daß ſchon
bekannte, mit individuellen Namen bezeichnete Exceptionen
ſpäterhin auf neue Fälle ausgedehnt wurden, und auch
hier wird das Verhältniß einer ſolchen Erweiterung mit
(a) Gajus IV. § 118. „Excep-
tiones autem alias in edicto
Praetor habet propositas, alias
causa cognita accommodat.”
(b) Fragm. Vat. § 310 „ne-
que Cinciae legis exceptio ob-
stat, neque in factum: si non
donationis causa mancipavi vel
promisi me daturum.” — L. 4
§ 32 de doli exc. (44. 4.) ex-
ceptione in factum comparata
vel doli mali.” Vgl. L. 4 § 16
eod., L. 14. 23 de exc. (44. 1.),
und viele andere Stellen. — Dieſe
in factum exceptiones entſpre-
chen alſo ganz den improviſirten
in factum actiones (§ 217); es
würde jedoch unrichtig ſeyn, die
Ähnlichkeit ſo weit durchführen zu
wollen, als ob die übrigen Excep-
tionen in jus conceptae, alſo mit
einer juris civilis intentio verſe-
hen geweſen wären. Auch die
L. Cinciae exc. wurde gewiß ſo
gefaßt: nisi contra L. Cinciam
factum sit, hatte alſo eine that-
ſächliche Faſſung.
(c) Gajus IV. § 118 (unmittel-
telbar nach den in Note a abge-
druckten Worten): „Quae omnes
vel ex legibus, vel ex his quae
legis vicem obtinent, vel ex ju-
risdictione Praetoris proditae
sunt.” Eben ſo § 7 J. de exc.
(4. 13.). — Die Worte der L. 3
de exc. (44. 1.) „si quid contra
LL., Senatusve consultum fac-
tum esse dicetur” dürfen nicht
ſo verſtanden werden, als wenn
jemals eine wirkliche Exception ſo
ausgedrückt worden wäre; es iſt
blos die collective Bezeichnung der
exc. L. Cinciae, Sc. Macedonia-
ni u. ſ. w. Eben ſo bey Gajus IV.
§ 121.
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