Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.befestigt worden; ihnen war das Soma-Opfer, 1) wie dem Indra, gewidmet und das Oel, wie dem Agni. Sie werden gleich den griechischen Dioskuren2) gepriesen, weil sie viele Menschen aus der Gefähr gerettet und geheilt haben; sie waren es besonders, die während der Stürme den Schiffenden zu Hülfe kamen und sie auf ihrem Wagen oder auf ihren Pferden glücklich zum Ufer führten; sie verleihen auch himmlische Heilmittel, Schätze und Nahrung.3) Da die Acwin den ganzen Tag als thätig bei den Indern gedacht werden und besonders wohl auch in den Stürmen der Nacht wachten, können sie nach der Auffassung von Lassen doch nicht blos als die ersten Strahlen der Morgensonne betrachtet werden, sondern müssen überhaupt das Licht des Tages und der Nacht, der Morgen- und der Abendstern, die Sonne und der Mond sein, wie wir sie auch oben mit Furtwängler, die Idee des Todes, S. 5, in diesem erweiterten Sinne aufgefasst haben. Aus den bisher besprochenen Vorstellungen der Urmenschheit von dem Lichte und der Gottheit in Osten geht nun besonders bei den lichtgläubigen indogermanischen Völkern der allgemeine Gebrauch hervor, sich bei dem Gebete nach Osten zu kehren.4) Während der anbrechenden Morgenröthe (im Baktrischen die reine Ushahina, wieder von der Wurzel ush), das Gesicht nach der Sonne gewandt, verrichten noch jetzt die Parsen zu Bornbay und in Kirman das erste Gebet, das Gebet des Gürtels; legt sich der Parse am Abend zur Ruhe, muss er sein Lager so nehmen, dass er nach der Seite des Feuers oder nach dem Monde, oder nach Osten hin liegt.5) - Auch die Pythagoräer, sobald die Sonne aufging, warfen sich nach Osten zur Erde nieder und verrichteten ihr Gebet. 1) Windischmann, über den Somacultus der Arier, in
den Abhandlungen der I. Classe der K. B. Akademie der Wissenschaften, IV. 2. 2) Preller, griech. Mythol., II. S. 71. 3) Lassen, indische
Alterthumskunde, I. S. 524, Anm. 1. 4) Lassen, a. a. O., I. S.
762, Anm. 3. 5) Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 406 unten und S. 407
oben.
befestigt worden; ihnen war das Sôma-Opfer, 1) wie dem Indra, gewidmet und das Oel, wie dem Agni. Sie werden gleich den griechischen Dioskuren2) gepriesen, weil sie viele Menschen aus der Gefähr gerettet und geheilt haben; sie waren es besonders, die während der Stürme den Schiffenden zu Hülfe kamen und sie auf ihrem Wagen oder auf ihren Pferden glücklich zum Ufer führten; sie verleihen auch himmlische Heilmittel, Schätze und Nahrung.3) Da die Acwin den ganzen Tag als thätig bei den Indern gedacht werden und besonders wohl auch in den Stürmen der Nacht wachten, können sie nach der Auffassung von Lassen doch nicht blos als die ersten Strahlen der Morgensonne betrachtet werden, sondern müssen überhaupt das Licht des Tages und der Nacht, der Morgen- und der Abendstern, die Sonne und der Mond sein, wie wir sie auch oben mit Furtwängler, die Idee des Todes, S. 5, in diesem erweiterten Sinne aufgefasst haben. Aus den bisher besprochenen Vorstellungen der Urmenschheit von dem Lichte und der Gottheit in Osten geht nun besonders bei den lichtgläubigen indogermanischen Völkern der allgemeine Gebrauch hervor, sich bei dem Gebete nach Osten zu kehren.4) Während der anbrechenden Morgenröthe (im Baktrischen die reine Ushahina, wieder von der Wurzel ush), das Gesicht nach der Sonne gewandt, verrichten noch jetzt die Parsen zu Bornbay und in Kirman das erste Gebet, das Gebet des Gürtels; legt sich der Parse am Abend zur Ruhe, muss er sein Lager so nehmen, dass er nach der Seite des Feuers oder nach dem Monde, oder nach Osten hin liegt.5) – Auch die Pythagoräer, sobald die Sonne aufging, warfen sich nach Osten zur Erde nieder und verrichteten ihr Gebet. 1) Windischmann, über den Somacultus der Arier, in
den Abhandlungen der I. Classe der K. B. Akademie der Wissenschaften, IV. 2. 2) Preller, griech. Mythol., II. S. 71. 3) Lassen, indische
Alterthumskunde, I. S. 524, Anm. 1. 4) Lassen, a. a. O., I. S.
762, Anm. 3. 5) Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 406 unten und S. 407
oben.
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befestigt worden; ihnen war das Sôma-Opfer, 1) wie dem Indra, gewidmet und das Oel, wie dem Agni. Sie werden gleich den griechischen Dioskuren 2) gepriesen, weil sie viele Menschen aus der Gefähr gerettet und geheilt haben; sie waren es besonders, die während der Stürme den Schiffenden zu Hülfe kamen und sie auf ihrem Wagen oder auf ihren Pferden glücklich zum Ufer führten; sie verleihen auch himmlische Heilmittel, Schätze und Nahrung. 3) Da die Acwin den ganzen Tag als thätig bei den Indern gedacht werden und besonders wohl auch in den Stürmen der Nacht wachten, können sie nach der Auffassung von Lassen doch nicht blos als die ersten Strahlen der Morgensonne betrachtet werden, sondern müssen überhaupt das Licht des Tages und der Nacht, der Morgen- und der Abendstern, die Sonne und der Mond sein, wie wir sie auch oben mit Furtwängler, die Idee des Todes, S. 5, in diesem erweiterten Sinne aufgefasst haben.
Aus den bisher besprochenen Vorstellungen der Urmenschheit von dem Lichte und der Gottheit in Osten geht nun besonders bei den lichtgläubigen indogermanischen Völkern der allgemeine Gebrauch hervor, sich bei dem Gebete nach Osten zu kehren. 4) Während der anbrechenden Morgenröthe (im Baktrischen die reine Ushahina, wieder von der Wurzel ush), das Gesicht nach der Sonne gewandt, verrichten noch jetzt die Parsen zu Bornbay und in Kirman das erste Gebet, das Gebet des Gürtels; legt sich der Parse am Abend zur Ruhe, muss er sein Lager so nehmen, dass er nach der Seite des Feuers oder nach dem Monde, oder nach Osten hin liegt. 5) – Auch die Pythagoräer, sobald die Sonne aufging, warfen sich nach Osten zur Erde nieder und verrichteten ihr Gebet.
1) Windischmann, über den Somacultus der Arier, in den Abhandlungen der I. Classe der K. B. Akademie der Wissenschaften, IV. 2.
2) Preller, griech. Mythol., II. S. 71.
3) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 524, Anm. 1.
4) Lassen, a. a. O., I. S. 762, Anm. 3.
5) Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 406 unten und S. 407 oben.
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