Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.ten hatte, mit dem Gesicht gegen Sonnenaufgang sitzend, zu schwören, des Landes Rechte zu handhaben.1) Die ungarischen Könige schwangen bei ihrer Krönung ein Schwert nach den vier Welttheilen.2) Bei den so merkwürdigen Sonnenlehen, d. b. bei den Alloden oder freien und unabhängigen Gütern, welche man von Gott als dem allmächtigen und dem herrlichen Element der Sonne empfangen hatte, erfolgte die Belehnung symbolisch, indem in aller Frühe der neue Besitzer geharnischt und mit blossem Degen gegen Morgen ritt und, sobald die Sonne sich erhob, drei Streiche kreuzweis in die Luft oder Sonne that.3) - Wenn die Wünschelruthe geschnitten wird, soll der Schneidende nach Osten blicken, oder das Quekreis, die Wünschelruthe, soll Dasjenige sein, auf welches die ersten Strahlen der Morgensonne fallen. Diese Bestimmungen scheinen bei den iranischen Völkern uralt zu sein und finden sich ähnlich bei den alten lndern. 1) - Als die sieben persischen Grossen, darunter Dareios, beim Sonnenaufgang ausritten, damit Derjenige von ihnen König von Persien werde, dessen Pferd zuerst wiehern würde,5) ritten sie ohne allen Zweifel der aufgehenden Sonne entgegen. Die Richtung der Tempel, der Bilder und Altäre der Götter war bei allen Völkern des Alterthums eine symbolische, d. h. wurde durch den Gottglauben bestimmt. Nach Lucian, de Dea Syra, stand zu Hierapolis in Syrien der Tempel der syrischen Göttin Derketo oder Atargatis gegen die aufgehende Sonne, und ebenso waren zu Selinus alle sieben Tempel ostwärts gerichtet. Die Richtung der Tempel war zwar bei den Griechen keine unabänderlich bestimmte, jedoch war sie vorzugsweise so, dass der Eingang nach Osten schaute.6) Heiligthum, Bild und 1) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 254. 2) Grimm, a. a. O., S. 279, Anm. *** 3) Grimm,
Rechtsalterthümer, S. 278; W. Menzel, das altteutsche Sonnenleben in der Germania von Pfeiffer,
Jahrgang 1856, S. 63 ff. 1) Kuhn, die Herabkunft
des Feuers, S. 234. 5) Dunker, a. a. O., II. S. 550. 6) Schömann, griech. Alterthümer, II. S. 18;
Welker, griech. Götterlehre, I. S. 403.
ten hatte, mit dem Gesicht gegen Sonnenaufgang sitzend, zu schwören, des Landes Rechte zu handhaben.1) Die ungarischen Könige schwangen bei ihrer Krönung ein Schwert nach den vier Welttheilen.2) Bei den so merkwürdigen Sonnenlehen, d. b. bei den Alloden oder freien und unabhängigen Gütern, welche man von Gott als dem allmächtigen und dem herrlichen Element der Sonne empfangen hatte, erfolgte die Belehnung symbolisch, indem in aller Frühe der neue Besitzer geharnischt und mit blossem Degen gegen Morgen ritt und, sobald die Sonne sich erhob, drei Streiche kreuzweis in die Luft oder Sonne that.3) – Wenn die Wünschelruthe geschnitten wird, soll der Schneidende nach Osten blicken, oder das Quêkrîs, die Wünschelruthe, soll Dasjenige sein, auf welches die ersten Strahlen der Morgensonne fallen. Diese Bestimmungen scheinen bei den iranischen Völkern uralt zu sein und finden sich ähnlich bei den alten lndern. 1) – Als die sieben persischen Grossen, darunter Dareios, beim Sonnenaufgang ausritten, damit Derjenige von ihnen König von Persien werde, dessen Pferd zuerst wiehern würde,5) ritten sie ohne allen Zweifel der aufgehenden Sonne entgegen. Die Richtung der Tempel, der Bilder und Altäre der Götter war bei allen Völkern des Alterthums eine symbolische, d. h. wurde durch den Gottglauben bestimmt. Nach Lucian, de Dea Syra, stand zu Hierapolis in Syrien der Tempel der syrischen Göttin Derketo oder Atargatis gegen die aufgehende Sonne, und ebenso waren zu Selinus alle sieben Tempel ostwärts gerichtet. Die Richtung der Tempel war zwar bei den Griechen keine unabänderlich bestimmte, jedoch war sie vorzugsweise so, dass der Eingang nach Osten schaute.6) Heiligthum, Bild und 1) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 254. 2) Grimm, a. a. O., S. 279, Anm. *** 3) Grimm,
Rechtsalterthümer, S. 278; W. Menzel, das altteutsche Sonnenleben in der Germania von Pfeiffer,
Jahrgang 1856, S. 63 ff. 1) Kuhn, die Herabkunft
des Feuers, S. 234. 5) Dunker, a. a. O., II. S. 550. 6) Schömann, griech. Alterthümer, II. S. 18;
Welker, griech. Götterlehre, I. S. 403.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0426" n="410"/> ten hatte, mit dem Gesicht gegen Sonnenaufgang sitzend, zu schwören, des Landes Rechte zu handhaben.<note place="foot" n="1)">Grimm, Rechtsalterthümer, S. 254.</note> Die ungarischen Könige schwangen bei ihrer Krönung ein Schwert nach den vier Welttheilen.<note place="foot" n="2)">Grimm, a. a. O., S. 279, Anm. ***</note> Bei den so merkwürdigen Sonnenlehen, d. b. bei den Alloden oder freien und unabhängigen Gütern, welche man von Gott als dem allmächtigen und dem herrlichen Element der Sonne empfangen hatte, erfolgte die Belehnung symbolisch, indem in aller Frühe der neue Besitzer geharnischt und mit blossem Degen gegen Morgen ritt und, sobald die Sonne sich erhob, drei Streiche kreuzweis in die Luft oder Sonne that.<note place="foot" n="3)">Grimm, Rechtsalterthümer, S. 278; W. Menzel, das altteutsche Sonnenleben in der Germania von Pfeiffer, Jahrgang 1856, S. 63 ff. </note> – Wenn die Wünschelruthe geschnitten wird, soll der Schneidende nach Osten blicken, oder das Quêkrîs, die Wünschelruthe, soll Dasjenige sein, auf welches die ersten Strahlen der Morgensonne fallen. Diese Bestimmungen scheinen bei den iranischen Völkern uralt zu sein und finden sich ähnlich bei den alten lndern. <note place="foot" n="1)">Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 234.</note> – Als die sieben persischen Grossen, darunter Dareios, beim Sonnenaufgang ausritten, damit Derjenige von ihnen König von Persien werde, dessen Pferd zuerst wiehern würde,<note place="foot" n="5)">Dunker, a. a. O., II. S. 550.</note> ritten sie ohne allen Zweifel der aufgehenden Sonne entgegen.</p> <p> Die Richtung der Tempel, der Bilder und Altäre der Götter war bei allen Völkern des Alterthums eine symbolische, d. h. wurde durch den Gottglauben bestimmt. Nach Lucian, de Dea Syra, stand zu Hierapolis in Syrien der Tempel der syrischen Göttin Derketo oder Atargatis gegen die aufgehende Sonne, und ebenso waren zu Selinus alle sieben Tempel ostwärts gerichtet. Die Richtung der Tempel war zwar bei den Griechen keine unabänderlich bestimmte, jedoch war sie vorzugsweise so, dass der Eingang nach Osten schaute.<note place="foot" n="6)">Schömann, griech. Alterthümer, II. S. 18; Welker, griech. Götterlehre, I. S. 403.</note> Heiligthum, Bild und </p> </div> </body> </text> </TEI> [410/0426]
ten hatte, mit dem Gesicht gegen Sonnenaufgang sitzend, zu schwören, des Landes Rechte zu handhaben. 1) Die ungarischen Könige schwangen bei ihrer Krönung ein Schwert nach den vier Welttheilen. 2) Bei den so merkwürdigen Sonnenlehen, d. b. bei den Alloden oder freien und unabhängigen Gütern, welche man von Gott als dem allmächtigen und dem herrlichen Element der Sonne empfangen hatte, erfolgte die Belehnung symbolisch, indem in aller Frühe der neue Besitzer geharnischt und mit blossem Degen gegen Morgen ritt und, sobald die Sonne sich erhob, drei Streiche kreuzweis in die Luft oder Sonne that. 3) – Wenn die Wünschelruthe geschnitten wird, soll der Schneidende nach Osten blicken, oder das Quêkrîs, die Wünschelruthe, soll Dasjenige sein, auf welches die ersten Strahlen der Morgensonne fallen. Diese Bestimmungen scheinen bei den iranischen Völkern uralt zu sein und finden sich ähnlich bei den alten lndern. 1) – Als die sieben persischen Grossen, darunter Dareios, beim Sonnenaufgang ausritten, damit Derjenige von ihnen König von Persien werde, dessen Pferd zuerst wiehern würde, 5) ritten sie ohne allen Zweifel der aufgehenden Sonne entgegen.
Die Richtung der Tempel, der Bilder und Altäre der Götter war bei allen Völkern des Alterthums eine symbolische, d. h. wurde durch den Gottglauben bestimmt. Nach Lucian, de Dea Syra, stand zu Hierapolis in Syrien der Tempel der syrischen Göttin Derketo oder Atargatis gegen die aufgehende Sonne, und ebenso waren zu Selinus alle sieben Tempel ostwärts gerichtet. Die Richtung der Tempel war zwar bei den Griechen keine unabänderlich bestimmte, jedoch war sie vorzugsweise so, dass der Eingang nach Osten schaute. 6) Heiligthum, Bild und
1) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 254.
2) Grimm, a. a. O., S. 279, Anm. ***
3) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 278; W. Menzel, das altteutsche Sonnenleben in der Germania von Pfeiffer, Jahrgang 1856, S. 63 ff.
1) Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 234.
5) Dunker, a. a. O., II. S. 550.
6) Schömann, griech. Alterthümer, II. S. 18; Welker, griech. Götterlehre, I. S. 403.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |