Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

um welche herum die weitere Stadt allmählig entstanden und angelegt war, ein Rechteck auf einem Hügel bildete. Der Handelshafen (der äussere Hafen) zu Carthago, bei den Griechen Carchedon, bildete ein Rechteck, während der (innere) Kriegshafen vollkommen kreisrund war.1) Auch finden sich zu Carthago die römischen Ruinen eines Rundtempels, welcher möglicher Weise der Demeter und Proserpina geweiht war2) und der im Innern von 12 viereckigen Pfeilern getragen wurde. An das Letztere schliessen sich die aufgefundenen Ueberreste eines römischen Mosaikbodens, welcher die zwölf personificirten Monate des Jahres in byzantinischer Tracht, mit lateinischen Namen darstellt.3) Im Innern der Befestigungen von Byrsa war der Halbkreis angewandt,4) wie zu Malta und Gozzo. Nach einigen zu Carthago von ihm aufgefundenen Friesornamenten spricht Beule auch, S. 657 die Vermuthung aus, es könnten die Araber die sogenannte Arabeske von den Phöniciern entlehnt haben, indem sie Nichts erfunden, sondern blos die Erbschaft der Byzantiner und des alten Orientes umgestaltet haben. Uebrigens war nicht allein zu Carthago der Hafen, auch Choton nach Gesenius von Kethon (schneiden, graben) genannt, kreisförmig ([fremdsprachliches Material]) angelegt, sondern auch derjenige von Tyrus und Utica, so wie von Side in Pamphylien und einer der Häfen zu Ostia; Beule (S. 110 oben) glaubt, dass das Letztere vielleicht in Erinnerung oder in Nachahmung von Carthago geschehen sei. Rechtwinkelig sind dagegen die Felsengräber in der alten Todtenstadt von Carthago,5) welche in der Anlage und Einrichtung mit den römischen Katakomben sehr viele Aehnlichkeit, besonders ein förmliches Strassensystem hat. Das Symbol einer erhobenen Hand findet sich zuweilen in den carthagischen Gräbern, auf Basreliefs und Stelen, welches Symbol keineswegs treffend, Beule (S. 140 oben) dahin deutet, dass die Hand vielleicht die bösen Geister

1) Beule, a. a. O., S. 30 und S. 90 ff. vergl. mit S. 103.
2) Beule, S. 44, Anm. 4.
3) Beule, S. 37 oben.
4) Beule, S. 61.
5) Beule, S. 126 ff. und Taf. VI.

um welche herum die weitere Stadt allmählig entstanden und angelegt war, ein Rechteck auf einem Hügel bildete. Der Handelshafen (der äussere Hafen) zu Carthago, bei den Griechen Carchedon, bildete ein Rechteck, während der (innere) Kriegshafen vollkommen kreisrund war.1) Auch finden sich zu Carthago die römischen Ruinen eines Rundtempels, welcher möglicher Weise der Demeter und Proserpina geweiht war2) und der im Innern von 12 viereckigen Pfeilern getragen wurde. An das Letztere schliessen sich die aufgefundenen Ueberreste eines römischen Mosaikbodens, welcher die zwölf personificirten Monate des Jahres in byzantinischer Tracht, mit lateinischen Namen darstellt.3) Im Innern der Befestigungen von Byrsa war der Halbkreis angewandt,4) wie zu Malta und Gozzo. Nach einigen zu Carthago von ihm aufgefundenen Friesornamenten spricht Beulé auch, S. 657 die Vermuthung aus, es könnten die Araber die sogenannte Arabeske von den Phöniciern entlehnt haben, indem sie Nichts erfunden, sondern blos die Erbschaft der Byzantiner und des alten Orientes umgestaltet haben. Uebrigens war nicht allein zu Carthago der Hafen, auch Choton nach Gesenius von Kethon (schneiden, graben) genannt, kreisförmig ([fremdsprachliches Material]) angelegt, sondern auch derjenige von Tyrus und Utica, so wie von Side in Pamphylien und einer der Häfen zu Ostia; Beulé (S. 110 oben) glaubt, dass das Letztere vielleicht in Erinnerung oder in Nachahmung von Carthago geschehen sei. Rechtwinkelig sind dagegen die Felsengräber in der alten Todtenstadt von Carthago,5) welche in der Anlage und Einrichtung mit den römischen Katakomben sehr viele Aehnlichkeit, besonders ein förmliches Strassensystem hat. Das Symbol einer erhobenen Hand findet sich zuweilen in den carthagischen Gräbern, auf Basreliefs und Stelen, welches Symbol keineswegs treffend, Beulé (S. 140 oben) dahin deutet, dass die Hand vielleicht die bösen Geister

1) Beulé, a. a. O., S. 30 und S. 90 ff. vergl. mit S. 103.
2) Beulé, S. 44, Anm. 4.
3) Beulé, S. 37 oben.
4) Beulé, S. 61.
5) Beulé, S. 126 ff. und Taf. VI.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0516" n="496"/>
        <p>um welche herum die weitere Stadt allmählig entstanden und angelegt war, ein Rechteck auf einem Hügel bildete. Der Handelshafen (der äussere Hafen) zu Carthago, bei den Griechen Carchedon, bildete ein Rechteck, während der (innere) Kriegshafen vollkommen kreisrund war.<note place="foot" n="1)">Beulé, a. a. O., S. 30 und S. 90 ff. vergl. mit S. 103.<lb/></note> Auch finden sich zu Carthago die römischen Ruinen eines Rundtempels, welcher möglicher Weise der Demeter und Proserpina geweiht war<note place="foot" n="2)">Beulé, S. 44, Anm. 4.<lb/></note> und der im Innern von 12 viereckigen Pfeilern getragen wurde. An das Letztere schliessen sich die aufgefundenen Ueberreste eines römischen Mosaikbodens, welcher die zwölf personificirten Monate des Jahres in byzantinischer Tracht, mit lateinischen Namen darstellt.<note place="foot" n="3)">Beulé, S. 37 oben.<lb/></note> Im Innern der Befestigungen von Byrsa war der Halbkreis angewandt,<note place="foot" n="4)">Beulé, S. 61.<lb/></note> wie zu Malta und Gozzo. Nach einigen zu Carthago von ihm aufgefundenen Friesornamenten spricht Beulé auch, S. 657 die Vermuthung aus, es könnten die Araber die sogenannte Arabeske von den Phöniciern entlehnt haben, indem sie Nichts erfunden, sondern blos die Erbschaft der Byzantiner und des alten Orientes umgestaltet haben. Uebrigens war nicht allein zu Carthago der Hafen, auch Choton nach Gesenius von Kethon (schneiden, graben) genannt, kreisförmig (<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>) angelegt, sondern auch derjenige von Tyrus und Utica, so wie von Side in Pamphylien und einer der Häfen zu Ostia; Beulé (S. 110 oben) glaubt, dass das Letztere vielleicht in Erinnerung oder in Nachahmung von Carthago geschehen sei. Rechtwinkelig sind dagegen die Felsengräber in der alten Todtenstadt von Carthago,<note place="foot" n="5)">Beulé, S. 126 ff. und Taf. VI.<lb/></note> welche in der Anlage und Einrichtung mit den römischen Katakomben sehr viele Aehnlichkeit, besonders ein förmliches Strassensystem hat. Das Symbol einer erhobenen Hand findet sich zuweilen in den carthagischen Gräbern, auf Basreliefs und Stelen, welches Symbol keineswegs treffend, Beulé (S. 140 oben) dahin deutet, dass die Hand vielleicht die bösen Geister
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[496/0516] um welche herum die weitere Stadt allmählig entstanden und angelegt war, ein Rechteck auf einem Hügel bildete. Der Handelshafen (der äussere Hafen) zu Carthago, bei den Griechen Carchedon, bildete ein Rechteck, während der (innere) Kriegshafen vollkommen kreisrund war. 1) Auch finden sich zu Carthago die römischen Ruinen eines Rundtempels, welcher möglicher Weise der Demeter und Proserpina geweiht war 2) und der im Innern von 12 viereckigen Pfeilern getragen wurde. An das Letztere schliessen sich die aufgefundenen Ueberreste eines römischen Mosaikbodens, welcher die zwölf personificirten Monate des Jahres in byzantinischer Tracht, mit lateinischen Namen darstellt. 3) Im Innern der Befestigungen von Byrsa war der Halbkreis angewandt, 4) wie zu Malta und Gozzo. Nach einigen zu Carthago von ihm aufgefundenen Friesornamenten spricht Beulé auch, S. 657 die Vermuthung aus, es könnten die Araber die sogenannte Arabeske von den Phöniciern entlehnt haben, indem sie Nichts erfunden, sondern blos die Erbschaft der Byzantiner und des alten Orientes umgestaltet haben. Uebrigens war nicht allein zu Carthago der Hafen, auch Choton nach Gesenius von Kethon (schneiden, graben) genannt, kreisförmig (_ ) angelegt, sondern auch derjenige von Tyrus und Utica, so wie von Side in Pamphylien und einer der Häfen zu Ostia; Beulé (S. 110 oben) glaubt, dass das Letztere vielleicht in Erinnerung oder in Nachahmung von Carthago geschehen sei. Rechtwinkelig sind dagegen die Felsengräber in der alten Todtenstadt von Carthago, 5) welche in der Anlage und Einrichtung mit den römischen Katakomben sehr viele Aehnlichkeit, besonders ein förmliches Strassensystem hat. Das Symbol einer erhobenen Hand findet sich zuweilen in den carthagischen Gräbern, auf Basreliefs und Stelen, welches Symbol keineswegs treffend, Beulé (S. 140 oben) dahin deutet, dass die Hand vielleicht die bösen Geister 1) Beulé, a. a. O., S. 30 und S. 90 ff. vergl. mit S. 103. 2) Beulé, S. 44, Anm. 4. 3) Beulé, S. 37 oben. 4) Beulé, S. 61. 5) Beulé, S. 126 ff. und Taf. VI.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/516
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/516>, abgerufen am 25.11.2024.