Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

wacht. Er erzählt nun Alles, was er in den 7 Himmeln gesehen hat, und dies wird aufgeschrieben. 1)

Auch die Weihen des idäischen Zeus, der kretischen Daktylen und Kureten scheinen in einer Höhle, in der Höhle des Berges Ida, worin Zeus geboren sein sollte, ertheilt worden zu sein. Nach Diogenes bei Porphyr und Photius stieg Phythagoras, um die kretischen Weihen zu erhalten, in die idäische Grotte hinab und verweilte hier die gesetzlichen 3 Mal 9 Tage; also über einen ganzen Mondsmonat. 2) Diese idäische Grotte war somit im vollen Sinne des Wortes für Phytagoras der Vorbereitungsort, die maurerische Kammer des stillen Nachdenkens. Gemäss Lajard, a. a. O., S. 62. Anm. 2, war es im Morgen- und im Abendlande Sitte, die Mysterienweihen in Grotten oder Höhlen (dans des grottes ou des antres) zu verleihen.

Die römischen Baukorporationen und Baumeister scheinen dem Mithracultus sehr eifrig ergeben gewesen zu sein und da sie den römischen Legionen auf ihren Kriegs- und Eroberungszügen überallhin folgen mussten, um sogleich die nöthigen militärischen und bürgerlichen Bauten zu unternehmen und auszuführen, 3) dürfte die Verbreitung der Mithramysterien und der Mithradenkmale über alle Theile und Länder des grossen römischen Reiches neben den Legionen und Soldaten hauptsächlich den römischen Baumeistern zugeschrieben werden. Nach dem Aufkommen des Christenthums und nach der Unterdrückung der Mithramysterien seit dem Ende des 4ten christlichen Jahrhunderts erhielten und behielten dann die Maurerweihen die früheren Mithraweihen diejenige Gestalt und Einrichtung, welche aus dem sog. ältesten englischen Lehrlingsfragstücke noch erkenntlich ist. Das maurerische Schwert und die dunkele Maurerloge, besonders die drei Lichter der Sonne, des Mondes und des Meisters Hiram, welche ursprünglich die drei einzigen und mithin grossen Lichter waren und erst unter christlichem Einflusse zu den drei

1) Spiegel, Avesta, I. S. 22.
2) Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. S. 360.
3) Vergl. auch Nr. 25 der Bauhütte vom Jahr 1860.

wacht. Er erzählt nun Alles, was er in den 7 Himmeln gesehen hat, und dies wird aufgeschrieben. 1)

Auch die Weihen des idäischen Zeus, der kretischen Daktylen und Kureten scheinen in einer Höhle, in der Höhle des Berges Ida, worin Zeus geboren sein sollte, ertheilt worden zu sein. Nach Diogenes bei Porphyr und Photius stieg Phythagoras, um die kretischen Weihen zu erhalten, in die idäische Grotte hinab und verweilte hier die gesetzlichen 3 Mal 9 Tage; also über einen ganzen Mondsmonat. 2) Diese idäische Grotte war somit im vollen Sinne des Wortes für Phytagoras der Vorbereitungsort, die maurerische Kammer des stillen Nachdenkens. Gemäss Lajard, a. a. O., S. 62. Anm. 2, war es im Morgen- und im Abendlande Sitte, die Mysterienweihen in Grotten oder Höhlen (dans des grottes ou des antres) zu verleihen.

Die römischen Baukorporationen und Baumeister scheinen dem Mithracultus sehr eifrig ergeben gewesen zu sein und da sie den römischen Legionen auf ihren Kriegs- und Eroberungszügen überallhin folgen mussten, um sogleich die nöthigen militärischen und bürgerlichen Bauten zu unternehmen und auszuführen, 3) dürfte die Verbreitung der Mithramysterien und der Mithradenkmale über alle Theile und Länder des grossen römischen Reiches neben den Legionen und Soldaten hauptsächlich den römischen Baumeistern zugeschrieben werden. Nach dem Aufkommen des Christenthums und nach der Unterdrückung der Mithramysterien seit dem Ende des 4ten christlichen Jahrhunderts erhielten und behielten dann die Maurerweihen die früheren Mithraweihen diejenige Gestalt und Einrichtung, welche aus dem sog. ältesten englischen Lehrlingsfragstücke noch erkenntlich ist. Das maurerische Schwert und die dunkele Maurerloge, besonders die drei Lichter der Sonne, des Mondes und des Meisters Hiram, welche ursprünglich die drei einzigen und mithin grossen Lichter waren und erst unter christlichem Einflusse zu den drei

1) Spiegel, Avesta, I. S. 22.
2) Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. S. 360.
3) Vergl. auch Nr. 25 der Bauhütte vom Jahr 1860.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0078" n="62"/>
wacht. Er erzählt nun Alles, was er
 in den 7 Himmeln gesehen hat, und dies wird aufgeschrieben. <note place="foot" n="1)">Spiegel,
 Avesta, I. S. 22.</note></p>
        <p> Auch die Weihen des idäischen Zeus, der kretischen Daktylen und Kureten scheinen in einer Höhle,
 in der Höhle des Berges Ida, worin Zeus geboren sein sollte, ertheilt worden zu sein. Nach Diogenes
 bei Porphyr und Photius stieg Phythagoras, um die kretischen Weihen zu erhalten, in die idäische
 Grotte hinab und verweilte hier die gesetzlichen 3 Mal 9 Tage; also über einen ganzen Mondsmonat.
 <note place="foot" n="2)">Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. S. 360.</note>
 Diese idäische Grotte war somit im vollen Sinne des Wortes für Phytagoras der Vorbereitungsort, die
 maurerische Kammer des stillen Nachdenkens. Gemäss Lajard, a. a. O., S. 62. Anm. 2, war es im Morgen- und im Abendlande Sitte, die Mysterienweihen in Grotten oder Höhlen (dans des grottes ou des
 antres) zu verleihen.</p>
        <p> Die römischen Baukorporationen und Baumeister scheinen dem Mithracultus sehr eifrig ergeben
 gewesen zu sein und da sie den römischen Legionen auf ihren Kriegs- und Eroberungszügen überallhin
 folgen mussten, um sogleich die nöthigen militärischen und bürgerlichen Bauten zu unternehmen und
 auszuführen, <note place="foot" n="3)">Vergl. auch Nr. 25 der Bauhütte vom Jahr 1860.</note> dürfte
 die Verbreitung der Mithramysterien und der Mithradenkmale über alle Theile und Länder des grossen
 römischen Reiches neben den Legionen und Soldaten hauptsächlich den römischen Baumeistern
 zugeschrieben werden. Nach dem Aufkommen des Christenthums und nach der Unterdrückung der
 Mithramysterien seit dem Ende des 4ten christlichen Jahrhunderts erhielten und behielten dann die
 Maurerweihen die früheren Mithraweihen diejenige Gestalt und Einrichtung, welche aus dem sog.
 ältesten englischen Lehrlingsfragstücke noch erkenntlich ist. Das maurerische Schwert und die
 dunkele Maurerloge, besonders die drei Lichter der Sonne, des Mondes und des Meisters Hiram, welche
 ursprünglich die drei einzigen und mithin grossen Lichter waren und erst unter christlichem
 Einflusse zu den drei
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0078] wacht. Er erzählt nun Alles, was er in den 7 Himmeln gesehen hat, und dies wird aufgeschrieben. 1) Auch die Weihen des idäischen Zeus, der kretischen Daktylen und Kureten scheinen in einer Höhle, in der Höhle des Berges Ida, worin Zeus geboren sein sollte, ertheilt worden zu sein. Nach Diogenes bei Porphyr und Photius stieg Phythagoras, um die kretischen Weihen zu erhalten, in die idäische Grotte hinab und verweilte hier die gesetzlichen 3 Mal 9 Tage; also über einen ganzen Mondsmonat. 2) Diese idäische Grotte war somit im vollen Sinne des Wortes für Phytagoras der Vorbereitungsort, die maurerische Kammer des stillen Nachdenkens. Gemäss Lajard, a. a. O., S. 62. Anm. 2, war es im Morgen- und im Abendlande Sitte, die Mysterienweihen in Grotten oder Höhlen (dans des grottes ou des antres) zu verleihen. Die römischen Baukorporationen und Baumeister scheinen dem Mithracultus sehr eifrig ergeben gewesen zu sein und da sie den römischen Legionen auf ihren Kriegs- und Eroberungszügen überallhin folgen mussten, um sogleich die nöthigen militärischen und bürgerlichen Bauten zu unternehmen und auszuführen, 3) dürfte die Verbreitung der Mithramysterien und der Mithradenkmale über alle Theile und Länder des grossen römischen Reiches neben den Legionen und Soldaten hauptsächlich den römischen Baumeistern zugeschrieben werden. Nach dem Aufkommen des Christenthums und nach der Unterdrückung der Mithramysterien seit dem Ende des 4ten christlichen Jahrhunderts erhielten und behielten dann die Maurerweihen die früheren Mithraweihen diejenige Gestalt und Einrichtung, welche aus dem sog. ältesten englischen Lehrlingsfragstücke noch erkenntlich ist. Das maurerische Schwert und die dunkele Maurerloge, besonders die drei Lichter der Sonne, des Mondes und des Meisters Hiram, welche ursprünglich die drei einzigen und mithin grossen Lichter waren und erst unter christlichem Einflusse zu den drei 1) Spiegel, Avesta, I. S. 22. 2) Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. S. 360. 3) Vergl. auch Nr. 25 der Bauhütte vom Jahr 1860.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/78
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/78>, abgerufen am 24.11.2024.