maurerischen Quellen und Büchern erfahren zu können, fürchte ich daher auch nicht, etwa der
Verletzung des Geheimnisses beschuldigt und verdächtigt zu werden, indem ich überall nur jene schon
über ein halbes Jahrhundert allgemein geöffneten Quellen und Bücher benützt, und was ich über die
maurerischen Symbole und Gebräuche gedacht und gesagt habe, leider keineswegs eine Logenlehre oder
auch nur die Tradition einzelner Brüder, vielmehr meine eigensten Gedanken und somit auch mein
freiestes Eigenthum sind. Die Freimaurerei als etwas Bestehendes und Geübtes kann und soll kein
Geheimniss sein und ist es an keinem Orte, wo Logen sind; wohl aber kann und soll, was im stillen
lnnern der Logen sich begibt und dort an guten Werken, an Werken der Liebe und Barmherzigkeit gethan
und vollbracht wird, nicht prunkend zur Schau getragen werden, wie dieses aber gerade in Deutschland
trotz der formellen Geheimnistuerei z. B. mit den Christbescheerungen an arme Kinder, mit den
Bekleidungen bedürftiger Confirmanden u. s. f. zu geschehen pflegt. Es sind dieses ganz
unmaurerische Schauspiele und Schaugepränge, welche der unbefangene Maurer und Nichtmaurer belächeln
und beklagen muss. Es sind derartige Oeffentliehkeiten ein schlechter Commentar zu dem Satze, dass
die äussern Antriebe, die Antriebe des Lohnes und des Beifalls dem Maurer gleichgültig und unbekannt
sein sollen. Der nun in den ewigen Osten eingegangene Br. Hottinger, gewesener erster Grossmeister
der Alpina, sprach sich vor der versammelten Grossloge über das Geheimthum dahin aus: "Wir werden
gut thun zu bedenken, dass in unserer Zeit der wachsenden Oeffentlichkeit selbst Dasjenige, was wir
in geschlossener Loge vornehmen, auch der Kenntniss der nicht maurerischen Welt auf die Dauer sich
kaum entziehen kann, dass man den grössern Theil unserer Formen, Uebungen, Ausdrucksweise bereits
kennt,
maurerischen Quellen und Büchern erfahren zu können, fürchte ich daher auch nicht, etwa der
Verletzung des Geheimnisses beschuldigt und verdächtigt zu werden, indem ich überall nur jene schon
über ein halbes Jahrhundert allgemein geöffneten Quellen und Bücher benützt, und was ich über die
maurerischen Symbole und Gebräuche gedacht und gesagt habe, leider keineswegs eine Logenlehre oder
auch nur die Tradition einzelner Brüder, vielmehr meine eigensten Gedanken und somit auch mein
freiestes Eigenthum sind. Die Freimaurerei als etwas Bestehendes und Geübtes kann und soll kein
Geheimniss sein und ist es an keinem Orte, wo Logen sind; wohl aber kann und soll, was im stillen
lnnern der Logen sich begibt und dort an guten Werken, an Werken der Liebe und Barmherzigkeit gethan
und vollbracht wird, nicht prunkend zur Schau getragen werden, wie dieses aber gerade in Deutschland
trotz der formellen Geheimnistuerei z. B. mit den Christbescheerungen an arme Kinder, mit den
Bekleidungen bedürftiger Confirmanden u. s. f. zu geschehen pflegt. Es sind dieses ganz
unmaurerische Schauspiele und Schaugepränge, welche der unbefangene Maurer und Nichtmaurer belächeln
und beklagen muss. Es sind derartige Oeffentliehkeiten ein schlechter Commentar zu dem Satze, dass
die äussern Antriebe, die Antriebe des Lohnes und des Beifalls dem Maurer gleichgültig und unbekannt
sein sollen. Der nun in den ewigen Osten eingegangene Br. Hottinger, gewesener erster Grossmeister
der Alpina, sprach sich vor der versammelten Grossloge über das Geheimthum dahin aus: „Wir werden
gut thun zu bedenken, dass in unserer Zeit der wachsenden Oeffentlichkeit selbst Dasjenige, was wir
in geschlossener Loge vornehmen, auch der Kenntniss der nicht maurerischen Welt auf die Dauer sich
kaum entziehen kann, dass man den grössern Theil unserer Formen, Uebungen, Ausdrucksweise bereits
kennt,
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maurerischen Quellen und Büchern erfahren zu können, fürchte ich daher auch nicht, etwa der
Verletzung des Geheimnisses beschuldigt und verdächtigt zu werden, indem ich überall nur jene schon
über ein halbes Jahrhundert allgemein geöffneten Quellen und Bücher benützt, und was ich über die
maurerischen Symbole und Gebräuche gedacht und gesagt habe, leider keineswegs eine Logenlehre oder
auch nur die Tradition einzelner Brüder, vielmehr meine eigensten Gedanken und somit auch mein
freiestes Eigenthum sind. Die Freimaurerei als etwas Bestehendes und Geübtes kann und soll kein
Geheimniss sein und ist es an keinem Orte, wo Logen sind; wohl aber kann und soll, was im stillen
lnnern der Logen sich begibt und dort an guten Werken, an Werken der Liebe und Barmherzigkeit gethan
und vollbracht wird, nicht prunkend zur Schau getragen werden, wie dieses aber gerade in Deutschland
trotz der formellen Geheimnistuerei z. B. mit den Christbescheerungen an arme Kinder, mit den
Bekleidungen bedürftiger Confirmanden u. s. f. zu geschehen pflegt. Es sind dieses ganz
unmaurerische Schauspiele und Schaugepränge, welche der unbefangene Maurer und Nichtmaurer belächeln
und beklagen muss. Es sind derartige Oeffentliehkeiten ein schlechter Commentar zu dem Satze, dass
die äussern Antriebe, die Antriebe des Lohnes und des Beifalls dem Maurer gleichgültig und unbekannt
sein sollen. Der nun in den ewigen Osten eingegangene Br. Hottinger, gewesener erster Grossmeister
der Alpina, sprach sich vor der versammelten Grossloge über das Geheimthum dahin aus: „Wir werden
gut thun zu bedenken, dass in unserer Zeit der wachsenden Oeffentlichkeit selbst Dasjenige, was wir
in geschlossener Loge vornehmen, auch der Kenntniss der nicht maurerischen Welt auf die Dauer sich
kaum entziehen kann, dass man den grössern Theil unserer Formen, Uebungen, Ausdrucksweise bereits
kennt,
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[IX/0011]
maurerischen Quellen und Büchern erfahren zu können, fürchte ich daher auch nicht, etwa der Verletzung des Geheimnisses beschuldigt und verdächtigt zu werden, indem ich überall nur jene schon über ein halbes Jahrhundert allgemein geöffneten Quellen und Bücher benützt, und was ich über die maurerischen Symbole und Gebräuche gedacht und gesagt habe, leider keineswegs eine Logenlehre oder auch nur die Tradition einzelner Brüder, vielmehr meine eigensten Gedanken und somit auch mein freiestes Eigenthum sind. Die Freimaurerei als etwas Bestehendes und Geübtes kann und soll kein Geheimniss sein und ist es an keinem Orte, wo Logen sind; wohl aber kann und soll, was im stillen lnnern der Logen sich begibt und dort an guten Werken, an Werken der Liebe und Barmherzigkeit gethan und vollbracht wird, nicht prunkend zur Schau getragen werden, wie dieses aber gerade in Deutschland trotz der formellen Geheimnistuerei z. B. mit den Christbescheerungen an arme Kinder, mit den Bekleidungen bedürftiger Confirmanden u. s. f. zu geschehen pflegt. Es sind dieses ganz unmaurerische Schauspiele und Schaugepränge, welche der unbefangene Maurer und Nichtmaurer belächeln und beklagen muss. Es sind derartige Oeffentliehkeiten ein schlechter Commentar zu dem Satze, dass die äussern Antriebe, die Antriebe des Lohnes und des Beifalls dem Maurer gleichgültig und unbekannt sein sollen. Der nun in den ewigen Osten eingegangene Br. Hottinger, gewesener erster Grossmeister der Alpina, sprach sich vor der versammelten Grossloge über das Geheimthum dahin aus: „Wir werden gut thun zu bedenken, dass in unserer Zeit der wachsenden Oeffentlichkeit selbst Dasjenige, was wir in geschlossener Loge vornehmen, auch der Kenntniss der nicht maurerischen Welt auf die Dauer sich kaum entziehen kann, dass man den grössern Theil unserer Formen, Uebungen, Ausdrucksweise bereits kennt,
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/11>, abgerufen am 16.07.2024.
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