Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.oft zwei Säulen oder Obelisken standen, scheinen in Syrien nach den aufgefundenen Münzen oft auch zwei Bäume, besonders Cypressen, als die Symbole der Sonne und des Mondes beim Eingange des Tempels zu dessen beiden Seiten gestanden zu haben. Da der in dem Baume symbolisirte Naturgott alles Leben schuf, liess man bald auch die Menschen aus den Bäumen geboren werden, wie noch heute nach einem deutschen Volkssprichworte in Sachsen die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen. Eine persische Mythe lässt den ersten Menschen und die erste Menschin, Meschia und Meschiane, aus einem Baume geboren werden, was auch auf aufgefundenen Mithrasdenkmalen, z. B. auf demjenigen zu Heddernheim im Herzogthum Nassau, dargestellt ist. Nach der persischen Mythe war der Baum gleich einer Reivaspflanze gestaltet, wie Mann und Weib in ihrer Vereinigung. Nach Lajard, a. a. O. S. 21, haben die Mandschu-Tataren oder Mongolen eine ähnliche Mythe. Auf der Rückseite des palmyrenischen Altars im capitolinischen Museum zu Rom wird Eros, Amor, aus einer Cypresse, als dem Symbole der Venus, geboren.1) Auch den Adonis lassen griechische und italische Sagen aus einem Baume geboren werden. Also nicht blos die Menschen, sondern selbst die Götter entstammen den Bäumen, wobei indess ursprünglich nicht an wirkliche Bäume, sondern an den grossen Wolken- und Himmelsbaum, die germanische Weltesche gedacht war und gedacht werden muss. Auch die Kureten wurden nach einem reichlichen Erguss des Regens wie Bäume von der Erde emporgetrieben gedacht, weshalb denn die Kureten (*) genannt wurden.2) Schon Hesiod lässt den Zeus das dritte, eherne Geschlecht, das sich den Plegyern an Kriegslust und Uebermuth vergleicht, aus Eschen schaffen und an die Esche knüpft bekanntlich die nordische Mythe den Ursprung des jetzigen Menschengeschlechts an, indem sie den ersten Menschen gleich den Asen oder Göttern selbst3) 1) Lajard, a. a. O., S. 19 ff. 2) Preller, griech. Mythologie, I. S. 403. 3) Menzel, Odin, S. 109.
oft zwei Säulen oder Obelisken standen, scheinen in Syrien nach den aufgefundenen Münzen oft auch zwei Bäume, besonders Cypressen, als die Symbole der Sonne und des Mondes beim Eingange des Tempels zu dessen beiden Seiten gestanden zu haben. Da der in dem Baume symbolisirte Naturgott alles Leben schuf, liess man bald auch die Menschen aus den Bäumen geboren werden, wie noch heute nach einem deutschen Volkssprichworte in Sachsen die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen. Eine persische Mythe lässt den ersten Menschen und die erste Menschin, Meschia und Meschiane, aus einem Baume geboren werden, was auch auf aufgefundenen Mithrasdenkmalen, z. B. auf demjenigen zu Heddernheim im Herzogthum Nassau, dargestellt ist. Nach der persischen Mythe war der Baum gleich einer Reivaspflanze gestaltet, wie Mann und Weib in ihrer Vereinigung. Nach Lajard, a. a. O. S. 21, haben die Mandschu-Tataren oder Mongolen eine ähnliche Mythe. Auf der Rückseite des palmyrenischen Altars im capitolinischen Museum zu Rom wird Eros, Amor, aus einer Cypresse, als dem Symbole der Venus, geboren.1) Auch den Adonis lassen griechische und italische Sagen aus einem Baume geboren werden. Also nicht blos die Menschen, sondern selbst die Götter entstammen den Bäumen, wobei indess ursprünglich nicht an wirkliche Bäume, sondern an den grossen Wolken- und Himmelsbaum, die germanische Weltesche gedacht war und gedacht werden muss. Auch die Kureten wurden nach einem reichlichen Erguss des Regens wie Bäume von der Erde emporgetrieben gedacht, weshalb denn die Kureten (*) genannt wurden.2) Schon Hesiod lässt den Zeus das dritte, eherne Geschlecht, das sich den Plegyern an Kriegslust und Uebermuth vergleicht, aus Eschen schaffen und an die Esche knüpft bekanntlich die nordische Mythe den Ursprung des jetzigen Menschengeschlechts an, indem sie den ersten Menschen gleich den Asen oder Göttern selbst3) 1) Lajard, a. a. O., S. 19 ff. 2) Preller, griech. Mythologie, I. S. 403. 3) Menzel, Odin, S. 109.
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oft zwei Säulen oder Obelisken standen, scheinen in Syrien nach den aufgefundenen Münzen oft auch zwei Bäume, besonders Cypressen, als die Symbole der Sonne und des Mondes beim Eingange des Tempels zu dessen beiden Seiten gestanden zu haben. Da der in dem Baume symbolisirte Naturgott alles Leben schuf, liess man bald auch die Menschen aus den Bäumen geboren werden, wie noch heute nach einem deutschen Volkssprichworte in Sachsen die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen. Eine persische Mythe lässt den ersten Menschen und die erste Menschin, Meschia und Meschiane, aus einem Baume geboren werden, was auch auf aufgefundenen Mithrasdenkmalen, z. B. auf demjenigen zu Heddernheim im Herzogthum Nassau, dargestellt ist. Nach der persischen Mythe war der Baum gleich einer Reivaspflanze gestaltet, wie Mann und Weib in ihrer Vereinigung. Nach Lajard, a. a. O. S. 21, haben die Mandschu-Tataren oder Mongolen eine ähnliche Mythe. Auf der Rückseite des palmyrenischen Altars im capitolinischen Museum zu Rom wird Eros, Amor, aus einer Cypresse, als dem Symbole der Venus, geboren. 1) Auch den Adonis lassen griechische und italische Sagen aus einem Baume geboren werden. Also nicht blos die Menschen, sondern selbst die Götter entstammen den Bäumen, wobei indess ursprünglich nicht an wirkliche Bäume, sondern an den grossen Wolken- und Himmelsbaum, die germanische Weltesche gedacht war und gedacht werden muss. Auch die Kureten wurden nach einem reichlichen Erguss des Regens wie Bäume von der Erde emporgetrieben gedacht, weshalb denn die Kureten (*) genannt wurden. 2) Schon Hesiod lässt den Zeus das dritte, eherne Geschlecht, das sich den Plegyern an Kriegslust und Uebermuth vergleicht, aus Eschen schaffen und an die Esche knüpft bekanntlich die nordische Mythe den Ursprung des jetzigen Menschengeschlechts an, indem sie den ersten Menschen gleich den Asen oder Göttern selbst 3)
1) Lajard, a. a. O., S. 19 ff.
2) Preller, griech. Mythologie, I. S. 403.
3) Menzel, Odin, S. 109.
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