Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

tern Gottes, milites Mithrae, milites Christi Solis invieti, zu weihen, möchte durchaus auf die Mithrasmysterien zurückzufführen sein, indem die Mithrasmysterien, das Mithrasfest, das Geburtsfest der neuen Sonne und des neuen Lebens, entweder um die Zeit der Wintersonnenwende oder der Frühlingstag- und Nachtgleiche, wo die Perser ihren Newruz, d.h. den neuen Tag (den älteren römischen Jahresanfang im Monat Merz) feierten, gefeiert wurden, - also in der Zeit, wo das Licht über die Finsterniss, über den Winter den Sieg gewinnt, - und dann die Einweihung in die Mithrasmysterien stattfand. 1) Der christliche weisse Sonntag (dominica in albis, dies neophytorum) im Monat Merz oder April, der katholische Konfirmationstag, ist seinem Ursprunge, seiner Bedeutung und seinen Gebräuchen nach nur eine Mithrasfeier, eine Weihung des neuen Christen zum Streiter des neuen siegreichen Lichtes. Die jungen Mithrasstreiter und die jungen Christen sind eben so viele Symbole und Bilder der neu erwachenden Sonne und des neu erwachenden Lebens und sollen gleich diesen wachsen und erstarken; das Geburtsfest des neuen Gottes ist ihr eigenes Geburtsfest. Mit dem weissen Sonntag steht in der innigsten Verbindung die ganze Osterfeier, das Fest der widererstehenden neuen Frühlingssonne, des Mithra selbst, und ebenso der Palmsonntag, die Weihe und das Opfer der ersten Sprossen des neuen Pflanzenlebens, der ersten grünen Zweige, wie später der reifenden Sonne, dem Apollo [fremdsprachliches Material], die Erstlinge der Erndte, goldene Aehren, [fremdsprachliches Material], dargebracht werden. 2) Auch wurde zu Rom am 24. Merz Sanguen, d. i. ein blutiges Fest der Kybele gefeiert, wobei die Priester den erschlagenen Atys beweinten, worunter nach Macrobius die Sonne verstanden ward, deren Rückkehr in das Zeichen des Frühlings gleich am folgenden Tage durch ein allgemeines Freudenfest (Hilaria) am 25. März gefeiert wurde. 3) Dem ältern Mithra, dem Gotte des Lichtes schlechthin mit allen daraus hervorgehenden Eigenschaften des Gottes, ist aber am verwand-

1) Preller, röm. Mythologie, S. 761.
2) Preller, griech. Mythol., I. S. 165.
3) Hammer, in den Wienern Jahrbüchern der Literatur, 1818, Bd. III. S. 153.

tern Gottes, milites Mithrae, milites Christi Solis invieti, zu weihen, möchte durchaus auf die Mithrasmysterien zurückzufführen sein, indem die Mithrasmysterien, das Mithrasfest, das Geburtsfest der neuen Sonne und des neuen Lebens, entweder um die Zeit der Wintersonnenwende oder der Frühlingstag- und Nachtgleiche, wo die Perser ihren Newruz, d.h. den neuen Tag (den älteren römischen Jahresanfang im Monat Merz) feierten, gefeiert wurden, – also in der Zeit, wo das Licht über die Finsterniss, über den Winter den Sieg gewinnt, - und dann die Einweihung in die Mithrasmysterien stattfand. 1) Der christliche weisse Sonntag (dominica in albis, dies neophytorum) im Monat Merz oder April, der katholische Konfirmationstag, ist seinem Ursprunge, seiner Bedeutung und seinen Gebräuchen nach nur eine Mithrasfeier, eine Weihung des neuen Christen zum Streiter des neuen siegreichen Lichtes. Die jungen Mithrasstreiter und die jungen Christen sind eben so viele Symbole und Bilder der neu erwachenden Sonne und des neu erwachenden Lebens und sollen gleich diesen wachsen und erstarken; das Geburtsfest des neuen Gottes ist ihr eigenes Geburtsfest. Mit dem weissen Sonntag steht in der innigsten Verbindung die ganze Osterfeier, das Fest der widererstehenden neuen Frühlingssonne, des Mithra selbst, und ebenso der Palmsonntag, die Weihe und das Opfer der ersten Sprossen des neuen Pflanzenlebens, der ersten grünen Zweige, wie später der reifenden Sonne, dem Apollo [fremdsprachliches Material], die Erstlinge der Erndte, goldene Aehren, [fremdsprachliches Material], dargebracht werden. 2) Auch wurde zu Rom am 24. Merz Sanguen, d. i. ein blutiges Fest der Kybele gefeiert, wobei die Priester den erschlagenen Atys beweinten, worunter nach Macrobius die Sonne verstanden ward, deren Rückkehr in das Zeichen des Frühlings gleich am folgenden Tage durch ein allgemeines Freudenfest (Hilaria) am 25. März gefeiert wurde. 3) Dem ältern Mithra, dem Gotte des Lichtes schlechthin mit allen daraus hervorgehenden Eigenschaften des Gottes, ist aber am verwand-

1) Preller, röm. Mythologie, S. 761.
2) Preller, griech. Mythol., I. S. 165.
3) Hammer, in den Wienern Jahrbüchern der Literatur, 1818, Bd. III. S. 153.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0063" n="47"/>
tern Gottes, milites Mithrae, milites Christi Solis invieti, zu weihen,
 möchte durchaus auf die Mithrasmysterien zurückzufführen sein, indem die Mithrasmysterien, das
 Mithrasfest, das Geburtsfest der neuen Sonne und des neuen Lebens, entweder um die Zeit der
 Wintersonnenwende oder der Frühlingstag- und Nachtgleiche, wo die Perser ihren Newruz, d.h. den
 neuen Tag (den älteren römischen Jahresanfang im Monat Merz) feierten, gefeiert wurden, &#x2013; also in
 der Zeit, wo das Licht über die Finsterniss, über den Winter den Sieg gewinnt, - und dann die
 Einweihung in die Mithrasmysterien stattfand. <note place="foot" n="1)">Preller, röm. Mythologie, S.
 761.</note> Der christliche weisse Sonntag (dominica in albis, dies neophytorum) im Monat Merz oder
 April, der katholische Konfirmationstag, ist seinem Ursprunge, seiner Bedeutung und seinen
 Gebräuchen nach nur eine Mithrasfeier, eine Weihung des neuen Christen zum Streiter des neuen
 siegreichen Lichtes. Die jungen Mithrasstreiter und die jungen Christen sind eben so viele Symbole
 und Bilder der neu erwachenden Sonne und des neu erwachenden Lebens und sollen gleich diesen wachsen
 und erstarken; das Geburtsfest des neuen Gottes ist ihr eigenes Geburtsfest. Mit dem weissen Sonntag
 steht in der innigsten Verbindung die ganze Osterfeier, das Fest der widererstehenden neuen
 Frühlingssonne, des Mithra selbst, und ebenso der Palmsonntag, die Weihe und das Opfer der ersten
 Sprossen des neuen Pflanzenlebens, der ersten grünen Zweige, wie später der reifenden Sonne, dem
 Apollo <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, die Erstlinge der Erndte, goldene
 Aehren, <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, dargebracht werden. <note place="foot" n="2)">Preller, griech. Mythol., I. S. 165.</note> Auch wurde zu Rom am 24. Merz Sanguen, d. i. ein
 blutiges Fest der Kybele gefeiert, wobei die Priester den erschlagenen Atys beweinten, worunter nach
 Macrobius die Sonne verstanden ward, deren Rückkehr in das Zeichen des Frühlings gleich am folgenden
 Tage durch ein allgemeines Freudenfest (Hilaria) am 25. März gefeiert wurde. <note place="foot" n="3)">Hammer, in den Wienern Jahrbüchern der Literatur, 1818, Bd. III. S. 153.</note> Dem ältern
 Mithra, dem Gotte des Lichtes schlechthin mit allen daraus hervorgehenden Eigenschaften des Gottes,
 ist aber am verwand-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0063] tern Gottes, milites Mithrae, milites Christi Solis invieti, zu weihen, möchte durchaus auf die Mithrasmysterien zurückzufführen sein, indem die Mithrasmysterien, das Mithrasfest, das Geburtsfest der neuen Sonne und des neuen Lebens, entweder um die Zeit der Wintersonnenwende oder der Frühlingstag- und Nachtgleiche, wo die Perser ihren Newruz, d.h. den neuen Tag (den älteren römischen Jahresanfang im Monat Merz) feierten, gefeiert wurden, – also in der Zeit, wo das Licht über die Finsterniss, über den Winter den Sieg gewinnt, - und dann die Einweihung in die Mithrasmysterien stattfand. 1) Der christliche weisse Sonntag (dominica in albis, dies neophytorum) im Monat Merz oder April, der katholische Konfirmationstag, ist seinem Ursprunge, seiner Bedeutung und seinen Gebräuchen nach nur eine Mithrasfeier, eine Weihung des neuen Christen zum Streiter des neuen siegreichen Lichtes. Die jungen Mithrasstreiter und die jungen Christen sind eben so viele Symbole und Bilder der neu erwachenden Sonne und des neu erwachenden Lebens und sollen gleich diesen wachsen und erstarken; das Geburtsfest des neuen Gottes ist ihr eigenes Geburtsfest. Mit dem weissen Sonntag steht in der innigsten Verbindung die ganze Osterfeier, das Fest der widererstehenden neuen Frühlingssonne, des Mithra selbst, und ebenso der Palmsonntag, die Weihe und das Opfer der ersten Sprossen des neuen Pflanzenlebens, der ersten grünen Zweige, wie später der reifenden Sonne, dem Apollo _ , die Erstlinge der Erndte, goldene Aehren, _ , dargebracht werden. 2) Auch wurde zu Rom am 24. Merz Sanguen, d. i. ein blutiges Fest der Kybele gefeiert, wobei die Priester den erschlagenen Atys beweinten, worunter nach Macrobius die Sonne verstanden ward, deren Rückkehr in das Zeichen des Frühlings gleich am folgenden Tage durch ein allgemeines Freudenfest (Hilaria) am 25. März gefeiert wurde. 3) Dem ältern Mithra, dem Gotte des Lichtes schlechthin mit allen daraus hervorgehenden Eigenschaften des Gottes, ist aber am verwand- 1) Preller, röm. Mythologie, S. 761. 2) Preller, griech. Mythol., I. S. 165. 3) Hammer, in den Wienern Jahrbüchern der Literatur, 1818, Bd. III. S. 153.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/63
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/63>, abgerufen am 21.05.2024.