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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Einflusse befreien und nur zum Herrn seiner selbst, zum Verkünder und Verwirklicher des blossen eigenen Gewissens und Geistes machen. Der Mensch soll durchaus frei und allein von sich selbst oder von dem in ihm lebenden und sich offenbarenden Gotte abhängig sein. In diesem Sinne wurde die Menschheit zuerst in Griechenland frei; dort erst hebt im Gegensatze zu den orientalischen Staaten und Völkern die individuelle Freiheit, die Anerkennung und die Achtung des freien Ichs, die menschliche Freiheit und Ordnung, die unter dem eigenen Gesetze freie Menschheit an; darin besteht die weltgeschichtliche Bedeutung des griechischen Lebens und daraus fliessen alle Eigenthümlichkeiten desselben, vorzüglich aber die griechische Kunst und Wissenschaft. Griechenland wurde die Wiege und das Land der Freiheit und der Ordnung, der höchsten Kunst und Wissenschaft, indem es dem Menschen die Möglichkeit bot, sich selbst mit allen seinen geistigen Fähigkeiten und Trieben frei zu entwickeln, sein eigener Gott zu sein, seinen göttlichen Geist zu entfalten und zu gestalten. Der Asiate, zumal der Inder, lässt in der allgemeinen Weltseele, in dem Pantheismus die einzelne Menschenseele untergehen und verschwinden; die Seligkeit des Inders ist das Entkleiden des Menschen von jedem eigenen Sein, Fühlen und Denken. Umgekehrt muss sich bei den Griechen Gott in sich selbst und in den Menschen individualisiren und es entsteht der griechische Freistaat der olympischen Götter aus demselben Geiste und Lichte, welcher die griechischen Städte und Staaten befreiet und beseelet. Gott wird bei den Griechen zuerst menschlich, ein Gottmensch, ein Menschengott, und dagegen der Mensch göttlich, ein Heros, ein Halbgott, weshalb neben einander und aus dem gleichen Boden die griechische Mythologie und das Epos, jene als die Gestaltung und Geschichte der menschlich gedachten Götter und dieses als die poetische Verherrlichung der göttlich handelnden Menschen durch den unsterblichen Homer von Chios oder Smyrna geschaffen werden. Indem die griechischen Götter zu der Erde und zu den Menschen sich herablassen, erheben sich die Menschen zu dem Himmel, zu den Göttern; die Geschichte der Götter und der

Einflusse befreien und nur zum Herrn seiner selbst, zum Verkünder und Verwirklicher des blossen eigenen Gewissens und Geistes machen. Der Mensch soll durchaus frei und allein von sich selbst oder von dem in ihm lebenden und sich offenbarenden Gotte abhängig sein. In diesem Sinne wurde die Menschheit zuerst in Griechenland frei; dort erst hebt im Gegensatze zu den orientalischen Staaten und Völkern die individuelle Freiheit, die Anerkennung und die Achtung des freien Ichs, die menschliche Freiheit und Ordnung, die unter dem eigenen Gesetze freie Menschheit an; darin besteht die weltgeschichtliche Bedeutung des griechischen Lebens und daraus fliessen alle Eigenthümlichkeiten desselben, vorzüglich aber die griechische Kunst und Wissenschaft. Griechenland wurde die Wiege und das Land der Freiheit und der Ordnung, der höchsten Kunst und Wissenschaft, indem es dem Menschen die Möglichkeit bot, sich selbst mit allen seinen geistigen Fähigkeiten und Trieben frei zu entwickeln, sein eigener Gott zu sein, seinen göttlichen Geist zu entfalten und zu gestalten. Der Asiate, zumal der Inder, lässt in der allgemeinen Weltseele, in dem Pantheismus die einzelne Menschenseele untergehen und verschwinden; die Seligkeit des Inders ist das Entkleiden des Menschen von jedem eigenen Sein, Fühlen und Denken. Umgekehrt muss sich bei den Griechen Gott in sich selbst und in den Menschen individualisiren und es entsteht der griechische Freistaat der olympischen Götter aus demselben Geiste und Lichte, welcher die griechischen Städte und Staaten befreiet und beseelet. Gott wird bei den Griechen zuerst menschlich, ein Gottmensch, ein Menschengott, und dagegen der Mensch göttlich, ein Heros, ein Halbgott, weshalb neben einander und aus dem gleichen Boden die griechische Mythologie und das Epos, jene als die Gestaltung und Geschichte der menschlich gedachten Götter und dieses als die poetische Verherrlichung der göttlich handelnden Menschen durch den unsterblichen Homer von Chios oder Smyrna geschaffen werden. Indem die griechischen Götter zu der Erde und zu den Menschen sich herablassen, erheben sich die Menschen zu dem Himmel, zu den Göttern; die Geschichte der Götter und der

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 seiner selbst, zum Verkünder und Verwirklicher des blossen eigenen Gewissens und Geistes machen. Der
 Mensch soll durchaus frei und allein von sich selbst oder von dem in ihm lebenden und sich
 offenbarenden Gotte abhängig sein. In diesem Sinne wurde die Menschheit zuerst in Griechenland frei;
 dort erst hebt im Gegensatze zu den orientalischen Staaten und Völkern die individuelle Freiheit,
 die Anerkennung und die Achtung des freien Ichs, die menschliche Freiheit und Ordnung, die unter dem
 eigenen Gesetze freie Menschheit an; darin besteht die weltgeschichtliche Bedeutung des griechischen
 Lebens und daraus fliessen alle Eigenthümlichkeiten desselben, vorzüglich aber die griechische Kunst
 und Wissenschaft. Griechenland wurde die Wiege und das Land der Freiheit und der Ordnung, der
 höchsten Kunst und Wissenschaft, indem es dem Menschen die Möglichkeit bot, sich selbst mit allen
 seinen geistigen Fähigkeiten und Trieben frei zu entwickeln, sein eigener Gott zu sein, seinen
 göttlichen Geist zu entfalten und zu gestalten. Der Asiate, zumal der Inder, lässt in der
 allgemeinen Weltseele, in dem Pantheismus die einzelne Menschenseele untergehen und verschwinden;
 die Seligkeit des Inders ist das Entkleiden des Menschen von jedem eigenen Sein, Fühlen und Denken.
 Umgekehrt muss sich bei den Griechen Gott in sich selbst und in den Menschen individualisiren und es
 entsteht der griechische Freistaat der olympischen Götter aus demselben Geiste und Lichte, welcher
 die griechischen Städte und Staaten befreiet und beseelet. Gott wird bei den Griechen zuerst
 menschlich, ein Gottmensch, ein Menschengott, und dagegen der Mensch göttlich, ein Heros, ein
 Halbgott, weshalb neben einander und aus dem gleichen Boden die griechische Mythologie und das Epos,
 jene als die Gestaltung und Geschichte der menschlich gedachten Götter und dieses als die poetische
 Verherrlichung der göttlich handelnden Menschen durch den unsterblichen Homer von Chios oder Smyrna
 geschaffen werden. Indem die griechischen Götter zu der Erde und zu den Menschen sich herablassen,
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[386/0402] Einflusse befreien und nur zum Herrn seiner selbst, zum Verkünder und Verwirklicher des blossen eigenen Gewissens und Geistes machen. Der Mensch soll durchaus frei und allein von sich selbst oder von dem in ihm lebenden und sich offenbarenden Gotte abhängig sein. In diesem Sinne wurde die Menschheit zuerst in Griechenland frei; dort erst hebt im Gegensatze zu den orientalischen Staaten und Völkern die individuelle Freiheit, die Anerkennung und die Achtung des freien Ichs, die menschliche Freiheit und Ordnung, die unter dem eigenen Gesetze freie Menschheit an; darin besteht die weltgeschichtliche Bedeutung des griechischen Lebens und daraus fliessen alle Eigenthümlichkeiten desselben, vorzüglich aber die griechische Kunst und Wissenschaft. Griechenland wurde die Wiege und das Land der Freiheit und der Ordnung, der höchsten Kunst und Wissenschaft, indem es dem Menschen die Möglichkeit bot, sich selbst mit allen seinen geistigen Fähigkeiten und Trieben frei zu entwickeln, sein eigener Gott zu sein, seinen göttlichen Geist zu entfalten und zu gestalten. Der Asiate, zumal der Inder, lässt in der allgemeinen Weltseele, in dem Pantheismus die einzelne Menschenseele untergehen und verschwinden; die Seligkeit des Inders ist das Entkleiden des Menschen von jedem eigenen Sein, Fühlen und Denken. Umgekehrt muss sich bei den Griechen Gott in sich selbst und in den Menschen individualisiren und es entsteht der griechische Freistaat der olympischen Götter aus demselben Geiste und Lichte, welcher die griechischen Städte und Staaten befreiet und beseelet. Gott wird bei den Griechen zuerst menschlich, ein Gottmensch, ein Menschengott, und dagegen der Mensch göttlich, ein Heros, ein Halbgott, weshalb neben einander und aus dem gleichen Boden die griechische Mythologie und das Epos, jene als die Gestaltung und Geschichte der menschlich gedachten Götter und dieses als die poetische Verherrlichung der göttlich handelnden Menschen durch den unsterblichen Homer von Chios oder Smyrna geschaffen werden. Indem die griechischen Götter zu der Erde und zu den Menschen sich herablassen, erheben sich die Menschen zu dem Himmel, zu den Göttern; die Geschichte der Götter und der

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/402>, abgerufen am 22.11.2024.