Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.§. 294. Rechtskraft der Gründe. Preußisches Recht. Dagegen hat Koch sehr entschieden an mehreren Orten Zum Schluß dieser ganzen Untersuchung ist noch der (r) Koch Lehrbuch des Preußi- schen Rechts B. 1 §. 199. 200, und: Juristische Wochenschrift 1837 S. 1--10, S. 21--34. Beson- ders entscheidend ist folgender Rechtsfall (S. 1. 2. 31. 32). Einer Klage auf verfallene Zinsposten war die exceptio non numera- tae pecuniae entgegengesetzt wor- den; diese wurde verworfen, und der Beklagte wurde zur Zahlung der Zinsen verurtheilt. Nunmehr klagte der vorige Beklagte mit der condictio sine causa auf Her- ausgabe des Schuldscheins, und zwar aus demselben Grunde, den er früher als Einrede ohne Erfolg geltend gemacht hatte. Der erste Richter wies die Klage ab wegen des rechtskräftigen Urtheils, der Appellationsrichter reformirte, weil beide Klagen verschiedene Objecte gehabt hätten, und in dem ersten Prozeß das gegebene Darlehn zwar angenommen, aber nur in den Gründen, die nicht rechtskräftig würden, nicht in dem Tenor, aus- gesprochen worden sey. -- Koch tadelt dieses Urtheil mit Recht. (s) Für die Abstimmung nach
Gründen haben sich ausge- sprochen: Ein Ministerial-Rescript von 1819; ein zweites von 1834; ein drittes von 1840; (Ergänzungen und Erläuterungen der Preußischen Rechtsbücher B. 8 Breslau 1843, zu G. O. I. 13 § 31, S. 314. 315. Justiz-Ministerialblatt 1841 S. 18 bis 24). Ferner: Göschel Zer- streute Blätter B. 1 S. 238. Koch Lehrbuch des Preußischen Rechts B. 1 §. 64. -- Für die Abstim- §. 294. Rechtskraft der Gründe. Preußiſches Recht. Dagegen hat Koch ſehr entſchieden an mehreren Orten Zum Schluß dieſer ganzen Unterſuchung iſt noch der (r) Koch Lehrbuch des Preußi- ſchen Rechts B. 1 §. 199. 200, und: Juriſtiſche Wochenſchrift 1837 S. 1—10, S. 21—34. Beſon- ders entſcheidend iſt folgender Rechtsfall (S. 1. 2. 31. 32). Einer Klage auf verfallene Zinspoſten war die exceptio non numera- tae pecuniae entgegengeſetzt wor- den; dieſe wurde verworfen, und der Beklagte wurde zur Zahlung der Zinſen verurtheilt. Nunmehr klagte der vorige Beklagte mit der condictio sine causa auf Her- ausgabe des Schuldſcheins, und zwar aus demſelben Grunde, den er früher als Einrede ohne Erfolg geltend gemacht hatte. Der erſte Richter wies die Klage ab wegen des rechtskräftigen Urtheils, der Appellationsrichter reformirte, weil beide Klagen verſchiedene Objecte gehabt hätten, und in dem erſten Prozeß das gegebene Darlehn zwar angenommen, aber nur in den Gründen, die nicht rechtskräftig würden, nicht in dem Tenor, aus- geſprochen worden ſey. — Koch tadelt dieſes Urtheil mit Recht. (s) Für die Abſtimmung nach
Gründen haben ſich ausge- ſprochen: Ein Miniſterial-Reſcript von 1819; ein zweites von 1834; ein drittes von 1840; (Ergänzungen und Erläuterungen der Preußiſchen Rechtsbücher B. 8 Breslau 1843, zu G. O. I. 13 § 31, S. 314. 315. Juſtiz-Miniſterialblatt 1841 S. 18 bis 24). Ferner: Göſchel Zer- ſtreute Blätter B. 1 S. 238. Koch Lehrbuch des Preußiſchen Rechts B. 1 §. 64. — Für die Abſtim- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0425" n="407"/> <fw place="top" type="header">§. 294. Rechtskraft der Gründe. Preußiſches Recht.</fw><lb/> <p>Dagegen hat <hi rendition="#g">Koch</hi> ſehr entſchieden an mehreren Orten<lb/> dieſelbe Lehre über die Rechtskraft der Gründe aufgeſtellt,<lb/> welche oben für das Preußiſche, wie für das gemeine Recht<lb/> vertheidigt worden iſt <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#g">Koch</hi> Lehrbuch des Preußi-<lb/> ſchen Rechts B. 1 §. 199. 200,<lb/> und: Juriſtiſche Wochenſchrift 1837<lb/> S. 1—10, S. 21—34. Beſon-<lb/> ders entſcheidend iſt folgender<lb/> Rechtsfall (S. 1. 2. 31. 32). Einer<lb/> Klage auf verfallene Zinspoſten<lb/> war die <hi rendition="#aq">exceptio non numera-<lb/> tae pecuniae</hi> entgegengeſetzt wor-<lb/> den; dieſe wurde verworfen, und<lb/> der Beklagte wurde zur Zahlung<lb/> der Zinſen verurtheilt. Nunmehr<lb/> klagte der vorige Beklagte mit der<lb/><hi rendition="#aq">condictio sine causa</hi> auf Her-<lb/> ausgabe des Schuldſcheins, und<lb/> zwar aus demſelben Grunde, den<lb/> er früher als Einrede ohne Erfolg<lb/> geltend gemacht hatte. Der erſte<lb/> Richter wies die Klage ab wegen<lb/> des rechtskräftigen Urtheils, der<lb/> Appellationsrichter reformirte, weil<lb/> beide Klagen verſchiedene Objecte<lb/> gehabt hätten, und in dem erſten<lb/> Prozeß das gegebene Darlehn zwar<lb/> angenommen, aber nur in den<lb/> Gründen, die nicht rechtskräftig<lb/> würden, nicht in dem Tenor, aus-<lb/> geſprochen worden ſey. — <hi rendition="#g">Koch</hi><lb/> tadelt dieſes Urtheil mit Recht.</note>.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Zum Schluß dieſer ganzen Unterſuchung iſt noch der<lb/> Zuſammenhang derſelben mit einer, an ſich ſehr verſchiede-<lb/> nen, Frage bemerklich zu machen, welche in neuerer Zeit<lb/> mit Gründlichkeit und Scharfſinn nach beiden Seiten hin<lb/> verhandelt worden iſt, mit der Frage nämlich, wie in<lb/> einem Richtercollegium abzuſtimmen iſt; ob nach Gründen,<lb/> oder vielmehr nach dem letzten Reſultat <note xml:id="seg2pn_49_1" next="#seg2pn_49_2" place="foot" n="(s)">Für die Abſtimmung nach<lb/><hi rendition="#g">Gründen</hi> haben ſich ausge-<lb/> ſprochen: Ein Miniſterial-Reſcript<lb/> von 1819; ein zweites von 1834;<lb/> ein drittes von 1840; (Ergänzungen<lb/> und Erläuterungen der Preußiſchen<lb/> Rechtsbücher B. 8 Breslau 1843,<lb/> zu G. O. <hi rendition="#aq">I.</hi> 13 § 31, S. 314. 315.<lb/> Juſtiz-Miniſterialblatt 1841 S. 18<lb/> bis 24). Ferner: <hi rendition="#g">Göſchel</hi> Zer-<lb/> ſtreute Blätter B. 1 S. 238. <hi rendition="#g">Koch</hi><lb/> Lehrbuch des Preußiſchen Rechts<lb/> B. 1 §. 64. — Für die Abſtim-</note>. Im erſten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [407/0425]
§. 294. Rechtskraft der Gründe. Preußiſches Recht.
Dagegen hat Koch ſehr entſchieden an mehreren Orten
dieſelbe Lehre über die Rechtskraft der Gründe aufgeſtellt,
welche oben für das Preußiſche, wie für das gemeine Recht
vertheidigt worden iſt (r).
Zum Schluß dieſer ganzen Unterſuchung iſt noch der
Zuſammenhang derſelben mit einer, an ſich ſehr verſchiede-
nen, Frage bemerklich zu machen, welche in neuerer Zeit
mit Gründlichkeit und Scharfſinn nach beiden Seiten hin
verhandelt worden iſt, mit der Frage nämlich, wie in
einem Richtercollegium abzuſtimmen iſt; ob nach Gründen,
oder vielmehr nach dem letzten Reſultat (s). Im erſten
(r) Koch Lehrbuch des Preußi-
ſchen Rechts B. 1 §. 199. 200,
und: Juriſtiſche Wochenſchrift 1837
S. 1—10, S. 21—34. Beſon-
ders entſcheidend iſt folgender
Rechtsfall (S. 1. 2. 31. 32). Einer
Klage auf verfallene Zinspoſten
war die exceptio non numera-
tae pecuniae entgegengeſetzt wor-
den; dieſe wurde verworfen, und
der Beklagte wurde zur Zahlung
der Zinſen verurtheilt. Nunmehr
klagte der vorige Beklagte mit der
condictio sine causa auf Her-
ausgabe des Schuldſcheins, und
zwar aus demſelben Grunde, den
er früher als Einrede ohne Erfolg
geltend gemacht hatte. Der erſte
Richter wies die Klage ab wegen
des rechtskräftigen Urtheils, der
Appellationsrichter reformirte, weil
beide Klagen verſchiedene Objecte
gehabt hätten, und in dem erſten
Prozeß das gegebene Darlehn zwar
angenommen, aber nur in den
Gründen, die nicht rechtskräftig
würden, nicht in dem Tenor, aus-
geſprochen worden ſey. — Koch
tadelt dieſes Urtheil mit Recht.
(s) Für die Abſtimmung nach
Gründen haben ſich ausge-
ſprochen: Ein Miniſterial-Reſcript
von 1819; ein zweites von 1834;
ein drittes von 1840; (Ergänzungen
und Erläuterungen der Preußiſchen
Rechtsbücher B. 8 Breslau 1843,
zu G. O. I. 13 § 31, S. 314. 315.
Juſtiz-Miniſterialblatt 1841 S. 18
bis 24). Ferner: Göſchel Zer-
ſtreute Blätter B. 1 S. 238. Koch
Lehrbuch des Preußiſchen Rechts
B. 1 §. 64. — Für die Abſtim-
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