Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. IV. Verletzung. ordnung des Judicium gehörte (e). Der Eingang aber,in Verbindung mit dem nachfolgenden Haupttheil der Stelle, deutet an, daß diese Handlung mit der angegebenen Benennung auch zu anderen Zwecken vorgekommen sey (f), wodurch also die litis contestatio nur als einer unter mehreren Fällen einer solchen feyerlichen Handlung be- zeichnet wird. Obgleich nun Festus den Ausdruck litem contestari auf Contestari ist übrigens ein Deponens, so daß nach der (e) So wird auch anderwärts ordinatum judicium, ordinata lis oder causa gleichbedeutend ge- braucht mit litis contestatio. L. 24 pr. § 1. 2. 3, L. 25 § 2 de lib. causa (40. 12). -- Eben- so wird der Zeitpunkt der L. C. bezeichnet mit den Worten: statim atque judex factus est. L. 25 § 8 de aedil. ed. (21. 1). Näm- lich die Ernennung des Judex, die L. C., und die Conception der Formel, sind fortlaufende Theile desselben Prozeßaktes und liegen der Zeit nach nicht aus einander, so daß man das Eine wie das Andere als Bezeichnung eines und desselben Zeitpunktes gebrauchen kann. (f) So bei dem Testament die suprema contestatio. L. 20 § 8 qui test. (28. 1) -- Bei Ulpian. XX. 9 heißt es dafür testatio, gleichbedeutend mit nuncupatio; bei Gajus II. § 104 blos nun- cupatio. -- Uebrigens kommt an- statt litis contestatio auch judi- cium contestatum vor. L. 7 § 1 de her. pet. (5. 3) L. 19 sol. matr. (24. 3); dagegen finde ich contestatio allein, ohne lis oder judicium, in diesem Sinn nicht. Denn in L. 1 § 1 C. de pet. her. (3. 31) ist das contestationis blos eine verweisende Wiederholung des unmittelbar vorhergehenden Aus- drucks litis contestationem (s. u. § 271 b). (g) Winckler p. 298. Keller
§ 6. Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung. ordnung des Judicium gehörte (e). Der Eingang aber,in Verbindung mit dem nachfolgenden Haupttheil der Stelle, deutet an, daß dieſe Handlung mit der angegebenen Benennung auch zu anderen Zwecken vorgekommen ſey (f), wodurch alſo die litis contestatio nur als einer unter mehreren Fällen einer ſolchen feyerlichen Handlung be- zeichnet wird. Obgleich nun Feſtus den Ausdruck litem contestari auf Contestari iſt übrigens ein Deponens, ſo daß nach der (e) So wird auch anderwärts ordinatum judicium, ordinata lis oder causa gleichbedeutend ge- braucht mit litis contestatio. L. 24 pr. § 1. 2. 3, L. 25 § 2 de lib. causa (40. 12). — Eben- ſo wird der Zeitpunkt der L. C. bezeichnet mit den Worten: statim atque judex factus est. L. 25 § 8 de aedil. ed. (21. 1). Näm- lich die Ernennung des Judex, die L. C., und die Conception der Formel, ſind fortlaufende Theile deſſelben Prozeßaktes und liegen der Zeit nach nicht aus einander, ſo daß man das Eine wie das Andere als Bezeichnung eines und deſſelben Zeitpunktes gebrauchen kann. (f) So bei dem Teſtament die suprema contestatio. L. 20 § 8 qui test. (28. 1) — Bei Ulpian. XX. 9 heißt es dafür testatio, gleichbedeutend mit nuncupatio; bei Gajus II. § 104 blos nun- cupatio. — Uebrigens kommt an- ſtatt litis contestatio auch judi- cium contestatum vor. L. 7 § 1 de her. pet. (5. 3) L. 19 sol. matr. (24. 3); dagegen finde ich contestatio allein, ohne lis oder judicium, in dieſem Sinn nicht. Denn in L. 1 § 1 C. de pet. her. (3. 31) iſt das contestationis blos eine verweiſende Wiederholung des unmittelbar vorhergehenden Aus- drucks litis contestationem (ſ. u. § 271 b). (g) Winckler p. 298. Keller
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Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung.
ordnung des Judicium gehörte (e). Der Eingang aber,
in Verbindung mit dem nachfolgenden Haupttheil der
Stelle, deutet an, daß dieſe Handlung mit der angegebenen
Benennung auch zu anderen Zwecken vorgekommen ſey (f),
wodurch alſo die litis contestatio nur als einer unter
mehreren Fällen einer ſolchen feyerlichen Handlung be-
zeichnet wird.
Obgleich nun Feſtus den Ausdruck litem contestari auf
beide Parteien gleichmäßig bezieht, ſo geht doch der weit
überwiegende Sprachgebrauch dahin, die Handlung des
Klägers mit litem contestari, die des Beklagten mit judi-
dicium accipere oder suscipere zu bezeichnen (g).
Contestari iſt übrigens ein Deponens, ſo daß nach der
grammatiſchen Regel eigentlich nur von der Partei geſagt
(e) So wird auch anderwärts
ordinatum judicium, ordinata
lis oder causa gleichbedeutend ge-
braucht mit litis contestatio.
L. 24 pr. § 1. 2. 3, L. 25 § 2
de lib. causa (40. 12). — Eben-
ſo wird der Zeitpunkt der L. C.
bezeichnet mit den Worten: statim
atque judex factus est. L. 25
§ 8 de aedil. ed. (21. 1). Näm-
lich die Ernennung des Judex,
die L. C., und die Conception der
Formel, ſind fortlaufende Theile
deſſelben Prozeßaktes und liegen
der Zeit nach nicht aus einander,
ſo daß man das Eine wie das
Andere als Bezeichnung eines und
deſſelben Zeitpunktes gebrauchen
kann.
(f) So bei dem Teſtament die
suprema contestatio. L. 20 § 8
qui test. (28. 1) — Bei Ulpian.
XX. 9 heißt es dafür testatio,
gleichbedeutend mit nuncupatio;
bei Gajus II. § 104 blos nun-
cupatio. — Uebrigens kommt an-
ſtatt litis contestatio auch judi-
cium contestatum vor. L. 7 § 1
de her. pet. (5. 3) L. 19 sol.
matr. (24. 3); dagegen finde ich
contestatio allein, ohne lis oder
judicium, in dieſem Sinn nicht.
Denn in L. 1 § 1 C. de pet. her.
(3. 31) iſt das contestationis blos
eine verweiſende Wiederholung des
unmittelbar vorhergehenden Aus-
drucks litis contestationem (ſ. u.
§ 271 b).
(g) Winckler p. 298. Keller
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