Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.welche einstens in dem Dichterkreise zu Weimar glänzte: "Nie hat mir der Zusammenhang dieses oder jenes Lebens klarer vor Sinn und Augen gestanden; es ist ein Strahl des Lebens, der. von dem ersten Lebenstage durch alle Ewigkeiten trägt; er geht aus von Gott und führt zu Gott." Mit dem Entzünden der Flamme vor dem maurerischen Sarkophage als dem Symbole des durch den Verstorbenen nun erreichten ewigen Lichtes und Lebens darf vielleicht ein symbolischer Ostergebrauch in Verbindung und Vorgleichung gebracht werden, welcher noch dermalen alljährlich am Ostersamstage zu Jerusalem bei den christlichen Griechen und Armeniern stattfindet und sich zugleich innigst mit den germanischen Frühlingsfeuern berührt. Aus einem Loche in der Kapelle des heiligen Grabes zu Jerusalem schlägt jährlich, im Beisein des türkischen Pascha zur Verhütung von Unordnungen und Streitigkeiten, die heilige Flamme neu hervor, woran alsdann die vorher alle gelöschtenLichter wieder entzündet werden, indem das Feuer mit bereit gehaltenen Fackeln schnell von einem Gläubigen zu dem andern getragen wird.1) Dieses Entzünden der jährlichen heiligen Osterflamme ist zunächst nur ein Symbol des sich jährlich neu entzündeten Blitzes- und Gewitterfeuers und des dadurch geweckten neuen Natur- und Frühlingslebens und sodann des ewigen himmlischen Lichtes, welches Christus gebracht hat und das die ihm Folgenden im Tode finden sollen. Das Symbol der Flamme als Zeichen des erwachten Frühlingslebens und der Jahresfruchtbarkeit findet sich auch bereits in dem Cultus des thrakischen Dionysos und des sogenannten kretischen oder idäischen Zeus, dessen eigentlicher asiatischer Name den Griechen verloren gegangen ist, indem sie den asiatischen, jährlich neu geborenen Sohn der Rhea ihrem davon völlig verschiedenen Zeus gleichstellten.2) Der jerusalemische Gebrauch ist vermuthlich ein Ueberrest oder eine Umgestaltung des alten kretischen Gebrauches. Aus der heiligen Bierenhöhle auf Kreta, worin Rhea den Zeus geboren 1) Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 378. 2) Welker, griech. Götterlehre, I. S. 428 und II. S. 222.
welche einstens in dem Dichterkreise zu Weimar glänzte: „Nie hat mir der Zusammenhang dieses oder jenes Lebens klarer vor Sinn und Augen gestanden; es ist ein Strahl des Lebens, der. von dem ersten Lebenstage durch alle Ewigkeiten trägt; er geht aus von Gott und führt zu Gott.“ Mit dem Entzünden der Flamme vor dem maurerischen Sarkophage als dem Symbole des durch den Verstorbenen nun erreichten ewigen Lichtes und Lebens darf vielleicht ein symbolischer Ostergebrauch in Verbindung und Vorgleichung gebracht werden, welcher noch dermalen alljährlich am Ostersamstage zu Jerusalem bei den christlichen Griechen und Armeniern stattfindet und sich zugleich innigst mit den germanischen Frühlingsfeuern berührt. Aus einem Loche in der Kapelle des heiligen Grabes zu Jerusalem schlägt jährlich, im Beisein des türkischen Pascha zur Verhütung von Unordnungen und Streitigkeiten, die heilige Flamme neu hervor, woran alsdann die vorher alle gelöschtenLichter wieder entzündet werden, indem das Feuer mit bereit gehaltenen Fackeln schnell von einem Gläubigen zu dem andern getragen wird.1) Dieses Entzünden der jährlichen heiligen Osterflamme ist zunächst nur ein Symbol des sich jährlich neu entzündeten Blitzes- und Gewitterfeuers und des dadurch geweckten neuen Natur- und Frühlingslebens und sodann des ewigen himmlischen Lichtes, welches Christus gebracht hat und das die ihm Folgenden im Tode finden sollen. Das Symbol der Flamme als Zeichen des erwachten Frühlingslebens und der Jahresfruchtbarkeit findet sich auch bereits in dem Cultus des thrakischen Dionysos und des sogenannten kretischen oder idäischen Zeus, dessen eigentlicher asiatischer Name den Griechen verloren gegangen ist, indem sie den asiatischen, jährlich neu geborenen Sohn der Rhea ihrem davon völlig verschiedenen Zeus gleichstellten.2) Der jerusalemische Gebrauch ist vermuthlich ein Ueberrest oder eine Umgestaltung des alten kretischen Gebrauches. Aus der heiligen Bierenhöhle auf Kreta, worin Rhea den Zeus geboren 1) Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 378. 2) Welker, griech. Götterlehre, I. S. 428 und II. S. 222.
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welche einstens in dem Dichterkreise zu Weimar glänzte: „Nie hat mir der Zusammenhang dieses oder jenes Lebens klarer vor Sinn und Augen gestanden; es ist ein Strahl des Lebens, der. von dem ersten Lebenstage durch alle Ewigkeiten trägt; er geht aus von Gott und führt zu Gott.“
Mit dem Entzünden der Flamme vor dem maurerischen Sarkophage als dem Symbole des durch den Verstorbenen nun erreichten ewigen Lichtes und Lebens darf vielleicht ein symbolischer Ostergebrauch in Verbindung und Vorgleichung gebracht werden, welcher noch dermalen alljährlich am Ostersamstage zu Jerusalem bei den christlichen Griechen und Armeniern stattfindet und sich zugleich innigst mit den germanischen Frühlingsfeuern berührt. Aus einem Loche in der Kapelle des heiligen Grabes zu Jerusalem schlägt jährlich, im Beisein des türkischen Pascha zur Verhütung von Unordnungen und Streitigkeiten, die heilige Flamme neu hervor, woran alsdann die vorher alle gelöschtenLichter wieder entzündet werden, indem das Feuer mit bereit gehaltenen Fackeln schnell von einem Gläubigen zu dem andern getragen wird. 1) Dieses Entzünden der jährlichen heiligen Osterflamme ist zunächst nur ein Symbol des sich jährlich neu entzündeten Blitzes- und Gewitterfeuers und des dadurch geweckten neuen Natur- und Frühlingslebens und sodann des ewigen himmlischen Lichtes, welches Christus gebracht hat und das die ihm Folgenden im Tode finden sollen. Das Symbol der Flamme als Zeichen des erwachten Frühlingslebens und der Jahresfruchtbarkeit findet sich auch bereits in dem Cultus des thrakischen Dionysos und des sogenannten kretischen oder idäischen Zeus, dessen eigentlicher asiatischer Name den Griechen verloren gegangen ist, indem sie den asiatischen, jährlich neu geborenen Sohn der Rhea ihrem davon völlig verschiedenen Zeus gleichstellten. 2) Der jerusalemische Gebrauch ist vermuthlich ein Ueberrest oder eine Umgestaltung des alten kretischen Gebrauches. Aus der heiligen Bierenhöhle auf Kreta, worin Rhea den Zeus geboren
1) Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 378.
2) Welker, griech. Götterlehre, I. S. 428 und II. S. 222.
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