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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Am Rheine pflegen die Ostereier vorzüglich roth oder gelb gefärbt zu sein, welche Farben gleichmässig auf die zurückkehrende Sonne, auf die rosenarmige und rosenfingerige [fremdsprachliches Material]1) Morgenröthe oder Ostara, und auf den Blitz mit der Gewitterwolke (den Gewitterhasen) bezogen werden können, auch an die goldenen Aepfel Idunens und der Hesperiden erinnern. Man verbirgt am Rheine in dem ersten grünen Grase oder in den ersten blühenden Blumen die zu verschenkenden Eier, worauf dann die Kinder dieselben jubelnd aufsuchen und finden. In Hessen werden die Eier auch zusammen in ein mit Spähnen (den Blitzspähnen) umzäuntes, mit Moos und Heu ausgefülltes Gärtchen gelegt, welches Tags zuvor von den Kindern gemacht worden, das "Hasengärtchen" heisst und an das verwandte Christgärtchen erinnert.2) Die Eier soll der Osterhase gelegt haben, und deshalb wird öfters, besonders in Rheinbaiern, dem Geschenke der Eier ein grosser gebackener Hase beigefügt, wie solche Hasen blos zur Osterzeit gebacken werden. In dem Backwerke und den Speisen der verschiedenen deutschen Jahresfeste ist überhaupt sehr viele uralte Symbolik enthalten.3) Man erinnere sich z. B. noch der verschiedenartigen Geschenke, welche das Christkindlein mitbringt oder womit zur heiligen Weihnachtszeit die Kinder von Seite der Verwandten und Bekannten beschenkt und erfreuet werden und worunter das eigenthümliche Backwerk, die Lebkuchen (in der Schweiz Leckerli), die Bubenschenkel, Krapfen u. s. w. gerade den.Hauptbestand bilden. In den heidnischen Zeiten wurde dieses Backwerk von den Frauen an heiliger Stätte zubereitet und dann von der Familie in gemeinsamem Mahle verzehrt. In Schweden herrscht noch jetzt unter den niedern Volksklassen die Sitte, am ersten Weihnachtsabend einen aus Mehl bereiteten Eber, den Juleber (jule-galt) als Symbol des Sonnengottes Fro auf den Tisch zu bringen und unter einem gewissen Aber-

1) Preller, griech. Mythol., I. S. 299.
2) Vergl. Mühlhause, a. a. O., S. 158.
3) Vgl. Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 248 u. 49.

Am Rheine pflegen die Ostereier vorzüglich roth oder gelb gefärbt zu sein, welche Farben gleichmässig auf die zurückkehrende Sonne, auf die rosenarmige und rosenfingerige [fremdsprachliches Material]1) Morgenröthe oder Ostara, und auf den Blitz mit der Gewitterwolke (den Gewitterhasen) bezogen werden können, auch an die goldenen Aepfel Idunens und der Hesperiden erinnern. Man verbirgt am Rheine in dem ersten grünen Grase oder in den ersten blühenden Blumen die zu verschenkenden Eier, worauf dann die Kinder dieselben jubelnd aufsuchen und finden. In Hessen werden die Eier auch zusammen in ein mit Spähnen (den Blitzspähnen) umzäuntes, mit Moos und Heu ausgefülltes Gärtchen gelegt, welches Tags zuvor von den Kindern gemacht worden, das „Hasengärtchen“ heisst und an das verwandte Christgärtchen erinnert.2) Die Eier soll der Osterhase gelegt haben, und deshalb wird öfters, besonders in Rheinbaiern, dem Geschenke der Eier ein grosser gebackener Hase beigefügt, wie solche Hasen blos zur Osterzeit gebacken werden. In dem Backwerke und den Speisen der verschiedenen deutschen Jahresfeste ist überhaupt sehr viele uralte Symbolik enthalten.3) Man erinnere sich z. B. noch der verschiedenartigen Geschenke, welche das Christkindlein mitbringt oder womit zur heiligen Weihnachtszeit die Kinder von Seite der Verwandten und Bekannten beschenkt und erfreuet werden und worunter das eigenthümliche Backwerk, die Lebkuchen (in der Schweiz Leckerli), die Bubenschenkel, Krapfen u. s. w. gerade den.Hauptbestand bilden. In den heidnischen Zeiten wurde dieses Backwerk von den Frauen an heiliger Stätte zubereitet und dann von der Familie in gemeinsamem Mahle verzehrt. In Schweden herrscht noch jetzt unter den niedern Volksklassen die Sitte, am ersten Weihnachtsabend einen aus Mehl bereiteten Eber, den Juleber (jule-galt) als Symbol des Sonnengottes Frô auf den Tisch zu bringen und unter einem gewissen Aber-

1) Preller, griech. Mythol., I. S. 299.
2) Vergl. Mühlhause, a. a. O., S. 158.
3) Vgl. Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 248 u. 49.
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 Weihnachtszeit die Kinder von Seite der Verwandten und Bekannten beschenkt und erfreuet werden und
 worunter das eigenthümliche Backwerk, die Lebkuchen (in der Schweiz Leckerli), die Bubenschenkel,
 Krapfen u. s. w. gerade den.Hauptbestand bilden. In den heidnischen Zeiten wurde dieses Backwerk von
 den Frauen an heiliger Stätte zubereitet und dann von der Familie in gemeinsamem Mahle verzehrt. In
 Schweden herrscht noch jetzt unter den niedern Volksklassen die Sitte, am ersten Weihnachtsabend
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[399/0415] Am Rheine pflegen die Ostereier vorzüglich roth oder gelb gefärbt zu sein, welche Farben gleichmässig auf die zurückkehrende Sonne, auf die rosenarmige und rosenfingerige _ 1) Morgenröthe oder Ostara, und auf den Blitz mit der Gewitterwolke (den Gewitterhasen) bezogen werden können, auch an die goldenen Aepfel Idunens und der Hesperiden erinnern. Man verbirgt am Rheine in dem ersten grünen Grase oder in den ersten blühenden Blumen die zu verschenkenden Eier, worauf dann die Kinder dieselben jubelnd aufsuchen und finden. In Hessen werden die Eier auch zusammen in ein mit Spähnen (den Blitzspähnen) umzäuntes, mit Moos und Heu ausgefülltes Gärtchen gelegt, welches Tags zuvor von den Kindern gemacht worden, das „Hasengärtchen“ heisst und an das verwandte Christgärtchen erinnert. 2) Die Eier soll der Osterhase gelegt haben, und deshalb wird öfters, besonders in Rheinbaiern, dem Geschenke der Eier ein grosser gebackener Hase beigefügt, wie solche Hasen blos zur Osterzeit gebacken werden. In dem Backwerke und den Speisen der verschiedenen deutschen Jahresfeste ist überhaupt sehr viele uralte Symbolik enthalten. 3) Man erinnere sich z. B. noch der verschiedenartigen Geschenke, welche das Christkindlein mitbringt oder womit zur heiligen Weihnachtszeit die Kinder von Seite der Verwandten und Bekannten beschenkt und erfreuet werden und worunter das eigenthümliche Backwerk, die Lebkuchen (in der Schweiz Leckerli), die Bubenschenkel, Krapfen u. s. w. gerade den.Hauptbestand bilden. In den heidnischen Zeiten wurde dieses Backwerk von den Frauen an heiliger Stätte zubereitet und dann von der Familie in gemeinsamem Mahle verzehrt. In Schweden herrscht noch jetzt unter den niedern Volksklassen die Sitte, am ersten Weihnachtsabend einen aus Mehl bereiteten Eber, den Juleber (jule-galt) als Symbol des Sonnengottes Frô auf den Tisch zu bringen und unter einem gewissen Aber- 1) Preller, griech. Mythol., I. S. 299. 2) Vergl. Mühlhause, a. a. O., S. 158. 3) Vgl. Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 248 u. 49.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/415>, abgerufen am 22.11.2024.