Linusklage ist in Phönicien entsprungen und ein
einfacher Weheruf, Ai-lanu, Ai-lenu d. i. weh uns, welchen Weheruf die Griechen als [fremdsprachliches Material], weh Linus, missverstanden und daher. den Weheruf in den
unglücklichen Jüngling Linus umschufen dem sie nach ihrer geistreichen Weise auch eine besondere
Geschichte ersannen. 1) Der ägyptische
Maneros ist nach Jablonski, voc. ägypt. S. 128, = filius Manis s. Menis i. e. aeterni, Sohn des
Ewigen, was dazu stimmen würde, dass der Glaube des Menschen an Gott und die Unsterblichkeit der
Seele eine Gabe und Offenbarung, ein Sohn Gottes oder des Ewigen ist. Nach Brugsch, die Adonisklage,
S. 24, wäre der Maneros des Herodot nur aus einem sprachlichen Missverständniss hervorgegangen,
nämlich aus dem oft wiederkehrenden Refrain: maa-er-hra (komme nach Hause, kehre wieder) des
ägyptischen Klageliedes der Isis. Brugsch, a. a. O., S. 21 ff. theilt aus einem im königlichen
Museum zu Berlin befindlichen und zu Theben aufgefundenen Todtenpapyirus eine vollständige
Uebersetzung des Klageliedes der Isis. so wie desjenigen ihrer Schwester Nephthys um den
verstorbenen und vermissten Osiris mit. Lasaulx dagegen, a. a. O., nimmt mit Jablonski den Maneros
für den Sohn des Ewigen. Linos und Maneros sind zugleich Adonis, der schöne und von der Aphrodite
geliebte Hirte der Berge, die der Erde theure Blume des Feldes, - die schöne Narcisse (woraus die
Thespier den Narcissos gebildet), welche in der Jugendblüthe der versengenden Hitze des Sommers, dem
Eber des Mars, unterliegt. Den Mysticismus von Lasaulx, S. 353 ff., dass in Linos nur die
Fallsgeschichte personificirt sei, werden gewiss Wenige theilen. Die Urmenschheit hatte blos die
Vergänglichkeit und Hinfälligkeit der Blumen (nach dem alten Testamente des Grases auf dem Felde)
und der Menschen erkannt und beklagt, und namentlich Adonis wurde bei seinem Tode von den Frauen von
Gebal mit dem Wehrufe (Ai-lanu) bejammert.
1) Brugsch, Adonisklage, S. 16 ff.
Linusklage ist in Phönicien entsprungen und ein
einfacher Weheruf, Ai-lanu, Ai-lenu d. i. weh uns, welchen Weheruf die Griechen als [fremdsprachliches Material], weh Linus, missverstanden und daher. den Weheruf in den
unglücklichen Jüngling Linus umschufen dem sie nach ihrer geistreichen Weise auch eine besondere
Geschichte ersannen. 1) Der ägyptische
Maneros ist nach Jablonski, voc. ägypt. S. 128, = filius Manis s. Menis i. e. aeterni, Sohn des
Ewigen, was dazu stimmen würde, dass der Glaube des Menschen an Gott und die Unsterblichkeit der
Seele eine Gabe und Offenbarung, ein Sohn Gottes oder des Ewigen ist. Nach Brugsch, die Adonisklage,
S. 24, wäre der Maneros des Herodot nur aus einem sprachlichen Missverständniss hervorgegangen,
nämlich aus dem oft wiederkehrenden Refrain: mââ-er-hra (komme nach Hause, kehre wieder) des
ägyptischen Klageliedes der Isis. Brugsch, a. a. O., S. 21 ff. theilt aus einem im königlichen
Museum zu Berlin befindlichen und zu Theben aufgefundenen Todtenpapyirus eine vollständige
Uebersetzung des Klageliedes der Isis. so wie desjenigen ihrer Schwester Nephthys um den
verstorbenen und vermissten Osiris mit. Lasaulx dagegen, a. a. O., nimmt mit Jablonski den Maneros
für den Sohn des Ewigen. Linos und Maneros sind zugleich Adonis, der schöne und von der Aphrodite
geliebte Hirte der Berge, die der Erde theure Blume des Feldes, – die schöne Narcisse (woraus die
Thespier den Narcissos gebildet), welche in der Jugendblüthe der versengenden Hitze des Sommers, dem
Eber des Mars, unterliegt. Den Mysticismus von Lasaulx, S. 353 ff., dass in Linos nur die
Fallsgeschichte personificirt sei, werden gewiss Wenige theilen. Die Urmenschheit hatte blos die
Vergänglichkeit und Hinfälligkeit der Blumen (nach dem alten Testamente des Grases auf dem Felde)
und der Menschen erkannt und beklagt, und namentlich Adonis wurde bei seinem Tode von den Frauen von
Gebal mit dem Wehrufe (Ai-lanu) bejammert.
1) Brugsch, Adonisklage, S. 16 ff.
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Ewigen, was dazu stimmen würde, dass der Glaube des Menschen an Gott und die Unsterblichkeit der
Seele eine Gabe und Offenbarung, ein Sohn Gottes oder des Ewigen ist. Nach Brugsch, die Adonisklage,
S. 24, wäre der Maneros des Herodot nur aus einem sprachlichen Missverständniss hervorgegangen,
nämlich aus dem oft wiederkehrenden Refrain: mââ-er-hra (komme nach Hause, kehre wieder) des
ägyptischen Klageliedes der Isis. Brugsch, a. a. O., S. 21 ff. theilt aus einem im königlichen
Museum zu Berlin befindlichen und zu Theben aufgefundenen Todtenpapyirus eine vollständige
Uebersetzung des Klageliedes der Isis. so wie desjenigen ihrer Schwester Nephthys um den
verstorbenen und vermissten Osiris mit. Lasaulx dagegen, a. a. O., nimmt mit Jablonski den Maneros
für den Sohn des Ewigen. Linos und Maneros sind zugleich Adonis, der schöne und von der Aphrodite
geliebte Hirte der Berge, die der Erde theure Blume des Feldes, – die schöne Narcisse (woraus die
Thespier den Narcissos gebildet), welche in der Jugendblüthe der versengenden Hitze des Sommers, dem
Eber des Mars, unterliegt. Den Mysticismus von Lasaulx, S. 353 ff., dass in Linos nur die
Fallsgeschichte personificirt sei, werden gewiss Wenige theilen. Die Urmenschheit hatte blos die
Vergänglichkeit und Hinfälligkeit der Blumen (nach dem alten Testamente des Grases auf dem Felde)
und der Menschen erkannt und beklagt, und namentlich Adonis wurde bei seinem Tode von den Frauen von
Gebal mit dem Wehrufe (Ai-lanu) bejammert.</p></div></body></text></TEI>
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Linusklage ist in Phönicien entsprungen und ein einfacher Weheruf, Ai-lanu, Ai-lenu d. i. weh uns, welchen Weheruf die Griechen als _ , weh Linus, missverstanden und daher. den Weheruf in den unglücklichen Jüngling Linus umschufen dem sie nach ihrer geistreichen Weise auch eine besondere Geschichte ersannen. 1) Der ägyptische Maneros ist nach Jablonski, voc. ägypt. S. 128, = filius Manis s. Menis i. e. aeterni, Sohn des Ewigen, was dazu stimmen würde, dass der Glaube des Menschen an Gott und die Unsterblichkeit der Seele eine Gabe und Offenbarung, ein Sohn Gottes oder des Ewigen ist. Nach Brugsch, die Adonisklage, S. 24, wäre der Maneros des Herodot nur aus einem sprachlichen Missverständniss hervorgegangen, nämlich aus dem oft wiederkehrenden Refrain: mââ-er-hra (komme nach Hause, kehre wieder) des ägyptischen Klageliedes der Isis. Brugsch, a. a. O., S. 21 ff. theilt aus einem im königlichen Museum zu Berlin befindlichen und zu Theben aufgefundenen Todtenpapyirus eine vollständige Uebersetzung des Klageliedes der Isis. so wie desjenigen ihrer Schwester Nephthys um den verstorbenen und vermissten Osiris mit. Lasaulx dagegen, a. a. O., nimmt mit Jablonski den Maneros für den Sohn des Ewigen. Linos und Maneros sind zugleich Adonis, der schöne und von der Aphrodite geliebte Hirte der Berge, die der Erde theure Blume des Feldes, – die schöne Narcisse (woraus die Thespier den Narcissos gebildet), welche in der Jugendblüthe der versengenden Hitze des Sommers, dem Eber des Mars, unterliegt. Den Mysticismus von Lasaulx, S. 353 ff., dass in Linos nur die Fallsgeschichte personificirt sei, werden gewiss Wenige theilen. Die Urmenschheit hatte blos die Vergänglichkeit und Hinfälligkeit der Blumen (nach dem alten Testamente des Grases auf dem Felde) und der Menschen erkannt und beklagt, und namentlich Adonis wurde bei seinem Tode von den Frauen von Gebal mit dem Wehrufe (Ai-lanu) bejammert.
1) Brugsch, Adonisklage, S. 16 ff.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/103>, abgerufen am 24.11.2024.
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