Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

hoffen. Plutarch in der Abhandlung: [fremdsprachliches Material] irrt sicherlich, trotz der ihm von Götte, das delphische Orakel, Leipzig 1889, S. 52, ertheilten Zustimmung, dass [fremdsprachliches Material] an der delphischen Tempelwand nicht das Zahlzeichen [fremdsprachliches Material] fünf, sondern [fremdsprachliches Material] (Du - Gott - bist) bedeutet habe, indem ja schon die fünf [fremdsprachliches Material] und die ganze apollinische Fünfzahl das Gegentheil darthun. Uebrigens ist die Plutarch'sche Deutung blos eine Hypothese seines Lehrers Ammonius, eines Eklektikers aus der Zeit der Kaiser Nero und Vespasian; wäre die Hypothese des Ammonius begründet, würden die älteren Griechen selbst darüber berichtet haben. Auch spricht gegen die Wahrheit der Deutung des Ammonius und Plutarch besonders noch der darin sich verkündende Monotheismus, wie ihn die polytheistischen Erbauer und Ausschmücker von Delphi nicht gekannt haben. Die Auffassung und Symbolisirung der Fünfzahl durch Pythagoras und seine Schüler dient gleichfalls zur Erläuterung des [fremdsprachliches Material]oder [fremdsprachliches Material] (der Fünf) der delphischen Tempelwand, wie überhaupt Pythagoras sich die delphischen Sprüche, die Spruchweisheit der sieben Weisen, welche in Delphi zusammengekommen sein sollen, namentlich die Sprüche [fremdsprachliches Material] (erkenne dich selbst), [fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material] (nicht allzu sehr oder allzu viel), [fremdsprachliches Material] (vollbringe das Ganze, thue nichts Halbes), [fremdsprachliches Material] (die Meisten, Alle sind schlecht), sich angeeignet hatte.1) In der Abhandlung über das Orakel in der Encyklopädie von Ersch und Gruber ist mit Recht die Deutung des [fremdsprachliches Material] oder [fremdsprachliches Material] zu Delphi durch Ammonius nicht einmal erwähnt. Das [fremdsprachliches Material] drückt ein szufitisches Gedicht dahin aus:

Hör vom Abbas das herrliche Geständniss:
Das höchste aller Ding ist Selbsterkenntniss.

Die Selbsterkenntniss ist hier aber gleichbedeutend mit Erkenntniss Gottes, welche der Mensch nur in dem eigenen Innern seines Geistes und Herzens zu finden vermag. Daher haben die Muhammedaner die sinnvolle Sage, dass Abraham zuerst die Sterne, dann den Mond, und als dieser

1) Röth, a. a. O., II. S. 490 ff.

hoffen. Plutarch in der Abhandlung: [fremdsprachliches Material] irrt sicherlich, trotz der ihm von Götte, das delphische Orakel, Leipzig 1889, S. 52, ertheilten Zustimmung, dass [fremdsprachliches Material] an der delphischen Tempelwand nicht das Zahlzeichen [fremdsprachliches Material] fünf, sondern [fremdsprachliches Material] (Du – Gott – bist) bedeutet habe, indem ja schon die fünf [fremdsprachliches Material] und die ganze apollinische Fünfzahl das Gegentheil darthun. Uebrigens ist die Plutarch’sche Deutung blos eine Hypothese seines Lehrers Ammonius, eines Eklektikers aus der Zeit der Kaiser Nero und Vespasian; wäre die Hypothese des Ammonius begründet, würden die älteren Griechen selbst darüber berichtet haben. Auch spricht gegen die Wahrheit der Deutung des Ammonius und Plutarch besonders noch der darin sich verkündende Monotheismus, wie ihn die polytheistischen Erbauer und Ausschmücker von Delphi nicht gekannt haben. Die Auffassung und Symbolisirung der Fünfzahl durch Pythagoras und seine Schüler dient gleichfalls zur Erläuterung des [fremdsprachliches Material]oder [fremdsprachliches Material] (der Fünf) der delphischen Tempelwand, wie überhaupt Pythagoras sich die delphischen Sprüche, die Spruchweisheit der sieben Weisen, welche in Delphi zusammengekommen sein sollen, namentlich die Sprüche [fremdsprachliches Material] (erkenne dich selbst), [fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material] (nicht allzu sehr oder allzu viel), [fremdsprachliches Material] (vollbringe das Ganze, thue nichts Halbes), [fremdsprachliches Material] (die Meisten, Alle sind schlecht), sich angeeignet hatte.1) In der Abhandlung über das Orakel in der Encyklopädie von Ersch und Gruber ist mit Recht die Deutung des [fremdsprachliches Material] oder [fremdsprachliches Material] zu Delphi durch Ammonius nicht einmal erwähnt. Das [fremdsprachliches Material] drückt ein szufitisches Gedicht dahin aus:

Hör vom Abbas das herrliche Geständniss:
Das höchste aller Ding ist Selbsterkenntniss.

Die Selbsterkenntniss ist hier aber gleichbedeutend mit Erkenntniss Gottes, welche der Mensch nur in dem eigenen Innern seines Geistes und Herzens zu finden vermag. Daher haben die Muhammedaner die sinnvolle Sage, dass Abraham zuerst die Sterne, dann den Mond, und als dieser

1) Röth, a. a. O., II. S. 490 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0362" n="342"/>
hoffen. Plutarch in der Abhandlung: <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> irrt sicherlich, trotz der ihm von Götte, das delphische Orakel, Leipzig 1889, S. 52, ertheilten Zustimmung, dass <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> an der delphischen Tempelwand nicht das Zahlzeichen <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> fünf, sondern <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> (Du &#x2013; Gott &#x2013; bist) bedeutet habe, indem ja schon die fünf <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> und die ganze apollinische Fünfzahl das Gegentheil darthun. Uebrigens ist die Plutarch&#x2019;sche Deutung blos eine Hypothese seines Lehrers Ammonius, eines Eklektikers aus der Zeit der Kaiser Nero und Vespasian; wäre die Hypothese des Ammonius begründet, würden die älteren Griechen selbst darüber berichtet haben. Auch spricht gegen die Wahrheit der Deutung des Ammonius und Plutarch besonders noch der darin sich verkündende Monotheismus, wie ihn die polytheistischen Erbauer und Ausschmücker von Delphi nicht gekannt haben. Die Auffassung und Symbolisirung der Fünfzahl durch Pythagoras und seine Schüler dient gleichfalls zur Erläuterung des <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>oder <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> (der Fünf) der delphischen Tempelwand, wie überhaupt Pythagoras sich die delphischen Sprüche, die Spruchweisheit der sieben Weisen, welche in Delphi zusammengekommen sein sollen, namentlich die Sprüche <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> (erkenne dich selbst), <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> (nicht allzu sehr oder allzu viel), <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> (vollbringe das Ganze, thue nichts Halbes), <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> (die Meisten, Alle sind schlecht), sich angeeignet hatte.<note place="foot" n="1)">Röth, a. a. O., II. S. 490 ff.<lb/></note> In der Abhandlung über das Orakel in der Encyklopädie von Ersch und Gruber ist mit Recht die Deutung des <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> oder <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> zu Delphi durch Ammonius nicht einmal erwähnt. Das <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> drückt ein szufitisches Gedicht dahin aus:</p>
        <cit rendition="#c">
          <quote>
            <p>
 Hör vom Abbas das herrliche Geständniss:<lb/>
Das höchste aller Ding ist Selbsterkenntniss.</p>
          </quote>
        </cit>
        <p>
 Die Selbsterkenntniss ist hier aber gleichbedeutend mit Erkenntniss Gottes, welche der Mensch nur in dem eigenen Innern seines Geistes und Herzens zu finden vermag. Daher haben die Muhammedaner die sinnvolle Sage, dass Abraham zuerst die Sterne, dann den Mond, und als dieser
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0362] hoffen. Plutarch in der Abhandlung: _ irrt sicherlich, trotz der ihm von Götte, das delphische Orakel, Leipzig 1889, S. 52, ertheilten Zustimmung, dass _ an der delphischen Tempelwand nicht das Zahlzeichen _ fünf, sondern _ (Du – Gott – bist) bedeutet habe, indem ja schon die fünf _ und die ganze apollinische Fünfzahl das Gegentheil darthun. Uebrigens ist die Plutarch’sche Deutung blos eine Hypothese seines Lehrers Ammonius, eines Eklektikers aus der Zeit der Kaiser Nero und Vespasian; wäre die Hypothese des Ammonius begründet, würden die älteren Griechen selbst darüber berichtet haben. Auch spricht gegen die Wahrheit der Deutung des Ammonius und Plutarch besonders noch der darin sich verkündende Monotheismus, wie ihn die polytheistischen Erbauer und Ausschmücker von Delphi nicht gekannt haben. Die Auffassung und Symbolisirung der Fünfzahl durch Pythagoras und seine Schüler dient gleichfalls zur Erläuterung des _ oder _ (der Fünf) der delphischen Tempelwand, wie überhaupt Pythagoras sich die delphischen Sprüche, die Spruchweisheit der sieben Weisen, welche in Delphi zusammengekommen sein sollen, namentlich die Sprüche _ (erkenne dich selbst), _ _ (nicht allzu sehr oder allzu viel), _ (vollbringe das Ganze, thue nichts Halbes), _ (die Meisten, Alle sind schlecht), sich angeeignet hatte. 1) In der Abhandlung über das Orakel in der Encyklopädie von Ersch und Gruber ist mit Recht die Deutung des _ oder _ zu Delphi durch Ammonius nicht einmal erwähnt. Das _ drückt ein szufitisches Gedicht dahin aus: Hör vom Abbas das herrliche Geständniss: Das höchste aller Ding ist Selbsterkenntniss. Die Selbsterkenntniss ist hier aber gleichbedeutend mit Erkenntniss Gottes, welche der Mensch nur in dem eigenen Innern seines Geistes und Herzens zu finden vermag. Daher haben die Muhammedaner die sinnvolle Sage, dass Abraham zuerst die Sterne, dann den Mond, und als dieser 1) Röth, a. a. O., II. S. 490 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/362
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/362>, abgerufen am 22.11.2024.