Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.auch Symbol der Dreieinigkeit und ist von ihnen in diesem Sinne gewiss der ägyptischen Symbolik entlehnt. Nach Plutarch wurde nämlich bei den Aegyptern das gleichseitige Dreieck so gedeutet, dass die eine Seite des Dreiecks auf das männliche und die andere Seite desselben auf das weibliche göttliche Wesen und die Grundlinie auf den Erzeugten bezogen wurde.1) Das Körper gewordene gleichseitige Dreieck ist der einfachste regelmässige und deshalb vollkommenste Körper, in welcher Eigenschaft es ebenso zum Symbole des Kosmos dient, wie das Quadrat und der Cubus. Das aus drei verschränkten Dreiecken bestehende Fünfeck wird dadurch auch zum Symbole des dreifach herrschenden und thätigen Gottes, - des dreigetheilten und dreieinigen dreifach thätigen Gottes, des Brahma, Vischnu und Viva, - des Osiris, der Isis und des Horus u. s. w. Nach der heidnischen und besonders indischen Symbolik wurden auch in der alten christlichen Kirche die Dreieinigkeit, die drei göttlichen Personen nicht selten durch drei zusammengewachsene Angesichter dargestellt.2) Der Dreizack des Viva una noch mehr des Vischnu und des Poseidon als des zeugenden Himmels- und Erdmeeres, Himmels- und Erdwassers sind durchaus gleichbedeutend mit dem dreifachen Zeugungsgliede des Osiris, da der Lingam oder Phallus gleichfalls ein bekanntes Symbol des Civa war und nur eine andere Form des ihm zugehörigen Stieres Nandi, des dem Osiris geheiligten Apisstieres ist. Der Phallus und der Stier, der parsische Urstier (gaus hudhao, gosurun) und der Urmensch (gayo-maratha, na asava,3)) womit sich zugleich die heiligen Kühe als Symbole der grossen Mutter Erde, der Isis berühren, sind das gleiche Symbol des Schöpfers und der Schöpfung, des Zeugers und der Zeugung. Die dreiständigen oder dreifach ausgezackten Blätter der den Göttern heiligen Pflanzen4) müssen in dem gleichen oder doch ähnlichen Sinne betrachtet und zunächst auf den dreigezackten zeu- 1) Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 455 Anm. a. 2) Mone, Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins, III. S. 7. 3) Windischmann, Mithra, S. 73 ff. 4) Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 237 ff.
auch Symbol der Dreieinigkeit und ist von ihnen in diesem Sinne gewiss der ägyptischen Symbolik entlehnt. Nach Plutarch wurde nämlich bei den Aegyptern das gleichseitige Dreieck so gedeutet, dass die eine Seite des Dreiecks auf das männliche und die andere Seite desselben auf das weibliche göttliche Wesen und die Grundlinie auf den Erzeugten bezogen wurde.1) Das Körper gewordene gleichseitige Dreieck ist der einfachste regelmässige und deshalb vollkommenste Körper, in welcher Eigenschaft es ebenso zum Symbole des Kosmos dient, wie das Quadrat und der Cubus. Das aus drei verschränkten Dreiecken bestehende Fünfeck wird dadurch auch zum Symbole des dreifach herrschenden und thätigen Gottes, – des dreigetheilten und dreieinigen dreifach thätigen Gottes, des Brahma, Vischnu und Viva, – des Osiris, der Isis und des Horus u. s. w. Nach der heidnischen und besonders indischen Symbolik wurden auch in der alten christlichen Kirche die Dreieinigkeit, die drei göttlichen Personen nicht selten durch drei zusammengewachsene Angesichter dargestellt.2) Der Dreizack des Viva una noch mehr des Vischnu und des Poseidon als des zeugenden Himmels- und Erdmeeres, Himmels- und Erdwassers sind durchaus gleichbedeutend mit dem dreifachen Zeugungsgliede des Osiris, da der Lingam oder Phallus gleichfalls ein bekanntes Symbol des Çiva war und nur eine andere Form des ihm zugehörigen Stieres Nandi, des dem Osiris geheiligten Apisstieres ist. Der Phallus und der Stier, der parsische Urstier (gâus hudhao, gosurun) und der Urmensch (gayo-maratha, nâ asava,3)) womit sich zugleich die heiligen Kühe als Symbole der grossen Mutter Erde, der Isis berühren, sind das gleiche Symbol des Schöpfers und der Schöpfung, des Zeugers und der Zeugung. Die dreiständigen oder dreifach ausgezackten Blätter der den Göttern heiligen Pflanzen4) müssen in dem gleichen oder doch ähnlichen Sinne betrachtet und zunächst auf den dreigezackten zeu- 1) Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 455 Anm. a. 2) Mone, Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins, III. S. 7. 3) Windischmann, Mithra, S. 73 ff. 4) Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 237 ff.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0350" n="330"/> auch Symbol der Dreieinigkeit und ist von ihnen in diesem Sinne gewiss der ägyptischen Symbolik entlehnt. Nach Plutarch wurde nämlich bei den Aegyptern das gleichseitige Dreieck so gedeutet, dass die eine Seite des Dreiecks auf das männliche und die andere Seite desselben auf das weibliche göttliche Wesen und die Grundlinie auf den Erzeugten bezogen wurde.<note place="foot" n="1)">Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 455 Anm. a.<lb/></note> Das Körper gewordene gleichseitige Dreieck ist der einfachste regelmässige und deshalb vollkommenste Körper, in welcher Eigenschaft es ebenso zum Symbole des Kosmos dient, wie das Quadrat und der Cubus. Das aus drei verschränkten Dreiecken bestehende Fünfeck wird dadurch auch zum Symbole des dreifach herrschenden und thätigen Gottes, – des dreigetheilten und dreieinigen dreifach thätigen Gottes, des Brahma, Vischnu und Viva, – des Osiris, der Isis und des Horus u. s. w. Nach der heidnischen und besonders indischen Symbolik wurden auch in der alten christlichen Kirche die Dreieinigkeit, die drei göttlichen Personen nicht selten durch drei zusammengewachsene Angesichter dargestellt.<note place="foot" n="2)">Mone, Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins, III. S. 7.<lb/></note> Der Dreizack des Viva una noch mehr des Vischnu und des Poseidon als des zeugenden Himmels- und Erdmeeres, Himmels- und Erdwassers sind durchaus gleichbedeutend mit dem dreifachen Zeugungsgliede des Osiris, da der Lingam oder Phallus gleichfalls ein bekanntes Symbol des Çiva war und nur eine andere Form des ihm zugehörigen Stieres Nandi, des dem Osiris geheiligten Apisstieres ist. Der Phallus und der Stier, der parsische Urstier (gâus hudhao, gosurun) und der Urmensch (gayo-maratha, nâ asava,<note place="foot" n="3)">Windischmann, Mithra, S. 73 ff.<lb/></note>) womit sich zugleich die heiligen Kühe als Symbole der grossen Mutter Erde, der Isis berühren, sind das gleiche Symbol des Schöpfers und der Schöpfung, des Zeugers und der Zeugung. Die dreiständigen oder dreifach ausgezackten Blätter der den Göttern heiligen Pflanzen<note place="foot" n="4)">Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 237 ff.<lb/></note> müssen in dem gleichen oder doch ähnlichen Sinne betrachtet und zunächst auf den dreigezackten zeu- </p> </div> </body> </text> </TEI> [330/0350]
auch Symbol der Dreieinigkeit und ist von ihnen in diesem Sinne gewiss der ägyptischen Symbolik entlehnt. Nach Plutarch wurde nämlich bei den Aegyptern das gleichseitige Dreieck so gedeutet, dass die eine Seite des Dreiecks auf das männliche und die andere Seite desselben auf das weibliche göttliche Wesen und die Grundlinie auf den Erzeugten bezogen wurde. 1) Das Körper gewordene gleichseitige Dreieck ist der einfachste regelmässige und deshalb vollkommenste Körper, in welcher Eigenschaft es ebenso zum Symbole des Kosmos dient, wie das Quadrat und der Cubus. Das aus drei verschränkten Dreiecken bestehende Fünfeck wird dadurch auch zum Symbole des dreifach herrschenden und thätigen Gottes, – des dreigetheilten und dreieinigen dreifach thätigen Gottes, des Brahma, Vischnu und Viva, – des Osiris, der Isis und des Horus u. s. w. Nach der heidnischen und besonders indischen Symbolik wurden auch in der alten christlichen Kirche die Dreieinigkeit, die drei göttlichen Personen nicht selten durch drei zusammengewachsene Angesichter dargestellt. 2) Der Dreizack des Viva una noch mehr des Vischnu und des Poseidon als des zeugenden Himmels- und Erdmeeres, Himmels- und Erdwassers sind durchaus gleichbedeutend mit dem dreifachen Zeugungsgliede des Osiris, da der Lingam oder Phallus gleichfalls ein bekanntes Symbol des Çiva war und nur eine andere Form des ihm zugehörigen Stieres Nandi, des dem Osiris geheiligten Apisstieres ist. Der Phallus und der Stier, der parsische Urstier (gâus hudhao, gosurun) und der Urmensch (gayo-maratha, nâ asava, 3)) womit sich zugleich die heiligen Kühe als Symbole der grossen Mutter Erde, der Isis berühren, sind das gleiche Symbol des Schöpfers und der Schöpfung, des Zeugers und der Zeugung. Die dreiständigen oder dreifach ausgezackten Blätter der den Göttern heiligen Pflanzen 4) müssen in dem gleichen oder doch ähnlichen Sinne betrachtet und zunächst auf den dreigezackten zeu-
1) Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 455 Anm. a.
2) Mone, Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins, III. S. 7.
3) Windischmann, Mithra, S. 73 ff.
4) Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 237 ff.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |