Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

historischen Hiram, d. h. in den von ihm allein handelnden Stellen I. Könige 7, 13 - 15, - II. Chronik 2, 13 und 14 und 4, 6, sowie Josephus, Antiq. Jud., VIII. 3, auch nicht die leiseste Spur sich findet, sondern dieser Hiram eines ganz natürlichen Todes stirbt. Das von dem alten mythischen Natur- und Sonnengotte in der Tradition bei der Einführung des Christenthums noch Uebrige und Rettbare wurde, so gut oder so schlecht es immerhin gehen mochte, in die Geschichte des biblischen Hiram aufgenommen und verflochten, wozu gerade deren Dürftigkeit sich vortrefflich. eignete und was durch die Nothwendigkeit, eine Mysterienweihe und eine Mysterienfeier auch fernerhin zu haben, gebeten war. Mit andern Worten die hergebrachte Mysterienweihe und Mysterienfeier bestand auch in den christlichen Zeiten und bei den christlich gewordenen Bauleuten an sich noch unverändert fort, nur wurde sie nunmehr auf den biblischen Hiram bezogen, mochte auch dieser dadurch zu einer ganz andern Persönlichkeit; werden, die Geschichte des Hiram in eine Hirammythe sich umwandeln, wie sie dieses wesentlich noch dermalen ist. Diese Hirammythe bildet aber darin den schlagendsten Beweis, dass die Freimaurerei, die Mysterienverbindung der Bauleute in ihrem letzten Ursprunge in die mythischen Zeiten hinaufreiche. Unläugbar hat die Freimaurerei mythische und, wenn man den Ausdruck vorzieht, heidnische Bestandtheile, welche begriffen und erklärt werden müssen. Wir können in dem Versuche des Begreifens und der Erklärung leicht irren, aber dennoch ist Vieles gewonnen, wenn nur einmal die Thatsache eines vorhandenen Mythischen und eines als rein mythisch zu Begreifenden und zu Erklärenden allgemeiner zugestanden wird. Die Freimaurerei hat nicht blos eine Geschichte, sondern auch eine Mythologie und die Geschichte selbst bleibt ein nothwendiges Stückwerk ohne Anfang, wenn und so lange sie nicht von der Mythologie ausgeht. Innerhalb des streng geschichtlichen Kreises haben die neuern maurerischen Geschichtschreiber vollkommen Recht, wenn sie dem Mythologischen die geschichtliche Berechtigung und Beglaubigung versagen: aber sie haben zugleich darin eben so entschieden Unrecht, dass sie das doch vorhandene Mytho-

historischen Hiram, d. h. in den von ihm allein handelnden Stellen I. Könige 7, 13 – 15, – II. Chronik 2, 13 und 14 und 4, 6, sowie Josephus, Antiq. Jud., VIII. 3, auch nicht die leiseste Spur sich findet, sondern dieser Hiram eines ganz natürlichen Todes stirbt. Das von dem alten mythischen Natur- und Sonnengotte in der Tradition bei der Einführung des Christenthums noch Uebrige und Rettbare wurde, so gut oder so schlecht es immerhin gehen mochte, in die Geschichte des biblischen Hiram aufgenommen und verflochten, wozu gerade deren Dürftigkeit sich vortrefflich. eignete und was durch die Nothwendigkeit, eine Mysterienweihe und eine Mysterienfeier auch fernerhin zu haben, gebeten war. Mit andern Worten die hergebrachte Mysterienweihe und Mysterienfeier bestand auch in den christlichen Zeiten und bei den christlich gewordenen Bauleuten an sich noch unverändert fort, nur wurde sie nunmehr auf den biblischen Hiram bezogen, mochte auch dieser dadurch zu einer ganz andern Persönlichkeit; werden, die Geschichte des Hiram in eine Hirammythe sich umwandeln, wie sie dieses wesentlich noch dermalen ist. Diese Hirammythe bildet aber darin den schlagendsten Beweis, dass die Freimaurerei, die Mysterienverbindung der Bauleute in ihrem letzten Ursprunge in die mythischen Zeiten hinaufreiche. Unläugbar hat die Freimaurerei mythische und, wenn man den Ausdruck vorzieht, heidnische Bestandtheile, welche begriffen und erklärt werden müssen. Wir können in dem Versuche des Begreifens und der Erklärung leicht irren, aber dennoch ist Vieles gewonnen, wenn nur einmal die Thatsache eines vorhandenen Mythischen und eines als rein mythisch zu Begreifenden und zu Erklärenden allgemeiner zugestanden wird. Die Freimaurerei hat nicht blos eine Geschichte, sondern auch eine Mythologie und die Geschichte selbst bleibt ein nothwendiges Stückwerk ohne Anfang, wenn und so lange sie nicht von der Mythologie ausgeht. Innerhalb des streng geschichtlichen Kreises haben die neuern maurerischen Geschichtschreiber vollkommen Recht, wenn sie dem Mythologischen die geschichtliche Berechtigung und Beglaubigung versagen: aber sie haben zugleich darin eben so entschieden Unrecht, dass sie das doch vorhandene Mytho-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0239" n="219"/>
historischen Hiram, d. h. in den von ihm allein handelnden Stellen I. Könige 7, 13 &#x2013; 15, &#x2013; II. Chronik 2, 13 und 14 und 4, 6, sowie Josephus, Antiq. Jud., VIII. 3, auch nicht die leiseste Spur sich findet, sondern dieser Hiram eines ganz natürlichen Todes stirbt. Das von dem alten mythischen Natur- und Sonnengotte in der Tradition bei der Einführung des Christenthums noch Uebrige und Rettbare wurde, so gut oder so schlecht es immerhin gehen mochte, in die Geschichte des biblischen Hiram aufgenommen und verflochten, wozu gerade deren Dürftigkeit sich vortrefflich. eignete und was durch die Nothwendigkeit, eine Mysterienweihe und eine Mysterienfeier auch fernerhin zu haben, gebeten war. Mit andern Worten die hergebrachte Mysterienweihe und Mysterienfeier bestand auch in den christlichen Zeiten und bei den christlich gewordenen Bauleuten an sich noch unverändert fort, nur wurde sie nunmehr auf den biblischen Hiram bezogen, mochte auch dieser dadurch zu einer ganz andern Persönlichkeit; werden, die Geschichte des Hiram in eine Hirammythe sich umwandeln, wie sie dieses wesentlich noch dermalen ist. Diese Hirammythe bildet aber darin den schlagendsten Beweis, dass die Freimaurerei, die Mysterienverbindung der Bauleute in ihrem letzten Ursprunge in die mythischen Zeiten hinaufreiche. Unläugbar hat die Freimaurerei mythische und, wenn man den Ausdruck vorzieht, heidnische Bestandtheile, welche begriffen und erklärt werden müssen. Wir können in dem Versuche des Begreifens und der Erklärung leicht irren, aber dennoch ist Vieles gewonnen, wenn nur einmal die Thatsache eines vorhandenen Mythischen und eines als rein mythisch zu Begreifenden und zu Erklärenden allgemeiner zugestanden wird. Die Freimaurerei hat nicht blos eine Geschichte, sondern auch eine <hi rendition="#g">Mythologie</hi> und die Geschichte selbst bleibt ein nothwendiges Stückwerk ohne Anfang, wenn und so lange sie nicht von der Mythologie ausgeht. Innerhalb des streng geschichtlichen Kreises haben die neuern maurerischen Geschichtschreiber vollkommen Recht, wenn sie dem Mythologischen die geschichtliche Berechtigung und Beglaubigung versagen: aber sie haben zugleich darin eben so entschieden Unrecht, dass sie das doch vorhandene Mytho-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0239] historischen Hiram, d. h. in den von ihm allein handelnden Stellen I. Könige 7, 13 – 15, – II. Chronik 2, 13 und 14 und 4, 6, sowie Josephus, Antiq. Jud., VIII. 3, auch nicht die leiseste Spur sich findet, sondern dieser Hiram eines ganz natürlichen Todes stirbt. Das von dem alten mythischen Natur- und Sonnengotte in der Tradition bei der Einführung des Christenthums noch Uebrige und Rettbare wurde, so gut oder so schlecht es immerhin gehen mochte, in die Geschichte des biblischen Hiram aufgenommen und verflochten, wozu gerade deren Dürftigkeit sich vortrefflich. eignete und was durch die Nothwendigkeit, eine Mysterienweihe und eine Mysterienfeier auch fernerhin zu haben, gebeten war. Mit andern Worten die hergebrachte Mysterienweihe und Mysterienfeier bestand auch in den christlichen Zeiten und bei den christlich gewordenen Bauleuten an sich noch unverändert fort, nur wurde sie nunmehr auf den biblischen Hiram bezogen, mochte auch dieser dadurch zu einer ganz andern Persönlichkeit; werden, die Geschichte des Hiram in eine Hirammythe sich umwandeln, wie sie dieses wesentlich noch dermalen ist. Diese Hirammythe bildet aber darin den schlagendsten Beweis, dass die Freimaurerei, die Mysterienverbindung der Bauleute in ihrem letzten Ursprunge in die mythischen Zeiten hinaufreiche. Unläugbar hat die Freimaurerei mythische und, wenn man den Ausdruck vorzieht, heidnische Bestandtheile, welche begriffen und erklärt werden müssen. Wir können in dem Versuche des Begreifens und der Erklärung leicht irren, aber dennoch ist Vieles gewonnen, wenn nur einmal die Thatsache eines vorhandenen Mythischen und eines als rein mythisch zu Begreifenden und zu Erklärenden allgemeiner zugestanden wird. Die Freimaurerei hat nicht blos eine Geschichte, sondern auch eine Mythologie und die Geschichte selbst bleibt ein nothwendiges Stückwerk ohne Anfang, wenn und so lange sie nicht von der Mythologie ausgeht. Innerhalb des streng geschichtlichen Kreises haben die neuern maurerischen Geschichtschreiber vollkommen Recht, wenn sie dem Mythologischen die geschichtliche Berechtigung und Beglaubigung versagen: aber sie haben zugleich darin eben so entschieden Unrecht, dass sie das doch vorhandene Mytho-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/239
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/239>, abgerufen am 23.11.2024.