Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

kos noch mit dem von seinen eigenen Hunden zerfleischten Aktäon. Glaukos ist auch wieder das stürmende, die Rosse erschreckende Meer selbst und wird daher [fremdsprachliches Material], der die Pferde Erschreckende und Scheuchende genannt. Endlich gehört auch hierher Diomedes, der Sohn des Atlas und der Asterie, welchen seine eigenen Rosse getödtet haben sollen.1)

In dem Dionysosdienste folgte auf die Zerreissung des Dionysos die eigentliche Leichenklage, ganz in ägyp tisch-orientalischer Weise (besonders von Frauen) begangen mit Jammern und Wehrufen, auf dem Boden sitzend und die Gesichter mit Lehm und Kleien beschmiert; offenbar auch zugleich eine sinnbildliche Darstellung des eigenen befleckten und sündhaften Zustandes. Sie endigte, da eine Leichenfeier nach orientalischen Begriffen verunreinigt, mit Sühnungen und Reinigungen durch Gebete und Waschungen oder Räucherungen. "Ich entrann dem Uebel und fand das Bessere," riefen nun die Gesühnten und Gereinigten, unverkennbar mit Hinsicht auf den jetzigen Zustand eines Geweihten und dem Schutze und der Obhut des Todtenbeherrschers Untergegebenen in Vergleich zu dem früheren unheiligen und Bündhaften Zustand eines Uneingeweihten. Ohne Zweifel hatte die Formel neben dem religiösen auch noch einen moralischen Sinn: vom Beginne eines besseren, sittlich reineren Lebens, das "nach Vollendung so langjähriger Reinigungen von den im Gemüthe haftenden Schmutzflecken jetzt endlich eintrat," wie sich Lysis in einem Briefe ausdrückt, indem er von den Vorbereitungen und Vorweihen spricht, welche die Schüler des Pythagoras zu durchgehen hatten, ehe sie durch die Orphica in den Kreis der inneren Schule aufgenommen wurden. Den Schluss bildeten wohl die nachahmenden Gebräuche eines Leichenmahles: das hochheilige Mahl ([fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material]), das nach feierlichen Weinspenden ([fremdsprachliches Material]), Libationen für den verstorbenen Gott, den Geber des Weines, der Hauptsache nach im Kosten eines rohen Stückes

1) Funke, a. a. O., unter Diomedes; Gaedechens, S. 200. Vollmer, vollständiges Wörterbuch der Mythol. unter Diomedes; Preller, griech. Mythol., II. S. 140.

kos noch mit dem von seinen eigenen Hunden zerfleischten Aktäon. Glaukos ist auch wieder das stürmende, die Rosse erschreckende Meer selbst und wird daher [fremdsprachliches Material], der die Pferde Erschreckende und Scheuchende genannt. Endlich gehört auch hierher Diomedes, der Sohn des Atlas und der Asterie, welchen seine eigenen Rosse getödtet haben sollen.1)

In dem Dionysosdienste folgte auf die Zerreissung des Dionysos die eigentliche Leichenklage, ganz in ägyp tisch-orientalischer Weise (besonders von Frauen) begangen mit Jammern und Wehrufen, auf dem Boden sitzend und die Gesichter mit Lehm und Kleien beschmiert; offenbar auch zugleich eine sinnbildliche Darstellung des eigenen befleckten und sündhaften Zustandes. Sie endigte, da eine Leichenfeier nach orientalischen Begriffen verunreinigt, mit Sühnungen und Reinigungen durch Gebete und Waschungen oder Räucherungen. „Ich entrann dem Uebel und fand das Bessere,“ riefen nun die Gesühnten und Gereinigten, unverkennbar mit Hinsicht auf den jetzigen Zustand eines Geweihten und dem Schutze und der Obhut des Todtenbeherrschers Untergegebenen in Vergleich zu dem früheren unheiligen und Bündhaften Zustand eines Uneingeweihten. Ohne Zweifel hatte die Formel neben dem religiösen auch noch einen moralischen Sinn: vom Beginne eines besseren, sittlich reineren Lebens, das „nach Vollendung so langjähriger Reinigungen von den im Gemüthe haftenden Schmutzflecken jetzt endlich eintrat,“ wie sich Lysis in einem Briefe ausdrückt, indem er von den Vorbereitungen und Vorweihen spricht, welche die Schüler des Pythagoras zu durchgehen hatten, ehe sie durch die Orphica in den Kreis der inneren Schule aufgenommen wurden. Den Schluss bildeten wohl die nachahmenden Gebräuche eines Leichenmahles: das hochheilige Mahl ([fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material]), das nach feierlichen Weinspenden ([fremdsprachliches Material]), Libationen für den verstorbenen Gott, den Geber des Weines, der Hauptsache nach im Kosten eines rohen Stückes

1) Funke, a. a. O., unter Diomedes; Gaedechens, S. 200. Vollmer, vollständiges Wörterbuch der Mythol. unter Diomedes; Preller, griech. Mythol., II. S. 140.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0612" n="592"/>
        <p>
     kos noch mit dem von seinen eigenen Hunden zerfleischten Aktäon. Glaukos ist auch wieder das stürmende, die Rosse erschreckende Meer selbst und wird daher <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, der die Pferde Erschreckende und Scheuchende genannt. Endlich gehört auch hierher Diomedes, der Sohn des Atlas und der Asterie, welchen seine eigenen Rosse getödtet haben sollen.<note place="foot" n="1)">Funke, a. a. O., unter Diomedes; Gaedechens, S. 200. Vollmer, vollständiges Wörterbuch der Mythol. unter Diomedes; Preller, griech. Mythol., II. S. 140.<lb/></note></p>
        <p>
 In dem Dionysosdienste folgte auf die Zerreissung
 des Dionysos die eigentliche Leichenklage, ganz in ägyp
 tisch-orientalischer Weise (besonders von Frauen) begangen mit Jammern und Wehrufen, auf dem Boden sitzend und die Gesichter mit Lehm und Kleien beschmiert; offenbar auch zugleich eine sinnbildliche Darstellung des eigenen befleckten und sündhaften Zustandes. Sie endigte, da eine Leichenfeier nach orientalischen Begriffen verunreinigt, mit Sühnungen und Reinigungen durch Gebete und Waschungen oder Räucherungen. &#x201E;Ich entrann dem Uebel und
 fand das Bessere,&#x201C; riefen nun die Gesühnten und Gereinigten, unverkennbar mit Hinsicht auf den jetzigen Zustand eines Geweihten und dem Schutze und der Obhut des Todtenbeherrschers Untergegebenen in Vergleich zu dem früheren unheiligen und Bündhaften Zustand eines Uneingeweihten. Ohne Zweifel hatte die Formel neben dem religiösen auch noch einen moralischen Sinn: vom Beginne eines besseren, sittlich reineren Lebens, das &#x201E;nach Vollendung so langjähriger Reinigungen von den im Gemüthe haftenden Schmutzflecken jetzt endlich eintrat,&#x201C; wie sich Lysis in einem Briefe ausdrückt, indem er von den Vorbereitungen und Vorweihen spricht, welche die Schüler des Pythagoras zu durchgehen hatten, ehe sie durch die Orphica in den Kreis der inneren Schule aufgenommen wurden. Den Schluss bildeten wohl die nachahmenden Gebräuche eines Leichenmahles: das hochheilige Mahl (<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>), das nach feierlichen Weinspenden (<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>), Libationen für den verstorbenen Gott, den Geber des Weines, der Hauptsache nach im Kosten eines rohen Stückes
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[592/0612] kos noch mit dem von seinen eigenen Hunden zerfleischten Aktäon. Glaukos ist auch wieder das stürmende, die Rosse erschreckende Meer selbst und wird daher _ , der die Pferde Erschreckende und Scheuchende genannt. Endlich gehört auch hierher Diomedes, der Sohn des Atlas und der Asterie, welchen seine eigenen Rosse getödtet haben sollen. 1) In dem Dionysosdienste folgte auf die Zerreissung des Dionysos die eigentliche Leichenklage, ganz in ägyp tisch-orientalischer Weise (besonders von Frauen) begangen mit Jammern und Wehrufen, auf dem Boden sitzend und die Gesichter mit Lehm und Kleien beschmiert; offenbar auch zugleich eine sinnbildliche Darstellung des eigenen befleckten und sündhaften Zustandes. Sie endigte, da eine Leichenfeier nach orientalischen Begriffen verunreinigt, mit Sühnungen und Reinigungen durch Gebete und Waschungen oder Räucherungen. „Ich entrann dem Uebel und fand das Bessere,“ riefen nun die Gesühnten und Gereinigten, unverkennbar mit Hinsicht auf den jetzigen Zustand eines Geweihten und dem Schutze und der Obhut des Todtenbeherrschers Untergegebenen in Vergleich zu dem früheren unheiligen und Bündhaften Zustand eines Uneingeweihten. Ohne Zweifel hatte die Formel neben dem religiösen auch noch einen moralischen Sinn: vom Beginne eines besseren, sittlich reineren Lebens, das „nach Vollendung so langjähriger Reinigungen von den im Gemüthe haftenden Schmutzflecken jetzt endlich eintrat,“ wie sich Lysis in einem Briefe ausdrückt, indem er von den Vorbereitungen und Vorweihen spricht, welche die Schüler des Pythagoras zu durchgehen hatten, ehe sie durch die Orphica in den Kreis der inneren Schule aufgenommen wurden. Den Schluss bildeten wohl die nachahmenden Gebräuche eines Leichenmahles: das hochheilige Mahl (_ _ ), das nach feierlichen Weinspenden (_ ), Libationen für den verstorbenen Gott, den Geber des Weines, der Hauptsache nach im Kosten eines rohen Stückes 1) Funke, a. a. O., unter Diomedes; Gaedechens, S. 200. Vollmer, vollständiges Wörterbuch der Mythol. unter Diomedes; Preller, griech. Mythol., II. S. 140.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/612
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/612>, abgerufen am 22.11.2024.