Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.maurerischen Quellen und Büchern erfahren zu können, fürchte ich daher auch nicht, etwa der Verletzung des Geheimnisses beschuldigt und verdächtigt zu werden, indem ich überall nur jene schon über ein halbes Jahrhundert allgemein geöffneten Quellen und Bücher benützt, und was ich über die maurerischen Symbole und Gebräuche gedacht und gesagt habe, leider keineswegs eine Logenlehre oder auch nur die Tradition einzelner Brüder, vielmehr meine eigensten Gedanken und somit auch mein freiestes Eigenthum sind. Die Freimaurerei als etwas Bestehendes und Geübtes kann und soll kein Geheimniss sein und ist es an keinem Orte, wo Logen sind; wohl aber kann und soll, was im stillen lnnern der Logen sich begibt und dort an guten Werken, an Werken der Liebe und Barmherzigkeit gethan und vollbracht wird, nicht prunkend zur Schau getragen werden, wie dieses aber gerade in Deutschland trotz der formellen Geheimnistuerei z. B. mit den Christbescheerungen an arme Kinder, mit den Bekleidungen bedürftiger Confirmanden u. s. f. zu geschehen pflegt. Es sind dieses ganz unmaurerische Schauspiele und Schaugepränge, welche der unbefangene Maurer und Nichtmaurer belächeln und beklagen muss. Es sind derartige Oeffentliehkeiten ein schlechter Commentar zu dem Satze, dass die äussern Antriebe, die Antriebe des Lohnes und des Beifalls dem Maurer gleichgültig und unbekannt sein sollen. Der nun in den ewigen Osten eingegangene Br. Hottinger, gewesener erster Grossmeister der Alpina, sprach sich vor der versammelten Grossloge über das Geheimthum dahin aus: "Wir werden gut thun zu bedenken, dass in unserer Zeit der wachsenden Oeffentlichkeit selbst Dasjenige, was wir in geschlossener Loge vornehmen, auch der Kenntniss der nicht maurerischen Welt auf die Dauer sich kaum entziehen kann, dass man den grössern Theil unserer Formen, Uebungen, Ausdrucksweise bereits kennt, maurerischen Quellen und Büchern erfahren zu können, fürchte ich daher auch nicht, etwa der Verletzung des Geheimnisses beschuldigt und verdächtigt zu werden, indem ich überall nur jene schon über ein halbes Jahrhundert allgemein geöffneten Quellen und Bücher benützt, und was ich über die maurerischen Symbole und Gebräuche gedacht und gesagt habe, leider keineswegs eine Logenlehre oder auch nur die Tradition einzelner Brüder, vielmehr meine eigensten Gedanken und somit auch mein freiestes Eigenthum sind. Die Freimaurerei als etwas Bestehendes und Geübtes kann und soll kein Geheimniss sein und ist es an keinem Orte, wo Logen sind; wohl aber kann und soll, was im stillen lnnern der Logen sich begibt und dort an guten Werken, an Werken der Liebe und Barmherzigkeit gethan und vollbracht wird, nicht prunkend zur Schau getragen werden, wie dieses aber gerade in Deutschland trotz der formellen Geheimnistuerei z. B. mit den Christbescheerungen an arme Kinder, mit den Bekleidungen bedürftiger Confirmanden u. s. f. zu geschehen pflegt. Es sind dieses ganz unmaurerische Schauspiele und Schaugepränge, welche der unbefangene Maurer und Nichtmaurer belächeln und beklagen muss. Es sind derartige Oeffentliehkeiten ein schlechter Commentar zu dem Satze, dass die äussern Antriebe, die Antriebe des Lohnes und des Beifalls dem Maurer gleichgültig und unbekannt sein sollen. Der nun in den ewigen Osten eingegangene Br. Hottinger, gewesener erster Grossmeister der Alpina, sprach sich vor der versammelten Grossloge über das Geheimthum dahin aus: „Wir werden gut thun zu bedenken, dass in unserer Zeit der wachsenden Oeffentlichkeit selbst Dasjenige, was wir in geschlossener Loge vornehmen, auch der Kenntniss der nicht maurerischen Welt auf die Dauer sich kaum entziehen kann, dass man den grössern Theil unserer Formen, Uebungen, Ausdrucksweise bereits kennt, <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0011" n="IX"/> maurerischen Quellen und Büchern erfahren zu können, fürchte ich daher auch nicht, etwa der Verletzung des Geheimnisses beschuldigt und verdächtigt zu werden, indem ich überall nur jene schon über ein halbes Jahrhundert allgemein geöffneten Quellen und Bücher benützt, und was ich über die maurerischen Symbole und Gebräuche gedacht und gesagt habe, leider keineswegs eine Logenlehre oder auch nur die Tradition einzelner Brüder, vielmehr meine eigensten Gedanken und somit auch mein freiestes Eigenthum sind. Die Freimaurerei als etwas Bestehendes und Geübtes kann und soll kein Geheimniss sein und ist es an keinem Orte, wo Logen sind; wohl aber kann und soll, was im stillen lnnern der Logen sich begibt und dort an guten Werken, an Werken der Liebe und Barmherzigkeit gethan und vollbracht wird, nicht prunkend zur Schau getragen werden, wie dieses aber gerade in Deutschland trotz der formellen Geheimnistuerei z. B. mit den Christbescheerungen an arme Kinder, mit den Bekleidungen bedürftiger Confirmanden u. s. f. zu geschehen pflegt. Es sind dieses ganz unmaurerische Schauspiele und Schaugepränge, welche der unbefangene Maurer und Nichtmaurer belächeln und beklagen muss. Es sind derartige Oeffentliehkeiten ein schlechter Commentar zu dem Satze, dass die äussern Antriebe, die Antriebe des Lohnes und des Beifalls dem Maurer gleichgültig und unbekannt sein sollen. Der nun in den ewigen Osten eingegangene Br. Hottinger, gewesener erster Grossmeister der Alpina, sprach sich vor der versammelten Grossloge über das Geheimthum dahin aus: „Wir werden gut thun zu bedenken, dass in unserer Zeit der wachsenden Oeffentlichkeit selbst Dasjenige, was wir in geschlossener Loge vornehmen, auch der Kenntniss der nicht maurerischen Welt auf die Dauer sich kaum entziehen kann, dass man den grössern Theil unserer Formen, Uebungen, Ausdrucksweise bereits kennt, </p> </div> </front> </text> </TEI> [IX/0011]
maurerischen Quellen und Büchern erfahren zu können, fürchte ich daher auch nicht, etwa der Verletzung des Geheimnisses beschuldigt und verdächtigt zu werden, indem ich überall nur jene schon über ein halbes Jahrhundert allgemein geöffneten Quellen und Bücher benützt, und was ich über die maurerischen Symbole und Gebräuche gedacht und gesagt habe, leider keineswegs eine Logenlehre oder auch nur die Tradition einzelner Brüder, vielmehr meine eigensten Gedanken und somit auch mein freiestes Eigenthum sind. Die Freimaurerei als etwas Bestehendes und Geübtes kann und soll kein Geheimniss sein und ist es an keinem Orte, wo Logen sind; wohl aber kann und soll, was im stillen lnnern der Logen sich begibt und dort an guten Werken, an Werken der Liebe und Barmherzigkeit gethan und vollbracht wird, nicht prunkend zur Schau getragen werden, wie dieses aber gerade in Deutschland trotz der formellen Geheimnistuerei z. B. mit den Christbescheerungen an arme Kinder, mit den Bekleidungen bedürftiger Confirmanden u. s. f. zu geschehen pflegt. Es sind dieses ganz unmaurerische Schauspiele und Schaugepränge, welche der unbefangene Maurer und Nichtmaurer belächeln und beklagen muss. Es sind derartige Oeffentliehkeiten ein schlechter Commentar zu dem Satze, dass die äussern Antriebe, die Antriebe des Lohnes und des Beifalls dem Maurer gleichgültig und unbekannt sein sollen. Der nun in den ewigen Osten eingegangene Br. Hottinger, gewesener erster Grossmeister der Alpina, sprach sich vor der versammelten Grossloge über das Geheimthum dahin aus: „Wir werden gut thun zu bedenken, dass in unserer Zeit der wachsenden Oeffentlichkeit selbst Dasjenige, was wir in geschlossener Loge vornehmen, auch der Kenntniss der nicht maurerischen Welt auf die Dauer sich kaum entziehen kann, dass man den grössern Theil unserer Formen, Uebungen, Ausdrucksweise bereits kennt,
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