Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.wesenheit der Sonne beklagt wurde, auf welches Trauer- und Todtenfest sodann das Freudenfest über die Rückkehr und das Wiedererstehen der Sonne, des Osiris folgte; jedoch ist es wahrscheinlicher, dass diese Feste von den Aegyptern um die Zeit der Wintersonnenwende im Monat Tybi begangen wurden. 1) Wäre die erstere Annahme begründet, dann würden wir in einer überraschenden Uebereinstimmung in Aegypten und in Persien, - in Kleinasien oder in Lydien und Phryrien, Bithynien und Galatien, in Griechenland und zu Rom, - bei den Deutschen und zuletzt bei den Christen in der Frühlingszeit, um die Frühlingstag- und Nachtgleiche dieselbe Feier des Todes und der Wiederauferstehung des Licht- und Sonnengottes, des Erdlebens, gefeiert sehen und Osiris, Mithra, Atys, Apollo und selbst Christus stellen sich einander mehr oder weniger als die siegreichen und triumphirenden Lichtgötter gleich, welche auch die Menschheit und besonders ihre geweihten Streiter zum Siege des Lichtes führen wollen. Die Zeit der Wiedergeburt des Lichtes ist auch die Zeit der Weihe der menschlichen Lichtstreiter. Auch die Weihe zum Maurer ist der Weihe zum Mithrasstreiter, zum Christen zu vergleichen 2) und Hiram reiht sich in verwandtem Sinne und in verwandtem Gebrauche an Mithra an, denn die Sonne in der Wintersonnenwende und in der Frühlingsnachtgleiche, Janus und Mars, haben die gleiche mythologische Bedeutung, können gleichmässig ein neues Jahr beginnen. Da jedoch zur Zeit der Wintersonnenwende die Sonne und der Sonnengott noch gleichsam in der Geburtsstunde sich befinden, noch in der Wiege liegen, wird hier sehr oft der junge Sonnengott als Sonnenkind, als Wiegenkind gedacht; so der ägyptische Harpokrates, der griechische Dionysos, das indische Wischnukind, 3) der christliche Jesus u. s. w. An die christliche Maria, welche liebend das Jesuskindlein in den Armen trägt, schliesst 1) Prichard, ägyptische Mythologie, S. 88; mein Vortrag in Nro. 37 der Bauhütte von 1859. 2) Vergl. meinenVortrag in Nro. 39 der Freimaurerzeitung vorn J.
1857: "Die Aufnahme zum Maurer gleicht der christlichen Taufe und Confirmation." 3) Alpina für 1860, S. 174.
wesenheit der Sonne beklagt wurde, auf welches Trauer- und Todtenfest sodann das Freudenfest über die Rückkehr und das Wiedererstehen der Sonne, des Osiris folgte; jedoch ist es wahrscheinlicher, dass diese Feste von den Aegyptern um die Zeit der Wintersonnenwende im Monat Tybi begangen wurden. 1) Wäre die erstere Annahme begründet, dann würden wir in einer überraschenden Uebereinstimmung in Aegypten und in Persien, – in Kleinasien oder in Lydien und Phryrien, Bithynien und Galatien, in Griechenland und zu Rom, – bei den Deutschen und zuletzt bei den Christen in der Frühlingszeit, um die Frühlingstag- und Nachtgleiche dieselbe Feier des Todes und der Wiederauferstehung des Licht- und Sonnengottes, des Erdlebens, gefeiert sehen und Osiris, Mithra, Atys, Apollo und selbst Christus stellen sich einander mehr oder weniger als die siegreichen und triumphirenden Lichtgötter gleich, welche auch die Menschheit und besonders ihre geweihten Streiter zum Siege des Lichtes führen wollen. Die Zeit der Wiedergeburt des Lichtes ist auch die Zeit der Weihe der menschlichen Lichtstreiter. Auch die Weihe zum Maurer ist der Weihe zum Mithrasstreiter, zum Christen zu vergleichen 2) und Hiram reiht sich in verwandtem Sinne und in verwandtem Gebrauche an Mithra an, denn die Sonne in der Wintersonnenwende und in der Frühlingsnachtgleiche, Janus und Mars, haben die gleiche mythologische Bedeutung, können gleichmässig ein neues Jahr beginnen. Da jedoch zur Zeit der Wintersonnenwende die Sonne und der Sonnengott noch gleichsam in der Geburtsstunde sich befinden, noch in der Wiege liegen, wird hier sehr oft der junge Sonnengott als Sonnenkind, als Wiegenkind gedacht; so der ägyptische Harpokrates, der griechische Dionysos, das indische Wischnukind, 3) der christliche Jesus u. s. w. An die christliche Maria, welche liebend das Jesuskindlein in den Armen trägt, schliesst 1) Prichard, ägyptische Mythologie, S. 88; mein Vortrag in Nro. 37 der Bauhütte von 1859. 2) Vergl. meinenVortrag in Nro. 39 der Freimaurerzeitung vorn J.
1857: „Die Aufnahme zum Maurer gleicht der christlichen Taufe und Confirmation.“ 3) Alpina für 1860, S. 174.
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wesenheit der Sonne beklagt wurde, auf welches Trauer- und Todtenfest sodann das Freudenfest über die Rückkehr und das Wiedererstehen der Sonne, des Osiris folgte; jedoch ist es wahrscheinlicher, dass diese Feste von den Aegyptern um die Zeit der Wintersonnenwende im Monat Tybi begangen wurden. 1) Wäre die erstere Annahme begründet, dann würden wir in einer überraschenden Uebereinstimmung in Aegypten und in Persien, – in Kleinasien oder in Lydien und Phryrien, Bithynien und Galatien, in Griechenland und zu Rom, – bei den Deutschen und zuletzt bei den Christen in der Frühlingszeit, um die Frühlingstag- und Nachtgleiche dieselbe Feier des Todes und der Wiederauferstehung des Licht- und Sonnengottes, des Erdlebens, gefeiert sehen und Osiris, Mithra, Atys, Apollo und selbst Christus stellen sich einander mehr oder weniger als die siegreichen und triumphirenden Lichtgötter gleich, welche auch die Menschheit und besonders ihre geweihten Streiter zum Siege des Lichtes führen wollen. Die Zeit der Wiedergeburt des Lichtes ist auch die Zeit der Weihe der menschlichen Lichtstreiter. Auch die Weihe zum Maurer ist der Weihe zum Mithrasstreiter, zum Christen zu vergleichen 2) und Hiram reiht sich in verwandtem Sinne und in verwandtem Gebrauche an Mithra an, denn die Sonne in der Wintersonnenwende und in der Frühlingsnachtgleiche, Janus und Mars, haben die gleiche mythologische Bedeutung, können gleichmässig ein neues Jahr beginnen. Da jedoch zur Zeit der Wintersonnenwende die Sonne und der Sonnengott noch gleichsam in der Geburtsstunde sich befinden, noch in der Wiege liegen, wird hier sehr oft der junge Sonnengott als Sonnenkind, als Wiegenkind gedacht; so der ägyptische Harpokrates, der griechische Dionysos, das indische Wischnukind, 3) der christliche Jesus u. s. w. An die christliche Maria, welche liebend das Jesuskindlein in den Armen trägt, schliesst
1) Prichard, ägyptische Mythologie, S. 88; mein Vortrag in Nro. 37 der Bauhütte von 1859.
2) Vergl. meinenVortrag in Nro. 39 der Freimaurerzeitung vorn J. 1857: „Die Aufnahme zum Maurer gleicht der christlichen Taufe und Confirmation.“
3) Alpina für 1860, S. 174.
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