dem grossen Todtenopfer zu Lethra Hähne dargebracht wurden und dass das Zauberweib, welches den König Hading in die Unterwelt führte, einen Hahn opferte. Dem Teufel, dem entarteten Todesgott, welcher mit der rothen Hahnenfeder und auch mit dem Hahnenfusse erscheint, wird in vielen Volkssagen ein schwarzer Hahn oder eine schwarze Henne dargebracht. In Baiern wird noch dermalen bei dem Offertorium bei Todtenämtern von Laien ein schwarzes Huhn gleichsam als Todtenopfer hingegeben. In dem Thale bei Quedlinburg musste ehemals alljährlich man einen schwarzen Hahn in die Bode werfen; unterliess man es, so ertrank in demselben Jahre Einer. Die in vielen Theilen Deutschlands und der Schweiz vorkommenden Sagen, dass der Fluss oder der See ein jedes Jahr einen Menschen haben oder verschlingen müsse, beruhen vielleicht auf vordem üblichen und in spätern Zeiten durch Hähne ersetzten Menschenopfern. Die Hähne auf den christlichen Kirchen, welche im J. 925 zuerst in St. Gallen erwähnt werden,1) sind jedenfalls heidnischen Ursprunges und von der christlichen Kirche herübergenommen, um die sich daran knüpfenden heidnischen Vorstellungen zu verdrängen, wie aus dem gleichen Grunde so häufig auf alten heidnischen Cultstätten Kapellen, Kirchen, Wallfahrtorte und Klöster angelegt, - die kirchlichen Festtage in die heidnischen Festzeiten verlegt, - die heidnischen Götter und Göttinen in die Kirchenheiligen mit aufgenommen wurden u. s. w. Den Christen sollen die Hähne das Symbol sein, dass wachsam sein und früh und spät kämpfen und ringen müsse, wer in das himmlische Reich eingehen wolle; die christlichen Hähne sind weniger die Wächter, als die Führer, Warner und Boten des himmlischen Reiches, - sie sind gleichsam Christus und seine warnenden Lehren selbst. Auf dem künstlichen, das ganze Planetensystem vorüberführenden, nunmehr durch den mechanischen deutschen Künstler Schwilge, französirt gleich dem ganzen Elsass und dem Strassburger Dome Schwilgue, wiederhergestellten Uhrwerke in dem Dome zu Strassburg erscheint um 12 Uhr des Mittags
1) Pertz, monum. Germ. histor., II. 105.
dem grossen Todtenopfer zu Lethra Hähne dargebracht wurden und dass das Zauberweib, welches den König Hading in die Unterwelt führte, einen Hahn opferte. Dem Teufel, dem entarteten Todesgott, welcher mit der rothen Hahnenfeder und auch mit dem Hahnenfusse erscheint, wird in vielen Volkssagen ein schwarzer Hahn oder eine schwarze Henne dargebracht. In Baiern wird noch dermalen bei dem Offertorium bei Todtenämtern von Laien ein schwarzes Huhn gleichsam als Todtenopfer hingegeben. In dem Thale bei Quedlinburg musste ehemals alljährlich man einen schwarzen Hahn in die Bode werfen; unterliess man es, so ertrank in demselben Jahre Einer. Die in vielen Theilen Deutschlands und der Schweiz vorkommenden Sagen, dass der Fluss oder der See ein jedes Jahr einen Menschen haben oder verschlingen müsse, beruhen vielleicht auf vordem üblichen und in spätern Zeiten durch Hähne ersetzten Menschenopfern. Die Hähne auf den christlichen Kirchen, welche im J. 925 zuerst in St. Gallen erwähnt werden,1) sind jedenfalls heidnischen Ursprunges und von der christlichen Kirche herübergenommen, um die sich daran knüpfenden heidnischen Vorstellungen zu verdrängen, wie aus dem gleichen Grunde so häufig auf alten heidnischen Cultstätten Kapellen, Kirchen, Wallfahrtorte und Klöster angelegt, – die kirchlichen Festtage in die heidnischen Festzeiten verlegt, – die heidnischen Götter und Göttinen in die Kirchenheiligen mit aufgenommen wurden u. s. w. Den Christen sollen die Hähne das Symbol sein, dass wachsam sein und früh und spät kämpfen und ringen müsse, wer in das himmlische Reich eingehen wolle; die christlichen Hähne sind weniger die Wächter, als die Führer, Warner und Boten des himmlischen Reiches, – sie sind gleichsam Christus und seine warnenden Lehren selbst. Auf dem künstlichen, das ganze Planetensystem vorüberführenden, nunmehr durch den mechanischen deutschen Künstler Schwilge, französirt gleich dem ganzen Elsass und dem Strassburger Dome Schwilgué, wiederhergestellten Uhrwerke in dem Dome zu Strassburg erscheint um 12 Uhr des Mittags
1) Pertz, monum. Germ. histor., II. 105.
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dem grossen Todtenopfer zu Lethra Hähne dargebracht wurden und dass das Zauberweib, welches den König Hading in die Unterwelt führte, einen Hahn opferte. Dem Teufel, dem entarteten Todesgott, welcher mit der <hirendition="#g">rothen</hi> Hahnenfeder und auch mit dem Hahnenfusse erscheint, wird in vielen Volkssagen ein schwarzer Hahn oder eine schwarze Henne dargebracht. In Baiern wird noch dermalen bei dem Offertorium bei Todtenämtern von Laien ein schwarzes Huhn gleichsam als Todtenopfer hingegeben. In dem Thale bei Quedlinburg musste ehemals alljährlich man einen schwarzen Hahn in die Bode werfen; unterliess man es, so ertrank in demselben Jahre Einer. Die in vielen Theilen Deutschlands und der Schweiz vorkommenden Sagen, dass der Fluss oder der See ein jedes Jahr einen Menschen haben oder verschlingen müsse, beruhen vielleicht auf vordem üblichen und in spätern Zeiten durch Hähne ersetzten Menschenopfern. Die Hähne auf den christlichen Kirchen, welche im J. 925 zuerst in St. Gallen erwähnt werden,<noteplace="foot"n="1)">Pertz, monum. Germ. histor., II. 105.<lb/></note> sind jedenfalls heidnischen Ursprunges und von der christlichen Kirche herübergenommen, um die sich daran knüpfenden heidnischen Vorstellungen zu verdrängen, wie aus dem gleichen Grunde so häufig auf alten heidnischen Cultstätten Kapellen, Kirchen, Wallfahrtorte und Klöster angelegt, – die kirchlichen Festtage in die heidnischen Festzeiten verlegt, – die heidnischen Götter und Göttinen in die Kirchenheiligen mit aufgenommen wurden u. s. w. Den Christen sollen die Hähne das Symbol sein, dass wachsam sein und früh und spät kämpfen und ringen müsse, wer in das himmlische Reich eingehen wolle; die christlichen Hähne sind weniger die Wächter, als die Führer, Warner und Boten des himmlischen Reiches, – sie sind gleichsam Christus und seine warnenden Lehren selbst. Auf dem künstlichen, das ganze Planetensystem vorüberführenden, nunmehr durch den mechanischen deutschen Künstler Schwilge, französirt gleich dem ganzen Elsass und dem Strassburger Dome Schwilgué, wiederhergestellten Uhrwerke in dem Dome zu Strassburg erscheint um 12 Uhr des Mittags
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dem grossen Todtenopfer zu Lethra Hähne dargebracht wurden und dass das Zauberweib, welches den König Hading in die Unterwelt führte, einen Hahn opferte. Dem Teufel, dem entarteten Todesgott, welcher mit der rothen Hahnenfeder und auch mit dem Hahnenfusse erscheint, wird in vielen Volkssagen ein schwarzer Hahn oder eine schwarze Henne dargebracht. In Baiern wird noch dermalen bei dem Offertorium bei Todtenämtern von Laien ein schwarzes Huhn gleichsam als Todtenopfer hingegeben. In dem Thale bei Quedlinburg musste ehemals alljährlich man einen schwarzen Hahn in die Bode werfen; unterliess man es, so ertrank in demselben Jahre Einer. Die in vielen Theilen Deutschlands und der Schweiz vorkommenden Sagen, dass der Fluss oder der See ein jedes Jahr einen Menschen haben oder verschlingen müsse, beruhen vielleicht auf vordem üblichen und in spätern Zeiten durch Hähne ersetzten Menschenopfern. Die Hähne auf den christlichen Kirchen, welche im J. 925 zuerst in St. Gallen erwähnt werden, 1) sind jedenfalls heidnischen Ursprunges und von der christlichen Kirche herübergenommen, um die sich daran knüpfenden heidnischen Vorstellungen zu verdrängen, wie aus dem gleichen Grunde so häufig auf alten heidnischen Cultstätten Kapellen, Kirchen, Wallfahrtorte und Klöster angelegt, – die kirchlichen Festtage in die heidnischen Festzeiten verlegt, – die heidnischen Götter und Göttinen in die Kirchenheiligen mit aufgenommen wurden u. s. w. Den Christen sollen die Hähne das Symbol sein, dass wachsam sein und früh und spät kämpfen und ringen müsse, wer in das himmlische Reich eingehen wolle; die christlichen Hähne sind weniger die Wächter, als die Führer, Warner und Boten des himmlischen Reiches, – sie sind gleichsam Christus und seine warnenden Lehren selbst. Auf dem künstlichen, das ganze Planetensystem vorüberführenden, nunmehr durch den mechanischen deutschen Künstler Schwilge, französirt gleich dem ganzen Elsass und dem Strassburger Dome Schwilgué, wiederhergestellten Uhrwerke in dem Dome zu Strassburg erscheint um 12 Uhr des Mittags
1) Pertz, monum. Germ. histor., II. 105.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/439>, abgerufen am 16.07.2024.
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