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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Mars, Mereurius, Jupiter, Venus) in die Namen einheimischer Gottheiten (Sunna, Mano, Zio, Wodan, Thunar, Freia) übersetzten. Nach und nach verbreitete sich die siebentätige Woche zu den übrigen germanischen Stämmen und noch zur Zeit des Heidenthums nahmen auch die nordgermanischen Stämme dieselbe an, nur veränderten sie den Namen des Freitags, welcher bei ihnen Friggiar dagr (Tag der Frigg = Fria) lauten musste, in Freyjudagr (Tag der Freyja. 1) Nach Tius (Zio), Tyr, dem Gotte des lichten Himmelsgewölbes, wurde der heutige dritte Wochentag bei den Angelsachsen Tiwesdäg, englisch Tuesday, in Schwaben und Bayern Ziestag, ahd. Ziwestac genannt und auch unser Dienstag ist aus Tag des Tiu verderbt.2) Altnordisch heisst der dritte Wochentag Tyrsdagr, Tysdagr, schwed. Tisdag, dän. Tirsdag. Der Mittwoch (dies Mercurii) hiess von Wodan bei den Angelsachsen Vodenesdäg und heisst noch heute im Englischen Vednesday, niederl. Woensdag, westphälisch Gudensdag.3) Der fünfte Wochentag wurde Thunaresdag, adh. Donarestac genannt. 4)

Schon in sehr frühen Zeiten scheinen die Arier und besonders die Chaldäer, die chaldäischen Priester und Astronomen in Babylon das ungenügende und zu kurze Mondsjahr aufgegeben und das Sonnenjahr von 360 Tagen mit fünf Ergänzungs- oder Zusatztagen gefunden zu haben, womit es dann zusammenhängt, dass die Ekliptik, die scheinbare Bahn der Sonne an dem Himmel, von den chaldäischen Astronomen in zwölf gleiche Theile von je dreissig Graden mit drei Unterabtheilungen von je zehn Graden, den Dekanen, getheilt wurde, für welche zwölf Theile, Dodekatemorien, sie zugleich Bilder erdachten und diese mit den sie bezeichneten Namen bezeichneten. Also nicht allein die Planetenwoche, sondern auch den ganzen Thierkreis, den Zodiacus, mit den noch heute üblichen Bildern

1) Mannhardt, die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker, 1. Bd. Berlin 1860, S. 77.
2) Mannhardt, a. a. O., I., S. 262.
3) Mannhardt, a. a. O., I., S. 108: Grimm, Mythologie, S. 108 ff.
4) Mannhardt, a. a. O., I. S. 187.

Mars, Mereurius, Jupiter, Venus) in die Namen einheimischer Gottheiten (Sunna, Mâno, Zio, Wôdan, Thunar, Frîa) übersetzten. Nach und nach verbreitete sich die siebentätige Woche zu den übrigen germanischen Stämmen und noch zur Zeit des Heidenthums nahmen auch die nordgermanischen Stämme dieselbe an, nur veränderten sie den Namen des Freitags, welcher bei ihnen Friggiar dagr (Tag der Frigg = Friâ) lauten musste, in Freyjudagr (Tag der Freyja. 1) Nach Tius (Zio), Tyr, dem Gotte des lichten Himmelsgewölbes, wurde der heutige dritte Wochentag bei den Angelsachsen Tiwesdäg, englisch Tuesday, in Schwaben und Bayern Ziestag, ahd. Ziwestac genannt und auch unser Dienstag ist aus Tag des Tiu verderbt.2) Altnordisch heisst der dritte Wochentag Tyrsdagr, Tysdagr, schwed. Tisdag, dän. Tirsdag. Der Mittwoch (dies Mercurii) hiess von Wodan bei den Angelsachsen Vôdenesdäg und heisst noch heute im Englischen Vednesday, niederl. Woensdag, westphälisch Gudensdag.3) Der fünfte Wochentag wurde Thunaresdag, adh. Donarestac genannt. 4)

Schon in sehr frühen Zeiten scheinen die Arier und besonders die Chaldäer, die chaldäischen Priester und Astronomen in Babylon das ungenügende und zu kurze Mondsjahr aufgegeben und das Sonnenjahr von 360 Tagen mit fünf Ergänzungs- oder Zusatztagen gefunden zu haben, womit es dann zusammenhängt, dass die Ekliptik, die scheinbare Bahn der Sonne an dem Himmel, von den chaldäischen Astronomen in zwölf gleiche Theile von je dreissig Graden mit drei Unterabtheilungen von je zehn Graden, den Dekanen, getheilt wurde, für welche zwölf Theile, Dodekatemorien, sie zugleich Bilder erdachten und diese mit den sie bezeichneten Namen bezeichneten. Also nicht allein die Planetenwoche, sondern auch den ganzen Thierkreis, den Zodiacus, mit den noch heute üblichen Bildern

1) Mannhardt, die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker, 1. Bd. Berlin 1860, S. 77.
2) Mannhardt, a. a. O., I., S. 262.
3) Mannhardt, a. a. O., I., S. 108: Grimm, Mythologie, S. 108 ff.
4) Mannhardt, a. a. O., I. S. 187.
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 verbreitete sich die siebentätige Woche zu den übrigen germanischen Stämmen und noch zur Zeit des
 Heidenthums nahmen auch die nordgermanischen Stämme dieselbe an, nur veränderten sie den Namen des
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 1. Bd. Berlin 1860, S. 77.</note> Nach Tius (Zio), Tyr, dem Gotte des lichten Himmelsgewölbes, wurde
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 Ziestag, ahd. Ziwestac genannt und auch unser Dienstag ist aus Tag des Tiu verderbt.<note place="foot" n="2)">Mannhardt, a. a. O., I., S. 262.</note> Altnordisch heisst der dritte Wochentag
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 den Angelsachsen Vôdenesdäg und heisst noch heute im Englischen Vednesday, niederl. Woensdag,
 westphälisch Gudensdag.<note place="foot" n="3)">Mannhardt, a. a. O., I., S. 108: Grimm, Mythologie,
 S. 108 ff.</note> Der fünfte Wochentag wurde Thunaresdag, adh. Donarestac genannt. <note place="foot" n="4)">Mannhardt, a. a. O., I. S. 187.</note></p>
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 zusammenhängt, dass die Ekliptik, die scheinbare Bahn der Sonne an dem Himmel, von den chaldäischen
 Astronomen in zwölf gleiche Theile von je dreissig Graden mit drei Unterabtheilungen von je zehn
 Graden, den Dekanen, getheilt wurde, für welche zwölf Theile, Dodekatemorien, sie zugleich Bilder
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[7/0023] Mars, Mereurius, Jupiter, Venus) in die Namen einheimischer Gottheiten (Sunna, Mâno, Zio, Wôdan, Thunar, Frîa) übersetzten. Nach und nach verbreitete sich die siebentätige Woche zu den übrigen germanischen Stämmen und noch zur Zeit des Heidenthums nahmen auch die nordgermanischen Stämme dieselbe an, nur veränderten sie den Namen des Freitags, welcher bei ihnen Friggiar dagr (Tag der Frigg = Friâ) lauten musste, in Freyjudagr (Tag der Freyja. 1) Nach Tius (Zio), Tyr, dem Gotte des lichten Himmelsgewölbes, wurde der heutige dritte Wochentag bei den Angelsachsen Tiwesdäg, englisch Tuesday, in Schwaben und Bayern Ziestag, ahd. Ziwestac genannt und auch unser Dienstag ist aus Tag des Tiu verderbt. 2) Altnordisch heisst der dritte Wochentag Tyrsdagr, Tysdagr, schwed. Tisdag, dän. Tirsdag. Der Mittwoch (dies Mercurii) hiess von Wodan bei den Angelsachsen Vôdenesdäg und heisst noch heute im Englischen Vednesday, niederl. Woensdag, westphälisch Gudensdag. 3) Der fünfte Wochentag wurde Thunaresdag, adh. Donarestac genannt. 4) Schon in sehr frühen Zeiten scheinen die Arier und besonders die Chaldäer, die chaldäischen Priester und Astronomen in Babylon das ungenügende und zu kurze Mondsjahr aufgegeben und das Sonnenjahr von 360 Tagen mit fünf Ergänzungs- oder Zusatztagen gefunden zu haben, womit es dann zusammenhängt, dass die Ekliptik, die scheinbare Bahn der Sonne an dem Himmel, von den chaldäischen Astronomen in zwölf gleiche Theile von je dreissig Graden mit drei Unterabtheilungen von je zehn Graden, den Dekanen, getheilt wurde, für welche zwölf Theile, Dodekatemorien, sie zugleich Bilder erdachten und diese mit den sie bezeichneten Namen bezeichneten. Also nicht allein die Planetenwoche, sondern auch den ganzen Thierkreis, den Zodiacus, mit den noch heute üblichen Bildern 1) Mannhardt, die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker, 1. Bd. Berlin 1860, S. 77. 2) Mannhardt, a. a. O., I., S. 262. 3) Mannhardt, a. a. O., I., S. 108: Grimm, Mythologie, S. 108 ff. 4) Mannhardt, a. a. O., I. S. 187.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/23>, abgerufen am 21.11.2024.