Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

als Pfand der Wiedergeburt mit in das Grab gegeben worden seien. Die Hand war nämlich das germanische Svmbol der Hand des Tyr, des Frühlings und des Kriegsgottes des römischen Mars, von welchem auch der Frühlingsmonat Merz den Namen trägt, d. h. der ewig sich verjüngenden und siegreich den Winter und den Tod überwindenden Vegetations- und Naturkraft, auf welche Unsterblichkeit der Natur der Mensch den Glauben an die Unsterblichkeit des eigenen Geistes gründete und deren Fest oder Mysterium er als das Fest und Mysterium der eigenen Unsterblichkeit feierte. Die Hand würde also in ihrer symbolischen Bedeutung ganz mit Adonis-Osiris-Dionysos-Hiram und mit der aus seinem Grabe stets neu erblühenden Akazie, dem Symbole des ewigen Lebens, zusammenfallen. Die niemals ersterbende und immer wiedererstehende Natur war überall den Völkern gleichsam das Faustpfand (dessen Namen im Deutschen nach Menzel wohl dieser Symbolik angehört) des Wiedererstehens aus dem Tode, der eigenen Unsterblichkeit. Das Grab ist nur die Wiege eines neuen Lebens, wie die herabfallenden welken und verwesenden Blätter des Baumes die Begründer seiner künftigen Frühlingspracht werden. Auch die Blumen auf dem Sarge und auf den Gräbern deuten nur auf den ewigen Frühling, das ewige Leben und Licht, in welches der Verstorbene durch den Tod hinübergegangen ist. Schon bei den ägyptischen Leichenbegängnissen pflegte der Sargkasten mit Blumen geschmückt zu werden und sieben Männer streuten dabei Palmzweige auf den Weg, gewiss zum Symbole, dass der Verstorbene in das Land des ewigen Frühlings hinübergegangen sei. 1)

Den blos oder vorzugsweise weidenden und ackerbautreibenden Völkern ist die Hand das Symbol der vergöttlichten und personificirten Erd- und Naturkraft, der Erdmutter oder des Blumen- und Früchtegottes; nachdem aber ein. Volk, wie unter allen Völkern der Erde zuerst die Aegypter, sich dem Steinbaue, dem festen Baue der Tempel und der Städte zugewandt und Gott unter dem Begriffe

1) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 327.

als Pfand der Wiedergeburt mit in das Grab gegeben worden seien. Die Hand war nämlich das germanische Svmbol der Hand des Tyr, des Frühlings und des Kriegsgottes des römischen Mars, von welchem auch der Frühlingsmonat Merz den Namen trägt, d. h. der ewig sich verjüngenden und siegreich den Winter und den Tod überwindenden Vegetations- und Naturkraft, auf welche Unsterblichkeit der Natur der Mensch den Glauben an die Unsterblichkeit des eigenen Geistes gründete und deren Fest oder Mysterium er als das Fest und Mysterium der eigenen Unsterblichkeit feierte. Die Hand würde also in ihrer symbolischen Bedeutung ganz mit Adonis-Osiris-Dionysos-Hiram und mit der aus seinem Grabe stets neu erblühenden Akazie, dem Symbole des ewigen Lebens, zusammenfallen. Die niemals ersterbende und immer wiedererstehende Natur war überall den Völkern gleichsam das Faustpfand (dessen Namen im Deutschen nach Menzel wohl dieser Symbolik angehört) des Wiedererstehens aus dem Tode, der eigenen Unsterblichkeit. Das Grab ist nur die Wiege eines neuen Lebens, wie die herabfallenden welken und verwesenden Blätter des Baumes die Begründer seiner künftigen Frühlingspracht werden. Auch die Blumen auf dem Sarge und auf den Gräbern deuten nur auf den ewigen Frühling, das ewige Leben und Licht, in welches der Verstorbene durch den Tod hinübergegangen ist. Schon bei den ägyptischen Leichenbegängnissen pflegte der Sargkasten mit Blumen geschmückt zu werden und sieben Männer streuten dabei Palmzweige auf den Weg, gewiss zum Symbole, dass der Verstorbene in das Land des ewigen Frühlings hinübergegangen sei. 1)

Den blos oder vorzugsweise weidenden und ackerbautreibenden Völkern ist die Hand das Symbol der vergöttlichten und personificirten Erd- und Naturkraft, der Erdmutter oder des Blumen- und Früchtegottes; nachdem aber ein. Volk, wie unter allen Völkern der Erde zuerst die Aegypter, sich dem Steinbaue, dem festen Baue der Tempel und der Städte zugewandt und Gott unter dem Begriffe

1) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 327.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0128" n="112"/>
als Pfand der Wiedergeburt mit in das Grab gegeben
 worden seien. Die Hand war nämlich das germanische Svmbol der Hand des Tyr, des Frühlings und des
 Kriegsgottes des römischen Mars, von welchem auch der Frühlingsmonat Merz den Namen trägt, d. h. der
 ewig sich verjüngenden und siegreich den Winter und den Tod überwindenden Vegetations- und
 Naturkraft, auf welche Unsterblichkeit der Natur der Mensch den Glauben an die Unsterblichkeit des
 eigenen Geistes gründete und deren Fest oder Mysterium er als das Fest und Mysterium der eigenen
 Unsterblichkeit feierte. Die Hand würde also in ihrer symbolischen Bedeutung ganz mit
 Adonis-Osiris-Dionysos-Hiram und mit der aus seinem Grabe stets neu erblühenden Akazie, dem Symbole
 des ewigen Lebens, zusammenfallen. Die niemals ersterbende und immer wiedererstehende Natur war
 überall den Völkern gleichsam das Faustpfand (dessen Namen im Deutschen nach Menzel wohl dieser
 Symbolik angehört) des Wiedererstehens aus dem Tode, der eigenen Unsterblichkeit. Das Grab ist nur
 die Wiege eines neuen Lebens, wie die herabfallenden welken und verwesenden Blätter des Baumes die
 Begründer seiner künftigen Frühlingspracht werden. Auch die Blumen auf dem Sarge und auf den Gräbern
 deuten nur auf den ewigen Frühling, das ewige Leben und Licht, in welches der Verstorbene durch den
 Tod hinübergegangen ist. Schon bei den ägyptischen Leichenbegängnissen pflegte der Sargkasten mit
 Blumen geschmückt zu werden und sieben Männer streuten dabei Palmzweige auf den Weg, gewiss zum
 Symbole, dass der Verstorbene in das Land des ewigen Frühlings hinübergegangen sei. <note place="foot" n="1)">Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 327.</note></p>
        <p> Den blos oder vorzugsweise weidenden und ackerbautreibenden Völkern ist die Hand das Symbol der
 vergöttlichten und personificirten Erd- und Naturkraft, der Erdmutter oder des Blumen- und
 Früchtegottes; nachdem aber ein. Volk, wie unter allen Völkern der Erde zuerst die Aegypter, sich
 dem Steinbaue, dem festen Baue der Tempel und der Städte zugewandt und Gott unter dem Begriffe
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0128] als Pfand der Wiedergeburt mit in das Grab gegeben worden seien. Die Hand war nämlich das germanische Svmbol der Hand des Tyr, des Frühlings und des Kriegsgottes des römischen Mars, von welchem auch der Frühlingsmonat Merz den Namen trägt, d. h. der ewig sich verjüngenden und siegreich den Winter und den Tod überwindenden Vegetations- und Naturkraft, auf welche Unsterblichkeit der Natur der Mensch den Glauben an die Unsterblichkeit des eigenen Geistes gründete und deren Fest oder Mysterium er als das Fest und Mysterium der eigenen Unsterblichkeit feierte. Die Hand würde also in ihrer symbolischen Bedeutung ganz mit Adonis-Osiris-Dionysos-Hiram und mit der aus seinem Grabe stets neu erblühenden Akazie, dem Symbole des ewigen Lebens, zusammenfallen. Die niemals ersterbende und immer wiedererstehende Natur war überall den Völkern gleichsam das Faustpfand (dessen Namen im Deutschen nach Menzel wohl dieser Symbolik angehört) des Wiedererstehens aus dem Tode, der eigenen Unsterblichkeit. Das Grab ist nur die Wiege eines neuen Lebens, wie die herabfallenden welken und verwesenden Blätter des Baumes die Begründer seiner künftigen Frühlingspracht werden. Auch die Blumen auf dem Sarge und auf den Gräbern deuten nur auf den ewigen Frühling, das ewige Leben und Licht, in welches der Verstorbene durch den Tod hinübergegangen ist. Schon bei den ägyptischen Leichenbegängnissen pflegte der Sargkasten mit Blumen geschmückt zu werden und sieben Männer streuten dabei Palmzweige auf den Weg, gewiss zum Symbole, dass der Verstorbene in das Land des ewigen Frühlings hinübergegangen sei. 1) Den blos oder vorzugsweise weidenden und ackerbautreibenden Völkern ist die Hand das Symbol der vergöttlichten und personificirten Erd- und Naturkraft, der Erdmutter oder des Blumen- und Früchtegottes; nachdem aber ein. Volk, wie unter allen Völkern der Erde zuerst die Aegypter, sich dem Steinbaue, dem festen Baue der Tempel und der Städte zugewandt und Gott unter dem Begriffe 1) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 327.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/128
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/128>, abgerufen am 24.11.2024.