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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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ewige Licht, mit welchem und in dem die gesuchte Kore wieder gefunden werden wird, und die eleusinischen Geheimnisse sind die Feier des irdischen Todes und der himmlischen Wiederauferstehung. Die Demeter ist die Stifterin des eleusinischen Gottesdienstes,1) d. h. ihr Suchen und ihr Wehklagen, das Verschwinden und das Wiederfinden der Kore2) sind, der Gegenstand der Eleusinien, die Eleusinien sind die Erinnerungsfeier des Leidens und Lebens der Demeter und ihrer Tochter Kore, des Jahreslaufes. Mit Hinsicht auf das neuntägige Suchen der Demeter scheint angenommen zu werden dürfen, dass eigentlich auch die Kore nur drei Monate in der Unterwelt bei ihrem Gemahle Aidoneus abwesend war oder im Grabe bis zu ihrer Rückkehr ruhte. Die Zustände ([fremdsprachliches Material]) der Persephone sind die wechselnden Zustände oder Zeiten der Erdvegation des Jahres, welcher Jahreszeiten auch die Griechen nach Preller, a. a. O., S. 117 ff.,3) vier annah-

1) Ueber die Eleusinien vergl. auch Schoemann, II. S. 338 ff., und Preller in Pauly's Realencyklopädie, III.
2) Den Namen [fremdsprachliches Material] (Jungfrau) und [fremdsprachliches Material](Jüngling) leitet Hugo Weber, etyniologische Studien, I. S. 32 unten, ab von der Wurzel [fremdsprachliches Material], cer, d. i. vom hellen glänzenden und frischen Aussehen. In dieser Abstammung würde [fremdsprachliches Material] sich berühren mit [fremdsprachliches Material], der Tod, woher die Keren, die tödtenden Göttinnen, indem auch dieser [fremdsprachliches Material] seinen Namen von der bleichen (Todes-) Farbe trägt. Auch Ceres soll nach Weber gebildet sein aus cer-, [fremdsprachliches Material] (glänzen, schimmern) durch das sanskr. Suffix -as, lat. us, -ur, -es, -er und soll die glänzende Frucht bedeuten. Rinck, a. a. O., I. S. 109, lässt das lat. Ceres von Axiokersa, dem samothracischen Namen der Persephone, stammen; die Kore war nach ihm (S. 140) in ihrer Grundbedeutung der ausgestreute Samen, denn in der Menschenwelt gehe es wie bei einem Saatfelde; wenn sie ihre Frucht gebracht hat, werde sie eingethan durch die Hand der Schnitter; deshalb sei auch der Erntekranz, den man beim Erntefest umhergetragen, einem Verstorbenen, einem schon Eingebrachten zu Ehren aufgehängt worden; daher erkläre sich ferner die Verbindung der Targelia als des Erntefestes mit der Lustration von Athen; der orphische Hymnus nenne die Persephone "Leben allein und Tod für die mühebeladenen Menschen." Bedeutungsvoll gebiert nach Hesiod Th. 214 ff. die dunkle Nacht von sich das Schicksal ([fremdsprachliches Material]), das schwarze Verhängniss ([fremdsprachliches Material]), den Tod ([fremdsprachliches Material]), den Schlaf ([fremdsprachliches Material]) und die Träume ([fremdsprachliches Material]); sie alle ruhen in der Erde dunklem Schosse, in der Unterwelt, in dem Reiche der Persephone (Rinck, I. S 147).
3) Vergl. auch Welker, a. a. O., II. S. 476 ff. und S. 511 ff.,

ewige Licht, mit welchem und in dem die gesuchte Kore wieder gefunden werden wird, und die eleusinischen Geheimnisse sind die Feier des irdischen Todes und der himmlischen Wiederauferstehung. Die Demeter ist die Stifterin des eleusinischen Gottesdienstes,1) d. h. ihr Suchen und ihr Wehklagen, das Verschwinden und das Wiederfinden der Kore2) sind, der Gegenstand der Eleusinien, die Eleusinien sind die Erinnerungsfeier des Leidens und Lebens der Demeter und ihrer Tochter Kore, des Jahreslaufes. Mit Hinsicht auf das neuntägige Suchen der Demeter scheint angenommen zu werden dürfen, dass eigentlich auch die Kore nur drei Monate in der Unterwelt bei ihrem Gemahle Aïdoneus abwesend war oder im Grabe bis zu ihrer Rückkehr ruhte. Die Zustände ([fremdsprachliches Material]) der Persephone sind die wechselnden Zustände oder Zeiten der Erdvegation des Jahres, welcher Jahreszeiten auch die Griechen nach Preller, a. a. O., S. 117 ff.,3) vier annah-

1) Ueber die Eleusinien vergl. auch Schoemann, II. S. 338 ff., und Preller in Pauly’s Realencyklopädie, III.
2) Den Namen [fremdsprachliches Material] (Jungfrau) und [fremdsprachliches Material](Jüngling) leitet Hugo Weber, etyniologische Studien, I. S. 32 unten, ab von der Wurzel [fremdsprachliches Material], cer, d. i. vom hellen glänzenden und frischen Aussehen. In dieser Abstammung würde [fremdsprachliches Material] sich berühren mit [fremdsprachliches Material], der Tod, woher die Keren, die tödtenden Göttinnen, indem auch dieser [fremdsprachliches Material] seinen Namen von der bleichen (Todes-) Farbe trägt. Auch Ceres soll nach Weber gebildet sein aus cer-, [fremdsprachliches Material] (glänzen, schimmern) durch das sanskr. Suffix -as, lat. us, -ur, -es, -er und soll die glänzende Frucht bedeuten. Rinck, a. a. O., I. S. 109, lässt das lat. Ceres von Axiokersa, dem samothracischen Namen der Persephone, stammen; die Kore war nach ihm (S. 140) in ihrer Grundbedeutung der ausgestreute Samen, denn in der Menschenwelt gehe es wie bei einem Saatfelde; wenn sie ihre Frucht gebracht hat, werde sie eingethan durch die Hand der Schnitter; deshalb sei auch der Erntekranz, den man beim Erntefest umhergetragen, einem Verstorbenen, einem schon Eingebrachten zu Ehren aufgehängt worden; daher erkläre sich ferner die Verbindung der Targelia als des Erntefestes mit der Lustration von Athen; der orphische Hymnus nenne die Persephone „Leben allein und Tod für die mühebeladenen Menschen.“ Bedeutungsvoll gebiert nach Hesiod Th. 214 ff. die dunkle Nacht von sich das Schicksal ([fremdsprachliches Material]), das schwarze Verhängniss ([fremdsprachliches Material]), den Tod ([fremdsprachliches Material]), den Schlaf ([fremdsprachliches Material]) und die Träume ([fremdsprachliches Material]); sie alle ruhen in der Erde dunklem Schosse, in der Unterwelt, in dem Reiche der Persephone (Rinck, I. S 147).
3) Vergl. auch Welker, a. a. O., II. S. 476 ff. und S. 511 ff.,
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[651/0671] ewige Licht, mit welchem und in dem die gesuchte Kore wieder gefunden werden wird, und die eleusinischen Geheimnisse sind die Feier des irdischen Todes und der himmlischen Wiederauferstehung. Die Demeter ist die Stifterin des eleusinischen Gottesdienstes, 1) d. h. ihr Suchen und ihr Wehklagen, das Verschwinden und das Wiederfinden der Kore 2) sind, der Gegenstand der Eleusinien, die Eleusinien sind die Erinnerungsfeier des Leidens und Lebens der Demeter und ihrer Tochter Kore, des Jahreslaufes. Mit Hinsicht auf das neuntägige Suchen der Demeter scheint angenommen zu werden dürfen, dass eigentlich auch die Kore nur drei Monate in der Unterwelt bei ihrem Gemahle Aïdoneus abwesend war oder im Grabe bis zu ihrer Rückkehr ruhte. Die Zustände (_ ) der Persephone sind die wechselnden Zustände oder Zeiten der Erdvegation des Jahres, welcher Jahreszeiten auch die Griechen nach Preller, a. a. O., S. 117 ff., 3) vier annah- 1) Ueber die Eleusinien vergl. auch Schoemann, II. S. 338 ff., und Preller in Pauly’s Realencyklopädie, III. 2) Den Namen _ (Jungfrau) und _ (Jüngling) leitet Hugo Weber, etyniologische Studien, I. S. 32 unten, ab von der Wurzel _ , cer, d. i. vom hellen glänzenden und frischen Aussehen. In dieser Abstammung würde _ sich berühren mit _ , der Tod, woher die Keren, die tödtenden Göttinnen, indem auch dieser _ seinen Namen von der bleichen (Todes-) Farbe trägt. Auch Ceres soll nach Weber gebildet sein aus cer-, _ (glänzen, schimmern) durch das sanskr. Suffix -as, lat. us, -ur, -es, -er und soll die glänzende Frucht bedeuten. Rinck, a. a. O., I. S. 109, lässt das lat. Ceres von Axiokersa, dem samothracischen Namen der Persephone, stammen; die Kore war nach ihm (S. 140) in ihrer Grundbedeutung der ausgestreute Samen, denn in der Menschenwelt gehe es wie bei einem Saatfelde; wenn sie ihre Frucht gebracht hat, werde sie eingethan durch die Hand der Schnitter; deshalb sei auch der Erntekranz, den man beim Erntefest umhergetragen, einem Verstorbenen, einem schon Eingebrachten zu Ehren aufgehängt worden; daher erkläre sich ferner die Verbindung der Targelia als des Erntefestes mit der Lustration von Athen; der orphische Hymnus nenne die Persephone „Leben allein und Tod für die mühebeladenen Menschen.“ Bedeutungsvoll gebiert nach Hesiod Th. 214 ff. die dunkle Nacht von sich das Schicksal (_ ), das schwarze Verhängniss (_ ), den Tod (_ ), den Schlaf (_ ) und die Träume (_ ); sie alle ruhen in der Erde dunklem Schosse, in der Unterwelt, in dem Reiche der Persephone (Rinck, I. S 147). 3) Vergl. auch Welker, a. a. O., II. S. 476 ff. und S. 511 ff.,

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/671>, abgerufen am 22.11.2024.