geht nicht zur ewigen Ruhe ein, wo alles Leiden und alles Leben aufhört, sondern aus dem dahinfallenden Leibe des Maurers steigt seine freigewordene Seele zu dem ewigen Himmelslichte hinauf, wo jede Finsterniss und jeder Irrthum schwindet. Die Seligkeit des Maurers ist das ewige Leben bei Gott, das ewige Sein in dem Lichte, ein ewiger Morgen oder Osten in dem Himmel. Die Aufgabe des Maurers in diesem Leben ist ebenso nicht das Ertödten des Fleisches und jeder Sinnlichkeit, ist nicht ein langsamer Selbstmord, sondern das unablässige Suchen des Lichtes oder der Reinheit in Gedanken, Worten und Werken. Der Mensch ist Licht, stammt aus dem ewigen Lichte und soll durch ein lichtvolles Leben und Sterben wieder zu dem Lichte zurückkehren. Schon der Vendidad, das zoroastrische Gesetzbuch des Zendvolkes, sagt in dieser Hinsicht: "Wie der Mensch rein und des Himmels würdig erschaffen ist, so wird er wieder rein durch das Gesetz der Ormuzddiener, das die Reinigkeit selbst ist, wenn er sich reinigt durch die Heiligkeit des Gedankens, durch die Heiligkeit des Worts und durch die Heiligkeit der That. Siehe da das Gesetz. Das Gesetz der Ormuzddiener nimmt alle schlechten Gedanken, Worte und Handlungen in ähnlicher Weise hinweg, wie der starke, schnelle Wind den Himmel von der rechten Seite her reinigt." -
In verwandtem Sinne lautet die Inschrift auf dem Denkmale der Meister: Deponens aliena, ascendit unus, d. h. um in das ewige Licht aufgenommen zu werden, um als reiner Geist aufzusteigen, um der Unsterblichkeit theilhaftig zu werden, muss die Seele zuvor von allem Irdischen, Fremdartigen, Bösen und Unreinen befreit und gereinigt sein. Die Seelenreinigung, die Tugend, das Gute und Reine, oder das Licht in Gedanken, Worten und Werken, ist der einzige Weg und die einzige Pforte, auf welchem und durch welche der Mensch in das ewige Licht, zu Gott und in den Himmel zu dringen vermag. Der Mensch ist unsterblich, heisst genauer und strenger aufgefasst, dass der Mensch durch ein reines Leben, durch seine guten Thaten, durch sein lichtvolles Sterben sich selbst unsterblich machen müsse. Das gute Leben soll das Denkmal des wahren Meisters sein, - nur wenn er dieses Denkmal sich gesetzt, wird
geht nicht zur ewigen Ruhe ein, wo alles Leiden und alles Leben aufhört, sondern aus dem dahinfallenden Leibe des Maurers steigt seine freigewordene Seele zu dem ewigen Himmelslichte hinauf, wo jede Finsterniss und jeder Irrthum schwindet. Die Seligkeit des Maurers ist das ewige Leben bei Gott, das ewige Sein in dem Lichte, ein ewiger Morgen oder Osten in dem Himmel. Die Aufgabe des Maurers in diesem Leben ist ebenso nicht das Ertödten des Fleisches und jeder Sinnlichkeit, ist nicht ein langsamer Selbstmord, sondern das unablässige Suchen des Lichtes oder der Reinheit in Gedanken, Worten und Werken. Der Mensch ist Licht, stammt aus dem ewigen Lichte und soll durch ein lichtvolles Leben und Sterben wieder zu dem Lichte zurückkehren. Schon der Vendidad, das zoroastrische Gesetzbuch des Zendvolkes, sagt in dieser Hinsicht: „Wie der Mensch rein und des Himmels würdig erschaffen ist, so wird er wieder rein durch das Gesetz der Ormuzddiener, das die Reinigkeit selbst ist, wenn er sich reinigt durch die Heiligkeit des Gedankens, durch die Heiligkeit des Worts und durch die Heiligkeit der That. Siehe da das Gesetz. Das Gesetz der Ormuzddiener nimmt alle schlechten Gedanken, Worte und Handlungen in ähnlicher Weise hinweg, wie der starke, schnelle Wind den Himmel von der rechten Seite her reinigt.“ –
In verwandtem Sinne lautet die Inschrift auf dem Denkmale der Meister: Deponens aliena, ascendit unus, d. h. um in das ewige Licht aufgenommen zu werden, um als reiner Geist aufzusteigen, um der Unsterblichkeit theilhaftig zu werden, muss die Seele zuvor von allem Irdischen, Fremdartigen, Bösen und Unreinen befreit und gereinigt sein. Die Seelenreinigung, die Tugend, das Gute und Reine, oder das Licht in Gedanken, Worten und Werken, ist der einzige Weg und die einzige Pforte, auf welchem und durch welche der Mensch in das ewige Licht, zu Gott und in den Himmel zu dringen vermag. Der Mensch ist unsterblich, heisst genauer und strenger aufgefasst, dass der Mensch durch ein reines Leben, durch seine guten Thaten, durch sein lichtvolles Sterben sich selbst unsterblich machen müsse. Das gute Leben soll das Denkmal des wahren Meisters sein, – nur wenn er dieses Denkmal sich gesetzt, wird
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geht nicht zur ewigen Ruhe ein, wo alles Leiden und alles Leben aufhört, sondern aus dem dahinfallenden Leibe des Maurers steigt seine freigewordene Seele zu dem ewigen Himmelslichte hinauf, wo jede Finsterniss und jeder Irrthum schwindet. Die Seligkeit des Maurers ist das ewige Leben bei Gott, das ewige Sein in dem Lichte, ein ewiger Morgen oder Osten in dem Himmel. Die Aufgabe des Maurers in diesem Leben ist ebenso nicht das Ertödten des Fleisches und jeder Sinnlichkeit, ist nicht ein langsamer Selbstmord, sondern das unablässige Suchen des Lichtes oder der Reinheit in Gedanken, Worten und Werken. Der Mensch ist Licht, stammt aus dem ewigen Lichte und soll durch ein lichtvolles Leben und Sterben wieder zu dem Lichte zurückkehren. Schon der Vendidad, das zoroastrische Gesetzbuch des Zendvolkes, sagt in dieser Hinsicht: „Wie der Mensch rein und des Himmels würdig erschaffen ist, so wird er wieder rein durch das Gesetz der Ormuzddiener, das die Reinigkeit selbst ist, wenn er sich reinigt durch die Heiligkeit des Gedankens, durch die Heiligkeit des Worts und durch die Heiligkeit der That. Siehe da das Gesetz. Das Gesetz der Ormuzddiener nimmt alle schlechten Gedanken, Worte und Handlungen in ähnlicher Weise hinweg, wie der starke, schnelle Wind den Himmel von der rechten Seite her reinigt.“–</p><p>
In verwandtem Sinne lautet die Inschrift auf dem Denkmale der Meister: Deponens aliena, ascendit unus, d. h. um in das ewige Licht aufgenommen zu werden, um als reiner Geist aufzusteigen, um der Unsterblichkeit theilhaftig zu werden, muss die Seele zuvor von allem Irdischen, Fremdartigen, Bösen und Unreinen befreit und gereinigt sein. Die Seelenreinigung, die Tugend, das Gute und Reine, oder das Licht in Gedanken, Worten und Werken, ist der einzige Weg und die einzige Pforte, auf welchem und durch welche der Mensch in das ewige Licht, zu Gott und in den Himmel zu dringen vermag. Der Mensch ist unsterblich, heisst genauer und strenger aufgefasst, dass der Mensch durch ein reines Leben, durch seine guten Thaten, durch sein lichtvolles Sterben sich selbst unsterblich machen müsse. Das gute Leben soll das Denkmal des wahren Meisters sein, – nur wenn er dieses Denkmal sich gesetzt, wird
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geht nicht zur ewigen Ruhe ein, wo alles Leiden und alles Leben aufhört, sondern aus dem dahinfallenden Leibe des Maurers steigt seine freigewordene Seele zu dem ewigen Himmelslichte hinauf, wo jede Finsterniss und jeder Irrthum schwindet. Die Seligkeit des Maurers ist das ewige Leben bei Gott, das ewige Sein in dem Lichte, ein ewiger Morgen oder Osten in dem Himmel. Die Aufgabe des Maurers in diesem Leben ist ebenso nicht das Ertödten des Fleisches und jeder Sinnlichkeit, ist nicht ein langsamer Selbstmord, sondern das unablässige Suchen des Lichtes oder der Reinheit in Gedanken, Worten und Werken. Der Mensch ist Licht, stammt aus dem ewigen Lichte und soll durch ein lichtvolles Leben und Sterben wieder zu dem Lichte zurückkehren. Schon der Vendidad, das zoroastrische Gesetzbuch des Zendvolkes, sagt in dieser Hinsicht: „Wie der Mensch rein und des Himmels würdig erschaffen ist, so wird er wieder rein durch das Gesetz der Ormuzddiener, das die Reinigkeit selbst ist, wenn er sich reinigt durch die Heiligkeit des Gedankens, durch die Heiligkeit des Worts und durch die Heiligkeit der That. Siehe da das Gesetz. Das Gesetz der Ormuzddiener nimmt alle schlechten Gedanken, Worte und Handlungen in ähnlicher Weise hinweg, wie der starke, schnelle Wind den Himmel von der rechten Seite her reinigt.“ –
In verwandtem Sinne lautet die Inschrift auf dem Denkmale der Meister: Deponens aliena, ascendit unus, d. h. um in das ewige Licht aufgenommen zu werden, um als reiner Geist aufzusteigen, um der Unsterblichkeit theilhaftig zu werden, muss die Seele zuvor von allem Irdischen, Fremdartigen, Bösen und Unreinen befreit und gereinigt sein. Die Seelenreinigung, die Tugend, das Gute und Reine, oder das Licht in Gedanken, Worten und Werken, ist der einzige Weg und die einzige Pforte, auf welchem und durch welche der Mensch in das ewige Licht, zu Gott und in den Himmel zu dringen vermag. Der Mensch ist unsterblich, heisst genauer und strenger aufgefasst, dass der Mensch durch ein reines Leben, durch seine guten Thaten, durch sein lichtvolles Sterben sich selbst unsterblich machen müsse. Das gute Leben soll das Denkmal des wahren Meisters sein, – nur wenn er dieses Denkmal sich gesetzt, wird
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/131>, abgerufen am 24.02.2025.
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