Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.springender oder tanzender Jüngling dargestellt wird,1) also offenbar der singende Frühlingswind ist, welcher mit der Klapper, wohl hier der Donner, den Winter vertreibt. Die Klapper erscheint somit in derselben vertreibenden und zurückbringenden Bedeutung bei den Aegyptern, bei den Römern und bei den Germanen und kann gewiss auch noch bei andern Völkern nachgewiesen werden. 6. Nach der griechischen Sage umkreisten bei der Geburt des Apollo auf Delos die sangreichen Schwäne des Pactolus sieben Mal die Insel und noch hatten sie den achten Gesang nicht angestimmt, als der jugendliche Gott an das Licht hervortrat. Der göttliche Knabe bezog nun nach Callimachus die göttliche Lyra mit eben so viel Saiten, so viel Mal die Schwäne zu der Mutter Geburtswehen ihren Gesang angestimmt hatten. Wie Apollo die siebensaitige Lyra erfunden haben sollte, so Pan die siebensaitige Flöte oder Pfeife, die Rohrpfeife (Syrinx).2) Auch die von dem Mechaniker Ktesibios nach dem Princip der Syrinx erfundene und construirte Wasserorgel ([fremdsprachliches Material], organon hydraulicum) enthielt sieben Pfeifen theils von Bronce, theils von Rohr, in welchen mittelst Wasser die Luftsäulen in Bewegung gesetzt und so die Töne erzeugt wurden.3) Die sieben Saiten der Lyra des Apollo oder des Orpheus und die sieben Röhren und Töne der Flöte des Pan bedeuten die pythagoreische Sphärenmusik, d. h. der sieben Planeten liebliches, obwohl uns unhörbares Einklingen in Akkorden, indem sie ihre Reigen an dem Himmel tanzen. Die siebensaitige Lyra der Weltharmonie, angefertigt. aus einer Schildkrötenschaale und zwar bei den Griechen von Hermes, tragen auch die indischen Gottheiten, besonders die Saraswadi, die Gemahlin Brahma's und Wischmi's; Brahma und Wischnu sind also die Meister der Sternen- und Sphärenharmonie und Musik.4) Auch, die im parsischen Gottes- 1) Mülhause, die Naturreligion, der alten Deutschen, S. 143. 2) Furtwängler, Idee des Todes, S. 473; Guhl und Koner, a. a. O., S. 226. 3) Guhl und Koner, S. 232. 4) Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, S. 426 Anm.
springender oder tanzender Jüngling dargestellt wird,1) also offenbar der singende Frühlingswind ist, welcher mit der Klapper, wohl hier der Donner, den Winter vertreibt. Die Klapper erscheint somit in derselben vertreibenden und zurückbringenden Bedeutung bei den Aegyptern, bei den Römern und bei den Germanen und kann gewiss auch noch bei andern Völkern nachgewiesen werden. 6. Nach der griechischen Sage umkreisten bei der Geburt des Apollo auf Delos die sangreichen Schwäne des Pactolus sieben Mal die Insel und noch hatten sie den achten Gesang nicht angestimmt, als der jugendliche Gott an das Licht hervortrat. Der göttliche Knabe bezog nun nach Callimachus die göttliche Lyra mit eben so viel Saiten, so viel Mal die Schwäne zu der Mutter Geburtswehen ihren Gesang angestimmt hatten. Wie Apollo die siebensaitige Lyra erfunden haben sollte, so Pan die siebensaitige Flöte oder Pfeife, die Rohrpfeife (Syrinx).2) Auch die von dem Mechaniker Ktesibios nach dem Princip der Syrinx erfundene und construirte Wasserorgel ([fremdsprachliches Material], organon hydraulicum) enthielt sieben Pfeifen theils von Bronce, theils von Rohr, in welchen mittelst Wasser die Luftsäulen in Bewegung gesetzt und so die Töne erzeugt wurden.3) Die sieben Saiten der Lyra des Apollo oder des Orpheus und die sieben Röhren und Töne der Flöte des Pan bedeuten die pythagoreische Sphärenmusik, d. h. der sieben Planeten liebliches, obwohl uns unhörbares Einklingen in Akkorden, indem sie ihre Reigen an dem Himmel tanzen. Die siebensaitige Lyra der Weltharmonie, angefertigt. aus einer Schildkrötenschaale und zwar bei den Griechen von Hermes, tragen auch die indischen Gottheiten, besonders die Saraswadi, die Gemahlin Brahma’s und Wischmi’s; Brahma und Wischnu sind also die Meister der Sternen- und Sphärenharmonie und Musik.4) Auch, die im parsischen Gottes- 1) Mülhause, die Naturreligion, der alten Deutschen, S. 143. 2) Furtwängler, Idee des Todes, S. 473; Guhl und Koner, a. a. O., S. 226. 3) Guhl und Koner, S. 232. 4) Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, S. 426 Anm.
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springender oder tanzender Jüngling dargestellt wird, 1) also offenbar der singende Frühlingswind ist, welcher mit der Klapper, wohl hier der Donner, den Winter vertreibt. Die Klapper erscheint somit in derselben vertreibenden und zurückbringenden Bedeutung bei den Aegyptern, bei den Römern und bei den Germanen und kann gewiss auch noch bei andern Völkern nachgewiesen werden.
6. Nach der griechischen Sage umkreisten bei der Geburt des Apollo auf Delos die sangreichen Schwäne des Pactolus sieben Mal die Insel und noch hatten sie den achten Gesang nicht angestimmt, als der jugendliche Gott an das Licht hervortrat. Der göttliche Knabe bezog nun nach Callimachus die göttliche Lyra mit eben so viel Saiten, so viel Mal die Schwäne zu der Mutter Geburtswehen ihren Gesang angestimmt hatten. Wie Apollo die siebensaitige Lyra erfunden haben sollte, so Pan die siebensaitige Flöte oder Pfeife, die Rohrpfeife (Syrinx). 2) Auch die von dem Mechaniker Ktesibios nach dem Princip der Syrinx erfundene und construirte Wasserorgel (_ , organon hydraulicum) enthielt sieben Pfeifen theils von Bronce, theils von Rohr, in welchen mittelst Wasser die Luftsäulen in Bewegung gesetzt und so die Töne erzeugt wurden. 3) Die sieben Saiten der Lyra des Apollo oder des Orpheus und die sieben Röhren und Töne der Flöte des Pan bedeuten die pythagoreische Sphärenmusik, d. h. der sieben Planeten liebliches, obwohl uns unhörbares Einklingen in Akkorden, indem sie ihre Reigen an dem Himmel tanzen. Die siebensaitige Lyra der Weltharmonie, angefertigt. aus einer Schildkrötenschaale und zwar bei den Griechen von Hermes, tragen auch die indischen Gottheiten, besonders die Saraswadi, die Gemahlin Brahma’s und Wischmi’s; Brahma und Wischnu sind also die Meister der Sternen- und Sphärenharmonie und Musik. 4) Auch, die im parsischen Gottes-
1) Mülhause, die Naturreligion, der alten Deutschen, S. 143.
2) Furtwängler, Idee des Todes, S. 473; Guhl und Koner, a. a. O., S. 226.
3) Guhl und Koner, S. 232.
4) Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, S. 426 Anm.
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