Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.verehrten Gottes ganz in derselben Weise, wie dieses noch heute in der christlichen Kirche bei den Katholiken bezüglich Jesus und bei der Meisteraufnahme der Maurer mit Hiram geschieht, ja sogar bei den Japanesen an ihrem Feste Matsuri mit einer dem Adonis ähnlichen Person geschehen soll. Durch diese Darstellung, womit ergänzend und erläuternd der Vortrag oder die Erzählung der heiligen Sage [fremdsprachliches Material] der Gottheit verbunden war, gerade wie bei den Maurern der Vortrag der Hirammythe damit verbunden ist, sollten die Eingeweihten sterben, die Schrecken des Todes überwinden und an Gott und Unsterblichkeit, an die ewige Gerechtigkeit glauben lernen. Da aber der Mensch den Glauben an einen Gott und an die Unsterblichkeit seines eigenen Geistes blos aus der Betrachtung der unendlichen Weltschöpfung, des Himmels und der Erde, der auf- und untergehenden Sonne, der stets aus ihrem Grabe wiedererstehenden Naturkraft, des wiederkehrenden Frühlings mit der Sonnenpracht und Macht geschöpft hatte, sind die Mysterien ursprünglich auch nur die Feier des Sonnen- und Jahreslaufes, die Darstellung des Vergehens und des Wiedererstehens der Sonnen- und Naturkraft, des Herbstes oder Winters und des Frühlings. Osiris, Isis, Demeter, Dionysos, Hiram, selbst Johannes der Täufer und Jesus sind von dieser Seite blose Personificationen der scheinbaren und wirklichen Geschichte der Sonne und der Erde, sind insofern blose mythische Personen. Die geheime Lehre ist desshalb zunächst nur die Lehre von dem Laufe der Sonne, des Mondes wie der übrigen Sterne und ihres Einflusses auf das jährliche Schicksal der Erde und der Menschen, - man dürfte fast sagen, der Himmels- und der Erdkunde, wobei aber die Erdkunde, wesentlich auf das einzelne in Frage stehende Land, z. B. Aegypten, oder Attika, oder auch Griechenland, beschränkt und fest localisirt erscheint. Auf diese Weise ist die Feier der Mysterien mehr oder weniger zu einer Feier des Landesschicksales und Landeslebens, Osiris z. B; bei den Aegyptern zum Nilgotte, zum Nile geworden und ebenso Isis zu dem von dem Nile befruchteten, nach den Anschwellungen des Niles in der trockenen Jahreszeit sich sehnenden, den verlorenen Nilgatten beklagenden und verehrten Gottes ganz in derselben Weise, wie dieses noch heute in der christlichen Kirche bei den Katholiken bezüglich Jesus und bei der Meisteraufnahme der Maurer mit Hiram geschieht, ja sogar bei den Japanesen an ihrem Feste Matsuri mit einer dem Adonis ähnlichen Person geschehen soll. Durch diese Darstellung, womit ergänzend und erläuternd der Vortrag oder die Erzählung der heiligen Sage [fremdsprachliches Material] der Gottheit verbunden war, gerade wie bei den Maurern der Vortrag der Hirammythe damit verbunden ist, sollten die Eingeweihten sterben, die Schrecken des Todes überwinden und an Gott und Unsterblichkeit, an die ewige Gerechtigkeit glauben lernen. Da aber der Mensch den Glauben an einen Gott und an die Unsterblichkeit seines eigenen Geistes blos aus der Betrachtung der unendlichen Weltschöpfung, des Himmels und der Erde, der auf- und untergehenden Sonne, der stets aus ihrem Grabe wiedererstehenden Naturkraft, des wiederkehrenden Frühlings mit der Sonnenpracht und Macht geschöpft hatte, sind die Mysterien ursprünglich auch nur die Feier des Sonnen- und Jahreslaufes, die Darstellung des Vergehens und des Wiedererstehens der Sonnen- und Naturkraft, des Herbstes oder Winters und des Frühlings. Osiris, Isis, Demeter, Dionysos, Hiram, selbst Johannes der Täufer und Jesus sind von dieser Seite blose Personificationen der scheinbaren und wirklichen Geschichte der Sonne und der Erde, sind insofern blose mythische Personen. Die geheime Lehre ist desshalb zunächst nur die Lehre von dem Laufe der Sonne, des Mondes wie der übrigen Sterne und ihres Einflusses auf das jährliche Schicksal der Erde und der Menschen, – man dürfte fast sagen, der Himmels- und der Erdkunde, wobei aber die Erdkunde, wesentlich auf das einzelne in Frage stehende Land, z. B. Aegypten, oder Attika, oder auch Griechenland, beschränkt und fest localisirt erscheint. Auf diese Weise ist die Feier der Mysterien mehr oder weniger zu einer Feier des Landesschicksales und Landeslebens, Osiris z. B; bei den Aegyptern zum Nilgotte, zum Nile geworden und ebenso Isis zu dem von dem Nile befruchteten, nach den Anschwellungen des Niles in der trockenen Jahreszeit sich sehnenden, den verlorenen Nilgatten beklagenden und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0238" n="222"/> verehrten Gottes ganz in derselben Weise, wie dieses noch heute in der christlichen Kirche bei den Katholiken bezüglich Jesus und bei der Meisteraufnahme der Maurer mit Hiram geschieht, ja sogar bei den Japanesen an ihrem Feste Matsuri mit einer dem Adonis ähnlichen Person geschehen soll. Durch diese Darstellung, womit ergänzend und erläuternd der Vortrag oder die Erzählung der heiligen Sage <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> der Gottheit verbunden war, gerade wie bei den Maurern der Vortrag der Hirammythe damit verbunden ist, sollten die Eingeweihten sterben, die Schrecken des Todes überwinden und an Gott und Unsterblichkeit, an die ewige Gerechtigkeit glauben lernen. Da aber der Mensch den Glauben an einen Gott und an die Unsterblichkeit seines eigenen Geistes blos aus der Betrachtung der unendlichen Weltschöpfung, des Himmels und der Erde, der auf- und untergehenden Sonne, der stets aus ihrem Grabe wiedererstehenden Naturkraft, des wiederkehrenden Frühlings mit der Sonnenpracht und Macht geschöpft hatte, sind die Mysterien ursprünglich auch nur die Feier des Sonnen- und Jahreslaufes, die Darstellung des Vergehens und des Wiedererstehens der Sonnen- und Naturkraft, des Herbstes oder Winters und des Frühlings. Osiris, Isis, Demeter, Dionysos, Hiram, selbst Johannes der Täufer und Jesus sind von dieser Seite blose Personificationen der scheinbaren und wirklichen Geschichte der Sonne und der Erde, sind insofern blose mythische Personen. Die geheime Lehre ist desshalb zunächst nur die Lehre von dem Laufe der Sonne, des Mondes wie der übrigen Sterne und ihres Einflusses auf das jährliche Schicksal der Erde und der Menschen, – man dürfte fast sagen, der Himmels- und der Erdkunde, wobei aber die Erdkunde, wesentlich auf das einzelne in Frage stehende Land, z. B. Aegypten, oder Attika, oder auch Griechenland, beschränkt und fest localisirt erscheint. Auf diese Weise ist die Feier der Mysterien mehr oder weniger zu einer Feier des Landesschicksales und Landeslebens, Osiris z. B; bei den Aegyptern zum Nilgotte, zum Nile geworden und ebenso Isis zu dem von dem Nile befruchteten, nach den Anschwellungen des Niles in der trockenen Jahreszeit sich sehnenden, den verlorenen Nilgatten beklagenden und </p> </div> </body> </text> </TEI> [222/0238]
verehrten Gottes ganz in derselben Weise, wie dieses noch heute in der christlichen Kirche bei den Katholiken bezüglich Jesus und bei der Meisteraufnahme der Maurer mit Hiram geschieht, ja sogar bei den Japanesen an ihrem Feste Matsuri mit einer dem Adonis ähnlichen Person geschehen soll. Durch diese Darstellung, womit ergänzend und erläuternd der Vortrag oder die Erzählung der heiligen Sage _ der Gottheit verbunden war, gerade wie bei den Maurern der Vortrag der Hirammythe damit verbunden ist, sollten die Eingeweihten sterben, die Schrecken des Todes überwinden und an Gott und Unsterblichkeit, an die ewige Gerechtigkeit glauben lernen. Da aber der Mensch den Glauben an einen Gott und an die Unsterblichkeit seines eigenen Geistes blos aus der Betrachtung der unendlichen Weltschöpfung, des Himmels und der Erde, der auf- und untergehenden Sonne, der stets aus ihrem Grabe wiedererstehenden Naturkraft, des wiederkehrenden Frühlings mit der Sonnenpracht und Macht geschöpft hatte, sind die Mysterien ursprünglich auch nur die Feier des Sonnen- und Jahreslaufes, die Darstellung des Vergehens und des Wiedererstehens der Sonnen- und Naturkraft, des Herbstes oder Winters und des Frühlings. Osiris, Isis, Demeter, Dionysos, Hiram, selbst Johannes der Täufer und Jesus sind von dieser Seite blose Personificationen der scheinbaren und wirklichen Geschichte der Sonne und der Erde, sind insofern blose mythische Personen. Die geheime Lehre ist desshalb zunächst nur die Lehre von dem Laufe der Sonne, des Mondes wie der übrigen Sterne und ihres Einflusses auf das jährliche Schicksal der Erde und der Menschen, – man dürfte fast sagen, der Himmels- und der Erdkunde, wobei aber die Erdkunde, wesentlich auf das einzelne in Frage stehende Land, z. B. Aegypten, oder Attika, oder auch Griechenland, beschränkt und fest localisirt erscheint. Auf diese Weise ist die Feier der Mysterien mehr oder weniger zu einer Feier des Landesschicksales und Landeslebens, Osiris z. B; bei den Aegyptern zum Nilgotte, zum Nile geworden und ebenso Isis zu dem von dem Nile befruchteten, nach den Anschwellungen des Niles in der trockenen Jahreszeit sich sehnenden, den verlorenen Nilgatten beklagenden und
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