Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.sind die Osirismysterien und die eleusinischen Geheimnisse. Nicht aufmerksam genug können deshalb die Maurer die Aufnahme zum Maurermeister betrachten und in allen ihren Gebräuchen und Symbolen erwägen. Der reichste Schatz von historischen und sittlichen Wahrheiten und Lehren liegt in der Meisterweihe eingeschlossen; die Meisterweihe ist das grosse sittliche Drama und Epos, welches das Menschengeschlecht auszuführen hat und seit langen Jahrtausenden schon ausführt. Suchen die Maurer aus Dem, was dieselben bei ihrer Aufnahme zum Meistermaurer gesehen und gehört haben, den leitenden und verbindenden Gedanken zu finden, wird die baldige Antwort wohl sein, dass sie lernen sollen, in treuer Erfüllung ihrer Pflichten und in unverbrüchlicher Bewahrung der ihnen anvertrauten Geheimnisse gleich Hiram den Märtyrertod zu sterben. Sie sollen nach der tiefern Vorstellung der Aufnahmgebräuche erst zum Maurermeister aufgenommen werden, nachdem dieselben den Prüfungstod gestorben, - nachdem sie symbolisch den Beweis gegeben haben, dass auch sie für ihre Pflicht und Ueberzeugung in den Tod zu gehen vermögen. Hiram, Sokrates und Christus lehren übereinstimmend und haben diese ihre Lehre durch ihr Leben und ihr Sterben siegreich bewährt, dass man im Streite verschiedenartiger Anforderungen und Pflichten Gott mehr gehorchen solle als den Menschen, auch wenn die Erfüllung dieses Grundsatzes das zeitliche Leben kosten sollte.1) Der Meisterschritt ist der schwere Schritt zum Tode, - ist die unerschrockene und nicht wankende Pflichterfüllung bis zum Tode und durch den Tod, - ist der Eingang in das wahre Leben durch das Sterben. Um dem aufzunehmenden Maurermeister diesen Gedanken unauslöschlich einzuprägen, wird er nach dem uralten Gebrauche der Mysterien in den Sarg gelegt und mit dem Leichen- 1) Vergl.
Lasaulx, des Sokrates Leben, Lehre und Tod, München 1857. worin namentlich auch Sokrates in seiner
Aehnlichkeit und Uebereinstimmung mit Christus betrachtet wird. Lasaulx betrachtet den Sokrates als
eine Vorerscheinung Christi, wie ja überhaupt die ganze Vergangenheit ihrer Natur nach eine
Vorerscheinung der Gegenwart und diese der Zukunft sei.
sind die Osirismysterien und die eleusinischen Geheimnisse. Nicht aufmerksam genug können deshalb die Maurer die Aufnahme zum Maurermeister betrachten und in allen ihren Gebräuchen und Symbolen erwägen. Der reichste Schatz von historischen und sittlichen Wahrheiten und Lehren liegt in der Meisterweihe eingeschlossen; die Meisterweihe ist das grosse sittliche Drama und Epos, welches das Menschengeschlecht auszuführen hat und seit langen Jahrtausenden schon ausführt. Suchen die Maurer aus Dem, was dieselben bei ihrer Aufnahme zum Meistermaurer gesehen und gehört haben, den leitenden und verbindenden Gedanken zu finden, wird die baldige Antwort wohl sein, dass sie lernen sollen, in treuer Erfüllung ihrer Pflichten und in unverbrüchlicher Bewahrung der ihnen anvertrauten Geheimnisse gleich Hiram den Märtyrertod zu sterben. Sie sollen nach der tiefern Vorstellung der Aufnahmgebräuche erst zum Maurermeister aufgenommen werden, nachdem dieselben den Prüfungstod gestorben, – nachdem sie symbolisch den Beweis gegeben haben, dass auch sie für ihre Pflicht und Ueberzeugung in den Tod zu gehen vermögen. Hiram, Sokrates und Christus lehren übereinstimmend und haben diese ihre Lehre durch ihr Leben und ihr Sterben siegreich bewährt, dass man im Streite verschiedenartiger Anforderungen und Pflichten Gott mehr gehorchen solle als den Menschen, auch wenn die Erfüllung dieses Grundsatzes das zeitliche Leben kosten sollte.1) Der Meisterschritt ist der schwere Schritt zum Tode, – ist die unerschrockene und nicht wankende Pflichterfüllung bis zum Tode und durch den Tod, – ist der Eingang in das wahre Leben durch das Sterben. Um dem aufzunehmenden Maurermeister diesen Gedanken unauslöschlich einzuprägen, wird er nach dem uralten Gebrauche der Mysterien in den Sarg gelegt und mit dem Leichen- 1) Vergl.
Lasaulx, des Sokrates Leben, Lehre und Tod, München 1857. worin namentlich auch Sokrates in seiner
Aehnlichkeit und Uebereinstimmung mit Christus betrachtet wird. Lasaulx betrachtet den Sokrates als
eine Vorerscheinung Christi, wie ja überhaupt die ganze Vergangenheit ihrer Natur nach eine
Vorerscheinung der Gegenwart und diese der Zukunft sei.
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sind die Osirismysterien und die eleusinischen Geheimnisse. Nicht aufmerksam genug können deshalb die Maurer die Aufnahme zum Maurermeister betrachten und in allen ihren Gebräuchen und Symbolen erwägen. Der reichste Schatz von historischen und sittlichen Wahrheiten und Lehren liegt in der Meisterweihe eingeschlossen; die Meisterweihe ist das grosse sittliche Drama und Epos, welches das Menschengeschlecht auszuführen hat und seit langen Jahrtausenden schon ausführt. Suchen die Maurer aus Dem, was dieselben bei ihrer Aufnahme zum Meistermaurer gesehen und gehört haben, den leitenden und verbindenden Gedanken zu finden, wird die baldige Antwort wohl sein, dass sie lernen sollen, in treuer Erfüllung ihrer Pflichten und in unverbrüchlicher Bewahrung der ihnen anvertrauten Geheimnisse gleich Hiram den Märtyrertod zu sterben. Sie sollen nach der tiefern Vorstellung der Aufnahmgebräuche erst zum Maurermeister aufgenommen werden, nachdem dieselben den Prüfungstod gestorben, – nachdem sie symbolisch den Beweis gegeben haben, dass auch sie für ihre Pflicht und Ueberzeugung in den Tod zu gehen vermögen. Hiram, Sokrates und Christus lehren übereinstimmend und haben diese ihre Lehre durch ihr Leben und ihr Sterben siegreich bewährt, dass man im Streite verschiedenartiger Anforderungen und Pflichten Gott mehr gehorchen solle als den Menschen, auch wenn die Erfüllung dieses Grundsatzes das zeitliche Leben kosten sollte. 1) Der Meisterschritt ist der schwere Schritt zum Tode, – ist die unerschrockene und nicht wankende Pflichterfüllung bis zum Tode und durch den Tod, – ist der Eingang in das wahre Leben durch das Sterben. Um dem aufzunehmenden Maurermeister diesen Gedanken unauslöschlich einzuprägen, wird er nach dem uralten Gebrauche der Mysterien in den Sarg gelegt und mit dem Leichen-
1) Vergl. Lasaulx, des Sokrates Leben, Lehre und Tod, München 1857. worin namentlich auch Sokrates in seiner Aehnlichkeit und Uebereinstimmung mit Christus betrachtet wird. Lasaulx betrachtet den Sokrates als eine Vorerscheinung Christi, wie ja überhaupt die ganze Vergangenheit ihrer Natur nach eine Vorerscheinung der Gegenwart und diese der Zukunft sei.
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