zu reden und zu handeln, - die Kunst, das Leben und die Zeit richtig zu theilen und zu gebrauchen, - der Lebensmassstab und die Lebenskunst. Die Geometrie ist jetzt die Kunst, das menschliche Leben zu messen und zu theilen, - die Kunst des Menschen, im rechten Masse, im rechten Winkel zu denken, zu reden und zu handeln, - die schwerste aller Künste, die menschliche Kunst. Die Maurerei ist die sittliche Messkunst, der sittliche Massstab, das sittliche Gesetz und Leben. Die Messwerkzeuge, der Zirkel, das Winkelmass, die Bleiwange, der 24zöllige Massstab u. s. w., welche einst der wirkliche Maurer zum Bearbeiten der Steine und zur Ausführung der Bauwerke bedurfte, sind nunmehr Symbole des sittlichen Lebens, welches der Mensch in sich selbst und in der Menschheit schafft und bauet. Im Anklange hieran lässt schon der Szufi Dschelaleddin Gott von sich sagen:
Ich bin der Kalk, die Kelle, der Meister und der Riss, Der Grundstein und der Giebel, der Bau und sein Verfall.
Der rohe Stein und der cubische Stein, an welchem der Maurerlehrling und Maurergeselle, die Maurer unablässig arbeiten sollen, sind die Symbole ihrer selbst, indem sie aus ihren Gedanken, Worten und Werken alles Rohe und Unregelmässige ausscheiden und in das rechte Mass bringen müssen, um als taugliche und wohlbehauene Steine eingefügt werden zu können in den grossen Bau der Menschheit, in den unsichtbaren geistigen Tempel der Gottheit.
Neben Ashmole wird die Gründung der neuen Freimaurerei, besonders Christoph Wren, geb. am 20. October 1632 und verstorben am 25. Februar 1723, Doctor der Rechte, Oberaufseher der königlichen Gebäude und Wiedererbauer der niedergebrannten Stadt London, besonders der St. Paulskirche daselbst , - Magister der Künste vom Wadham Collegium, Professor der Astronomie zu Gresham und Oxford, - Ritter und Präsident der königl. Gesellschaft der Wissenschaften, zugeschrieben,1) wie unter den Deutschen es vorzüglich Lessing in Ernst und Falk gethan
1) Vergl. Lenning, a. a. O., unter Wren und Paulskirche; Krause, II. 2. S. 473.
zu reden und zu handeln, – die Kunst, das Leben und die Zeit richtig zu theilen und zu gebrauchen, – der Lebensmassstab und die Lebenskunst. Die Geometrie ist jetzt die Kunst, das menschliche Leben zu messen und zu theilen, – die Kunst des Menschen, im rechten Masse, im rechten Winkel zu denken, zu reden und zu handeln, – die schwerste aller Künste, die menschliche Kunst. Die Maurerei ist die sittliche Messkunst, der sittliche Massstab, das sittliche Gesetz und Leben. Die Messwerkzeuge, der Zirkel, das Winkelmass, die Bleiwange, der 24zöllige Massstab u. s. w., welche einst der wirkliche Maurer zum Bearbeiten der Steine und zur Ausführung der Bauwerke bedurfte, sind nunmehr Symbole des sittlichen Lebens, welches der Mensch in sich selbst und in der Menschheit schafft und bauet. Im Anklange hieran lässt schon der Szufi Dschelaleddin Gott von sich sagen:
Ich bin der Kalk, die Kelle, der Meister und der Riss, Der Grundstein und der Giebel, der Bau und sein Verfall.
Der rohe Stein und der cubische Stein, an welchem der Maurerlehrling und Maurergeselle, die Maurer unablässig arbeiten sollen, sind die Symbole ihrer selbst, indem sie aus ihren Gedanken, Worten und Werken alles Rohe und Unregelmässige ausscheiden und in das rechte Mass bringen müssen, um als taugliche und wohlbehauene Steine eingefügt werden zu können in den grossen Bau der Menschheit, in den unsichtbaren geistigen Tempel der Gottheit.
Neben Ashmole wird die Gründung der neuen Freimaurerei, besonders Christoph Wren, geb. am 20. October 1632 und verstorben am 25. Februar 1723, Doctor der Rechte, Oberaufseher der königlichen Gebäude und Wiedererbauer der niedergebrannten Stadt London, besonders der St. Paulskirche daselbst , – Magister der Künste vom Wadham Collegium, Professor der Astronomie zu Gresham und Oxford, – Ritter und Präsident der königl. Gesellschaft der Wissenschaften, zugeschrieben,1) wie unter den Deutschen es vorzüglich Lessing in Ernst und Falk gethan
1) Vergl. Lenning, a. a. O., unter Wren und Paulskirche; Krause, II. 2. S. 473.
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zu reden und zu handeln, – die Kunst, das Leben und die Zeit richtig zu theilen und zu gebrauchen, – der Lebensmassstab und die Lebenskunst. Die Geometrie ist jetzt die Kunst, das menschliche Leben zu messen und zu theilen, – die Kunst des Menschen, im rechten Masse, im rechten Winkel zu denken, zu reden und zu handeln, – die schwerste aller Künste, die menschliche Kunst. Die Maurerei ist die sittliche Messkunst, der sittliche Massstab, das sittliche Gesetz und Leben. Die Messwerkzeuge, der Zirkel, das Winkelmass, die Bleiwange, der 24zöllige Massstab u. s. w., welche einst der wirkliche Maurer zum Bearbeiten der Steine und zur Ausführung der Bauwerke bedurfte, sind nunmehr Symbole des sittlichen Lebens, welches der Mensch in sich selbst und in der Menschheit schafft und bauet. Im Anklange hieran lässt schon der Szufi Dschelaleddin Gott von sich sagen:</p><citrendition="#c"><quote><p>
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Der rohe Stein und der cubische Stein, an welchem der Maurerlehrling und Maurergeselle, die Maurer unablässig arbeiten sollen, sind die Symbole ihrer selbst, indem sie aus ihren Gedanken, Worten und Werken alles Rohe und Unregelmässige ausscheiden und in das rechte Mass bringen müssen, um als taugliche und wohlbehauene Steine eingefügt werden zu können in den grossen Bau der Menschheit, in den unsichtbaren geistigen Tempel der Gottheit.</p><p>
Neben Ashmole wird die Gründung der neuen Freimaurerei, besonders Christoph Wren, geb. am 20. October 1632 und verstorben am 25. Februar 1723, Doctor der Rechte, Oberaufseher der königlichen Gebäude und Wiedererbauer der niedergebrannten Stadt London, besonders der St. Paulskirche daselbst , – Magister der Künste vom Wadham Collegium, Professor der Astronomie zu Gresham und Oxford, – Ritter und Präsident der königl. Gesellschaft der Wissenschaften, zugeschrieben,<noteplace="foot"n="1)">Vergl. Lenning, a. a. O., unter Wren und Paulskirche; Krause, II. 2. S. 473.<lb/></note> wie unter den Deutschen es vorzüglich Lessing in Ernst und Falk gethan
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zu reden und zu handeln, – die Kunst, das Leben und die Zeit richtig zu theilen und zu gebrauchen, – der Lebensmassstab und die Lebenskunst. Die Geometrie ist jetzt die Kunst, das menschliche Leben zu messen und zu theilen, – die Kunst des Menschen, im rechten Masse, im rechten Winkel zu denken, zu reden und zu handeln, – die schwerste aller Künste, die menschliche Kunst. Die Maurerei ist die sittliche Messkunst, der sittliche Massstab, das sittliche Gesetz und Leben. Die Messwerkzeuge, der Zirkel, das Winkelmass, die Bleiwange, der 24zöllige Massstab u. s. w., welche einst der wirkliche Maurer zum Bearbeiten der Steine und zur Ausführung der Bauwerke bedurfte, sind nunmehr Symbole des sittlichen Lebens, welches der Mensch in sich selbst und in der Menschheit schafft und bauet. Im Anklange hieran lässt schon der Szufi Dschelaleddin Gott von sich sagen:
Ich bin der Kalk, die Kelle, der Meister und der Riss,
Der Grundstein und der Giebel, der Bau und sein Verfall.
Der rohe Stein und der cubische Stein, an welchem der Maurerlehrling und Maurergeselle, die Maurer unablässig arbeiten sollen, sind die Symbole ihrer selbst, indem sie aus ihren Gedanken, Worten und Werken alles Rohe und Unregelmässige ausscheiden und in das rechte Mass bringen müssen, um als taugliche und wohlbehauene Steine eingefügt werden zu können in den grossen Bau der Menschheit, in den unsichtbaren geistigen Tempel der Gottheit.
Neben Ashmole wird die Gründung der neuen Freimaurerei, besonders Christoph Wren, geb. am 20. October 1632 und verstorben am 25. Februar 1723, Doctor der Rechte, Oberaufseher der königlichen Gebäude und Wiedererbauer der niedergebrannten Stadt London, besonders der St. Paulskirche daselbst , – Magister der Künste vom Wadham Collegium, Professor der Astronomie zu Gresham und Oxford, – Ritter und Präsident der königl. Gesellschaft der Wissenschaften, zugeschrieben, 1) wie unter den Deutschen es vorzüglich Lessing in Ernst und Falk gethan
1) Vergl. Lenning, a. a. O., unter Wren und Paulskirche; Krause, II. 2. S. 473.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/302>, abgerufen am 26.06.2024.
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