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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849.

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Buch III. Herrschaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen.
daß bei jedem Rechtsverhältniß dasjenige
Rechtsgebiet aufgesucht werde, welchem
dieses Rechtsverhältniß seiner eigen-
thümlichen Natur nach angehört oder
unterworfen ist
.

Man kann diese Gleichstellung, im Gegensatz des oben
erwähnten strengen Rechts, als freundliche Zulassung unter
souveränen Staaten bezeichnen, nämlich als Zulassung ur-
sprünglich fremder Gesetze unter die Quellen, aus welchen
die einheimischen Gerichte die Beurtheilung mancher Rechts-
verhältnisse zu schöpfen haben (f).

Nur darf diese Zulassung nicht gedacht werden als
Ausfluß bloßer Großmuth oder Willkür, die zugleich als
zufällig wechselnd und vorübergehend zu denken wäre.
Vielmehr ist darin eine eigenthümliche und fortschreitende
Rechtsentwickelung zu erkennen, gleichen Schritt haltend
mit der Behandlung der Collisionen unter den Particular-
rechten desselben Staates (g).


(f) Huber de conflictu le-
gum § 2. "Rectores imperiorum
id comiter agunt, ut jura cujus-
que populi ... teneant ubique
suam vim". I. Voet. de statu-
tis § 1. 12. 17. "Dein quid
ex comitate gens genti ...
liberaliter et officiose indul-
geat, permittat, patiatur, ultro
citroque" ... -- Story con-
flict of laws
§ 24--38.
(g) Ich kann daher nicht über-
einstimmen mit Wächter I. S. 240.
II. S. 12--15, wenn er hierin so
sehr warnt gegen Verwechselung
des richterlichen und legislativen
Standpunktes. Was er zu dem
legislativen Standpunkt rechnet,
fällt gewiß großentheils in den
richterlichen, bei einem Gegenstand
den die Gesetzgebung ohnehin
der wissenschaftlichen Entwickelung

Buch III. Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen.
daß bei jedem Rechtsverhältniß dasjenige
Rechtsgebiet aufgeſucht werde, welchem
dieſes Rechtsverhältniß ſeiner eigen-
thümlichen Natur nach angehört oder
unterworfen iſt
.

Man kann dieſe Gleichſtellung, im Gegenſatz des oben
erwähnten ſtrengen Rechts, als freundliche Zulaſſung unter
ſouveränen Staaten bezeichnen, nämlich als Zulaſſung ur-
ſprünglich fremder Geſetze unter die Quellen, aus welchen
die einheimiſchen Gerichte die Beurtheilung mancher Rechts-
verhältniſſe zu ſchöpfen haben (f).

Nur darf dieſe Zulaſſung nicht gedacht werden als
Ausfluß bloßer Großmuth oder Willkür, die zugleich als
zufällig wechſelnd und vorübergehend zu denken wäre.
Vielmehr iſt darin eine eigenthümliche und fortſchreitende
Rechtsentwickelung zu erkennen, gleichen Schritt haltend
mit der Behandlung der Colliſionen unter den Particular-
rechten deſſelben Staates (g).


(f) Huber de conflictu le-
gum § 2. „Rectores imperiorum
id comiter agunt, ut jura cujus-
que populi … teneant ubique
suam vim“. I. Voet. de statu-
tis § 1. 12. 17. „Dein quid
ex comitate gens genti …
liberaliter et officiose indul-
geat, permittat, patiatur, ultro
citroque“ … — Story con-
flict of laws
§ 24—38.
(g) Ich kann daher nicht über-
einſtimmen mit Wächter I. S. 240.
II. S. 12—15, wenn er hierin ſo
ſehr warnt gegen Verwechſelung
des richterlichen und legislativen
Standpunktes. Was er zu dem
legislativen Standpunkt rechnet,
fällt gewiß großentheils in den
richterlichen, bei einem Gegenſtand
den die Geſetzgebung ohnehin
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[28/0050] Buch III. Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen. daß bei jedem Rechtsverhältniß dasjenige Rechtsgebiet aufgeſucht werde, welchem dieſes Rechtsverhältniß ſeiner eigen- thümlichen Natur nach angehört oder unterworfen iſt. Man kann dieſe Gleichſtellung, im Gegenſatz des oben erwähnten ſtrengen Rechts, als freundliche Zulaſſung unter ſouveränen Staaten bezeichnen, nämlich als Zulaſſung ur- ſprünglich fremder Geſetze unter die Quellen, aus welchen die einheimiſchen Gerichte die Beurtheilung mancher Rechts- verhältniſſe zu ſchöpfen haben (f). Nur darf dieſe Zulaſſung nicht gedacht werden als Ausfluß bloßer Großmuth oder Willkür, die zugleich als zufällig wechſelnd und vorübergehend zu denken wäre. Vielmehr iſt darin eine eigenthümliche und fortſchreitende Rechtsentwickelung zu erkennen, gleichen Schritt haltend mit der Behandlung der Colliſionen unter den Particular- rechten deſſelben Staates (g). (f) Huber de conflictu le- gum § 2. „Rectores imperiorum id comiter agunt, ut jura cujus- que populi … teneant ubique suam vim“. I. Voet. de statu- tis § 1. 12. 17. „Dein quid ex comitate gens genti … liberaliter et officiose indul- geat, permittat, patiatur, ultro citroque“ … — Story con- flict of laws § 24—38. (g) Ich kann daher nicht über- einſtimmen mit Wächter I. S. 240. II. S. 12—15, wenn er hierin ſo ſehr warnt gegen Verwechſelung des richterlichen und legislativen Standpunktes. Was er zu dem legislativen Standpunkt rechnet, fällt gewiß großentheils in den richterlichen, bei einem Gegenſtand den die Geſetzgebung ohnehin der wiſſenſchaftlichen Entwickelung

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/50>, abgerufen am 21.11.2024.