Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.das Licht währt unsterblich. Dieselben Ideen bezeichnen ferner die doppelt, nämlich weiss und dunkelroth gefärbten Mysterieneier, welche Bachofen in seiner Gräbersymbolik S. 292 ff. so geistvoll besprochen hat. - Endlich erscheinen Castor und Polydeukes auch in Verbindung mit der niederfahrenden Selene und dem auffahrenden Helios und mit Hesperos und Phosphoros, dem Abend- und dem Morgenstern, welche eine gesenkte und erhobene Fackel als die Genien des Todes und des ewigen Lebens tragen.1) Es ist also hier eine wahre Häufung gleichbedeutender Symbole vorhanden, gerade wie bei den Maurern der aufgehenden Sonne und dem untergehenden Monde die beiden Säulen gegenüberstehen oder die drei Pfeiler der Loge in den drei Lichtern um den Teppich und auch in den drei ersten Vorstehern der Loge erscheinen. In den Mysterien bedeuten der untergehende Mond und die aufgehende Sonne nicht blos den irdischen Umschwung und Wechsel von Nacht und Tag, Tod und Leben, sondern zugleich im höhern Sinne das Hervorgehen des ewigen Lichtes und Lebens aus dem irdischen Tode und Grabe. Aehnlich muss das Symbol der Sonne und des Mondes in den eleusinischen Geheimnissen enthalten gewesen sein, da zwei der ersten Priester ihre Attribute trugen; noch mehr gilt dieses von den ägyptischen Mysterien, worin die Sonne und der Mond die Symbole des Osiris und der Isis gewesen sind. Das Symbol des untergehenden Mondes und der aufgehenden Sonne, zumal in Verbindung mit den beiden Säulen darf somit als ein sehr alterthümliches bei den Maurern erklärt werden und ist ihnen vermuthlich und gewiss von den römischen Bauleuten wohl zunächst aus Syrien und Phönicien oder auch aus den Mithrasmysterien überliefert worden. Für das Letztere spricht besonders die den Mithrashöhlen entsprechende Maurerloge als Symbol der Welt und die Auffassung des Maurers als eines Lichtstreiters, wie zugleich der in den beiden Säulen und in der aufgehenden Sonne und dem herabsteigenden Monde sich verkündende Dualismus der physischen und der sittlichen Welt durchaus parsisch, mithrisch 1) Furtwängler, a. a. O., S. 133.
das Licht währt unsterblich. Dieselben Ideen bezeichnen ferner die doppelt, nämlich weiss und dunkelroth gefärbten Mysterieneier, welche Bachofen in seiner Gräbersymbolik S. 292 ff. so geistvoll besprochen hat. – Endlich erscheinen Castor und Polydeukes auch in Verbindung mit der niederfahrenden Selene und dem auffahrenden Helios und mit Hesperos und Phosphoros, dem Abend- und dem Morgenstern, welche eine gesenkte und erhobene Fackel als die Genien des Todes und des ewigen Lebens tragen.1) Es ist also hier eine wahre Häufung gleichbedeutender Symbole vorhanden, gerade wie bei den Maurern der aufgehenden Sonne und dem untergehenden Monde die beiden Säulen gegenüberstehen oder die drei Pfeiler der Loge in den drei Lichtern um den Teppich und auch in den drei ersten Vorstehern der Loge erscheinen. In den Mysterien bedeuten der untergehende Mond und die aufgehende Sonne nicht blos den irdischen Umschwung und Wechsel von Nacht und Tag, Tod und Leben, sondern zugleich im höhern Sinne das Hervorgehen des ewigen Lichtes und Lebens aus dem irdischen Tode und Grabe. Aehnlich muss das Symbol der Sonne und des Mondes in den eleusinischen Geheimnissen enthalten gewesen sein, da zwei der ersten Priester ihre Attribute trugen; noch mehr gilt dieses von den ägyptischen Mysterien, worin die Sonne und der Mond die Symbole des Osiris und der Isis gewesen sind. Das Symbol des untergehenden Mondes und der aufgehenden Sonne, zumal in Verbindung mit den beiden Säulen darf somit als ein sehr alterthümliches bei den Maurern erklärt werden und ist ihnen vermuthlich und gewiss von den römischen Bauleuten wohl zunächst aus Syrien und Phönicien oder auch aus den Mithrasmysterien überliefert worden. Für das Letztere spricht besonders die den Mithrashöhlen entsprechende Maurerloge als Symbol der Welt und die Auffassung des Maurers als eines Lichtstreiters, wie zugleich der in den beiden Säulen und in der aufgehenden Sonne und dem herabsteigenden Monde sich verkündende Dualismus der physischen und der sittlichen Welt durchaus parsisch, mithrisch 1) Furtwängler, a. a. O., S. 133.
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das Licht währt unsterblich. Dieselben Ideen bezeichnen ferner die doppelt, nämlich weiss und dunkelroth gefärbten Mysterieneier, welche Bachofen in seiner Gräbersymbolik S. 292 ff. so geistvoll besprochen hat. – Endlich erscheinen Castor und Polydeukes auch in Verbindung mit der niederfahrenden Selene und dem auffahrenden Helios und mit Hesperos und Phosphoros, dem Abend- und dem Morgenstern, welche eine gesenkte und erhobene Fackel als die Genien des Todes und des ewigen Lebens tragen. 1) Es ist also hier eine wahre Häufung gleichbedeutender Symbole vorhanden, gerade wie bei den Maurern der aufgehenden Sonne und dem untergehenden Monde die beiden Säulen gegenüberstehen oder die drei Pfeiler der Loge in den drei Lichtern um den Teppich und auch in den drei ersten Vorstehern der Loge erscheinen. In den Mysterien bedeuten der untergehende Mond und die aufgehende Sonne nicht blos den irdischen Umschwung und Wechsel von Nacht und Tag, Tod und Leben, sondern zugleich im höhern Sinne das Hervorgehen des ewigen Lichtes und Lebens aus dem irdischen Tode und Grabe. Aehnlich muss das Symbol der Sonne und des Mondes in den eleusinischen Geheimnissen enthalten gewesen sein, da zwei der ersten Priester ihre Attribute trugen; noch mehr gilt dieses von den ägyptischen Mysterien, worin die Sonne und der Mond die Symbole des Osiris und der Isis gewesen sind. Das Symbol des untergehenden Mondes und der aufgehenden Sonne, zumal in Verbindung mit den beiden Säulen darf somit als ein sehr alterthümliches bei den Maurern erklärt werden und ist ihnen vermuthlich und gewiss von den römischen Bauleuten wohl zunächst aus Syrien und Phönicien oder auch aus den Mithrasmysterien überliefert worden. Für das Letztere spricht besonders die den Mithrashöhlen entsprechende Maurerloge als Symbol der Welt und die Auffassung des Maurers als eines Lichtstreiters, wie zugleich der in den beiden Säulen und in der aufgehenden Sonne und dem herabsteigenden Monde sich verkündende Dualismus der physischen und der sittlichen Welt durchaus parsisch, mithrisch
1) Furtwängler, a. a. O., S. 133.
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