das ewige Leben selbst ist. Nicht die Natur und Schöpfung, vielmehr der in der Natur und Schöpfung sich offenbarende und herrschende Gott ist erkannt und verehrt worden; der Geist soll sich selbst und die äussere Natur sich unterwerfen und dadurch die sittliche Freiheit, die Sitte erringen; der sich selbst und die Natur beherrschende Geist ist der göttliche. Derselbe Gott, welcher die Blumen blühen und welken heisst, lässt auch die Geschlechter der Menschen entstehen und vergehen: aber aus jedem Grabe erblühen neue Blumen und werden neue Geschlechter geboren, denn die zeugende Kraft, die Seele, der Geist sind unvergänglich und dauern ewig. Nicht allein die Menschheit, sondern die ganze Welt ist Eine, weil Gott (Jahveh, Jehova) Einer ist, war und sein wird. Der Gedanke und Geist Gottes in der Natur ist das ewige und unabänderliche Naturgesetz, das Gesetz und die Kraft. - in der Menschen- und Geisterwelt aber die sittliche Ordnung, das Sittengesetz, der Geist und die Wahrheit und die Gerechtigkeit, - die göttliche Weltordnung; das Naturgesetz, die natürliche Ordnung anerkennen alle Menschen, weil es ausser ihnen unverkennbar liegt; weniger erkannt ist das Sittengesetz, die sittliche Ordnung, welches wir in uns selbst erkennen und verwirklichen sollen. Die welche vor Andern das Sittengesetz, Gott, den Ewigen erschauen und verkünden, sind bei den Juden die in förmlichen Propheten-Schulen gebildeten, nach Eichhorn, Bunsen, und Andern auch geweihten Propheten, die begeisterten Seher,1) - bei den Griechen die Orakel, im Alterthume überhaupt die Eingeweihten. Theilweise folgend dem Propheten Baruch, dem Schüler des Propheten Jeremias, des Knechtes Gottes, worunter man früher unrichtig Jesus verstand,2) mögen in den Worten des Jeremias 44, 23 und 24: "Mir sollen sich alle Kniee beugen, und alle Zungen schwören und sagen: Nur im Herrn ist Gerechtigkeit und Stärke," das Christenthum und die Freimaurerei eine unwillkührliche Weissagung ihres
1) Vergl. darüber Bunsen, a. a. O., I. S. 141 ff. und S. 188ff., S. 323.
2) Bunsen, I. S. 201 ff.
das ewige Leben selbst ist. Nicht die Natur und Schöpfung, vielmehr der in der Natur und Schöpfung sich offenbarende und herrschende Gott ist erkannt und verehrt worden; der Geist soll sich selbst und die äussere Natur sich unterwerfen und dadurch die sittliche Freiheit, die Sitte erringen; der sich selbst und die Natur beherrschende Geist ist der göttliche. Derselbe Gott, welcher die Blumen blühen und welken heisst, lässt auch die Geschlechter der Menschen entstehen und vergehen: aber aus jedem Grabe erblühen neue Blumen und werden neue Geschlechter geboren, denn die zeugende Kraft, die Seele, der Geist sind unvergänglich und dauern ewig. Nicht allein die Menschheit, sondern die ganze Welt ist Eine, weil Gott (Jahveh, Jehova) Einer ist, war und sein wird. Der Gedanke und Geist Gottes in der Natur ist das ewige und unabänderliche Naturgesetz, das Gesetz und die Kraft. – in der Menschen- und Geisterwelt aber die sittliche Ordnung, das Sittengesetz, der Geist und die Wahrheit und die Gerechtigkeit, – die göttliche Weltordnung; das Naturgesetz, die natürliche Ordnung anerkennen alle Menschen, weil es ausser ihnen unverkennbar liegt; weniger erkannt ist das Sittengesetz, die sittliche Ordnung, welches wir in uns selbst erkennen und verwirklichen sollen. Die welche vor Andern das Sittengesetz, Gott, den Ewigen erschauen und verkünden, sind bei den Juden die in förmlichen Propheten-Schulen gebildeten, nach Eichhorn, Bunsen, und Andern auch geweihten Propheten, die begeisterten Seher,1) – bei den Griechen die Orakel, im Alterthume überhaupt die Eingeweihten. Theilweise folgend dem Propheten Baruch, dem Schüler des Propheten Jeremias, des Knechtes Gottes, worunter man früher unrichtig Jesus verstand,2) mögen in den Worten des Jeremias 44, 23 und 24: „Mir sollen sich alle Kniee beugen, und alle Zungen schwören und sagen: Nur im Herrn ist Gerechtigkeit und Stärke,“ das Christenthum und die Freimaurerei eine unwillkührliche Weissagung ihres
1) Vergl. darüber Bunsen, a. a. O., I. S. 141 ff. und S. 188ff., S. 323.
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das ewige Leben selbst ist. Nicht die Natur und Schöpfung, vielmehr der in der Natur und Schöpfung sich offenbarende und herrschende Gott ist erkannt und verehrt worden; der Geist soll sich selbst und die äussere Natur sich unterwerfen und dadurch die sittliche Freiheit, die Sitte erringen; der sich selbst und die Natur beherrschende Geist ist der göttliche. Derselbe Gott, welcher die Blumen blühen und welken heisst, lässt auch die Geschlechter der Menschen entstehen und vergehen: aber aus jedem Grabe erblühen neue Blumen und werden neue Geschlechter geboren, denn die zeugende Kraft, die Seele, der Geist sind unvergänglich und dauern ewig. Nicht allein die Menschheit, sondern die ganze Welt ist Eine, weil Gott (Jahveh, Jehova) Einer ist, war und sein wird. Der Gedanke und Geist Gottes in der Natur ist das ewige und unabänderliche Naturgesetz, das Gesetz und die Kraft. – in der Menschen- und Geisterwelt aber die sittliche Ordnung, das Sittengesetz, der Geist und die Wahrheit und die Gerechtigkeit, – die göttliche Weltordnung; das Naturgesetz, die natürliche Ordnung anerkennen alle Menschen, weil es ausser ihnen unverkennbar liegt; weniger erkannt ist das Sittengesetz, die sittliche Ordnung, welches wir in uns selbst erkennen und verwirklichen sollen. Die welche vor Andern das Sittengesetz, Gott, den Ewigen erschauen und verkünden, sind bei den Juden die in förmlichen Propheten-Schulen gebildeten, nach Eichhorn, Bunsen, und Andern auch geweihten Propheten, die begeisterten Seher,<noteplace="foot"n="1)">Vergl. darüber Bunsen, a. a. O., I. S. 141 ff. und S. 188ff., S. 323.<lb/></note>– bei den Griechen die Orakel, im Alterthume überhaupt die Eingeweihten. Theilweise folgend dem Propheten Baruch, dem Schüler des Propheten Jeremias, des Knechtes Gottes, worunter man früher unrichtig Jesus verstand,<noteplace="foot"n="2)">Bunsen, I. S. 201 ff.<lb/></note> mögen in den Worten des Jeremias 44, 23 und 24: „Mir sollen sich alle Kniee beugen, und alle Zungen schwören und sagen: Nur im Herrn ist Gerechtigkeit und Stärke,“ das Christenthum und die Freimaurerei eine <hirendition="#g">unwillkührliche</hi> Weissagung ihres
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das ewige Leben selbst ist. Nicht die Natur und Schöpfung, vielmehr der in der Natur und Schöpfung sich offenbarende und herrschende Gott ist erkannt und verehrt worden; der Geist soll sich selbst und die äussere Natur sich unterwerfen und dadurch die sittliche Freiheit, die Sitte erringen; der sich selbst und die Natur beherrschende Geist ist der göttliche. Derselbe Gott, welcher die Blumen blühen und welken heisst, lässt auch die Geschlechter der Menschen entstehen und vergehen: aber aus jedem Grabe erblühen neue Blumen und werden neue Geschlechter geboren, denn die zeugende Kraft, die Seele, der Geist sind unvergänglich und dauern ewig. Nicht allein die Menschheit, sondern die ganze Welt ist Eine, weil Gott (Jahveh, Jehova) Einer ist, war und sein wird. Der Gedanke und Geist Gottes in der Natur ist das ewige und unabänderliche Naturgesetz, das Gesetz und die Kraft. – in der Menschen- und Geisterwelt aber die sittliche Ordnung, das Sittengesetz, der Geist und die Wahrheit und die Gerechtigkeit, – die göttliche Weltordnung; das Naturgesetz, die natürliche Ordnung anerkennen alle Menschen, weil es ausser ihnen unverkennbar liegt; weniger erkannt ist das Sittengesetz, die sittliche Ordnung, welches wir in uns selbst erkennen und verwirklichen sollen. Die welche vor Andern das Sittengesetz, Gott, den Ewigen erschauen und verkünden, sind bei den Juden die in förmlichen Propheten-Schulen gebildeten, nach Eichhorn, Bunsen, und Andern auch geweihten Propheten, die begeisterten Seher, 1) – bei den Griechen die Orakel, im Alterthume überhaupt die Eingeweihten. Theilweise folgend dem Propheten Baruch, dem Schüler des Propheten Jeremias, des Knechtes Gottes, worunter man früher unrichtig Jesus verstand, 2) mögen in den Worten des Jeremias 44, 23 und 24: „Mir sollen sich alle Kniee beugen, und alle Zungen schwören und sagen: Nur im Herrn ist Gerechtigkeit und Stärke,“ das Christenthum und die Freimaurerei eine unwillkührliche Weissagung ihres
1) Vergl. darüber Bunsen, a. a. O., I. S. 141 ff. und S. 188ff., S. 323.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/307>, abgerufen am 26.06.2024.
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