Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.worüber so verschiedene Aufklärungen und Auslegungen versucht worden, ist ein Symbol des auch in Griechenland wie in Aegypten, Indien, bei den Germanen u. s. w., zwischen dem Krieger- und dem Priesterstande gekämpften Kampfes, ob die rohe Gewalt oder die Einsicht gebieten und herrschen solle; die rohe Gewalt unterliegt und muss den Zwecken der Einsicht dienen, was man mythologisch so ausdrückt, dass Herakles und Apollo zuerst mit einander streiten und dann befreundet werden. Herakles ist der fahrende Ritter des frühesten griechischen Mittelalters, der Gott und Ahnherr der griechischen Helden- und Fürstengesehlechter, besonders der dorischen Herakliden. Als eine feste Staatsordnung eintrat, als durch den Apollocultus und die apollinischen Orakel höhere Bildung und Weisheit Einfluss zu gewinnen begann, mussten die ritterlichen Kriegsfahrten und Faustkämpfe aufhören und nicht Herakles, sondern der schwächliche Eurystheus erhält die Herrschaft über Argos und nach dem Ausspruche des Orakels zu Delphi muss diesem zur Sühne seiner Gewaltthaten, seiner Verbrechen Herakles eine Enneateris, neun Jahre, die mythischen neun Monate dienen.1) Athena als Göttin auch des Krieges, des Ritterthums ist die schützende Freundin des ritterlichen Herakles, aber die gesetzliche Hera ist seine unversöhnliche Feindin. Die Heraklessage2) oder vielmehr die Heraklessagen sind deshalb bei den Griechen stets umfassender und ausgedehnter geworden, weil der zum irdischen Ritter und Streiter verkörperte Sonnengott die Gesammtgeschichte der griechischen Sagenhelden in sich aufnehmen, seine Sage zur Sage der Sagen und er selbst zum Helden der Helden, der ritterlichen Herrgeschlechter und Städte werden musste. Die Heraklesmythe ist die Sammlung der verschiedenen Heldensagen der Griechen und selbst des Auslandes, besonders der asiatischen Helden,3) 1) Preller, a. a. O., II. S. 105 und 110 S. 126. 2) Vergl. Böttiger, Kunstmythol., II. S. 389 ff. 3) Vergl. auch Preller, a.a. O., II. S. 116; Welker, a. a. O., II. S. 749 ff., welcher letztere den Herakles besonders mit dem parsischen Rustem vergleicht, wie namentlich auch Rustem die Streitkeule führe und wie in den rumänischen Liedern die Walachen und in der Ilias Nestor von einem Keulenmann, [fremdsprachliches Material], reden.
worüber so verschiedene Aufklärungen und Auslegungen versucht worden, ist ein Symbol des auch in Griechenland wie in Aegypten, Indien, bei den Germanen u. s. w., zwischen dem Krieger- und dem Priesterstande gekämpften Kampfes, ob die rohe Gewalt oder die Einsicht gebieten und herrschen solle; die rohe Gewalt unterliegt und muss den Zwecken der Einsicht dienen, was man mythologisch so ausdrückt, dass Herakles und Apollo zuerst mit einander streiten und dann befreundet werden. Herakles ist der fahrende Ritter des frühesten griechischen Mittelalters, der Gott und Ahnherr der griechischen Helden- und Fürstengesehlechter, besonders der dorischen Herakliden. Als eine feste Staatsordnung eintrat, als durch den Apollocultus und die apollinischen Orakel höhere Bildung und Weisheit Einfluss zu gewinnen begann, mussten die ritterlichen Kriegsfahrten und Faustkämpfe aufhören und nicht Herakles, sondern der schwächliche Eurystheus erhält die Herrschaft über Argos und nach dem Ausspruche des Orakels zu Delphi muss diesem zur Sühne seiner Gewaltthaten, seiner Verbrechen Herakles eine Enneateris, neun Jahre, die mythischen neun Monate dienen.1) Athena als Göttin auch des Krieges, des Ritterthums ist die schützende Freundin des ritterlichen Herakles, aber die gesetzliche Hera ist seine unversöhnliche Feindin. Die Heraklessage2) oder vielmehr die Heraklessagen sind deshalb bei den Griechen stets umfassender und ausgedehnter geworden, weil der zum irdischen Ritter und Streiter verkörperte Sonnengott die Gesammtgeschichte der griechischen Sagenhelden in sich aufnehmen, seine Sage zur Sage der Sagen und er selbst zum Helden der Helden, der ritterlichen Herrgeschlechter und Städte werden musste. Die Heraklesmythe ist die Sammlung der verschiedenen Heldensagen der Griechen und selbst des Auslandes, besonders der asiatischen Helden,3) 1) Preller, a. a. O., II. S. 105 und 110 S. 126. 2) Vergl. Böttiger, Kunstmythol., II. S. 389 ff. 3) Vergl. auch Preller, a.a. O., II. S. 116; Welker, a. a. O., II. S. 749 ff., welcher letztere den Herakles besonders mit dem parsischen Rustem vergleicht, wie namentlich auch Rustem die Streitkeule führe und wie in den rumänischen Liedern die Walachen und in der Ilias Nestor von einem Keulenmann, [fremdsprachliches Material], reden.
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worüber so verschiedene Aufklärungen und Auslegungen versucht worden, ist ein Symbol des auch in Griechenland wie in Aegypten, Indien, bei den Germanen u. s. w., zwischen dem Krieger- und dem Priesterstande gekämpften Kampfes, ob die rohe Gewalt oder die Einsicht gebieten und herrschen solle; die rohe Gewalt unterliegt und muss den Zwecken der Einsicht dienen, was man mythologisch so ausdrückt, dass Herakles und Apollo zuerst mit einander streiten und dann befreundet werden. Herakles ist der fahrende Ritter des frühesten griechischen Mittelalters, der Gott und Ahnherr der griechischen Helden- und Fürstengesehlechter, besonders der dorischen Herakliden. Als eine feste Staatsordnung eintrat, als durch den Apollocultus und die apollinischen Orakel höhere Bildung und Weisheit Einfluss zu gewinnen begann, mussten die ritterlichen Kriegsfahrten und Faustkämpfe aufhören und nicht Herakles, sondern der schwächliche Eurystheus erhält die Herrschaft über Argos und nach dem Ausspruche des Orakels zu Delphi muss diesem zur Sühne seiner Gewaltthaten, seiner Verbrechen Herakles eine Enneateris, neun Jahre, die mythischen neun Monate dienen. 1) Athena als Göttin auch des Krieges, des Ritterthums ist die schützende Freundin des ritterlichen Herakles, aber die gesetzliche Hera ist seine unversöhnliche Feindin. Die Heraklessage 2) oder vielmehr die Heraklessagen sind deshalb bei den Griechen stets umfassender und ausgedehnter geworden, weil der zum irdischen Ritter und Streiter verkörperte Sonnengott die Gesammtgeschichte der griechischen Sagenhelden in sich aufnehmen, seine Sage zur Sage der Sagen und er selbst zum Helden der Helden, der ritterlichen Herrgeschlechter und Städte werden musste. Die Heraklesmythe ist die Sammlung der verschiedenen Heldensagen der Griechen und selbst des Auslandes, besonders der asiatischen Helden, 3)
1) Preller, a. a. O., II. S. 105 und 110 S. 126.
2) Vergl. Böttiger, Kunstmythol., II. S. 389 ff.
3) Vergl. auch Preller, a.a. O., II. S. 116; Welker, a. a. O., II. S. 749 ff., welcher letztere den Herakles besonders mit dem parsischen Rustem vergleicht, wie namentlich auch Rustem die Streitkeule führe und wie in den rumänischen Liedern die Walachen und in der Ilias Nestor von einem Keulenmann, _ , reden.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/621>, abgerufen am 26.06.2024. |