Paulus sagt, wenn ein verpfändeter Sklave von einem Dritten getödtet werde, so könne außer dem Eigenthümer auch der Pfandglaubiger die Aquilische Klage anstellen, insofern er ein Interesse bey dem Tod des Sklaven habe; dieses Interesse aber könne er haben, erstlich wenn der Schuldner insolvent sey, zweytens "quod litem tempore amisit"(v). Hier ist nun unzweifelhaft anerkannt, daß der Verlust der Schuldklage durch Zeitablauf das Pfand- recht nicht zerstört, die Stelle ist aber deswegen nicht ganz entscheidend, weil es ungewiß bleibt, ob Paulus dabey an die Klagverjährung oder an die alte Prozeßverjährung ge- dacht hat; ich glaube jedoch, daß seine Entscheidung für beide Fälle gleich richtig und anwendbar ist (§ 249. d).
Pomponius erzählt folgenden Fall. Zehen Tage vor Ablauf der Verjährung einer Schuldklage expromittirt ein Minderjähriger, und wird nachher gegen diese Handlung restituirt. Hier soll auch der Glaubiger ganz in seine frü- here Lage zurück versetzt werden. Daraus folgt erstlich, daß ihm die noch übrigen Zehen Tage zur Anstellung der Klage verstattet werden; zweytens, daß das vom ersten Schuldner bestellte Pfand wiederum gültig wird und nun für immer gültig bleibt (x).
dem er höchst gewaltsam, anstatt durare, ließt: non durare. Un- richtig ist es, die Stelle durch Ver- bindung mit L. 1 eod. erklären zu wollen. Vgl. Cujacius observ. V. 32, und über die Stelle im Allgemeinen, Franke S. 78--80.
(v)L. 30 § 1 ad L. Aquil. (9. 2.).
(x)L. 50 de minor. (4. 4.) ".. ideoque et pignus, quod dederat prior debitor, manet obligatum." Eigentlich nämlich war durch die Expromission des
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung.
Paulus ſagt, wenn ein verpfändeter Sklave von einem Dritten getödtet werde, ſo könne außer dem Eigenthümer auch der Pfandglaubiger die Aquiliſche Klage anſtellen, inſofern er ein Intereſſe bey dem Tod des Sklaven habe; dieſes Intereſſe aber könne er haben, erſtlich wenn der Schuldner inſolvent ſey, zweytens „quod litem tempore amisit”(v). Hier iſt nun unzweifelhaft anerkannt, daß der Verluſt der Schuldklage durch Zeitablauf das Pfand- recht nicht zerſtört, die Stelle iſt aber deswegen nicht ganz entſcheidend, weil es ungewiß bleibt, ob Paulus dabey an die Klagverjährung oder an die alte Prozeßverjährung ge- dacht hat; ich glaube jedoch, daß ſeine Entſcheidung für beide Fälle gleich richtig und anwendbar iſt (§ 249. d).
Pomponius erzählt folgenden Fall. Zehen Tage vor Ablauf der Verjährung einer Schuldklage expromittirt ein Minderjähriger, und wird nachher gegen dieſe Handlung reſtituirt. Hier ſoll auch der Glaubiger ganz in ſeine frü- here Lage zurück verſetzt werden. Daraus folgt erſtlich, daß ihm die noch übrigen Zehen Tage zur Anſtellung der Klage verſtattet werden; zweytens, daß das vom erſten Schuldner beſtellte Pfand wiederum gültig wird und nun für immer gültig bleibt (x).
dem er höchſt gewaltſam, anſtatt durare, ließt: non durare. Un- richtig iſt es, die Stelle durch Ver- bindung mit L. 1 eod. erklären zu wollen. Vgl. Cujacius observ. V. 32, und über die Stelle im Allgemeinen, Franke S. 78—80.
(v)L. 30 § 1 ad L. Aquil. (9. 2.).
(x)L. 50 de minor. (4. 4.) „.. ideoque et pignus, quod dederat prior debitor, manet obligatum.” Eigentlich nämlich war durch die Expromiſſion des
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0410"n="396"/><fwplace="top"type="header">Buch <hirendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältniſſe. Kap. <hirendition="#aq">IV.</hi> Verletzung.</fw><lb/><p>Paulus ſagt, wenn ein verpfändeter Sklave von einem<lb/>
Dritten getödtet werde, ſo könne außer dem Eigenthümer<lb/>
auch der Pfandglaubiger die Aquiliſche Klage anſtellen,<lb/>
inſofern er ein Intereſſe bey dem Tod des Sklaven habe;<lb/>
dieſes Intereſſe aber könne er haben, erſtlich wenn der<lb/>
Schuldner inſolvent ſey, zweytens <hirendition="#aq">„quod litem tempore<lb/>
amisit”</hi><noteplace="foot"n="(v)"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">L.</hi> 30 § 1 <hirendition="#i">ad L. Aquil.</hi><lb/>
(9. 2.).</hi></note>. Hier iſt nun unzweifelhaft anerkannt, daß<lb/>
der Verluſt der Schuldklage durch Zeitablauf das Pfand-<lb/>
recht nicht zerſtört, die Stelle iſt aber deswegen nicht ganz<lb/>
entſcheidend, weil es ungewiß bleibt, ob Paulus dabey an<lb/>
die Klagverjährung oder an die alte Prozeßverjährung ge-<lb/>
dacht hat; ich glaube jedoch, daß ſeine Entſcheidung für<lb/>
beide Fälle gleich richtig und anwendbar iſt (§ 249. <hirendition="#aq">d</hi>).</p><lb/><p>Pomponius erzählt folgenden Fall. Zehen Tage vor<lb/>
Ablauf der Verjährung einer Schuldklage expromittirt ein<lb/>
Minderjähriger, und wird nachher gegen dieſe Handlung<lb/>
reſtituirt. Hier ſoll auch der Glaubiger ganz in ſeine frü-<lb/>
here Lage zurück verſetzt werden. Daraus folgt erſtlich,<lb/>
daß ihm die noch übrigen Zehen Tage zur Anſtellung der<lb/>
Klage verſtattet werden; zweytens, daß das vom erſten<lb/>
Schuldner beſtellte Pfand wiederum gültig wird und nun<lb/>
für immer gültig bleibt <notexml:id="seg2pn_65_1"next="#seg2pn_65_2"place="foot"n="(x)"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">L.</hi> 50 <hirendition="#i">de minor.</hi> (4. 4.)<lb/>„.. ideoque et pignus, quod<lb/>
dederat prior debitor, manet<lb/>
obligatum.”</hi> Eigentlich nämlich<lb/>
war durch die Expromiſſion des</note>.</p><lb/><p><notexml:id="seg2pn_64_2"prev="#seg2pn_64_1"place="foot"n="(u)">dem er höchſt gewaltſam, anſtatt<lb/><hirendition="#aq">durare,</hi> ließt: <hirendition="#aq"><hirendition="#i">non</hi> durare.</hi> Un-<lb/>
richtig iſt es, die Stelle durch Ver-<lb/>
bindung mit <hirendition="#aq"><hirendition="#i">L.</hi> 1 <hirendition="#i">eod.</hi></hi> erklären zu<lb/>
wollen. Vgl. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">Cujacius</hi> observ.<lb/>
V.</hi> 32, und über die Stelle im<lb/>
Allgemeinen, <hirendition="#g">Franke</hi> S. 78—80.</note></p></div></div><lb/></div></div></body></text></TEI>
[396/0410]
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung.
Paulus ſagt, wenn ein verpfändeter Sklave von einem
Dritten getödtet werde, ſo könne außer dem Eigenthümer
auch der Pfandglaubiger die Aquiliſche Klage anſtellen,
inſofern er ein Intereſſe bey dem Tod des Sklaven habe;
dieſes Intereſſe aber könne er haben, erſtlich wenn der
Schuldner inſolvent ſey, zweytens „quod litem tempore
amisit” (v). Hier iſt nun unzweifelhaft anerkannt, daß
der Verluſt der Schuldklage durch Zeitablauf das Pfand-
recht nicht zerſtört, die Stelle iſt aber deswegen nicht ganz
entſcheidend, weil es ungewiß bleibt, ob Paulus dabey an
die Klagverjährung oder an die alte Prozeßverjährung ge-
dacht hat; ich glaube jedoch, daß ſeine Entſcheidung für
beide Fälle gleich richtig und anwendbar iſt (§ 249. d).
Pomponius erzählt folgenden Fall. Zehen Tage vor
Ablauf der Verjährung einer Schuldklage expromittirt ein
Minderjähriger, und wird nachher gegen dieſe Handlung
reſtituirt. Hier ſoll auch der Glaubiger ganz in ſeine frü-
here Lage zurück verſetzt werden. Daraus folgt erſtlich,
daß ihm die noch übrigen Zehen Tage zur Anſtellung der
Klage verſtattet werden; zweytens, daß das vom erſten
Schuldner beſtellte Pfand wiederum gültig wird und nun
für immer gültig bleibt (x).
(u)
(v) L. 30 § 1 ad L. Aquil.
(9. 2.).
(x) L. 50 de minor. (4. 4.)
„.. ideoque et pignus, quod
dederat prior debitor, manet
obligatum.” Eigentlich nämlich
war durch die Expromiſſion des
(u) dem er höchſt gewaltſam, anſtatt
durare, ließt: non durare. Un-
richtig iſt es, die Stelle durch Ver-
bindung mit L. 1 eod. erklären zu
wollen. Vgl. Cujacius observ.
V. 32, und über die Stelle im
Allgemeinen, Franke S. 78—80.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/410>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.