Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

dargebracht 1) und Athen stellt sich in dieser Hinsicht als das griechische Babylon dar. In einem gleichen Verhältniss, wie die Athene zu den Weberinnen Athens, stand der Thonbildner und Menschenschöpfer Prometheus zu dem Töpferhandwerke in Athen und ihm wurde der bedeutungsvolle Fackellauf dargebracht, denn das Himmelsfeuer, der göttliche Geist, Gott ist der einzige Schöpfer und Töpfer des Menschen.

Den berggrabenden, hämmernden und giessenden Phöniciern gehören dagegen an die Hammer- und Feuergottheiten, wie die von ihnen auch nach Aegypten, Lemnos und Samothrace getragenen Kabiren oder Patäken, - der ursprünglich wohl auch nur ein Kabire oder Zwerg (Dvergar = Wirker) gewesene Feuerkünstler [fremdsprachliches Material] Hephästos 2) und Vulcan auf Sicilien, der in einigen Beziehungen wenigstens dem Hephästos verwandte Kür.stler Dädalos auf Creta, die idäischen Dactylen, die rhodischen Telchinen u. s. w. Bei dem innigen und sehr alten Verkehre zwischen den webenden Babyloniern und den phönicischen Metallarbeitern war es natürlich, dass die babylonischen göttlichen Weberinnen in ihrem Durchgange durch Phönicien nach Griechenland auch eine phönicische Färbung, eine phönicische Beigabe erhielten. So erhielt die babylonische Harmonia und Aphrodite in Phönicien das berühmte Halsband [fremdsprachliches Material] und mit ihm verpflanzten sie dieselbe nach Griechenland, woselbst diese noch weiter geschmückt und umgestaltet wurde. Ebenso wurde in Phönicien und Griechenland die Athene, die kosmogonische Himmelsweberin [fremdsprachliches Material], zugleich eine Himmelsschmiedin und Künstlerin, eine Telchinin (Telchinia). 3) Der phönicische Ursprung der feuer- und metallarbeitenden Gottheiten wird auch dadurch bestätigt, dass die Orte, wo dieselben vorzüglich verehrt wurden, ihre Hauptcultusstätten hatten, besonders die Inseln und die Küsten des mittelländischen Meeres sind, welche die handelfahrenden Phönicier beherrschten oder doch besuchten. Dunker, Geschichte des Alterthums I. S. 305, findet

1) Semper, der Styl I. S. 289, Anm. 2.
2) Preller, griech. Mythologie, I. s. 122.
3) Alpina für 1860, S. 261.

dargebracht 1) und Athen stellt sich in dieser Hinsicht als das griechische Babylon dar. In einem gleichen Verhältniss, wie die Athene zu den Weberinnen Athens, stand der Thonbildner und Menschenschöpfer Prometheus zu dem Töpferhandwerke in Athen und ihm wurde der bedeutungsvolle Fackellauf dargebracht, denn das Himmelsfeuer, der göttliche Geist, Gott ist der einzige Schöpfer und Töpfer des Menschen.

Den berggrabenden, hämmernden und giessenden Phöniciern gehören dagegen an die Hammer- und Feuergottheiten, wie die von ihnen auch nach Aegypten, Lemnos und Samothrace getragenen Kabiren oder Patäken, – der ursprünglich wohl auch nur ein Kabire oder Zwerg (Dvergar = Wirker) gewesene Feuerkünstler [fremdsprachliches Material] Hephästos 2) und Vulcan auf Sicilien, der in einigen Beziehungen wenigstens dem Hephästos verwandte Kür.stler Dädalos auf Creta, die idäischen Dactylen, die rhodischen Telchinen u. s. w. Bei dem innigen und sehr alten Verkehre zwischen den webenden Babyloniern und den phönicischen Metallarbeitern war es natürlich, dass die babylonischen göttlichen Weberinnen in ihrem Durchgange durch Phönicien nach Griechenland auch eine phönicische Färbung, eine phönicische Beigabe erhielten. So erhielt die babylonische Harmonia und Aphrodite in Phönicien das berühmte Halsband [fremdsprachliches Material] und mit ihm verpflanzten sie dieselbe nach Griechenland, woselbst diese noch weiter geschmückt und umgestaltet wurde. Ebenso wurde in Phönicien und Griechenland die Athene, die kosmogonische Himmelsweberin [fremdsprachliches Material], zugleich eine Himmelsschmiedin und Künstlerin, eine Telchinin (Telchinia). 3) Der phönicische Ursprung der feuer- und metallarbeitenden Gottheiten wird auch dadurch bestätigt, dass die Orte, wo dieselben vorzüglich verehrt wurden, ihre Hauptcultusstätten hatten, besonders die Inseln und die Küsten des mittelländischen Meeres sind, welche die handelfahrenden Phönicier beherrschten oder doch besuchten. Dunker, Geschichte des Alterthums I. S. 305, findet

1) Semper, der Styl I. S. 289, Anm. 2.
2) Preller, griech. Mythologie, I. s. 122.
3) Alpina für 1860, S. 261.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0044" n="28"/>
dargebracht <note place="foot" n="1)">Semper, der Styl I. S. 289, Anm. 2.</note> und Athen stellt sich in dieser Hinsicht als das
 griechische Babylon dar. In einem gleichen Verhältniss, wie die Athene zu den Weberinnen Athens,
 stand der Thonbildner und Menschenschöpfer Prometheus zu dem Töpferhandwerke in Athen und ihm wurde
 der bedeutungsvolle Fackellauf dargebracht, denn das Himmelsfeuer, der göttliche Geist, Gott ist der
 einzige Schöpfer und Töpfer des Menschen.</p>
        <p> Den berggrabenden, hämmernden und giessenden Phöniciern gehören dagegen an die Hammer- und
 Feuergottheiten, wie die von ihnen auch nach Aegypten, Lemnos und Samothrace getragenen Kabiren oder
 Patäken, &#x2013; der ursprünglich wohl auch nur ein Kabire oder Zwerg (Dvergar = Wirker) gewesene
 Feuerkünstler <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> Hephästos <note place="foot" n="2)">Preller, griech. Mythologie, I. s. 122.</note> und Vulcan auf Sicilien, der in einigen
 Beziehungen wenigstens dem Hephästos verwandte Kür.stler Dädalos auf Creta, die idäischen Dactylen,
 die rhodischen Telchinen u. s. w. Bei dem innigen und sehr alten Verkehre zwischen den webenden
 Babyloniern und den phönicischen Metallarbeitern war es natürlich, dass die babylonischen göttlichen
 Weberinnen in ihrem Durchgange durch Phönicien nach Griechenland auch eine phönicische Färbung, eine
 phönicische Beigabe erhielten. So erhielt die babylonische Harmonia und Aphrodite in Phönicien das
 berühmte Halsband <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> und mit ihm verpflanzten sie
 dieselbe nach Griechenland, woselbst diese noch weiter geschmückt und umgestaltet wurde. Ebenso
 wurde in Phönicien und Griechenland die Athene, die kosmogonische Himmelsweberin <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, zugleich eine Himmelsschmiedin und Künstlerin, eine
 Telchinin (Telchinia). <note place="foot" n="3)">Alpina für 1860, S. 261.</note> Der phönicische
 Ursprung der feuer- und metallarbeitenden Gottheiten wird auch dadurch bestätigt, dass die Orte, wo
 dieselben vorzüglich verehrt wurden, ihre Hauptcultusstätten hatten, besonders die Inseln und die
 Küsten des mittelländischen Meeres sind, welche die handelfahrenden Phönicier beherrschten oder doch
 besuchten. Dunker, Geschichte des Alterthums I. S. 305, findet
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0044] dargebracht 1) und Athen stellt sich in dieser Hinsicht als das griechische Babylon dar. In einem gleichen Verhältniss, wie die Athene zu den Weberinnen Athens, stand der Thonbildner und Menschenschöpfer Prometheus zu dem Töpferhandwerke in Athen und ihm wurde der bedeutungsvolle Fackellauf dargebracht, denn das Himmelsfeuer, der göttliche Geist, Gott ist der einzige Schöpfer und Töpfer des Menschen. Den berggrabenden, hämmernden und giessenden Phöniciern gehören dagegen an die Hammer- und Feuergottheiten, wie die von ihnen auch nach Aegypten, Lemnos und Samothrace getragenen Kabiren oder Patäken, – der ursprünglich wohl auch nur ein Kabire oder Zwerg (Dvergar = Wirker) gewesene Feuerkünstler _ Hephästos 2) und Vulcan auf Sicilien, der in einigen Beziehungen wenigstens dem Hephästos verwandte Kür.stler Dädalos auf Creta, die idäischen Dactylen, die rhodischen Telchinen u. s. w. Bei dem innigen und sehr alten Verkehre zwischen den webenden Babyloniern und den phönicischen Metallarbeitern war es natürlich, dass die babylonischen göttlichen Weberinnen in ihrem Durchgange durch Phönicien nach Griechenland auch eine phönicische Färbung, eine phönicische Beigabe erhielten. So erhielt die babylonische Harmonia und Aphrodite in Phönicien das berühmte Halsband _ und mit ihm verpflanzten sie dieselbe nach Griechenland, woselbst diese noch weiter geschmückt und umgestaltet wurde. Ebenso wurde in Phönicien und Griechenland die Athene, die kosmogonische Himmelsweberin _ , zugleich eine Himmelsschmiedin und Künstlerin, eine Telchinin (Telchinia). 3) Der phönicische Ursprung der feuer- und metallarbeitenden Gottheiten wird auch dadurch bestätigt, dass die Orte, wo dieselben vorzüglich verehrt wurden, ihre Hauptcultusstätten hatten, besonders die Inseln und die Küsten des mittelländischen Meeres sind, welche die handelfahrenden Phönicier beherrschten oder doch besuchten. Dunker, Geschichte des Alterthums I. S. 305, findet 1) Semper, der Styl I. S. 289, Anm. 2. 2) Preller, griech. Mythologie, I. s. 122. 3) Alpina für 1860, S. 261.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/44
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/44>, abgerufen am 24.11.2024.