Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Zeichen des Thierkreises, wie oben von dem Stiere und anderwärts 1) von dem Lamme und Löwen nachgewiesen worden ist. Nach der Abbildung des ägyptischen Thierkreises in dem Tempel zu Tentyra möchte auch die bei den Indern und Aegyptern, bei den Parsen, bei den Griechen und Römern (Themis, Tyche), bei den Hebräern2) und sonst erscheinende Todtenwage, die Wage der ewigen Gerechtigkeit mit dem Thierkreise zusammenhängen. Das Sternbild der Zwillinge schuf vielleicht die Dioskuren, Apollo und Axtemis und ähnliche mythologische Zwillings- und Brüderpaare. Ferner schliesst sich an das bei den Aegyptern und bei den Juden, bei den Persern, bei den Griechen und Römern vorkommende Symbol des Jahres von 365 Tagen, so wie das damit verwandte Symbol des Mondjahrs und die symbolische oder wirkliche Darstellung der sieben Planeten und des Thierkreises. Ebenso darf das Kreuz und der am Kreuze sterbende Gott mit den zwölf Leidensstationen auf die Sonnenbahn, auf die Sonne nach der Herbstnachtgleiche bezogen werden.3) Verwandt hiemit ist, dass nach Diodor I. 22 das Grabmal des Osiris auf der Insel Philä mit 360 Giessgefässen umgeben war und Typhon mit 72 Gesellen oder Mitverschwornen, d. h. die 36 Dekane und 36 Halbdekane, den Osiris erschlagen.4) An den leidenden und sterbenden Sonnengott lehnte sich aber untrennbar der wiederkehrende Gott, der siegreiche Erlöser und Retter, der parsische Heiler (Caosyac, Sosiosch) mit den Unsterblichkeitsmysterien des Mithra, des Osiris und der Isis , des Hiram, des Dionysos, der Proserpina und Aphrodite u. s. w. innigst an. An dem Thierkreise oder vielmehr in demselben spiegelt und spinnt sich das ewige Drama des Erden- und des Weltlebens, des Lebens der

1) Alpina für 1860, S. 235 ff.
2) Hiob 31, 6 wird gesagt: "So wäge man mich mit rechter Wage und Gott wird erfahren meine Frömmigkeit." - Eben in diesem Sinne wird die Wage Apokalypse 6, 5 erwähnt. Auch Zeus hat eine Wage, auf welcher er nach Homer die Geschicke des Menschen abwägt.
3) Krause, Kunsturkunden, I. 2, S. 462 u. 63.
4) Preller, röm. Mythologie, S. 764.

Zeichen des Thierkreises, wie oben von dem Stiere und anderwärts 1) von dem Lamme und Löwen nachgewiesen worden ist. Nach der Abbildung des ägyptischen Thierkreises in dem Tempel zu Tentyra möchte auch die bei den Indern und Aegyptern, bei den Parsen, bei den Griechen und Römern (Themis, Tyche), bei den Hebräern2) und sonst erscheinende Todtenwage, die Wage der ewigen Gerechtigkeit mit dem Thierkreise zusammenhängen. Das Sternbild der Zwillinge schuf vielleicht die Dioskuren, Apollo und Axtemis und ähnliche mythologische Zwillings- und Brüderpaare. Ferner schliesst sich an das bei den Aegyptern und bei den Juden, bei den Persern, bei den Griechen und Römern vorkommende Symbol des Jahres von 365 Tagen, so wie das damit verwandte Symbol des Mondjahrs und die symbolische oder wirkliche Darstellung der sieben Planeten und des Thierkreises. Ebenso darf das Kreuz und der am Kreuze sterbende Gott mit den zwölf Leidensstationen auf die Sonnenbahn, auf die Sonne nach der Herbstnachtgleiche bezogen werden.3) Verwandt hiemit ist, dass nach Diodor I. 22 das Grabmal des Osiris auf der Insel Philä mit 360 Giessgefässen umgeben war und Typhon mit 72 Gesellen oder Mitverschwornen, d. h. die 36 Dekane und 36 Halbdekane, den Osiris erschlagen.4) An den leidenden und sterbenden Sonnengott lehnte sich aber untrennbar der wiederkehrende Gott, der siegreiche Erlöser und Retter, der parsische Heiler (Caosyâc, Sosiosch) mit den Unsterblichkeitsmysterien des Mithra, des Osiris und der Isis , des Hiram, des Dionysos, der Proserpina und Aphrodite u. s. w. innigst an. An dem Thierkreise oder vielmehr in demselben spiegelt und spinnt sich das ewige Drama des Erden- und des Weltlebens, des Lebens der

1) Alpina für 1860, S. 235 ff.
2) Hiob 31, 6 wird gesagt: „So wäge man mich mit rechter Wage und Gott wird erfahren meine Frömmigkeit.“ – Eben in diesem Sinne wird die Wage Apokalypse 6, 5 erwähnt. Auch Zeus hat eine Wage, auf welcher er nach Homer die Geschicke des Menschen abwägt.
3) Krause, Kunsturkunden, I. 2, S. 462 u. 63.
4) Preller, röm. Mythologie, S. 764.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0037" n="21"/>
Zeichen des Thierkreises, wie oben von dem Stiere und
 anderwärts <note place="foot" n="1)">Alpina für 1860, S. 235 ff.</note> von dem Lamme und Löwen
 nachgewiesen worden ist. Nach der Abbildung des ägyptischen Thierkreises in dem Tempel zu Tentyra
 möchte auch die bei den Indern und Aegyptern, bei den Parsen, bei den Griechen und Römern (Themis,
 Tyche), bei den Hebräern<note place="foot" n="2)">Hiob 31, 6 wird gesagt: &#x201E;So wäge man mich mit
 rechter Wage und Gott wird erfahren meine Frömmigkeit.&#x201C; &#x2013; Eben in diesem Sinne wird die Wage
 Apokalypse 6, 5 erwähnt. Auch Zeus hat eine Wage, auf welcher er nach Homer die Geschicke des
 Menschen abwägt.</note> und sonst erscheinende Todtenwage, die Wage der ewigen Gerechtigkeit mit dem
 Thierkreise zusammenhängen. Das Sternbild der Zwillinge schuf vielleicht die Dioskuren, Apollo und
 Axtemis und ähnliche mythologische Zwillings- und Brüderpaare. Ferner schliesst sich an das bei den
 Aegyptern und bei den Juden, bei den Persern, bei den Griechen und Römern vorkommende Symbol des
 Jahres von 365 Tagen, so wie das damit verwandte Symbol des Mondjahrs und die symbolische oder
 wirkliche Darstellung der sieben Planeten und des Thierkreises. Ebenso darf das Kreuz und der am
 Kreuze sterbende Gott mit den zwölf Leidensstationen auf die Sonnenbahn, auf die Sonne nach der
 Herbstnachtgleiche bezogen werden.<note place="foot" n="3)">Krause, Kunsturkunden, I. 2, S. 462 u.
 63.</note> Verwandt hiemit ist, dass nach Diodor I. 22 das Grabmal des Osiris auf der Insel Philä
 mit 360 Giessgefässen umgeben war und Typhon mit 72 Gesellen oder Mitverschwornen, d. h. die 36
 Dekane und 36 Halbdekane, den Osiris erschlagen.<note place="foot" n="4)">Preller, röm. Mythologie,
 S. 764. </note> An den leidenden und sterbenden Sonnengott lehnte sich aber untrennbar der
 wiederkehrende Gott, der siegreiche Erlöser und Retter, der parsische Heiler (Caosyâc, Sosiosch) mit
 den Unsterblichkeitsmysterien des Mithra, des Osiris und der Isis , des Hiram, des Dionysos, der
 Proserpina und Aphrodite u. s. w. innigst an. An dem Thierkreise oder vielmehr in demselben spiegelt
 und spinnt sich das ewige Drama des Erden- und des Weltlebens, des Lebens der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0037] Zeichen des Thierkreises, wie oben von dem Stiere und anderwärts 1) von dem Lamme und Löwen nachgewiesen worden ist. Nach der Abbildung des ägyptischen Thierkreises in dem Tempel zu Tentyra möchte auch die bei den Indern und Aegyptern, bei den Parsen, bei den Griechen und Römern (Themis, Tyche), bei den Hebräern 2) und sonst erscheinende Todtenwage, die Wage der ewigen Gerechtigkeit mit dem Thierkreise zusammenhängen. Das Sternbild der Zwillinge schuf vielleicht die Dioskuren, Apollo und Axtemis und ähnliche mythologische Zwillings- und Brüderpaare. Ferner schliesst sich an das bei den Aegyptern und bei den Juden, bei den Persern, bei den Griechen und Römern vorkommende Symbol des Jahres von 365 Tagen, so wie das damit verwandte Symbol des Mondjahrs und die symbolische oder wirkliche Darstellung der sieben Planeten und des Thierkreises. Ebenso darf das Kreuz und der am Kreuze sterbende Gott mit den zwölf Leidensstationen auf die Sonnenbahn, auf die Sonne nach der Herbstnachtgleiche bezogen werden. 3) Verwandt hiemit ist, dass nach Diodor I. 22 das Grabmal des Osiris auf der Insel Philä mit 360 Giessgefässen umgeben war und Typhon mit 72 Gesellen oder Mitverschwornen, d. h. die 36 Dekane und 36 Halbdekane, den Osiris erschlagen. 4) An den leidenden und sterbenden Sonnengott lehnte sich aber untrennbar der wiederkehrende Gott, der siegreiche Erlöser und Retter, der parsische Heiler (Caosyâc, Sosiosch) mit den Unsterblichkeitsmysterien des Mithra, des Osiris und der Isis , des Hiram, des Dionysos, der Proserpina und Aphrodite u. s. w. innigst an. An dem Thierkreise oder vielmehr in demselben spiegelt und spinnt sich das ewige Drama des Erden- und des Weltlebens, des Lebens der 1) Alpina für 1860, S. 235 ff. 2) Hiob 31, 6 wird gesagt: „So wäge man mich mit rechter Wage und Gott wird erfahren meine Frömmigkeit.“ – Eben in diesem Sinne wird die Wage Apokalypse 6, 5 erwähnt. Auch Zeus hat eine Wage, auf welcher er nach Homer die Geschicke des Menschen abwägt. 3) Krause, Kunsturkunden, I. 2, S. 462 u. 63. 4) Preller, röm. Mythologie, S. 764.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/37
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/37>, abgerufen am 21.11.2024.